#392: Homefront (DS9 4.10)

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1. Januar 1996:
Verspätet bringt Deep Space Nine die Story, die zum Staffelwechsel geplant war – und der epische Zweiteiler auf der Erde erfüllt Simon & Sebastian gleich drei Wünsche auf einmal: Föderationspolitik! Zivilbevölkerung! Brotpudding-Soufflé! Für Sisko & Co. wird es jedoch zunehmend finster: Attentate… Changelings… Paranoia… Am Ende sogar zappenduster, weil Stromausfall. Fortsetzung folgt nächste Woche.

In Deutschland: Die Front, auf VHS am 24. Oktober 1996, ausgestrahlt am 25. Oktober 1996.

Dieser Beitrag hat 62 Kommentare

  1. Maestro84

    Dies ist eine Folge, bei der ich mir immer denke, dass man in der heutigen Zeit das Thema auf eine halbe Staffel verteilt hätte (also moderne, halbe Staffel). Ich mag diese Folge, weil die Erde mal direkt bedroht ist, aber bei all den Themen bemerke ich immer wieder, dass 45 Minuten für den ersten Teil halt verdammt wenig sind. Ich verzeihe dieses hohe Tempo aber am Ende auch schnell wieder, da wir uns hier halt in den 90ern befinden und nicht in den 2010ern. Über Merkwürdigkeiten wie nur einen Stromverteiler für die ganze Erde – da hat sogar Lüdenscheid mehr – oder die Umgehung jedweder Parlamente und/oder Hierarchien der Sternenflotte sehe ich wohlwollend drüber, denn es ist einfach mal schön, dass die Erde selbst ins Fadenkreuz der Schreiberlinge geraten ist. Beim nächsten Mal ein paar Staffeln weiter sieht die Lage ja weniger nett aus.

    General „Hartei“ tut mir übrigens fast leid. Eben noch ein Freiheitskämpfer gegen einen trumpistischen Erdenpräsidenten in B5, wird er mittschiffs getroffen und wacht als halber (?) Fascho in Trekhausen auf. Das Verhalten gegenüber der alten Zusage bei B5 macht mir den Schauspieler übrigens massiv unsympathisch. Zum Glück taucht er nur zwei Folgen in DS9 auf.

    PS: Die Folgenlänge ist übrigens nicht nett, wenn man vom Wochenende noch aus einem anderen Podcast über acht Stunden zu hören hat O.o .

  2. TaiFei

    Sehr schöne Besprechung einer Super-Folge. Auch Eure Querverweise auf COVID sind sehr wichtig und ja die Diskussion ist wichtig.
    btw. Opa Sisko finde ich persönlich auch sehr schwierig. Gerade sein Umgang mit dem anderen Personal im Restaurant ist problematisch. Ich hätte da gekündigt. Nichts desto weniger bringt er hier durchaus richtige Argumente auf das Tableau.

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    1. sternburg

      Wir hatten das Thema in der angesprochenen Literaturfolge übers Freilichtmuseum New Orleans schon mal:

      Die müssen nicht kündigen, die können einfach gehen. Sie kriegen ja auch kein Geld oder brauchen den Job für ihre Krankenversicherung oder ihre Aufenthaltserlaubnis oder sowas (Grüße an Elon Musk).

      Warum man sich von allen Jobs im Freilichtmuseum ausgerechnet den des Muschelschrubbers bei Opa Sisko aussucht, das wird so oder so rätselhaft bleiben.

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      1. TaiFei

        „Die müssen nicht kündigen, die können einfach gehen.“
        Ja, das ist mir schon bewusst. Ich hätte mit Muscheln schrubben ja auch grundsätzlich kein Problem. Kartoffeln schälen ist auch nicht besser, gehört aber eben zum kochen dazu. Das Problem war für mich eher, der Umgang durch Opa Sisko. Der hat die anderen ja wie dumme Kinder behandelt, die selbst Wasser anbrennen lassen. Das ist ein toxisches Klima und welches wiederum nur toleriert werden würde, wenn man auf die Tätigkeit angewiesen wäre, was lt. Star Trek-Logik nicht der Fall ist.

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        1. Kleiner Bruder

          Er hat ihnen versprochen, sie in die Geheimnisse der Kochkunst einzuweihen. Und für Kunst muss man leiden! 🤔

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      2. Maestro84

        Meine Theorien:

        – Es gibt noch Menschen, die ein Handwerk lernen wollen und deshalb auch Lehrjahre akzeptieren, die keine Herrenjahre sind.

        – Es gibt Menschen, die so nebenher ein paar Stunden in der Woche „arbeiten“ gehen. Mein Vater fährt so als Rentner neun Stunden die Woche Menschen in Behindertenwerkstätten. Finanziell nötig hat er dies nicht, aber sonst würde er nur zu Hause hocken und von meiner Mutter genervt werden. 😉

        – Diese Art der Beschäftigung gehört zu einer Art „LARP“. So, wie es auf Mittelaltermärkten Menschen gibt, die gerne den Schmied spielen, so spielen im 24. Jahrhundert LARPer gerne die Küchenhelfer vom Dienst aus dem 20. Jahrhundert.

        Übrigens tolerieren auch im wahren Leben, selbst im Ehrenamt, Menschen recht häufig toxisches Verhalten durch z.B. Vorsitzende, obwohl diese es nicht müssten.

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        1. Daniela

          Oder sie mögen den alten Mann und machen sich Sorgen um ihn. Er ist ja gesundheitlich gerade nicht auf der Höhe und da werden viele Leute grumpy die es sonst nicht so sehr sind. Aber wenn der Rest des Teams nach Feierabend zusammensitzt und plaudert überlegen sie ob sie jetzt den Sohn anrufen damit der dem Alten ins Gewissen redet oder Joseph einfach seine Medis ins essen mischen…

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        2. TaiFei

          „…Lehrjahre akzeptieren, die keine Herrenjahre sind.“
          das ist gar nicht der Punkt, btw. macht das damit formulierte Machtgefälle in der Star Trek Welt an sich gar keinen Sinn.

          „Übrigens tolerieren auch im wahren Leben, selbst im Ehrenamt, Menschen recht häufig toxisches Verhalten durch z.B. Vorsitzende, obwohl diese es nicht müssten.“
          Das ist richtig, nur sollte man da mal genau analysieren, warum das toxische Verhalten toleriert wird. Im heutigen Kontext ist das gesellschaftlich immanent.

