#429: Remember (VOY 3.06)

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9. Oktober 1996:
Schon zum zweiten Mal verschläft B’Elanna ihren Schichtbeginn, weil sie des Nachts intensiv-erotische Träume – ja, eher Erinnerungen – in ihren Bann ziehen. Ob der Grund dafür die Delegation telepathischer Enaraner an Bord ist? Eine Star-Trek-Story darüber, wie die Wiederholung finsterer Geschichtskapitel nur verhindert werden kann, wenn man gegen das Vergessen und Vertuschen kämpft.

In Deutschland: Das Erinnern, ausgestrahlt am 5. Juni 1998.

Dieser Beitrag hat 14 Kommentare

  1. KhlavKhalash

    Den entsetzlischen Helmut als recurring character finde ich auch ganz vortrefflich, zumal ihr den beide ziemlich gut trefft, was ja in Vollendung nicht soo vielen gelingt. Ich liege auf jeden Fall jedes Mal am Boden, wenn die Falltür aufgeht und die Frikadellen schon fertig sind 😉

  2. 8472Simon

    Als B’Lana im Traum von dem einen Rückständigen umgerannt wird verletzt sie sich an der Wange. Mirel hat genau an der Stelle eine Narbe. Aus diesem Grund wusste Torres dass Corinna Mirel ist

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    1. Sebastian (TaD)

      Ach kumma. Bis gerade eben wusste ich nicht, dass Granny Mirel eine Narbe hat, hab ich noch nie gesehen. Daran kannste mal sehen, wie groß normalerweise das Leuchtschild ist, das Star Trek an Den Entscheidenden Hinweis™ pappt. Das spricht für mich nochmals für die erstaunliche Subtilität dieser Episode; es muss entdeckt werden. Das finde ich toll.

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  3. Mister Incredible

    Moin zusammen,

    Zunächst fand ich Simons Begriffsschöpfung „Kopfkissengeflüster“ sehr charmant. Onkel Fred zum Wecken morgens an meinem Bett wäre ein Schock. Dann fand ich es erstaunlich wie schnell dieser Podcast beim Hören vergangen ist (was ich beinahe bedaure weil ich Euch gern höre), was damit zusammenhängen mag, dass Ihr für mein Gefühl beinahe beschwingt durch die Episode geglitten seid, nicht bezogen auf das zweifellos ernste Thema, sondern eher getragen durch Begeisterung für die Leistung der Beteiligten. Es war eine Erleichterung beinahe greifbar, dass Voyager doch (noch) beglücken kann. Wie man liest war Roxanne Dawson „thrilled“ aufgrund des Scripts, was sich in ihrem Spiel zweifellos niederschlug.

    Die Leistung von Dawson wie erwähnt wie auch der anderen Beteiligten fällt ins Auge, Janeway war souverän und glaubhaft, auch Subtilität, Vielschichtigkeit und Abwesenheit eines ausgemachten Antagonisten in der Gegenwartserzählung haben bei mir gepunktet. Gut, dass man die Bedeutsamkeit der zwei Zeitlinien nicht durch eine banale B(C)-Handlung verwässerte.

    Als klar wurde dass die Reise in Richtung Drittes Reich gehen sollte, ging mir die Zuspitzung in den Traumsequenzen fast zu langsam. Es mag sein, dass ich bereits eine vieljährige Guido-Knopp-Schädigung erlitten hatte. So war mein Gefühl eher wie ein leicht genervtes „Ja-haaa, ich weiß was ihr sagen wollt“. Aus heutiger Sicht, gerade in Zusammenhang mit einer erschreckenden Radikalisierung Jugendlicher, müsste man wohl zu Protokoll geben, dass wir nicht verstanden haben, dass Aufklärung über Deutschlands dunkelstes Kapitel nicht nachlassen darf um Jüngere zuverlässig immun machen zu können gegen Nazitum, Trumpismus und andere Übel die ernste Bedrohungen für unsere freiheitliche Demokratie darstellen.

    Sebastians Schulerinnerungen fand ich im positiven Sinne überraschend. Meine Schulzeit fand statt zwischen 1967 und 1981 in Bremen, und ich kann mich nicht daran erinnern, dass wir in verschiedenen Schuljahren altersgerecht eine angemessene Aufarbeitung betrieben hätten; das geschah bei mir durch eher eigenen Antrieb nach der Schulzeit.

