Trek Nights #18: David und der Sozialismus

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Naschkatzen aufgepasst: Der erste trekkige Late Night Talk des Jahres 2022 sendet aus dem Kuchenregal der NX-01! Denn nach vielen Gästen, die über TNG zu Star Trek kamen, begrüßen Simon und Sebastian endlich jemanden, dessen Einstiegsdroge Enterprise war: Den fantastischen David, der von seiner Forschungsfaszination berichtet. Einige von euch kennen ihn sicher von seinen Vorträgen „Konfliktlösungen in Star Trek“ und „Star Trek – Eine sozialistische Zukunft?“, mit denen er im deutschsprachigen Raum unterwegs ist, oder von seinem hervorragenden Blog, dem Mateschrank.

Dieser Beitrag hat 16 Kommentare

  1. Nepos

    Danke, Danke, Danke für diesen Trek am Donnerstag 🙂 Ich höre euch seid 2017 und ihr bereichert meine Wochen so sehr. Mit Beginn der Pandemie gehört ihr zu meinem Wochenrhythmus. Ein Trek am Freitag löst zusätzlich Glücksgefühle aus. Ein Kaffee im Monat geht ab sofort auf mich. Diese Folge mit David war unglaublich informativ und lustig. Bitte setzt das fort. Davids Besprechungen zu den Star Trek Filmen im Podcast Second Unit habe ich auch so gerne gehört und mich immer riesig über eine neue Folge gefreut. Was ihr zu New Trek und politisch, philosophisch zu Heritage Trek gesagt habt, bedarf einer Fortsetzung. Nachtrag zu eurer Umfrage: Trek am Freitag Special Politik und Philosophie in Star Trek mit David.

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    1. Gerne komme ich mal wieder. Mal sehen, wann und in welchem Format sich da die Möglichkeit ergibt 😉

  2. Nippel

    Hallöchen!
    Eine höchst interessante Folge wieder!!!

    Die Anschlussprobleme von TOS zu TNG und DS9 mit Währungen und auch dem Zeitlichen Ereignissen wie dem ersten Kontakt usw. sind für mich einfach der Grund, dass der gute Gene nie damit gerechnet hat, dass wir im Jahr 2022 immer noch über Star Trek reden. Er hätte es wie Raumpatrouille Orion machen sollen und behaupten: „Dies sind keine Geschichten von Morgen, sondern von Übermorgen…“ 😉

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    1. Alte Warpgondel

      Ja, das hätte vermieden, dass wir uns 2022 bisweilen vom Knie ins Auge logisch verrenken und retconen müssen was das Zeug hält, um das Star Trek Universum konsistenter zu machen 😉

      Aber dann gäbe es auch schon lange kein Star Trek mehr und TOS wäre eine Eintagsfliege geblieben. Der Erfolg begründete sich ja gerade darin, dass eine an die Gegenwart anschlussfähige Vision der Zukunft gezeigt wurde und damit die Welt von Morgen. Es gab in TOS genügend Bezüge zur damaligen Gegenwart, so dass man sich das vorstellen konnte. Zwei Zeitreisen in die Sixties, die 1996 gestartete Botany Bay, ein Zwillingsplanet der Erde mit einer finalen Konfrontation zwischen Russland und Amerika sowie weitere Rückgriffe in die Geschichte. Manche dieser Folgen mögen seltsam gewesen sein, aber es vermittelt dass die bekannte Zeitlinie in diese positive Zukunft führen kann.
      Die Welt von Übermorgen ist undefiniert und es gibt sie einfach nur ohne Vorgeschichte.

      Aber es ist Klasse, dass es diese Welt von Übermorgen auch gibt – ich liebe Sie! Die Welt der SF in Deutschland wäre deutlich ärmer ohne Rowenta Bügeleisen, die genial absurden Tänze und Musik aus dem Starlight Café, General Wamsler und Cliff McLane. Schade, dass es nur so wenige Folgen gab.