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      3. Benedikt

        Ich bin überzeugt, daß Opa Sisko seine Angestellten bezahlt.
        Geld in der Föderation ist eins der Themen, die (ähnlich wie die irdische Religion) erstaunlich flexibel bleiben. In einzelnen Folgen werden sie vehement verneint, ansonsten tauchen sie immer wieder mal ganz selbstverständlich auf, im großen und ganzen bleiben sie seltsam vage und werden möglichst einfach totgeschwiegen. Es sind wohl Themen, bei denen eine roddenberrysche Ideologie eine bestimmte, sehr radikale Lösung postuliert, die man gerne mal mit einer markigen Aussage bedient, die man aber eben nicht konsequent anwenden mag, weil sie sonst die erzählten Geschichten unglaubwürdig oder auch einfach langweilig machen würden.
        Die Föderation hat eine offizielle Währung – den Federation Credit. Credits werden immer wieder beiläufig („Ich wette 100 Credits“) oder weniger beiläufig erwähnt. Es gibt innerhalb der Föderation und sogar der Erdenmenschen eindeutig Leute die reicher sind als der Rest. Das Picardsche Weingut samt Schloß ist eindeutig Privateigentum an Produktionsmitteln, aber man könnte hier immerhin noch ein geldloses Wirtschaften kostruieren. Dagegen gibt es Leute wie Carter Winston, der ganz ausdrücklich sein Geld für den guten Zweck einsetzt, und andere Leute, wie die meisten „Sammler“, die das gleiche für weniger gute Zwecke tun.
        Man darf wohl annehmen, daß es zumindest auf der Erde und bei Starfleet keine materielle Not mehr gibt, daß also die Grundversorgung sichergestellt ist und niemand mehr gezwungen ist, seine Lebensentscheidungen aufgrund finanzieller Zwänge zu treffen. Das heißt aber nicht, daß Geld abgeschafft ist.
        Man kann natürlich versuchen, eine „in-universe-Erklärung“ zu konstruieren und genau definieren, wo Credits benutzt werden und wo nicht.
        Ich denke aber, damit erlegt man einer fiktiven Welt Regeln auf, die sie gar nicht braucht. Für mich genügt die Erklärung, daß es Credits eben in den Folgen gibt, wo sie einen erzählerischen Sinn erfüllen, und daß es sie in den den Folgen nicht gibt, die uns anhand einer utopischen Zukunft vor den Schattenseiten des Kapitalismus warnen.
        Und in einer Folge, in der ein ambivalent sympatischer alter Dickschädel ein Restaurant im sehr unutopischen Stil betreibt, inklusive Angestellten, ist die einfachste Annahme, daß es in diesem Fall eben Geldwirtschaft gibt.

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        1. Kleiner Bruder

          Hallo Benedikt!

          Ich hatte auch schon den Gedanken, dass es neben der – üppigen – Grundversorgung eine Art Zusatzeinkommen gibt, mit dem man sich ein paar Extrawünsche erfüllen kann. Dass man vielleicht für manuelle Arbeit, für selbstgeschaffene Kunstwerke oder für selbst angebaute Lebensmittel einen (symbolischen?) Preis verlangen kann. Was nur nicht die aktuelle Frage erklärt, warum sich Küchenhilfen das ruppige Benehmen des Chefs gefallen lassen. Aber dazu gab es ja schon ein paar gute Ideen.

        2. TaiFei

          @Benedikt
          Sehr schöne Ausführung.
          „seine Lebensentscheidungen aufgrund finanzieller Zwänge zu treffen“
          Wobei das in den neueren Serien auch schon aufgeweicht wurde – siehe z.B. Picard und das Trauma durch innerfamiliäre Misshandlung. Würde unter deiner obigen Prämisse auch null Sinn ergeben.

  3. Johannes

    Die Lakoten… Das war die Folge 04 „Gefahr aus dem All“, in welcher die nervige Tanja durch die coole Laura abgelöst wurde, die gleich auch den geilsten Spruch brachte: „Ich ziehe mich nur eben aus und dann können wir los!“

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    1. Simon

      Exakt! Das Unsichtbarkeits-Serum. Meine liebste Folge!

  4. Mister Incredible

    Moin zusammen,

    Wieder mal den Japanese Garden am Water Reclamation Plant zu wählen fand ich „schräg“. Das kennt doch jeder als Boothbys Vorgarten der Starfleet Academy! Hat denn LA keine anderen Büroklötze mit Hinterhof? Naja…

    Jadzias Verwirrspiel in Odos Wohnzimmer ist kein Prank, es ist Hausfriedensbruch. Man kann doch nicht bei anderen in die Bude marschieren wenn sie pennen und Möbel verstellen. Odo hätte sich revanchieren sollen. Nachts aus dem Luftschacht blobben, als Hebebühne unter Dax‘ Bett schlüpfen und es vor dem Klo wieder abstellen, für alles einen neuen Platz finden. Mal gucken wattse dazu sagt! Tit for tat.

    Dieser starrsinnige Papa Sisko erinnerte mich sehr an die Impfgegner und Maskenverweigerer. Aus Prinzip gegen „die da oben“. Nicht so schwer dagegen zu sein, in diesem Fall. Wie Ihr schön herausgearbeitet hattet… bei dieser Art des föderalen Regiertwerdens würde ich auch mal nachfragen wo denn hier die demokratische Legitimation geblieben sei. Ja, Extras kosten was, gleichwohl spart doch DS9 selten an Statisten wenn es darum geht die Stationspromenade zu beleben. Meine Güte, dann zeigt uns doch wenigstens so eine vage Andeutung eines Sicherheitsrates. Die einsame Entscheidung eines Alien-Präsidenten über den Sicherheitsstatus der Erde fand ich unglaubwürdig. Es hätte keine Massenszene gebraucht, paar Leute die Chips in eine Wahlurne werfen… Voice Over mit Logbucheintrag, keine Sprechrollen, fertig.

    Schade, dass die groooße Welt der Föderation und Starfleet immer im briefmarkenklaustrophobischen Hinterzimmerformat Statt findet. Ansonsten, sehr gut gespielt und unterhaltsam. Bin gespannt auf die „Conclusion“.

    1. Bridge66

      Hallo, Mister Incredible,

      „Tis vor Tat“ hätte nicht funktioniert. Dax hätte das nur als Herausforderung empfunden, noch einen draufzusetzen. Das hätte bis dorthinaus eskalieren können.

      Außerdem glaube ich kaum, dass sie in sein Quartier eingedrungen ist, während er „schlief“. So wie ich das verstehe schlafen Wechselbälger nicht wie wir, sie müssen lediglich in ihren flüssigen Zustand zurückkehren. Dann wäre Odo zuhause gewesen und hätte an seinen Gerätschaften herumgeturnt. Dann hätte er Dax jederzeit an ihrem Tun hindern können.

      LG Brigitte

    2. Maestro84

      „Dieser starrsinnige Papa Sisko erinnerte mich sehr an die Impfgegner und Maskenverweigerer. Aus Prinzip gegen „die da oben““

      Ich sehe da gewaltige Unterschiede. Warum sollte ich mich untersuchen lassen, wenn nach einem Terroranschlag Jemand meint, als Verwandter eines Mitarbeiters beim Bundespappnasendienst müsste ich dies tun? Hallo? Grundrechte samt Recht auf Unversehrtheit? Darüber hinaus hat Opa Sisko in zwei Minuten gut herausgearbeitet, warum der Plan der Militärfaschos absolut hirnrissig und nicht zielführend ist.