    Da Star Trek ein US-Produkt ist stellt sich die Frage wie weit das amerikanische Publikum mit der perfiden Gesellschaftsverrohung und den Propagandamethoden der Nazis vertraut war. Mit dem Wissen von 2025 muss man wohl konstatieren, dass die Warnungen in den Folgejahren wohl deutlicher hätten sein sollen. Das verbreitete Unverständnis in den USA um ein Parteiverbot in Deutschland ist sicher ein Indikator dafür dass man unterschiedlich gewichtete Freiheitsbegriffe lebt auf beiden Seiten des Atlantiks. „Hallo, wir durften doch nach 1945 bei euch abgucken!“

    Es interessierte mich zu wissen wie viele Produktionen bei Star Trek sich mit dem Thema beschäftigen, bei Memory Alpha gelang mir keine sinnvolle Suche. Alle KI listen natürlich „Patters of Force“ auf, was ich eher an die letzte Stelle setzen würde, ChatGPT findet „Remember“ nicht, aber Grok. Bezüglich der Rezeption beim TV-Publikum habe ich auch nichts Erhellendes entdecken können.

    Da das Thema „Faschismus, Ausgrenzung, Marginalisierung, Völkermord“ leider zeitlos ist und alle betrifft, damals wie heute, und die teure Botschaft so überzeugend dargeboten wurde ist der Landarzt nur gerechtfertigt und muss dieses Mal sogar salzig-karamellisiert daher kommen.

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    1. Simon (TaD)

      Finde ich sehr spannend, was Du über Deine Schulzeit schreibst. Ja, das war bei uns echt – dankenswerterweise – ein ganz großes Kernthema, aber ja, eben etwas später, von 1985 bis 1998. Ich schimpfe manchmal über die Schulzeit und die ein oder andere Lehrkraft zu meiner Zeit, aber den Umgang mit diesem dunklen Kapitel unserer Geschichte fand ich wirklich vorbildlich und prägend.

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      1. Sebastian (TaD)

        Jo, der breitenwirksamste Wendepunkt in der Aufarbeitungskultur war Januar 1979, als der US-Mehrteiler Holocaust in Deutschland ausgestrahlt wurde.
        Auf einmal wurde diskutiert, Zuschauerinnen und Zuschauer riefen ganz aufgeregt bei der ARD an, an die Sendetermine schlossen sich live gesendete Diskussionsrunden bis spät in den Abend an.
        Da gehen wir bestimmt irgendwann mal in der Rückspultaste richtig rein – bis dahin kannst Du aber die hervorragende Doku Wie Holocaust ins Fernsehen kam für umsonst bei der BPB anschauen.

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        1. Mister Incredible

          Diese Doku habe ich, glaube ich, schon gesehen, und 1979 haben wir alle wie gebannt vor dem Fernseher geklebt als „Holocaust“ gesendet wurde, ich kann mich gut erinnern. Da war ich schon in der 11. Klasse und ich denke, dass die Lehrpläne einfach noch nicht so weit waren, denn diese wurden zu großen Teilen von denen gemacht die alle miterlebt hatten und vielleicht auch kein allzu großes Interesse hatten – aus verschiedenen Gründen – an Aufarbeitung. Vermutlich war 1979 tatsächlich erst der Beginn einer ernsten Aufarbeitung. Angesichts dessen was an unglaublichen Details heute noch zum Vorschein kommt und aus den bereits erwähnten Gründen einer essenziellen Erinnerungskultur kann es niemals einen „Schlussstrich“ geben. Wir wissen aus welcher Richtung die Forderungen danach kommen. Danke auch für den Filmtipp „Shoa“. Versand innerhalb Deutschlands übrigens kostenfrei.

      2. Mister Incredible

        Lieber Simon, vermutlich hattet Ihr das Glück den Scheitelpunkt einer pädagogischen Parabel zu erwischen in den 1990ern. Wenn ich mit höchstem Vergnügen von Euren rückspuligen Schulzeiten höre, denke ich, dass Ihr an diesem Ort und genau zu dieser Zeit einfach gerade richtig wart! (Nur noch von Keikos DS9-Klasse zu toppen *g*)