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  3. Torsten

    Bezüglich des Geschenkereplikators habe ich mir das immer so erklärt, daß dieses Gerät einfach für größere Gegenstand gemacht ist, die nicht auf das kleine Geschirr-tray des Replikators im Quartier passen. Sicherlich müssen Geordi und Barclay manchmal auch Bauteile replizieren können

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  4. whisky_duke

    Danke für die sehr interessante Folge.

    Zum Thema New Trek mal meine „two cents“:

    Neben den ganzen konzeptionellen Unzulänglichkeiten und Charakterschwächen (Stichtwort Burnham) liegt für mich das Hauptproblem von DISCO und PICARD in den handwerklichen Unzulänglichkeiten.

    Die Qualität der Scripts bzw. des writer’s room ist handwerklich schlecht. Da geht es auch nicht um Fragen, ob das noch Star Trek ist oder nicht oder ob das dem Kanon entspricht oder nicht.
    Es geht um pures Handwerk des Drehbuchschreibens: Wie entwickle ich eine konsistente Story über mehrere Folgen hinweg, wie entwickle ich Charaktere (auch Nebenrollen), wie orchestriere ich geschickt ein größeres Figurenensemble, wie lege ich gekonnt Hinweise auf noch folgende größere Themen usw.
    Da verbietet sich auch ein Vergleich mit Old Trek bzw. mit Serien, die 20-30 Jahre alt sind. Das war damals eine andere TV-Zeit.
    Da zählt nämlich vor allem der Vergleich mit anderen heutigen Serien. Und wenn ich auf Netflix, Amazon & Co. mich umschaue (und ich schaue viele neue Serien), dann sehe ich fast nur Serien, die handwerklich besser darin sind, eine Geschichte zu erzählen und Charaktere glaubhaft zu entwickeln.

    Daher bin ich auch für Strange New Worlds nicht sehr optimistisch. Neben Produzent Kurtzman agieren Akiva Goldsman und Jenny Lumet als Showrunner. Jenny Lumet war auch schon kreativ bei DISCO und PICARD beteiligt und Goldsman ebenso bei DISCO. Ich befürchte Schlimmstes.

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  5. Maestro84

    Eine teils…politisch interessante Folge, deren Gastmeinung ich nur selten teile, die aber dennoch erweiternd war.

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  6. RomulanAleSmuggler

    Meine zwei Clips goldgepresstes (klingt irgendwie nach Olivenöl) Latinum zur Frage nach Star Trek und Sozialismus:

    Simon hat schon recht, dass es sich Star Trek über seine „der Replikator kann alles fast kostenlos erschaffen“ – Technologie zu einfach macht, als dass es wirklich Sozialismus wäre. Es ist gemogelt.

    Eine der wichtigsten marxistischen Ideen ist, dass es auf das System ankommt, nicht auf die Produktivität. Sprich: Im Kapitalismus wird alles automatisch immer ungleicher, und mehr und besser zu produzieren hilft nicht, denn es bedeutet nur, dass die Kapitalisten noch mehr Mehrwert zum Unter-den-Nagel-reissen haben. Das Problem ist die Verteilung, nicht die Menge. Der Replikator ist eigentlich eine sehr liberale Idee – wir müssen nur effizient genug wirtschaften, dann gibt es keine Armut mehr. Quark sagt es in „The Siege of AR-558“: Man muss den erleuchteten Menschen nur ihre Maschinen und ihren Komfort wegnehmen, und sie werden wieder Wilde. Ob er damit recht hat, ist eine andere Frage, aber es ist auf jeden Fall eine sehr starke Kritik an dieser Utopie auf Kredit.

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  7. Kai L.

    Ihr Lieben!