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      1. Daniela

        Genau. Der ganz entscheidende Unterschied ist von ihm auch benannt worden: „Ich bin aber nicht in einer Sternenflotteneinrichtung“. Niemals in der Corona Pandemie ist jemand zu mir nach Hause gekommen und hat mir diesen Stäbchen Test aufgezwungen! (Wie Invasiv das ist halt ich für durchaus vergleichbar, das diese Bluttests offenbar schnell und schmerzlos sind.) Es ist überhaupt nicht mit den Corona Maßnahmen, zumindest hierzulande vergleichbar. Wollte ich keine Maske und keine Tests musste ich nicht irgendwo hingehen wo sie nötig waren. Würden die Tests nur beim Betreten kritischer Einrichtungen durchgeführt wären sie ja eine möglicherweise vernünftige Maßnahme (zusammen mit anderen Maßnahmen, die verhindern dass jemand nach dem Test ersetzt wird). Ob die Gründer in der Lage sind Blut in ihrem Körper zu halten (oder Martok einfach eine Blutprobe in der Hand hatte) wissen wir nicht. In Star Trek wird viel später in Picard erst erzählt es sei neu dass die Formwandler jetzt auch die Blutprobe täuschen können.
        In jedem Fall stehe ich voll und ganz auf Joseph Siskos Seite. Diese Maßnahmen sind eher vergleichbar mit anlassloser Überwachung, oder dem Schüren von Misstrauen gegen jeden der unsere Grenze überschreitet weil es Terroristen gibt. Joseph benennt es und zum Glück erkennt Benjamin zumindest am Ende das Problem. Wo soll es denn hinführen jedem zu misstrauen?
        Was für eine düstere Richtung wir hier sehen wenn selbst in der Star Trek Utopie jede Form von Freiheit sofort aushebelt werden soll weil ein Terrorist einen Anschlag verübt hat.

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        1. TaiFei

          Ja, insgesamt hast du recht und ich sehe hier die Argumente von Joseph Siskos als absolut richtig ein, nur:
          „Wollte ich keine Maske und keine Tests musste ich nicht irgendwo hingehen wo sie nötig waren“
          Das ist so eben nicht ganz korrekt. In Schulen waren COVID-Tests verpflichtend bei gleichzeitiger Schulpflicht. In vielen betrieblichen Einrichtungen (nicht alle können im Homeoffice arbeiten) waren COVID-Test verpflichtend, sofern kein Impfnachweis vorgelegen hat. Da man ja gezwungen ist, seinen Lebensunterhalt irgendwie zu verdienen (im Gegensatz zur Star Trek Zukunft) waren das de facto durchaus Zwangsmaßnahmen.
          Das soll jetzt nicht als Verteidigung der Masken/Impfgegner aufgefasst werden, über einige Maßnahmen sollte aber schon diskutiert werden können (OK, die Maskendiskussion ist tatsächlich eher albern) zumal sich einige Maßnahmen auch als ineffektiv erwiesen haben.
          Insofern ist die Grundsatzfrage „persönliche Freiheit vs. Gemeinwohl“ durchaus vergleichbar mit der Problemstellung in der Folge. Das stellt wohl immer ein Trolley-Problem dar, welches Einzelfallbezogen diskutiert werden muss.

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  5. Florian

    Einer meiner Lieblinsgfolgen! Den Cast hab ich noch nicht gehört Freu mich schon

  6. Matt

    Hätte diese durch und durch fantastische Folge keinen Landarzt verdient? Oder hab ich das überhört? 😀

    1. sternburg

      Du hast überhört, dass sie bei Zweiteilern den Landarzt immer nur nach der zweiten Folge für den gesamten Zweiteiler vergeben. Es ist auch schon vorgekommen, dass der erste Teil ohne Zweifel einen bekommen hätte, aber der zweite Teil fiel dann so ab, dass der Zweiteiler insgesamt leer ausblieb (ich sag mal, damit rechne ich diesmal eher nicht).

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      1. Maestro84

        Ich bin mir sicher, dass die S&S der Vergangenheit, die bei uns noch in der Zukunft liegt, den Landarzt gezückt haben. Kann hier nicht mal Einer den Rechner von einem der beiden hacken?

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  7. el_erwino

    Liebe Leute,
    tolle Episode und Besprechung, aber beim Vergleich vom Joseph nur mit Covid Schwurblern hab ich Bauchweh bekommen.
    Das nicht darauf eingegangen wird, dass ein afroamerikanischer Schauspieler 1996 nicht weit von daheim spielen muss, wenn er von 2 Uniformierten Weißen drangsaliert wird seine Identität zu beweisen
    Leider ist es Jahrzehnte später noch immer Realität für viele Menschen weltweit.

    LG Erwin

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    1. Sebastian

      Hallo Erwin,

      eine valide Beobachtung. Ich hingegen habe die Folge anscheinend durch die Brille des „farbenblinden“ 24. Jahrhunderts gesehen, wo Rassismus kein Thema mehr ist, und mir just das gar nicht dabei gedacht. Meine Vermutung wäre auch, dass die Autoren weder Deine noch meine anschließenden Gefühle intendiert haben, aber so ist das mit der Kunst, sie führt zu individueller Spontanreaktion, die unterschiedlich sein muss, sogar bei derselben Person an unterschiedlichen Tagen. Ist doch eigentlich toll, dass so eine Episode beim Publikum in viele verschiedene Spiegel fällt, so soll das sein, deswegen verstehe ich das Bauchweh nicht ganz.

      Schöne Restwoche Dir,
      Sebastian

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      1. sternburg

        Ich würde hier – obwohl ich gesagt habe, nichts mehr dazu zu sagen – einen ganz anderen Betrachtungswinkel einnehmen, und das ist der US- und eurozentrische vom „Ende der Geschichte“ in den späten 90ern.

        Das sind ja Standpunkte, die damals ernsthaft und weitgreifend vertreten wurden. „Wir“ haben den kalten Krieg gewonnen, der Systemkonkurrent hat sich von der Bildfläche verabschiedet, jetzt darf und soll hier mal der siegende Neoliberalismus mitsamt seinem globalen Ausbeutungsimperialismus ordentlich durchregieren, schöne Infrastruktur haben sie da, die wird jetzt erstmal privatisiert, und Sozialstaat, also wirklich was soll das, das ist doch affig, tripple down, schon mal gehört? Wenn die Flut steigt, dann steigen alle Boote, hören Sie mir doch mit dieser Verteilungsgerechtigkeit auf, dann gehnse doch nach drüben, achso, gibt es ja nicht mehr, ja haha, verstehste, verstehste?

