Der Intergalaktische Frühschoppen #2: Überholt, nachhaltig & musikalisch

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Zum zweiten Mal laden die TaD-Moderatoren an den Stammtisch. Sebastian hat einen seltsamen Satz bei Disney+ gelesen und macht ein Riesenfass auf. Hörer Micha hinterfragt unser Umweltbewusstsein. Simon pustet den Staub von seiner Klampfe und führt den Barrégriff vor.

Dieser Beitrag hat 17 Kommentare

  1. Matthias Vogt

    Hallo ihr 2. Schon wieder grandiose Themen, zu denen ich auch etwas Senf abgeben möchte. War eine sehr schöne Unterhaltung, welcher ich lauschen durfte.

    Das Thema political correctness ist immer ein heisses Eisen. Ich stimme euch hier völlig zu, man kann dies nicht mit einem lapidaren Satz am Anfang der „Sendung“ (lol) abtun und dann alles kommentarlos laufen lassen. Da müsste zumindest eine kurze Einleitung vor dem Hauptfilm folgen. Gegen ein Ausstrahlverbot solcher Werke bin ich ebenfalls, das ginge zu weit und wäre wie ihr richtig sagt auch ziemlich arrogant. In 50 jahren wären es dann wir, die man nicht mehr ausstrahlt oder anhören darf.

    Bei der Nachhaltigkeit bin ich zum einen auf Simons „Seite“, da ich mich seit 15 Jahren ebenfalls fleischlos ernähre. Aber auch bei uns ist vor allem der Käse das, was uns von veganer Ernährung abhält (vor allem hier in der Schweiz ist das nochmals deutlich schwieriger…). Hinsichtlich CO2-Abgabe, Fliegen usw. hatte ich früher auch eine eher liberale Haltung, neige aber aufgrund vieler Erfahrungen dazu, dass man vieles tatsächlich gesetzlich reglementieren muss. Das mit der vielgelobten Eigenverantwortung hört bei vielen nach dem ersten Teil „Eigen“ schon auf. Das betrifft Privatpersonen wie auch die ganze Industrie. Ohne einschneidende Veränderungen kommt das Ganze nicht gut. Und wie man aktuell sieht: Wenn es sein muss, gehen Änderungen auf einmal ganz schnell vonstatten. Und das „Argument“, dass dies wirtschaftliche Folgen hat, darf schlichtweg kein Argument sein. Ohne Menschheit gibt es gar keine Wirtschaft mehr. Wenn ich da heute schon wieder den guten Herrn C. Lindner von der F*ck-Da-Planet-Partei höre, könnt ich grad….

    Zur Musik: Da bin ich auch vorbelastet. Über die unvermeidliche Blockflöte gings mit 10 Jahren ab in den Musikverein zur Klarinette. Nach knapp 20 Jahren war dann aber Schluss, durch Wegzug in die Schweiz kam es da zum Unterbruch und dieser wurde dann permanent. Einerseits schade, andererseits auch fast nicht zu vermeiden und den zeitlichen Einschränkungen gewidmet, die man mit 2 Kindern + Job so hat (und das ganz ohne podzucasten). Immerhin steht ein elektronisches Klavier bei uns, welches inzwischen auch teilweise von 4 Personen mehr oder weniger erfolgreich benutzt wird. Einen Konzertpianisten wird dies aber eher nicht hervorbringen. But you never know….

    In diesem Sinne macht es gut, bleibt gesund und bis Dienstag
    Grüsse aus der Schweiz

  2. Kleiner Bruder

    Hallo ihr Zwei!
    Susi und Strolch und Mecki – da werden auch bei mir Erinnerungen wach. Grundsätzlich habe ich kein Problem mit solchen überholten Darstellungen, wenn es denn erkennbar alte Darstellungen sind. Böse Siamkatzen und alberne stereotype Darstellungen von Eingeborenen halte ich für höchstens halb so schlimm, wenn es denn auch Ausnahmen bleiben. Hat man das aber häufiger, und kommt dann jemand,der sagt „alle Siamesen sind böse“ und „die N. sind unser Untergang“, dann könnte das natürlich auf fruchtbaren Boden fallen. Wo ihr den Struwwelpeter erwähnt habt, ist der nicht sogar antirassistisch? Denn der Nikolaus bestraft ja gerade die Jungs, die den „Schwarzen“ verspottet haben, indem er sie selbst schwarz färbt. Und die sind dann wirklich schwarz…
    Da würde ich gerne den Bogen zu Star Trek schlagen. Da gab es schon eine dunkelhäutige Frau als Brückenoffizierin und das eine oder andere Statement gegen Rassismus (Last Battlefiield, Cloud Minders). Und auch andere Frauen waren da nicht nur das Dummchen, das vom starken Mann gerettet werden muss.
    Nachhaltigkeit, auch so ein schwieriges Thema. Ich denke ja, dass umweltschädigendes Verhalten zu billig gemacht wird. Aber nun haben sich alle daran gewöhnt, und wer wollte sich das wieder wegnehmen lassen? Aber ihr glaubt doch wohl nicht, das der Fluch, Verzeihung, Flug in den Ferienclub Schiessmichtot zuf Völkerverständigung beiträgt?
    Hut ab vor jedem, der sich auch nur vegetarisch ernährt. Ich kenne eine Person, die wird echt aggressiv, wenn man solche Wörter nur erwähnt. „Da fehlen wichtige Nährstoffe“ heißt das dann immer. Und es ist wohl auch die Gewohnheit im Spiel.
    Bei Musik kann ich leider nicht mitreden. Ist eh schon wieder zu viel. Aber danke für eure Denkanstöße.