    Danke, wie immer, für die ausgezeichnete Folge! Das Thema triggert mich. Ich könnte eine stundenlange Nachricht auf einen AB quatschen 🙂 (geht Sprachnachricht bei euch eigentlich irgendwie? Ist das gewollt? Habe in Erinnerung, dass ihr sowas mal gesagt habt, aber hier im Forum habe ich nichts dazu gefunden…)

    Ein paar lose Gedanken:

    1) ich mag es nicht, wenn gesesellschaftliche Entwicklungen oder gar Überzeugungen/Werte als „fortschrittlich“ bezeichnet werden. Der Begriff erweckt den Eindruck einer zweidimensionalen Entwicklung, in der es nur ein vor und zurück gibt. Das ist, denke ich, quatsch. Gesellschaftliche Entwicklungen sind komplex und mehrdimensional. Wer will da beurteilen, wo vorn und wo hinten ist?? Klar kann man Entwicklungen gut oder schlecht finden, aber das ist eben subjektiv. „Fortschritt“ suggeriert aber etwas objektives (siehe wissenschaftlicher Fortschritt).

    2) „Kapitalismus“ ist keine eigenständige Denkschule. Der Begriff kommt allein aus dem Sozialismus und beschreibt den gegenwärtigen Zustand der Ausbeutung, der durch gesellschaftliche Umbrüche überwindet werden soll. Das sollte man wissen, wenn man das Wort ‚Kapitalismus‘ nutzt (was ihr häufiger tut). Man ist dann quasi immer in der Logik des Sozialismus. (Gegen den Kapitalismus zu argumentieren ist daher auch wie Schattenboxen.)

    (2a) in der wirklichen Welt leben wir in der freien und sozialen Marktwirtschaft. Wir werden immer ausdiskutieren müssen, wie stark oder wie wenig der Staat in den Markt eingreifen muss, um Ungerechtigkeiten zu verringern. Aber lasst uns innerhalb dieses Systems argumentieren – wir sollten nicht meinen, es „überwinden“ zu müssen.)

    3) Star Trek zeigt keine sozialistische Weltordnung, sondern eine zutiefst liberale – denn es zählt das Individuum und seine Bedürfnisse und nicht das Kollektiv. In der Star Trek – Welt wurde das wirtschaftliche System, wie wir es kennen – zentrales Problem: Knappheit der Güter! – NICHT durch gesellschaftliche Prozesse „überwunden“, sondern durch Technologie! Wenn alles jederzeit repliziert werden kann, gibt es ja keine Knappheit und keinen Mangel mehr. Es gibt keine Notwendigkeit mehr zu wirtschaften bzw. zu handeln. Dieser technologische Sprung ist der totale Brainfuck, weil wir überhaupt keine Vorstellung davon haben, wie eine Gesellschaft unter solchen Voraussetzungen funktionieren könnte. Eben eine Utopie.

    4) diese Utopie bietet uns Star Trek aber gar nicht! Uns wird nämlich so gut wie nichts von der zivilen Welt gezeigt. Quasi als Kunstgriff zeigt man uns mit der Sternenflotte eine Art Militär, welches im Großen und Ganzen nach den gleichen Regeln funktioniert wie heute. Die ZIVILGESELLSCHAFT wird uns eigentlich gar nicht gezeigt.

    5) ehrlich gesagt wissen wir nicht einmal, wem oder was gegenüber die Offiziere der Sternenflotte loyal sind. Gibt es eine Verfassung? Einen Präsidenten? Wird eigentlich auch irgendwann mal gewählt??? Wie steht es um die Zivil-militärischen Beziehungen? (gerade diesen Aspekt finde ich eine mega Schwachstelle im Star Trek Universum: demokratisch legitimierte Kontrolle! Wie oft haben Picard und Co eigentlich über Krieg und Frieden entschieden??)

    6) es gibt einen Ort, an dem wir bei Star Trek Sozialismus in Reinform sehen: bei den Borg (sind die Borg eigentlich gesellschaftlich sehr fortgeschritten?? :)) )

    Soviel nur einige lose Gedanken. Ich hoffe, es ist nicht zu lang und irgendwer findet, dass ein paar interessante Denkanstöße dabei waren. Außerdem entschuldige ich mich, wenn sich jemand angegriffen fühlen sollte: es war dann definitiv nicht so gemeint!!