        Das war damals schon Schwachsinn. Aber halt herrschende Meinung. „Herrschend“ im Wortsinn. Brutal herrschend.

        Von so durchprivilegierten Typen wie mir wird diesem Zweiteiler, je nach Betrachtungswinkel, entweder ein prophetischer Blick auf die Welt nach dem 11. September attestiert, oder ein Blick zurück auf die Hexenjagd der McCarthy-Ära in den USA (vermutlich der realistischere Ansatz). So oder so ist das allein dadurch natürlich fantastisches, zeitgenössisches Fernsehen, keine Frage.

        Aber es ist schon kein ganz dummer Gedanke, daran zu erinnern, dass es auch damals in den späten 90ern jede Menge Leute auf dem Globus, im „Westen“ und in den USA gab, die diesen medial vermittelten Zeitgeist am eigenen Leib und am Erleben ihrer Lieben eher nicht so spürten. Ich persönlich wäre dabei nicht als erstes auf die Person Brock Peters gekommen. Der Mann war in den 90ern ja schon ganz schön durchprivilegiert. Gleichwohl ist er als schwarzer Mensch in den USA 1927 geboren und … nunja, man muss sich ja nur mal den ziemlich oberflächlichen deutschen Wikipedia-Eintrag durchlesen. Dass ich also bei den Überlegungen, wie dieser Zweiteiler einer wenig beachteten TV-Serie mit seinen besonders dramatischen Ausgangsüberlegungen einer fragilen demokratischen Utopie damals wohl so auf Zeitgenossen gewirkt haben mag, dass ich da als allerletztens auf Brock Peters komme, das verrät sicher sehr viel mehr über mich als über Herr Peters.

        Niemand von uns weiß, ob Brock Peters irgendeinen dieser Gedanken gedacht hat. Weder damals noch später. Aber abwegig ist das nicht.

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  8. sternburg

    Tolle Besprechung einer großartigen Folge, die quasi alles an- und abriss, worüber ich mir beim erneuten Rewatch Gedanken machte. Ich weiß, da steckt ein Arsch voll Arbeit drin (unter anderem die hierfür überhaupt nicht zu überschätzende TaF #38) – aber dafür erspart ihr euch damit jetzt auch einen ellenlangen Kommentar von mir. 🙂

    Statt dessen nur zwei voll unwichtige Details:

    – Ich hab die Szene mit Morn völlig anders interpretiert. Morn ist ein erfahrener Thekenbewohner, ein geselliger, charmanter, redseliger und allseits beliebter Typ, der schon einiges erlebt hat und einen gewissen Schlag bei den Frauen zu haben scheint. Quark hingegen ist – mit Verlaub – ein schlimmer Sexist. Und auch wenn wir nur die Pointe hören, den Altherren-Witz kennen wir doch alle (der Gag ist sexuelle Belästigung). Für mich starrt Morn ihn da einfach nieder, weil er die Scheiße nicht lustig findet. Was Quark dann auf fehlenden Humor schiebt und dass er den Witz nicht kapiert habe. Wie es so Typen immer tun. Das ist eine Quark- und keine Morn-Szene.

    btw: Bei aller Morn-Liebe sollte man aber vielleicht auch nicht immer völlig aus den Augen verlieren, dass Morn ein Krimineller ist, der in der Kneipe die Beute aus einem Raubüberfall verjuxt, bei dem er seine Komplizen um ihren Abteil betrog.

    – Ich finde, ihr geht mit den beiden Flitzpiepen bei der Opa-Sisko-Kontrolle zu hart ins Gericht.

    Die werden an dem Tag wahrscheinlich schon 12mal das selbe Sprüchlein aufgesagt und Starfleet-Member und deren Angehörigen die Maßnahme erläutert haben. Und dann stehen sie mit dem Klemmbrett vor der nächsten Tür, und auf der Liste ist Joseph Sisko, der Vater des amtierenden Oberkommandanten der planetaren Abwehrmaßnahmen. Der Vater des Mannes, der den ganzen Aufriss überhaupt befohlen hat. Stirnabwisch, endlich mal ein Heimspiel. Der wird ja wohl längst Bescheid wissen und von der Richtigkeit überzeugt sein, eine völlig naheliegende Annahme.

    Die werden da entspannt und jovial reinmarschiert sein, freundlich mit der Zapfpistole winkend: „Moinsen Väterchen, die Frühpatrouille mit dem heutigen Test, einmal das Ärmchen bitte.“ Wer von uns hätte es denn anders gemacht?

    Woraufhin – auch das ist dann übrigens völlig verständlich – Opa Sisko instantan an die Decke gegangen sein wird. „Ihr wollt bitte was, habt ihr se noch alle?! Ihr könnt mich mal am Allerwertesten, wie kommt ihr überhaupt darauf, wer hat das autorisiert, Soldat?“

    Und dann stehen da völlig perplex zwei einfache Hauptstadt-Fähnriche auf Starfleet-interner Klemmbrett-Tour, die als so einfach empfundene Situation ist in zwei Sätzen komplett eskaliert, und vor einem steht der wütende Vater des amtierenden Oberkommandanten der planetaren Abwehrmaßnahmen. „Das war ihr ähm Vater, Sir.“ „Bitte was, das würde ich ja wohl wissen, wollt ihr mich verarschen?!“ Ohjeohjeohje, shitshitshit, jetzt besser den Arsch an die Wand kriegen.

    Die Schuld liegt da weder bei Joseph, noch bei den beiden Flitzpiepen, sondern allein bei Benjamin.

    Klar, dass sie sich später dazu zwingen lassen müssen, demonstrativ den Oberkommandanten zu testen, das war dumm. Aber erstens ist das immer noch verständlich (jetzt bloß keinen Protokollverstoß, jetzt bloß nichts falsch machen). Und zweitens ist das offenkundig nur fürs Publikum, damit der Sikso da sein Sprüchlein aufsagen darf. Einer der wenigen etwas schlechter geschriebenen Dialoge in dieser Folge.

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    1. stef baura s

      ich stimme Dir zu bei der Witzszene.
      Morn ist völlig im „c’mon really, diesen Scheix-Witz willst Du bringen?“ Modus.