    1. Simon

      Hey Kleiner Bruder, klar, das Struwwelpeter-Beispiel zielte eher darauf ab, dass der Niklas die bösen Buben ja damit bestraft, indem er sie auch schwarz einfärbt, das Schwarze bleibt also grundsätzlich negativ konnotiert. Die Message könnte auch so ausgelegt werden, dass man froh sein sollte, nicht schwarz zu sein und die armen Schwarzen nicht ärgern sollte, die sind ja schon bestraft genug. Verstehst Du, was ich meine? Das gäbe es heute in der Form nicht mehr so.

      Deinem Bekannten, der behauptet, das wichtige Nährstoffe fehlen, glaubt auch an den Weihnachtsmann. Gerade bei Vegetariern ist das ausgemachter Schwachsinn. Wichtig für Veganer ist allerdings, den B-Vitamin-Haushalt im Auge zu behalten.

      1. Kleiner Bruder

        Hallo Simon!
        Interessante Sichtweise mit dem schwarz färben. Bei mir war eher der Gedanke, dass der Dunkelhäutige gut ist, so wie er ist. Er muss nicht zum Beispiel weiss gefärbt werden. Oder dass die äußere Farbe nichts über das Innere des Menschen aussagt. Die bösen Buben sind auch immer noch die gleichen. Allerdings fällt mir dazu ein Zitat aus einem Artikel über Kolonialismus ein. Da hiess es damals sinngemäß, dass man die „primitiven Völker“ gewissermaßen als jüngere Geschwister sehen sollte, auf die man aufpassen müsse. Eine seltsame Mischung aus Rassismus und Humanismus.
        Auch das andere Beispiel, mit den Raben aus Dumbo. Für mich waren und sind das immer nur Raben. Passt ja auch, weil es hier ums Fliegen geht. Und Raben sind eben Allerweltsvögel. Hätten sie Papageien getroffen, dann hätten sie erst mal erklären müssen, wie die da hin kommen. Ich könnte mir gerade noch vorstellen, dass im amerikanischen Original ein bestimmter Akzent benutzt wird, aber das weiß ich natürlich nicht.
        Kommt vielleicht auch darauf an, welchen Hintergrund man selbst hat, wie man so etwas empfindet.
        Schlimmer fand ich da schon die Gungans in Star Wars. Nicht nur JJ, auch Boss Nass hat bei mir keinen guten Eindruck hinterlassen, so primitiv, wei er dargestellt wurde.

  3. JackJean'n'Walker-Buddy-Movie

    Hallo, super Themen. Musste bei dem ersten Thema schwer an klassisches Dr. Who denken: Hier tauchen immer wieder heute schwer verdauliche Darstellungen von Bevölkerungsgruppen auf (mal stellvertretend die zwei Klassiker: „Tomb of the Cyberman“ (2. Doktor) und „Talons of Weng Chiang“ (4. Doktor).) Allerdings glaube ich den Schauspielern und Machern sogar, wenn sie sagen, dass sie das heute auch absolut kritisch sehen, sich aber damals schlicht nicht viel dabei dachten in den 60ern und 70ern.

  4. Wie immer super unterhaltsam und ein Lichtblick in dieser doch er trüben Zeit. Und danke, dass ihr „die Krise“ tatsächlich nicht thematisiert <3 Ihr seid meine Helden!
    Außerdem will ich viel mehr Türklingelunterbrechungen und Lachflashs von Euch 🙂

    Ohne Käse geht gar nicht! Ansonsten ist mein Geist auch willig, aber beim Fleisch (vielmehr der Wurst) dann doch eher schwach 😉

  5. Sören

    Vielen Dank für unterhaltende fast 90 min –

    Zum Thema Reisen:
    Ich gebe Dir recht – eine Beschränkung der Flugreisen hätte viele negative Seiteneffekte. Viele Regionen der Welt sind darauf angewiesen, dass Menschen kommen, um Sie zu besuchen. Jedoch führt die aktuelle Preisgestaltung zu einem Abwärtswettbewerb in Punkto Arbeitsbedingungen, Umweltschutz und Qualität. Insofern ist die Frage für mich eher: Bildet das Flugticket für 449 EUR nach New York tatsächlich die Kosten ab, die entstehen oder wäre es nicht sinnvoller, dass der Preis erhöht wird, damit die Umweltschäden tatsächlich besser kompensiert würden und Flugbegleiter und Personal besser entlohnt werden können. Der Nebeneffekt wäre natürlich, dass Flugreisen teurer werden und somit weniger Menschen den Zugang dazu finden. Auf der anderen Seite: Wenn es mir wirklich wichtig ist, die Fernreise anzutreten, spare ich eventuell etwas länger um mir das Leisten zu können.
    Es gibt sicherlich kein komplexeres Thema als Nachhaltigkeit und Ernährung – es gibt zahlreiche Wechselwirkungen und Effekte. Es wäre schon geholfen, wenn auch hier die Preisgestaltung dazu führt, dass Produkte eher gewertschätzt werden und eine ressourcenschonende Landwirtschaft ermöglicht würde. Die Anreize unser Landwirtschaft belohnen leider noch immer die Massenproduktion (Export-Orientierung) – Qualität ist leider sekundär. Mir erschließt sich kein Nutzen darin, dass wir aus Europa Schweinefleisch und Hühnchen nach China und Afrika exportieren und insb. in Afrika lokale Produzenten zerstören. Insofern, gilt (wie so oft) weniger ist oft mehr – Verzicht auf Fleisch und tierische Produkte ist schwierig und bewundere jeden der das schafft, ich könnte es nicht…