    Euch einen schönen Abend und eine schöne Woche.
    Simon und Sebastian: bleibt wie ihr seid und macht den Podcast bitte nur für euch und nicht für uns 🙂

    Beste Grüße
    Kai

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    1. Also das habe ich ja noch nie gehört, dass Fortschritt etwas zweidimensionales sein soll. Finde ich nicht. Fortschritt kann in vielen Facetten kommen und nicht jeder Versuch, eine bessere Gesellschaft aufzubauen, läuft gleich.

      Der Begriff Kapitalismus ist schon rund 100 Jahre älter als Marx. Das halte ich für eine steile These, dass es ein sozialistischer Begriff ist.

      Das Gerede von „wir leben in einer Marktwirtschaft und nicht im Kapitalismus“ kenne ich aus Deutschland schon lange. Ich glaube, das gibt es nur im deutschsprachigen Raum. Selbstverständlich leben wir im Kapitalismus – dieser kann nur verschiedene Ausführungen haben. So wie die vom Adel dominierte Variante im Kaiserreich, der Faschismus von 1933 bis 1945, die soziale Marktwirtschaft nach den Arbeitskämpfen in der Nachkriegszeit oder halt die freie Marktwirtschaft seit dem Lambsdorff-Tietmeyer-Papier.

      Also meiner Meinung nach müssen wir den Kapitalismus überwinden, da er nicht in der Lage scheint, den Planeten zu retten. In den Raum zu stellen, dass man über eine Überwindung ja gar nicht reden braucht, finde ich sehr merkwürdig.

      Also mir geht es um den ökonomischen Überbau. Laut Marx kommt es darauf an, wer die Produktionsmittel besitzt. Die Replikatoren gehören der Sternenflotte, also dem Staat. Damit gehören sie schon mal nicht der Bourgeoisie und damit hat das wenig mit liberalen Vorstellungen zu tun. Wenn es nach Technologien geht, hätten wir heutzutage schon keinen Hunger und keine heilbaren Krankheiten auf dem Planeten – doch der Kapitalismus verhindert das. Es gibt liberale Elemente in ‚Star Trek‘ – die sprechen wir ja auch an. Aber ich halte es nicht für eine liberale Vision im deutschen Sinne des Wortes liberal (im US-amerikanischen Raum ist das etwas anders zu verstehen).

      Ja, es gibt einen Föderationspräsidenten und auch ein Parlament. Das sehen wir ja unter anderem in den Kinofilmen.

      Also ich wüsste nicht, was an den Borg fortschrittlich sein soll – außer dem Umstand, dass die Produktionsmittel dem Kollektiv gehören.

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      1. Kai L.

        Hallo Dave. Danke, dass Du Dir die Mühe machst, meine Gedanken aufzugreifen und zu antworten.

        Bei politischen Diskussionen muss man ja leider immer aufpassen, dass sie nicht abgleiten. Ich sage daher ganz ausdrücklich, dass ich Deine Meinung sehr schätze, auch wenn wir inhaltlich bei dem Thema wohl eher nicht zusammen kommen werden. Aber der Austausch von (gegensätzlichen) Argumenten macht mir Freude und bereichert mich.

        Bzgl. des Begriffs Kapitalismus gebe ich Dir schon recht, dass ich vielleicht ein wenig polemisch war. Natürlich ist nicht jeder, der den Begriff nutzt, Sozialist oder vertritt sozialistische Standpunkte. Mein Punkt war, dass es sich um einen politisch und ideologisch aufgeladenen Begriff handelt, der nur dazu geschaffen wurde, gebasht zu werden. Kapitalismus ist keine eigenständige Ideologie, keine Denkschule, sondern nur so etwas wie ein konstruierter Antagonist. Der Begriff Kapitalismus hat also überhaupt keine positive Bedeutung, sondern ist ideengeschichtlich (!!) als Feindbild geschaffen worden.

        Ich würde dabei bleiben, dass Sozialisten den Begriff in seiner heutigen Bedeutung geschaffen haben, gebe Dir aber insofern Recht, dass auch andere ‚Antikapitalisten‘ den Begriff nutzen.