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  9. Malte

    Da das hier mein erster Kommentar ist: erstmal Hallo an Alle! 🙂

    Ich muss sagen, diese Folge und natürlich die Besprechung sind mal wieder top gewesen. Nun kurz ein paar Gedanken:
    1. Ich kann mir auch keine logische in-universe Erklärung für das willkürliche wechseln der Uniform vorstellen, aber die Idee dahinter war, so würde ich mal frei vermuten, folgende: Sisko kommt ausm Outer Rim bei Deep Space Nine auf die Erde, die ja, wie wir gefühlt 10 mal pro Staffel um die Ohren gehauen bekommen, das absolute Paradis ist. Kein Hunger, keine Konflikte, keine Kriminalität und so weiter. Eine Miniaturversion der Erdgesellschaft fliegt ja mit der Jean und der Enterprise durch die Gegend und auf dieser Utopie in Raumschiffform wird eben die TNG Uniform getragen. Den Zuscher*innen soll das also zeigen: Sehet her, wir sind hier im Paradis und dieses Paradis ist in Gefahr. So bricht man mit der TNG Illuision, das All sei zwar irgendwie gefährlich, aber im großen und ganzen sei alles recht friedlich. Es unterstreicht, dass nichts in der Föderation mehr sicher ist, nicht einmal die Utopie im eigenen Vorgarten. Aber vielleicht überinterpretiere ich das auch und man wollte einfach die TNG Klamotten recyceln.
    2. Apropos Uniformen: @Sebastian, ich habe Vorgestern die Folge „Rapture“ (5×10) geschaut und ich meine mich zu erinnern, dass im Gefolge eines Admirals ein Offizier mit TNG-Uniform rumläuft. Das ist lustigerweise auch die Folge, in der die neuen grauen Uniformen für DS9 eingeführt werden.

    Das nur kurz als kleiner Kommentar. Grüße aus dem Rheinland. 🙂

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    1. Daniela

      Ich gehe nach wie vor davon aus, dass diese Uniformen zum Teil einfach parallel existieren und die Führungskräfte bestimmter Abteilungen entscheiden welche Uniform in dieser Abteilung getragen wird. Im New Trek ist es offensichtlich so, in den 90ern sieht man glaube ich hauptsächlich hier dass eben, Erde, Raumschiffe und DS9 nicht zwangsläufig die gleiche Ausführung haben.

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  10. Benjamin

    Bin noch nicht ganz durch, grad beim Thema Demokratie/Föderalismus in der Föderation und Sebastian zieht da einen Vergleich zu Deutschland à la „Das wäre so, als wenn die Bundesregierung zu NRW sagen könnte: ‚Nee, geht nicht.'“

    Das gibt es tatsächlich, nämlich den sogenannten Bundeszwang nach Art. 37 GG. Demnach kann die Bundesregierung mit Zustimmung des Bundesrates (ganz wichtig, heißt es ja, dass die Mehrheit der Bundesländer mit im Boot ist) Bundesländer dazu zwingen Bundesgesetze durchzusetzen. Das war in den vergangenen Wochen hin und wieder im Gespräch in Hinblick auf drohende Mehrheiten der Blaubraunen bei den Landtagswahlen in Ostdeutschland und der Frage: „Was ist denn, wenn eine AfD-Landesregierung bestimmte Rechte wie Asylrecht, Meinungs-, Pressefreieheit etc. ignoriert?“.

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    1. Sebastian

      Hey Benjamin,

      ja, klar gibt’s das. Gegenteiliges wollte ich auch nicht gesagt haben, sondern nur ein anschauliches Echtwelt-Beispiel bringen – aber beim Nachhören merke ich selbst, dass mein Konjunktiv an der Stelle sehr missverständlich klingt. Sorry!

      Schönen Mittwoch Dir,
      Sebastian

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      1. Benjamin

        Hallo Sebastian,

        alles gut, mein Kommentar war auch eher als Ergänzung gedacht. 🙂

        Dir auch einen schönen Mittwoch. Ich freu mich schon auf den zweiten Teil.

        Benjamin

  11. Bridge66

    Bundesrecht bricht Landesrecht.

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    1. Benjamin

      Das kommt noch dazu. Beim Bundeszwang geht es aber vorrangig darum, dass der Bund eine Handhabe hat, wenn eine Landesregierung ein Bundesgesetz aktiv nicht durchsetzen will

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      1. sternburg

        Vielleicht unpopuläre Ansicht (@ Sebastian23, Benjamin, Bridge6623). Aber als ehemaliger Jurastudent fand ich Sebastians näherungsweise Darstellung als Analogie total okay.

        Mag jetzt im engeren Sinne nicht komplett korrekt gewesen sein – aber das ist eure nebenbei bemerkt auch nicht. Und nicht vergessen: Lassen wir das hier lang genug stehen, dann schlägt hier jemand auf, der uns den nochmal anderen Maßstab zwischen Zentralgewalt und Bundesstaaten anhand der USA erklärt.

        Die Föderation ist nicht die BRD und auch nicht die USA. Und nebenbei erwähnt auch nicht die EU, auch wenn das wohl die treffendste Metapher wäre.

        [kurzer Einschub: Die Föderation ist in ihrer inneren Verfasstheit am ehesten die USSR, aber diese These sei mal einem Trek am Freitag überantwortet]

        Die Föderation ist erstmal nur eins, nämlich die Föderation. Und diesbezüglich haben wir in dieser Folge schon ganz schön seltsame Dinge gesehen. Seltsam genug, dass sie für mich persönlich in letzter Konsequenz nicht Kanon sind, da kann mich die Folge mal. Wie dem auch sei: Bezüglich dieser Seltsamkeiten hat Sebastian sehr berechtigte Fragen aufgeworfen. Und seine Darstellung dessen, wie das Grundgesetz das sieht, ist für mich jedenfalls näher am Grundgesetz, als wie diese Folge das sieht.

        Wie dem auch sei: Bei der Abschweifung finde ich eher abwegig, dass die Vulkanier wegen so einer Sauerei der Menschen aus der Föderation aussteigen. Ich fände da sehr viel logischer, dass die Föderation deswegen auf Vorschlag der Vulkanier die Menschen rausschmeißen. Aber das betrifft so eine grundlegende seltsame Darstellung der Föderation als Club von Menschen und ihren Freunden, die ich aus der Historie der Föderation ohnehin nicht entnehmen kann.

        1. Kleiner Bruder

          Bei „seltsamen Verfassungen“ kommt mir die deutsche Hanse in den Sinn. Ein recht lockerer Bund von Kaufmannsstädten, dem man formlos beitreten konnte oder auch nicht, der eher unregelmäßige Treffen hatte, zu denen man Vertreter schicken konnte oder auch nicht. Da gab es keine Gründungsurkunde und kaum Regeln, die auch mehr schlecht als recht durchgesetzt werden konnten.

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  12. Sven

    Eine ganz tolle Besprechung. Bei Simons Wunsch nach einem schnellem Abstecher zum Italiener nach New York (per Beamen) musste ich allerdings pausieren. Gäbe es unter den Möglichkeiten des Beamens überhaupt noch z.B. eine große Anzahl italienische Restaurants außerhalb Italiens, indische Restaurants außerhalb Indiens etc.
    Genußwünsche jenseits der regionalen Küche müssten ja nicht mehr zwingend vor Ort befriedigt werden. Und was bedeutet dann vielleicht
    auch ein fehlende interkultureller Austausch für das Zusammenleben der Menschen?