  6. Felo

    Wenn die Hände zum Gitarrespielen zu klein sind, kann ich aus Gründen die Ukulele empfehlen, die ist schön handlich und klein, und trotzdem kann ich die auch mit meinen dicken Bratzen spielen (während mir eine Gitarre mittlerweile viel zu groß und unhandlich vorkommt.)
    Das große Problem bei der Ukulele: die ist komplett anders gestimmt als die Gitarre, 4 Saiten GCEA. Das heißt, dass Du alle Akkordgriffe neu lernen musst, da kommen einem wohl gerne erst mal die Instinkte in die Quere.

  7. Ronnsen RD

    Auch diese Folge war wieder eine schöne akustische Begleitung für den all-wochenendlichen Strandspaziergang gegen den HomeOffice-Lagerkoller. 😉 Danke!

    Thema Disney+ Warnhinweis: Ich denke, diese „Warnung“ ist auch eher für erwachsenen Zuschauer und nicht für die Kinder gedacht. Disney möchte bestimmt irgendwelcher Anrufe entrüsteter Eltern entgegenwirken, die sich an besagten Darstellungen stören.
    Als Vater habe ich die Erfahrung gemacht, dass Erwachsene Filme und Serien natürlich viel mehr auf der Metaebene wahrnehmen, diese dann bewerten und ihre Bewertung dann auf die Wahrnehmung ihrer Kinder projizieren. Das ist aber oft überhaupt nicht nötig, da Kinder viele Dinge sehr viel wertungsfreier wahrnehmen. (So wie Sebastian das schon aus seiner Kindheit beschreibt.) Für Kinder ist eine fiese Siamkatze, halt eine fiese Siamkatze und eben kein Gleichnis für bestimmt Stereotypen.

    Da spielt es mMn auch keine Rolle, ob man in einem aufgeklärten Elternhaus aufwächst, welches den Kindern solche Filme erklärt. Die Frage ist doch eher, ob es in dem Elternhaus (abseits der Medien) schon eine entsprechende Tendenz in irgendeine politische Richtung gibt, die auf Kinder einwirkt. Weniger das Fernbleiben von regulierenden Einflüssen, sondern eher das Hinzutreten polarisierender Reize macht da den Ausschlag, denke ich. Allein durch Kinderfilme aus den 50er Jahren wird niemand zum Rassisten, da muss schon ne Menge mehr hinzukommen.

    Auch Sebastians These bezüglich der DDR sehe ich sehr kritisch. In DDR gab in Wirklichkeit sehr früh eine durchaus ausgeprägte Erinnerungskultur, die zwar stets von Kapitalismuskritik und der Glorifizierung des Sowjetunion durchsetzt war, aber noch vor ihrem Pendant in der BRD begann. KZ-Gedenkstätten wurden ebenso von Schulklassen besucht. Filme wie „Nackt unter Wölfen“ und „Wege übers Land“ beschäftigten sich ausgiebig mit dem NS Regime und waren damals ein großer Erfolg in der DDR.
    Die momentanen politischen Entwicklungen in einigen ostdeutschen Bundesländern sehe ich ähnlich wie Simon eher in Strukturproblemen und dem Versagen der Politik seit der Wende begründet.

    Wo ich schmunzeln musste:
    31:10m -> „Mein Kampf“ darf nicht frei verkauft werden!
    34:12m -> „Sobald jemand sagt, Du sollst dieses Buch nicht lesen, lies dieses Buch!“
    😀

    1. Michael

      Anmerkung zu mein Kampf. Die „Originale“ dürfen im Antiquariat frei gekauft werden. Sie konnten nicht als verfassungswidrig eingestuft werden. Die rechtliche Begründung war, dass es sich um eine
      vorkonstitutionelle Schrift handelt. Anders ist die Lage bei Nachdrucken. Die waren bis vor kurzem aus urheberrechtlichen Gründen auf deutsch unzulässig. Die Rechte hat der Freistaat Bayern geerbt. Dieser hat rechtlich alle Veröffentlichungen unterbunden.Während z..B. die englischen und französischen Rechte frühzeitig verkauft worden sind. Die englischen Rechte liegen bei Random House sprich Bertelsmann. Auch deren Nachdrucke auf Englisch sind frei erwerblich.

      Der Hinweis bei Disney+ hat denke ich nur rechtliche Gründe. Vermutlich wird damit irgendwas in den USA Rechnung getragen.