        Das Problem, das ich an der Kapitalismuskritik sehe, ist, dass man es sich sehr leicht macht, einen Sündenbock zu finden, der dann für alles Schlechte schuldig ist – sei dieser Sündenbock das „System“ als solches oder die „Bourgeoisie“ (wer immer das so genau sein mag).

        Beispiel dafür: deine Auffassung, der Kapitalismus „verhindere“, dass alle Menschen genug zu essen bekommen und dass alle Menschen von allen Krankheiten geheilt würden (!!??).

        Da zu sagen, man müsse nur den Kapitalismus überwinden, ist schon arg zu einfach. Aber mehr noch: es ist populistisch, weil es das Narrativ bedient: Wir einfachen Leute hier unten, wir können nichts dafür, uns trifft keine Schuld. Aber die Reichen und Superreichen, das sind die Bösen. Die sind alles Schuld. Motto: Wir hier unten gegen die da oben.

        Nicht mein Ansatz.

        Sorry, bin jetzt arg vom Thema Star Trek weg, aber ich wollte das nicht so stehen lassen.

        Herzliche Grüße

        Euer Kai

        Ps: ich rege nochmal an, über das Thema ‚Knappheit der Güter‘ nachzudenken und was es bedeutet, wenn diese technologisch überwunden werden würde (es geht nicht darum, das alle genug haben (der Punkt wird nie erreicht, solange das Angebot knapp ist, weil der Bedarf immer steigt) sondern darum, dass man buchstäblich ALLES sofort haben kann. Alles wird dann zum Allgemeingut – wie Luft.).

  8. Kleiner Bruder

    Ich glaube, ich habe das schon mal an anderer Stelle geschrieben, aber Star Trek ist für mich keine sozialistische Utopie, es ist eine technische Utopie. Wenn jeder alles haben kann, dann braucht man nicht sozial zu sein, sprich: mit dem Nächsten zu teilen. Man braucht aber auch nicht unbedingt Besitz anzuhäufen. Dadurch ist natürlich auch mehr Liberalität (persönliche Freiheit?) möglich. Wer mehr will, muss sein Glück woanders versuchen.

    Am nächsten an eine sozialistische Utopie erinnern mich die Vulkanier, deren Gesellschaft uns allerdings meisten als statisch und freudlos gezeigt wird.

    Die Borg sind für mich das Musterbeispiel des Faschismus. In eine Staatsform gepresst, aus der man nicht ausbrechen kann, in der der eigene Wille nicht zählt. Es scheint vielleicht „sozial“(istisch) zu sein, aber das gilt in solchen Diktaturen ja nur für die eigenen „Volksgenossen“ und auch nur wenn die auf Linie bleiben.

    Dass der Kapitalismus aus eigener Kraft überwunden werden kann glaube ich nicht. Das Ansammeln von Besitz liegt dem Menschen einfach näher als das Teilen, und das um so mehr, je unsicherer die Zukunft erscheint. Was aber eben diese Zukunft bedroht, durch Raubbau und soziale Spannungen.