    1. stef baura s

      während ich gerne italienisch in Italien per Beamen esse würde, wäre ich mir als bekennendes Weichei in Sachen Food nicht ganz so sicher, was Indien oder auch China betrifft.
      Ich befürchte, meine Idee von asiatischen Essen ist seeehr europäisch und hat nur sehr wenig mit der jeweiligen Landesküche zu tun.

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    2. Benedikt

      Vieleicht gäbe es ab der Einführung der Transportertechnik keinen Markt mehr für Gastronomie im jeweiligen Ausland. Aber bis dahin haben sich ja schon durchaus eigenständige Varianten wie eben die new yorker italienische Küche entwickelt.

  13. stef baura s

    Hallo Ihr beiden,
    was für eine wunderbare Besprechung, ich freue mich schon sehr auf nächste Woche. Und was war ich froh zu hören, dass der 2. Teil auch wirklich schon nächste Woche ist, und kein Voyager dazwischenfunkt.

    Zu Opa Sisko hab ich auch eine Meinung. In den 90ern, da war ich selbst so 30, fand ich ihn nur etwas nervig und übergriffig (auch wenn man den Begriff damals noch nicht kannte) im Umgang mit dem Sohn und dem Enkel, den Angestellten und seinen Kunden. Besonders sympathisch war er mir nicht.

    Heute mit fast 60, bin ich in erster Linie wütend über sein Verhalten hinsichtlich seiner Gesundheit. Ja, er kann machen, was er will, aber nein, kann er eben doch nicht, weil daran noch andere Personen hängen, der Sohn, der Enkel.
    Ich hasse aus eigener Erfahrung im Umgang mit nahen alten und sehr alten Verwandten diesen Egotrip, aus der Gesundheit ein Geheimnis zu machen und/oder alles selbst regeln zu wollen und daran zu scheitern, Hilfe nicht annehmen können und sie dann doch annehmen (müssen) und dann versuchen, maximale Kontrolle über die Hilfengebenden auszuüben. Ich fühle daher Bens Resignation ganz ganz arg.

    Ich glaube fast, einer der Autoren hat das auch so damals gerade erlebt, und hat das in der Opa-Sisko-Rolle verarbeitet.

    1. Maestro84

      Ich hab einen Kumpel Anfang 40, der ist da nicht besser. Der Typ „Mein Körper ist eine Maschine und muss funktionieren.“ ist, gerade bei Männern, auch heute noch sehr weit verbreitet. Wobei ich den Satz mit (sinngemäß) „Ein Bett ist zum Schlafen, Sterben oder Schnackeln da.“ zum Schmunzeln fand.

      1. stef baura s

        hi Du,

        das meinte ich nicht.

        Es geht um so Sachen, wie Verheimlichung von schweren Krankheiten, bzw. Negierung des tatsächlichen Zustandes von einer Krankheit, und bei einer vermeintlich plötzlich auftretenden Verschlechterung, die in Pflege/Tod endet, stehen die Angehörigen da wie der Ochs vorm Berg, wenn was passiert. Weil es gar nicht plötzlich ist, sondern schon lange dagewesen ist.

        Das passiert landauf-landab ganz vielen Menschen mit ihren Angehörigen. Eventuelle Maßnahmen, die man vorab hätte planen können, gehen nicht mehr, stattdessen muss schnell eine vielleicht nicht ganz so gute Lösung her, das geht nicht nur zur Lasten der betroffenen Person, sondern derjenige, der sich kümmert, steht auf einmal vor fast unlösbaren Problemen. Aktuell konnte ich gerade über gut 1 Jahr hinweg einer Bekannten zuschauen, die daran fast selbst zerbrochen wäre.

        Falls jemand WRINT von Holger Klein hört, in seinem Laberpodcast mit Tobi Baier hat er recht anschaulich über längere Zeit hinweg von seinen Eltern berichtet.

  14. Bridge66

    Hallo Jungs,

    Was mir von Anfang an keine Ruhe gelassen hat ist die Rolle des Föderationspräsidenten. Jaresh Inyo ist wirklich eine traurige Gestalt. Und völlig allein in seinem Büro. In jedem Film oder jeder Serie, in der der US-Präsident eine Rolle spielt, wimmelt es von Beratern, Assistenten, Stabschefs, Leibwächtern und und und. Auch in Star Trek VI war das Büro voll. Hier? Nix. (Die Orgelpfeifen in der zweiten Szene im Präsidentenbüro zählen nicht). Das Büro von Jaresh hat mich in keinster Weise an das aus dem Film erinnert.

    Und welche Kompetenzen hat der Präsident? Ist er gleichzeitig Präsident der Erde? Ich weiß, der Vergleich hinkt, aber Uschi von der Leyen ist nicht verantwortlich für die Sicherheit von Belgien oder Brüssel, nur weil sich zufällig ihr Amtssitz dort befindet. Und der US-Präsident würde es sich sehr verbitten, wenn der UN-Generalsekretär sich in seine Angelegenheiten einmischen würde. Ich stimme euch voll zu, ich wäre auch mit einem Logbucheintrag zufrieden.

    Und dann die Sache mit der Red Squad. Wie kann die Sternenflotte nur wenige Jahre nach dem Nova Desaster mit Locarno & Co wieder mit sowas anfangen? Ich raff es nicht.

    🖖 Eure Bridge

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    1. Sebastian

      Hey Bridge,

      das mit Red Squad nach Locarno erklärt sich für mich eigentlich leicht. Leyton hat große Pläne und, wie Teil 2 zeigt, den Akademieleiter in der Tasche. „Mach ma Eliteeinheit, die können wir brauchen!“ Vielleicht hat der Nova-Zwischenfall Leighton sogar auf die Idee gebracht, die vorhandene Ruchlosigkeits-Energie für seine Zwecke zu strategisch zu bündeln. Die Starfleet-Admiralität ist uns seit Beginn der Originalserie immer als eher schlimmer Verein gezeigt worden. Idealisten halten die sich vom Leib, indem sie sie möglichst weit wegschicken, auf ferne Raumstationen oder Schiffe namens Enterprise. Für mich passt das super ins Bild. Hätte Leyton vier Jahre zuvor schon ausreichend Macht gehabt, er hätte den Untersuchungsausschuss verhindert, die Sache unter den Teppich gekehrt – und Wesley und Nick zu persönlichen Adjutanten gemacht.

      Schönen Donnerstag Dir,
      Sebastian

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      1. Bridge66

        Moin, Sebastian,

        kauf ich 👍

        Bridge

    2. Max

      Das Präsidenten-Amt ist vielleicht wirklich ziemlich neu ausgelegt; das wäre an sich ziemlich cool, weil es manchmal in Science-Fiction das Problem gibt, dass sich nur ein Aspekt (die Technik zum Beispiel) weiterentwickelt hat, der Rest aber mehr oder weniger so bleibt, wie es dem Publikum vertraut ist. Schade bloß, dass das Präsidenten-Amt hier, in „Homefront“, nicht als ein Fortschritt rüberkommt.