  8. Bridge 66

    Hallo, Jungs,

    Vielen Dank für diesen interessanten Sonntag Mittag. Da habt ihr aber ein paar Fässer aufgemacht, uiuiui…

    „Überholt“: Ja, davon habe ich auch gehört, irgendwo auf youtube. Ich habe nur gedacht : was für ein Schwachfug! Disney-Filme sind doch keine Zigaretten, auf die man Warnhinweise drucken muss! Ich glaube, Disney hat einfach Angst vor einem Shitstorm, denn leider gibt es immer wieder (und gefühlt immer mehr) Leute die glauben, sie müssten sich über solche Sachen aufregen und sich dann auch lautstark äußern. Das schadet natürlich den Einschaltquoten und den Einnahmen. Awwww… 😓

    Grundsätzlich sollten Eltern ihre Kinder nicht vor dem Fernseher „parken“, sondern mit ihnen zusammen gucken und wenn nötig hinterher darüber reden. So hat es meine Mutter auch gehalten (nur daß wir mehr gelesen haben als Fernsehen geguckt). Nicht umsonst gibt es von den öffentlich-rechtlichen Sendern die Aktion „Schau hin! Was den Kind mit Medien macht.“ Aber dafür müssten die Eltern selbst erst mal Medienkompetenz besitzen. Es gibt Leute die sagen „Fernsehen macht dumm“, andere sagen „nein, Fernsehen bildet!“ Ich sage, beide haben recht. Das Fernsehen ist nur ein Medium, ein Vermittler, um Informationen zu übermitteln. Die Frage ist nur, wie man damit umgeht. Es ist schon ein Unterschied, ob man sich den ganzen Tag von RTL II berieseln läßt oder ob man ausgewählte Sendungen auf arte oder phoenix guckt.

    A propos arte: Vor einigen Jahren habe ich einen interessanten Film über den Umgang mit Propagandafilmen des Dritten Reichs gesehen: „Verbotene Filme – Das Erbe des Nazikinos“. Leider gibt es ihn zur Zeit nicht in der Mediathek, aber bei Amazon ist er auf DVD erhältlich. Wer sich für das Thema interessiert, dem kann ich das nur empfehlen.

    https://youtu.be/1EEN4dWoip0

    LL&P
    Eure Bridge

  9. Kleiner Bruder

    Hallo Ronnsen!
    In Sachen DDR bin ich natürlich nur ein aussenstehender Beobachter. Ich möchte dennoch einmal eine These wagen. Nach dem Krieg bestand ja überall die Tendenz, die Schuld auf „die Nazis“ zu schieben, so, als wäre das eine fremde Besatzungsmacht in Deutschland gewesen, der man sich eben hätte beugen müssen. Man selber wäre ja meist nur Mitläufer gewesen und eigentlich völlig unschuldig. Die DDR Regierung hat nun das Kunststück fertiggebracht, die Schuld ganz real in die andere Hälfte Deutschlands zu verschieben – daher ja auch der „Antifaschistische Schutzwall“ – und dabei selber eine Diktatur im Namen des Guten zu führen. Da fiel so eine „Erinnerungskultur“ natürlich leichter.
    Und die Strukturprobleme sehe ich nicht zuletzt darin, das der Staat, der bis zur Wende den „Grossen Bruder“ gegeben hatte, der für alles sorgte und alles unter Kontrolle hatte, so plötzlich weggefallen war. Natürlich nicht nur darin. Auch der „Raubtierkapitalismus“ spielt eine Rolle, der von der Politik wohl nicht mehr gebändigt werden kann. Da gibt es auch eine interessante These (nicht von mir), dass der Kapitalismus es nach dem Ende des „real existierenden Sozialismus“ nicht mehr nötig hätte, sich einen sozialen Anstrich zu geben, um seine Überlegenheit zu beweisen. Langer Rede kurzer Sinn: da kannste nix machen.

    1. Ronnsen RD

      Hallo Kleiner Bruder! Deine These trifft es schon ziemlich genau. Die von Dir beschriebene Diskrepanz zwischen Ost und West resultierte aus folgenden Umständen:
      In der BRD war (ist) man der Ansicht, dass das Deutsche Reich nicht untergegangen ist, sondern als Völkerrechtssubjekt mangels stattlicher Organe nun mehr handlungsunfähig sein. Die BRD war kein „neuer“ Staat, sondern verstand sich als staatsrechtliche Neuorganisation eines Teil des deutschen Reichsgebietes. Vereinfacht gesagt: Für die BRD war das Deutsche Reich Teil ihrer eigenen Vergangenheit als Staat, der von den Nazis gewaltsam „übernommen“ wurde. Eine frühe Aufarbeitung des NS-Regimes hätte möglicherweise für viele Beamte/Politiker/Soldaten/Industrielle äußerst unangenehme Fragen nach einer Mitschuld aufgeworfen.
      In der DDR hingegen kam man recht früh zu der Ansicht, dass das Deutsche Reich mit der Kapitulation untergegangen ist und daraus nun zwei neue deutsche Staaten entstanden sind. Daher fiel eine frühe Aufarbeitung wohl leichter, da das NS-Regime eben nicht als Teil der Vergangenheit der DDR angesehen wurde und es zudem ja auch ideologisch fundamentale Gegensätzlichkeiten gab.

  10. bjoernhh

    Danke, Felo, die Ukulele wollte ich Sebastian (und Simon) auch empfehlen!