  9. @miral

    Ich würde sagen, Enterprise ist kein bisschen trek-utopischer als Voyager. T’Pol ist quasi Seven 2.0 und es geht permanent nur darum, die Oberhand in irgendwelchen Konflikten zu gewinnen. Da ist Voyager noch verspielter gewesen. Die Sache ist aber, dass ich absolut kein Problem damit habe, dass es auch in Star Trek Schattenseiten gibt. Betrachtet man den utopisch anmutenden TNG-Zustand physikalisch analog, könnte man sagen, dieses erreichte Gleichgewicht an Intelligenz, Stärke(Unantastbarkeit), die Fähigkeit, sich mit unaufgeregt durch den Quadranten zu bewegen – you name it – konnte nur dadurch erreicht werden, dass extrem viel Energie aufgewendet werden musste, um auf dieses Überlegenheitsniveau zu kommen. Dazu zählen soziologische und politische Erfahrungswerte, technologischer Entwicklungsdruck, Beseitigung aller Wirtschaftlichen Ungerechtigkeiten und Überwindung von Sicherheitsrisiken/ Bedrohungen. Ansonsten kann man diese viel gepriesene „mit alles Dingen des Universums auf Augenhöhe sein“-Existenz der TNG-Zeit nicht führen. Dieser denkbare Moloch an vorangegangenem Energieaufwand muss eben stattgefunden haben und alles was dazugehört, ist für mich völlig legitime Star Trek-Erzählung. Das Problem ist eher die mangelnde, inhaltliche Qualität, die seit Voyager und Enterprise Einzug gehalten hat. Die ewige Nörgelei über „is für mich kein Star Trek, weil nicht abstrus positiv-utopisch genug“, kann ich nicht mehr hören. Picard ist nicht schlecht, weil es dystopisch ist, sondern weil der erzählerische Fokus von einer Belanglosigkeit zur Nächsten springt, ohne die Gesamtsituation der des Quadranten zu beleuchten oder sonsteinen nachvollziehbaren Erzählfokus zu bieten. Den Rahmen mit Data fand ich aber super. Leider auch nur den.

    1. Okay, das finde ich schade, dass du ‚Star Trek Enterprise‘ und ‚Star Trek Raumschiff Voyager‘ hier in eine Schublade steckst. Der Kriegs-Plot in Staffel 3 ist der Tiefpunkt, aber ich finde in Staffel 1,2 und 4 hat ENT noch etwas von dem „Spirit“, den ich in TOS und TNG so sehr mochte. Da ging es noch mehr darum, rauszufliegen, wo noch niemand war. Bei ENT geht es dabei weniger um das Utopische zwischen den Menschen, aber das finde ich immer noch besser und schöner als Janeways Staffeldzug durch den Delta-Quadranten.

  10. @miral

    Also ich mag Enterprise auch trotzdem für diesen Spirit aber ich finde, sie haben es weitgehend nicht so richtig hinbekommen. Die Crew gerät ständig unter Druck und weiß sich „gefühlt“ immer nur durch Gegenaggression zu helfen. Aber der Teufel steckt da im Detail, die Autoren haben die Bemühungen um friedliche Exploration meiner Erinnerung nach ständig abgestraft und die Crew gezwungen, charakterlich härter zu werden, um im All bestehen zu können. Eine gewisse Ausgeglichenheit spürt man erst in Staffel 4, auch wenn ich finde, dass es da an der Chemie einiger Protagonisten untereinander nicht mehr recht rund läuft. Aber beispielsweise der Nazi-Zweiteiler von Enterprise ist so daneben, dass ich nicht weiß, ob man einen ähnlich desolaten Zweiteiler in 7 Stafeln Voyager finden kann. Enterprise wirkt vom Writing her immer wieder plan- und hilflos, was ich damals immer wieder schade u frustrierend fand. Voy hat auch richtig gute, klar strukturierte, vielseitige Highlights, egal, ob in dramatischer, humoristischer, effektlastiger oder Skurrilitätshinsicht. Enterprise lebt eher vom bittersüßen Grundgefühl, das die Serie mit ihren vielen, tragischen und eher subtil-schönen Momenten, als Ganzes bei mir hinterlassen hat. Auch zu viel eingeflochtene Anbiederung an casual-viewers, worunter ich auch die Weichspülung- und Vermenschlichung von T’Pol verstehe. Das meine ich mit dem Qualitätsaspekt. Aber nochmal.. die Absetzung fand ich trotzdem sehr bedauerlich.

  11. Michael Kleu

    Schöne Folge!

    Ich fand super spannend, was über Entscheidungsfindungsprozesse bei TOS und VOY gesagt wurde.

    Das würde mir mal als Special gefallen. Also ein Vergleich, wie bei TOS (und ggf. TAS), TNG, DS9, VOY und ENT Entscheidungen zustande kommen, verbunden mit der Frage, inwiefern sich das durch die jeweilige Produktionszeit erklären lässt. Cooles Thema!

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