      Was „Red Squad“ anbelangt: Ich halte es für möglich, dass die Sternenflotte einem grundsätzlichen Prinzip – also hier der Elitegruppe – halt einfach nicht abschwören möchte, nur weil ein Individuum Fehler gemacht hat. Wir haben ja auch oft, weiß nicht, Admirals gesehen, die sich unredlich verhalten haben; dennoch wurde das Hierarchiesystem nicht über den Haufen geworfen.
      (Problematisch ist halt auch hier wieder, dass man das RS-Konzept in DS9 auch zukünftig in ein schlechtes Licht rücken wird, wenn ich mich da richtig erinnere.)

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    3. Roger

      Man hätte auch das Modell der Schweizer Exekutive, dem „Bundesrat“ (nicht zu verwechseln mit dem deutschen Bundesrat!) adaptieren und damit die Story vielschichtiger machen können. In diesem Fall bilden sieben Personen als Kollektiv eine Regierung, diese Personen werden (einzeln) vom Parlament gewählt. Das Modell basiert auf dem Direktorium der französischen Revolution. Ansatzweise kann man es auch mit dem UNO-Sicherheitsrat vergleichen.

      Also sagen wir: ein Mensch, ein Vulkanier, eine Andorianerin, dann noch vier weitere Vertreter:innen von weiteren Föderationsspezies (oder mehr; es können auch neun, elf usw. Mitglieder sein, sollte einfach ungerade sein) bilden dieses Kollegium und entscheiden nach dem Mehrheitsprinzip. Man könnte auch sagen, das Amt des Präsidenten wird auf mehrere gleichberechtigte Personen aufgeteilt.

      Bietet Potential!

      Es ist aber schon klar, dass hier in einer US-Serie das amerikanische Modell mit einer Person an der Spitze umgesetzt wird.

      Beste Grüsse
      Roger

      1
  15. BjoernHH

    Als Ben zu Beginn mit seinem Vater telefoniert, musste ich grinsen, da das wohl die leiseste Küche der Welt sein muss, in der man Josephs Stimme klar und deutlich hört, aber sonst nix.
    Nachdem ich gerade drei Staffeln The Bear gesehen habe, erscheint mir das unrealistischer als Beamen oder Formwandeln…

    1. Bridge66

      Hi Björn,

      hast du mal an einem Zoom-Meeting teilgenommen? Die filtern Hintergrundgeräusche wie z.B. Applaus raus. Vielleicht funktioniert das Kom-System ähnlich?

      🖖Bridge

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      1. BjoernHH

        Okay, das könnte natürlich so sein.

        Bei Zoom halte ich mich bisher raus.

  16. Jessica

    Bezüglich eurem Wunsch nach Miniserien über einzelne Charaktere: Star Wars hat das vor kurzem angefangen auszuprobieren mit der Veröffentlichung der beiden Clone Wars Spin-Off Serien „Tales of the Jedi“ und Tales of the Empire“. Die haben beide bisher jeweils eine Staffel mit 6 Folgen. Erzählt kurz (10-15 min) die Hintergrundgeschichten einiger Charaktere. Ja, wenn man vor allem Clone Wars gesehen hat kennt man die Charaktere, sind jetzt keine Nobodys. Aber den Ansatz finde ich eigentlich total klasse. Kann ich jedem empfehlen mal reinzuschauen.

    1. Kleiner Bruder

      Star Wars hat doch auch Andor, der sehr gute Kritiken bekommen hat. Das Problem ist einfach, dass man auch etwas zu erzählen haben muss. Solo zum Beispiel ist dar nicht gut angekommen, obwohl ich ihn nicht schlecht fand.

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  17. Dave vom Mateschrank

    Eine kleine Anmerkung als Militärhistoriker: Der so genannte „rote Baron“ war ein deutscher Flieger im Ersten Weltkrieg und die legendäre „Battle of Britain“ war im Zweiten Weltkrieg. Die Uniformen sahen durchaus anders aus.

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    1. Simon

      War auch eher ein Witz! 🙂 Aber danke für die Einordnung, Dave!

  18. Kleiner Bruder

    Wow, gute Folge, guter Podcast (muss man ja eigentlich nicht erwähnen). Die Folge zeigt ganz gut, dass es leicht ist, friedlich, großzügig und liberal zu sein, wenn alles ruhig ist, man genug Geld hat und jemanden, der die Arbeit macht. Erst wenn etwas davon wegfällt, dann wird es spannend. Wobei auch hier (wie ja auch in der Pandemie) die Frage nicht nur ist, wer entscheidet, welche Maßnahmen angemessen sind, sondern eher, welche tatsächlich richtig sind. Es ist ja jetzt nicht so, dass die Föderation (oder die Erdregierung) schlagartig zur Diktatur wird, nur weil temporäre Sicherheitsmaßnahmen ergriffen werden. Und dass ein simpler Test ein unerhörter Eingriff in die Privatsphäre sein soll, finde ich auch übertrieben. Wobei Opa Sisko als enger Angehöriger eines Entscheidungsträgers doch selbst gefährdet ist. Ich bin schon sehr gespannt auf die Fortsetzung, denn auch diese Folge ist absolutes Neuland für mich.

    Noch zwei Gedanken: dass bei Stromausfall Türen geschlossen bleiben ist doch gerade in sicherheitsrelevanten Bereichen sinnvoll. Sonst könnte ein Gegner „einfach“ den Strom abstellen und in diesen Bereichen fröhlich ein und aus marschieren.
    Und dass ihr als Kennwort „Zwiebelschneiden“ gewählt habt – wollt ihr damit sagen, dass STD zum Weinen ist?🤔😄