    Meine Frau wollte gern Gitarre lernen, aber selbst ein Modell mit schmalem Griffbrett war nix für ihre kurzen Finger.
    Und da die Ukulele gerade total hip ist und YouTube überquillt von tollen Tutorials, haben wir uns eine günstige Sopran-Ukulele gekauft.

    Die neu zu lernenden Akkorde sind schnell gelernt, und Barré-Griffe sind viel leichter als auf der Konzertgitarre. Lohnt sich! Und macht Spaß!

    Ich bin ja der Meinung: Wenn man von Hamburg nach München 2 Stunden mit dem Flugzeug braucht und 6 Stunden mit dem Zug, dann muss man sich die 6 Stunden eben nehmen! Der Weg ist ja auch das Ziel. Das muss auch ein Arbeitgeber verstehen, wenn er nicht nur Profit machen will, sondern auch eine weißere Weste in Sachen Ökologie haben will, ist ja auch ein Faktor für die Kunden. Muss aber jeder selbst wissen.

    Viel schlimmer sind hunderte Flüge von Frankfurt nach Düsseldorf, einfach weil wir das schon immer so gemacht haben…

  11. TaoTao

    Danke für euren Frühschoppen, ein tolles Format!
    Ich steige spät ein, bin ziemlich aus dem Gerück gekommen, erst durch ST Picard und dann kam der Ausnahmezustand.

    Schöne Themen…
    Das Zensieren, das Vorenthalten schockte mich auch schon. Ganz konkret, liebte ich als Kind Biene Maja und als Kassettenkind gab ich bspw. begeistert Hörgutschätze weiter. Die Freunde sichteten es und meine liebe Biene Maja dürfen die Kinder nicht hören. Tja, Fräulein Kassandra legt in Folge eins Maja übers Knie, weil sie sich lebensgefährdend weggeschlichen hatte. Damit sei es „schwarze Pädagogik“, die man seinen Kindern nicht geben dürfe. Was sagt man dazu?
    Als Kind habe ich schon alte Produktionen geliebt zu sehen, hören, vorgelesen zu bekommen, sie gaben einen faszinierenden Einblick in vergangenes. Darüber konnten wir uns wundern, unterhalten, freuen. Benjamin Blümchen im Krankenhaus war eine Reflexion der Kindheitserlebnisse meines Vaters im Krankenhaus, darüber wurde geredet und nachgedacht.

    Zum Nachhaltigkeitsthema: Klein abgesteckte Bereiche für Veränderungen finde ich super, für mich sind sie dann wahrscheinlicher erfolgreich umzusetzen. Seit einigen Jahren versuche ich bspw. weniger Plastik zu verbrauchen und habe da noch viele Stellschrauben, aber im Februar fand ich bspw. ein festes Shampoo, das für meine Haare super funktioniert. Sowas macht mich echt glücklich, weniger Wegwerfflaschen aus meinem Bad. 😀

    Was die Ernährung angeht finde ich, dass es nicht darauf ankommt einem „Label“ wie vegan oder so zu entsprechen. Der bewusste Umgang mit seinem Essen ist sicher entscheidender. Was hilft mir fancy dies und das, wenn es dem Südamerikaner quasi vom Teller weggegessen wird und dafür erstmal in Plastik gefüllt, um die halbe Welt geflogen wurde? Regionaler Honig vs. Agavendicksaft ist auch so ein Ding.

    Beim Zugfahren hab ich zwar auch schon einiges erlebt, aber letztlich ging es auch sehr oft richtig gut. Meine Urlaubsreise wollte ich Träumerin mit dem Zug begehen, die Tickets nun umzuwandeln o.ä. gestaltet sich gerade nervig blöd. Vielleicht geb ich noch auf… Ja, nicht nur bei der DB, ich wollte sogar etwas weiter und hänge nun als Ausländerin in der kostenpflichtigen Warteschleife, die für mich bestimmt ist. Eine Fluggesellschaft hätte das schneller erledigt als ich gewollt hätte. Ich glaube/hoffe da wird sich nach dieser aktuellen Zeit echt was ändern.

    Herzliche Grüße und Gesundheit
    TaoTao 🖖🏻✌🏻👋🏻

  12. Mister Incredible

    Moin zusammrn,

    Der kurze Hinweis der überholten kulturellen Darstellungen reicht nach meiner Ansicht nicht aus. Bei DVD würde ich eine 15minütige Produktion mit Erklärung und Bildausschnitten verpflichtend machen, mit Hinweisen darauf, welche gesellschaftliche Gruppe hier klischeehaft verunglimpft wurde und welcher Kontext historisch besteht. Der Hauptfilm muss mit einem schriftlichen und gesprochenen Intro versehen werden, welches auf die Zusatzdoku hinweist. Konzernen wie Disney, Universal, Warner & Co. muss man das zumuten können. Natürlich müssen alle Filme als Kunstprodukte ihrer Zeit im Original gezeigt werden dürfen. Gerade nachproduzierte Kommentare zeigen auf, dass wir gereift sind und heute kritische Distanz haben. Denke ich an das Dschungelbuch und King Louis, dann reicht es niemals aus, einen pauschalen Kurzhinweis zu geben. Jeder sieht, dass hier mit dem Klischee der afroamerikanischen Jazzband gearbeitet wird.

    Die DDR und die Nazis. Das muss man besprechen. Meine Familie mütterlicherseits ist von „drüben“. Als Boomer hatte ich das Glück, die DDR durch Verwandtenbesuche erleben zu dürfen seit den 1970ern bis in die 80er. Die Stasi war uns auf den Fersen und hat uns beschattet. Wir fanden das so aberwitzig albern, wenn es nicht einen ernsten Kern gehabt hätte. Mein Onkel aus dem Vogtland raunte bereits 1976 „Ihr glaubt gar nicht wie viele Nazis wir hier haben“.

    Man hatte die Entnazifizierung geschwänzt. Die Faschisten waren angeblich alle im Westen. Eindeutig erkennbare Neonazivorfälle in der DDR waren offiziell „Rowdytum“, denn es konnte nicht sein was nicht sein durfte. Als die Mauer fiel, brach das Eitergeschwür auf. Schon im Dritten Reich war Sachsen als besonders regimetreue Gegend beliebt, Schergen, 150-Prozentige, Häscher und Denunzianten konnte man hier bestens rekrutieren. Diese „Tradition“ ging nach 1949 weiter. Egal welchen Grenzübergang man zur DDR passierte, es wurde sächsisch gesprochen. Die effizientesten Stasiübeltäter kamen ebenfalls aus Sachsen. Was die Gründe sind, kann nur vermutet werden. Irgendwas mit der Mentalität dort. Hinzu kam: Großraum Dresden war aufgrund der Topographie als das „Tal der Ahnungslosen“ bekannt, die TV- und Radiosender des Westens konnten hierher nicht vordringen, alle anderen Regionen der DDR waren Empfangsgebiet für ARD und ZDF, nicht aber Dresden. So gelang hier die totalitäre Hirnwäsche besonders ungestört. Und die fehlende demokratische Kultur über ganze Generationen, null Kontakt zu anderen Kulturen, weil Migration nie Statt fand, das alles bildet den üblen Humus, auf dem Faschismus, Intoleranz und Xenophobie gediehen. Meine Beobachtung und Theorie… das sind sicher nicht die einzigen, aber wesentliche Gründe.

    Wie wird es uns gelingen im Einklang mit der Ökologie des Planeten zu leben? Als Airlinemitarbeiter bin ich dafür, den Luftverkehr zu reduzieren. Flogen wir nicht um 1995 oft genug? Muss es so viel wieder werden wie 2019? Können wir uns noch an Overtourism in Venedig, Barcelona, London, Dublin, Kopenhagen, Berlin, überall erinnern? An malerische Inseln, deren Korallenriffe den hunderttausenden Touristenfüßen zum Opfer fielen? Wie viel Verkehr ist schon zuviel?

    Was nicht funktioniert sind Appelle an die Eigenverantwortung. Wir hören sie seit 1972 mit „The Limits To Growth“ des Club of Rome. Seit dem haben sich Klimagase, Plastikmüll, Ressourcenverbrauch, Verkehrsaufkommen exponenziell erhöht. Tendenz weiter wachsend, und die winzige Coronadelle hinterlässt nicht mal einen Miniknick im CO2-Monitoring der NOAA auf Hawaii. Was steht also einem entschlossenen Handeln im Wege? Wir selbst und unsere Bequemlichkeit. Das magische Wort fiel im Podcast. „Angewiesen sein auf“… was? Fliegen? Autofahren? Mangelnde Bereitschaft sein Verhalten zu ändern!

    Wer ist denn alles „angewiesen“ auf KFZ und Flugzeuge? Alle die man unterwegs mit diesen Verkehrsmitteln trifft. Da wohnt man natürlich nicht dort wo die Arbeit ist, sondern „auf dem Lande“, beklagt sich aber täglich über den Stau, denn Millionen tun exakt dasselbe zur selben Zeit. Man ist entsetzt, wenn man die Ramblas hinabflaniert, dass es 40.000 andere gerade auch tun. Wenn jeder jederzeit nach überall hin reist, dann ist es nur folgerichtig zu erwarten, dass in letzter Konsequenz niemand mehr irgendwo hin reist, weil die technischen, aber auch die natürlichen Kapazitäten des Planeten übernutzt sind. Earth Overshoot Day, wie viele Erden bräuchten wir, wenn alle so wie … man hat es doch nun wirklich oft genug gehört, oder? Dennoch sind wir nicht bereit zurückzustecken in unseren Ansprüchen.

    Kann es also bei Appellen bleiben, oder „Anreizen“, wie es ein Herr Lindner immer predigt? Natürlich nicht. Rare Güter müssen rationiert werden, und weil das gedankenlose Verfrühstücken des raren Gutes namens „Gesunde Umwelt/Mitwelt“ sichtbar für alle ins Chaos führt, ist Regulierung längst überfällig. Nicht mal dort wo gesellschaftlicher Konsens besteht wie z.B. inzwischen bei generellem Tempolimit, das eine Mehrheit unterstützt, traut sich die zaudernde Politik aus falscher Scheu vor den versiegenden Parteispenden. Die Industrie ist stellenweise längst weiter und plant für die entkarbonisierte Zukunft.