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  19. CptCalhoun

    Also eurer Kritik an dem Föderationspräsidenten teile ich, macht aber halt auch das Problem bei Star Trek sichtbar, dass man sich über den Hintergrund politischer Strukturen etc. nie wirklich Gedanken bei der Konzeption gemacht hat, sondern einfach diese tolle Vision einer planetaren Föderation ins TV-Schaufenster gestellt hat. Selbst SciFi Serien wie Babylon 5, die zur selben Zeit gedreht wurden, haben hier mehr Fleisch am Knochen, aber eben auch, weil es für die Handlung teilweise wichtig ist. Was ich mich auch Frage. Es ist ja schön das Jaresh-Inyo auf Odos Argument eingeht und das mal eben auf dem kurzen Dienstweg mit seinem Päd regelt. Aber als Politiker hätte er ja auch mal den Job seine Handlung irgendwie zu erklären. Klar kommt jetzt dann wieder das Problem das es im Grunde bei Star Trek keine Medien gibt die wir kennen, zum Vergleich hier Babylon 5 wo es mit ISN einen etablierten Nachrichtensender gibt. Aber das bei einer Notlage der Präsident vielleicht die Möglichkeit hätte, mal auf einem offiziellen Comkanal eine Rede zu übertragen, wo erklärt welche Maßnahmen jetzt folgen und warum sie nach seiner Meinung nötig sind. Dann wäre die Situation bei Opa Sisko vielleicht auch anderes gewesen, wenn er das vorher mal von seinem gewählten Volksvertreter erfahren hätte.
    Das heutige SciFi Serien solche Themen ausführlicher über die Staffel behandeln, sieht man z.B. schön bei The Expanse. Leider bleibt New Trek hier dann aber vergleichsweise auch schwach. Bei Discovery sehen wir zwar dann ja in der Zukunftshandlung auch eine Föderationspräsidentin, aber auch die darf relativ viel einfach so ohne Kabinett entscheiden, wenn ich mich da jetzt richtig erinnere.
    Was die Uniformen angeht, bestätigt auch das Auftreten jetzt hier einfach nur weiter meine persönliche Retrotheorie. Offiziere tragen alte Unfiormdesgins halt weiter, um sich von den neueren Rängen, welche die alten Uniformen nicht mehr replizieren können, da ihre Vorlage im Replikator durch die neuen ersetzt wird, abzugrenzen.
    Ansonsten freue ich mich auf den zweiten Teil am Dienstag.

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  20. KhlavKhalash

    Leute, da wart ihr mal wieder in Höchstform! Wat hab ich mich beömmelt 😀 Danke!

  21. Goedeke

    Zum Thema was wäre super in einer modernen limited Series des Streamingzeitalters umsetzbar fällt mir noch die Besetzung Bajors und der Wiederstandskampf ein.

    Schön 3 Akt entweder innerhalb der einzigen Staffel oder auf 3 Staffeln auslegen. Frühe Besetzung, hochzeit des Wiederstandes und dann Rückzug der Cardarsianer und wie es dann überhaupt dazu kam, dass die Föderation vor Ort ist.

    Da kann man dann auch super Thematisieren warum viele Bajoraner eher anti Föderation waren am Anfang der Serie. Die Hints dahin bekommt man bislang nur in TNG mit wo hin und wieder mal klar wird, dass die Föderation den Bajoranern mit netten Worten aber sonst so ziemlich nichts anderem hilft.

  22. Goedeke

    Zu der Diskussion um 2:30:00 rum wie es in einer Demokratie und der Macht ihrer Repräsentanten bestellt ist. Da muss man zum einen sagen die BRD ist nur eine Form der Demokratie. Unsere sehr parlamentalistische Demokratie ist halt anders gestrickt als eine Präsidiale Demokratie (und das ist nicht nur die USA, in Frankreich hat der Präsident auch viel direkte Macht).

    Aber zu der Frage kann der Kanzler so etwas im Zweifel alleine entscheiden. Es gibt einen weniger beachteten Teil des Grundgesetzes wo es um Fragen von Notstand, Kriegsfall etc. geht. Und da gibt es dann durchaus die Möglichkeiten am Parlament vorbei zu Regieren, Gesetzte zu erlassen usw. im Zweifel auch mit verkleinerten Kabinett und damit wenn man es logisch zuende denkt, wenn der Zeitdruck groß genug ist bis hin zur Reduzierung auf eine Person (Kanzler*In).

    Man muss das dann im Nachinein natürlich sehr gut begründen können. Und Parlament + Gerichte etc. können dann dagegen vorgehen. Aber auch unsere Demokratie hat solche Instrumente. Weil die Pläne die Layten in der Schublade hat sind ja in der Realität leider völlig normal. Im Kalten Krieg hatten wir Pläne für alle möglichen Kreigsszenarien. In den frühen 2000ern gab es zu Hauf Pläne für unterschiedliche Terrorseznarien usw.

    Zudem könnte es ja sein, dass der Präsident hier eine Entscheidung auf Grundlage eines bereits gefassten Gesetzes trifft. Also das Föderationsparlament hat nach den Anschlägen einen Katalog an befugnissen erstellt die der Präsident einführen kann, wenn die Sittuation es erfordert (solche Dinge gibt es in der BRD und auch den Bundesländern Zuhauf).

    Bei Joseph Sisko bin ich mir nicht 100% sicher ob ich den Corona Vergleich 100% folge. Am Ende des Tages waren alle Corona Maßnahmen (Maske, Test, Impfung, etc.) etwas dem man sich durch Verhalten entziehen konnte (zugegeben zum Teil nur durch sehr extremes Verhalten, wie online Einkauf und Paket vor die Tür aber es war prinzipiell möglich).

    Wenn die Polizei (und hier eigentlich de Facto die Militärpolizei) bei dir Zuhause rein kommt und von dir einen Test verlangt, weil dein Sohn Mitglied beim Militär ist, dann ist das schon was anderes. Nehmen wir Picards Bruder und wie der reagieren würde (ich glaube der ist hier shcon tot aber mal what if). Die Familie war schon immer dagegen, dass Jean-Luc zur Sternenflotte geht und jetzt muss man sich deswegen testen lassen?

    Zumal eine Pandemie mit expotentieller Ansteckungskurve halt immernoch was anderes ist als Terrorismus. Terroristen gewinnen, wenn man solche Maßnahmen durch setzt. Der Virus hat keine politische Agenda. Wenn ich Joseph wäre würde ich da auch frage wo ist der richterliche Beschluss oder die Rechtsnorm gegen die ich gerichtlich Einspruch einlegen kann? Weil hier wird man ja zur Untersuchung gezwungen wegen der Entscheidung eines anderen Individuums und das eigene Handeln hat darauf keinen Einfluss (erfüllt also quasi die Definition von Wilkür). Und das war ja auch in der Corona Sittuation das wichtige, dass Leute weiterhin das Recht hateen gerichtlich klären zu lassen, ob die Maßnahmen jeweils rechtens waren.

    Ich bin mir auch unsicher, ob die Nachricht an Odo das einzige Ziel der Changelings ist. Es ist wie immer ein Ziel. Aber wie eigentlich immer beim Terrorismus ist das erzeugen der Paranoia und der Reaktion basierend auf dieser ein maßgebliches Ziel. Die Maßnahmen, um sich vor den Changelings zu schützten treffen viel mehr Leute als es die Bomben die ein paar Changelings legen könnten je ion der Lage wären. Auch einen Admiral so offensichtlich zu imitieren und aufzufliegen sorgt ja direkt zur Sorge: „Oh Gott welche Sicherheitcodes man dort bekommen kann, wir müssen die Maßnahmen verschärfen.“

    Wir dürfen nicht vergessen dies ist bei weitem nicht das erste Rodeo der Changelings und sie haben die Gedult sehr langfristig zu agieren und sind sich auch sehr bewusst wie „the Guideing Hand behind the Trhone“ funktioniert.

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