    Seit ich 20 bin, habe ich den Führerschein. Ein KFZ habe ich nie gekauft, empfand das immer als Klotz am Bein. Mein Privat- und Berufsleben, auch den Wohnort, wählte ich nach den Möglichkeiten der DB und des ÖPNV. Ich liebe Trams, Züge, S-Bahnen. Dass die Bahn so ist wie sie ist, liegt daran, dass unsere Bundesverkehrsminister natürlich immer nur KFZminister waren, es war so gewollt und die Bahn trifft keine Schuld. Mit tun die Leute schon eher Leid, die sich ständig den Vorwürfen ausgesetzt sehen. Die Schweiz investiert pro Jahr und Kopf 360 EUR in die SBB, die DB nur 60 EUR. Das rächt sich irgendwann. Die gesamte Verkehrsinfrastruktur hat man verrotten lassen, Brücken allem voran, weil Steuersenkungen für Reiche und die Heilige Kuh Schwarze Null Staatsräson waren. Now we have the salad, wir der Engländer sagt.

    Ja, meine ICE zum Flughafen FRA haben ab und zu Verspätung. Böschungsbrand (wir erinnern uns?), Erdrutsch, Unterspülung oder, immer wieder gern, „Personen im Gleis“, manchmal auch „Verzögerungen im Betriebablauf“ oder Zug- oder Signalstörung. Wenn es über Jahrzehnte doch sexier und geiler war, Autobahnabschnitte zu eröffnen statt man die Cargogleisstrecke zu bauen, die Genua mit Rotterdam verbindet, obwohl Niederlande, Österreich, Schweiz und Italien alle ihre Hausaufgaben gemacht haben, nur wir nicht, ja – dann muss ich die Politik dafür zur Rechenschaft ziehen, dass Personen- und Güterzüge immer noch über dieselben maroden Gleise rumpeln, gesteuert von Stellwerken musealen Charakters.

    Weiß ich denn, wann ich ankomme, wenn ich mit dem Auto fahre? Ich denke nicht. Meine denkwürdigste Autofahrt vom Wendland nach Düsseldorf sollte laut Navi 4 Stunden dauern, es wurden 8. Autofahrer meinen die Kontrolle über das Geschehen zu haben, auch im Stau, während 15 Minuten zusätzliches Warten auf dem Bahnsteig als Zumutung empfunden wird. Auch hier gilt es Bauchgefühl von Fakten zu trennen.

    Der WDR hat in einer Simulationsrechnung das Leben zweier fiktiver Personen durchkalkuliert. Der eine ein Autofahrer ab 18. Lebensjahr, der andere einer wir ich, der sich mit DB, ÖPNV, Taxi etc. begnügt, dabei aber auch realistische Fahrleistung absolvierte. Nach dem Ende des Arbeitslebens hatte der Autofahrer 600.000 EUR mehr ausgegeben als der Bahnfahrer. Das Auto ist die schlimmste Geldvernichtungsmaschine. Mir macht Autofahren in Deutschland keinen Spaß. Krieg auf der Autobahn, heißt es oft. Das unterschreibe ich. Einen hab ich mal wegen Nötigung dran gekriegt vor dem Amtsgericht Heidelberg, herrje, was war das für ein Aufwand, allein zeitlich. Der Staatsanwalt freute sich diebisch, einem kriminellen Drängler und Raser den Lappen abzunehmen, man konnte es spüren, aber das Ganze jemals nochmal? Nee. Autofahren überall sonst ist so entspannt. Wir werden von den Flughäfen auf aller Welt stets mit einem Kleinbus zu den Hotels gefahren. Wie lässig fährt es sich in Norwegen, in Portugal, in Kanada!

    „Mit Bioprodukten wird Schindluder getrieben“. Stimmt. Oder wie heißt es auch immer wieder: „Nicht überall wo Bio drauf steht ist auch Bio drin“. Warum wird das oft so gesagt? Weil Menschen nach Rechtfertigungen suchen, kein Bio zu kaufen. Was bedeutet es denn, wenn Kriminelle ein hochwertiges Bioprodukt nur vortäuschen? Eine Straftat, klar. Es heißt aber auch, dass das Original wertvoll ist. Muss man denn annehmen, dass die Masse der Bioprodukte gefälscht sei? Natürlich nicht. Würde jemand auf ein iPhone verzichten, weil niemand weiß, ob darin NoName-Teile verbaut wurden? Na, also. Bei solchen Dingen kann es uns gar nicht edel genug sein, nur beim Essen geizen wir Deutschen, dass es peinlich ist. Wer es genau wissen will, möge ich Supermärkte in Spanien, Italien, Frankreich anschauen. Da beginnt das Olivenöl bei 6 oder 7 EUR die Flasche und hört bei 35 EUR auf, um nur ein Beispiel zu nennen. Bei den Gemüseproduzenten Europas weiß man inzwischen: „wirf nur ja nichts weg, was schrottig ist oder unreif und nach nichts schmeckt, schickt es nach Deutschland, sie essen dort alles, wenn es nur billig genug ist.“ Und es ist leider wahr.

    Wir haben den Ernährungskompass längst verloren. McDonald’s, das permanente „Snacken zwischendurch“, diese unsägliche Lieferandopest, das alles führt zu einer völligen Inkompetenz bei Nahrungsmitteln. Einen Tag über MHD, zack, ab in die Tonne, am besten direkt um Mitternacht. Fehlt nur noch die Frage, ob MHD von April bis Oktober auch Sommerzeit bedeutet…denn man ist ja vor dem berüchtigten Blitzschimmel niemals sicher. Sorry, das kann ich nur mit Sarkasmus verkraften. Abgesehen von den gesundheitlichen Folgen, da schon Jugendliche an ihren Energy Drinks (Zuckerplörre) immer mehr verfetten, hauen die Leute massenhaft knappes Geld für schlechte Nahrung raus, die sie durch ein bisschen Eigenregie locker ersetzen könnten. Bin ich denn in der Schule verhungert, nur weil es damals Pausenbrot von zu Haus gab? Schüler müssen heute Geld dabei haben, damit sie in den Pausen Gummibärchen und Red Bull kaufen können und denken leider noch häufig, dass Taurin könne das Lernen ersetzen. Ich sehe das Elend jeden Tag an meiner Supermarktkasse.

    Lange Rede…. Bio hat seine Berechtigung. Sebastians Maishühnchen mag wirklich erstklassig sein, auch ohne Biosiegel, aber wo wollen wir die Grenze denn ziehen? Wir müssen aus dieser Massentierhaltung raus. Ich will ja keinem was Böses, aber wenn diese afrikanische Schweinepest wirklich die Schweinezucht in Deutschland zerschießen sollte, wäre das nicht fast eine glückliche Fügung, die uns über einen landwirtschaftlichen Restart nachdenken lassen sollte?

    Auch hier kann das Fazit nur lauten, dass es ohne Regulierung nicht gehen wird. Wir müssen uns jetzt entscheiden, ob wir noch für zwei oder drei Dekaden den wilden Tanz auf dem Vulkan namens Überkonsum feiern wollen oder endlich die Notbremse zu ziehen bereit sind. Freiwilligkeit genügt nicht, das sollten wir nach Jahrzehnten der Appelle und des stetig steigendem Ressourcenverbauchs und Umweltzerstörung begriffen haben. Regulierung muss her, national, EU-weit, möglichst global. Plastikvermeidung, rigides vereinheitlichtes Mehrwegregime, Mindestgrößenverodnung, Produktionszulassung nur noch unter ständig verschärften Nachhaltigkeitsstandards und CO2-Neutralität und die unausweichliche gesellschaftliche Diskussion, wie viel Konsum noch vertretbar ist. Nutzen statt besitzen. Teilen statt neu kaufen.

    Nun sagen einige „Hey, Du arbeitest für den Luftverkehr. Das passt doch nicht zusammen.“ Doch, tut es. Ich verwirkliche analog zu meiner Ausbildung und Fähigkeiten mich selbst dort, wo dieses Wirtschaftssystem mir eine Beschäftigung bietet. Meine Arbeit schafft nicht den Luftverkehr und dessen Wachstum, das tun jene die Tickets kaufen. Ich bin für die strikte Reduzierung. Wir müssen von FRA weder nach DUS, LEJ, DRS, NUE, MUC, HAJ, CDG, AMS, BRU, ZRH, PRG noch nach BER fliegen. Wieso müssen wir überhaupt so oft wohin, wenn es bestimmte Flüge nicht mehr gibt? Wir brauchen nicht mehr so viele Flüge, wenn wir uns entschleunigen. Wäre es nicht wunderbar, den Weg nach XY noch mehr zum Erlebnis zu machen. High Tech Großsegelschiffe mit Windturbinen sind längst möglich. Flettner-Rotor, bisher nur in Skandinavien gesichtet. Hätten wir längst ein nachhaltigeres Verkehrssystem, dann arbeitete ich vielleicht auf einem Großsegler, wie toll wäre das! Ich liebe Schiffe und Meer.

    Wenn wir nicht so viel fliegen solltrn, warum arbeiten wir dann nicht im Zug oder per Videokonferenz öfter mal? Dieses „Angewiesen sein“, lieber Simon, das halte ich in vielen Fällen für vorgeschoben und das durchaus wohlige Sichausliefern des Hamsterrades. Wir habem uns einfach daran gewöhnt, und das ist nicht gut. Es geht immer anders, wenn man nur will. Wir lebten 1980 anders, und zwar nicht schlecht. Hätte man uns damals gesagt, dass es Leute gibt, die sich tägliches Pendeln zwischen Düsseldorf und Berlin mit dem Flugzeug angewöhnen, wir hätten es nicht glauben wollen. Wir haben uns mit unseren Ansprüchen übernommen und wollen es in der Breite immer noch nicht wahr haben, und – wie traurig – wir sind messbar nicht einen Deut glücklicher geworden…

    Wozu also also all das Gewürge, die Berge von Besitz, die vielen sinnlosen Reisen nur um Instagram zu füllen und Likes zu kassieren, wenn wir uns damit selbst Glück und Lebensqualität rauben und absolut gar nichts gewinnen, sogar die Zukunft verlieren? Ist das logisches Verhalten? Nicht nur Spock, T’Pol und Tuvok wissen: nein, ist es nicht.

    Wieder muss ich an den herausragenden Denker und Forscher Alexander von Humboldt denken, Zitat: „Wohlstand ist, sich Dinge zu kaufen, die man nicht braucht, mit Geld, das man nicht hat, um Leute zu beeindrucken, die man nicht mag.“

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