  4. Maestro84

    Am Anfang der Folge dachte ich, wie Sebastian, dass dies so eine Art TNG-Staffel 2-Belgierfolge wäre, aber ab Minute 10 legt diese gut zu. Ich hatte jetzt nicht den Bezug aufs Dritte Reich genommen, sondern einfach irgendeine Art von Gesellschaft gesehen, die zwanghaft Fortschritt und den Weg zu den Sternen propagiert und Gruppen, die diese Lebensart nicht teilen, recht schnell aus dem Weg schafft – da hätte Jemand manchen meiner Stellaris-Partien aus der heutigen Zeit vorgegriffen. Vielleicht hab ich den Bezug aber auch nicht gesehen, da ich eh zu einer anscheinend Minderheit gehöre, deren Lebensweg nicht über Gymnasium und Studium, sondern über Mittlere Reife und Ausbildung ging. Das Thema Drittes Reich kam in den 90ern da zwar auch vor, aber, soweit ich mich korrekt erinnere, nicht so intensiv und lange – klar, da „fehlten“ ja auch drei Jahre Oberstufe. Wobei ich es interessant finde, dass ein Ami bei dem Thema hier zuerst an den Holocaust denkt und nicht an die eigene Geschichte. So viel zu Verdrängung Teile der eigenen Geschichte….

    Aber so oder so, die Folge hat den Guido Knopp der Woche schon verdient. Das Thema wurde natürlich in 45 Minuten arg schnell behandelt, aber so war es in den 90ern halt und ich mochte auch das offene Ende, da ich solche eh lieber mag als klare Ergebnisse.

    PS: Den Film Shoa sollte man heute eher kostenlos zeigen, gerade auf Parteitagen mancher linker und rechter Parteien und in vielen Stadtvierteln von Großstädten, wie wir in den letzten zwei Jahren sehen können.

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  5. Bridge66

    Hallo, Jungs,

    Danke, dass ihr den Landarzt doch noch gezückt habt. Ich finde, er ist ganz und gar nicht banal oder marginalisiert das Thema, ganz im Gegenteil. Man sollte Preise nicht vergeben „nur“ weil ein Werk das Thema Holocaust behandelt, sondern vor allem, wenn es so gut umgesetzt ist wie hier, wie ihr auch selbst so treffend bemerkt habt.

    Ein Aspekt, der gerade heute mit fortschreitender Zeit so aktuell ist, ist die Tatsache, dass die Zeitzeugen in nächster Zeit aussterben werden. Selbst heute sind ja nur noch solche am Leben, die das Grauen als kleine Kinder miterlebt haben. Umso wichtiger ist es, die Erinnerungen zu konservieren und für alle zugänglich zu machen.

    Ja, die Fernsehserie war wohl eine Art Startschuss, was die Aufarbeitung des Dritten Reiches betrifft. Ich hatte sie damals nicht gesehen und mir war nicht klar, dass sie schon 1979 kam. Bei uns in der Schule ging es eigentlich erst richtig mit dem 50. Jahrestag der „Machtergreifung“ (oder Machterschleichung, wie es manche nennen) 1983 los. Da wurde alles stehen und liegen gelassen und in Geschichte, Deutsch und Politik das Thema in den Mittelpunkt gestellt. In der Aula hatten wir eine Ausstellung zu den „Kindern vom Bullenhuser Damm“, die mich sehr erschüttert hat, und später waren wir auf Klassenreise in Celle und haben die Gedenkstätte Bergen-Belsen besucht, woran ich mich jedoch seltsamerweise kaum erinnere.

    Heute wird in den Schulen viel getan, um die Erinnerungen lebendig zu erhalten, umso mehr erschreckt es mich jedes Mal, wenn ich höre, dass große Teile der Jugendlichen noch nie etwas vom Holocaust gehört haben und mit dem Dritten Reich nichts anfangen können.

    🖖 Eure Bridge

  6. René

    Hallo zusammen,

    ich fühlte mich bei dieser Folge sehr stark an „The Inner Light“ erinnert:

    Die alte Dame ist das Archiv, dass unbedingt seine Geschichte loswerden muss.
    B´Elanna Torres trägt jetzt immer den Lebensabschnitt einer anderen Person mit sich rum. Deren Erlebnisse und Gefühle. Vielleicht auch Schuld.
    Leider wird daraus nichts mehr gemacht, ich kann mich jedenfalls nicht mehr daran erinnern. Beim Jean erfolgte die Referenzierung zumindest noch das eine oder andere Mal, wenn die Flöte ins Bild kam.

    Gruß
    René

  7. Michael from Outer Space

    Ihr habt recht, Roxann Dawson ist ein schauspielerisches Naturtalent! B’Elana ist, was den Hauptcast angeht, meine Favoritin, u. a. wegen „Remember“. Ich finde es toll, dass gerade *sie* Joras Erinnerungen erhält. Zwar behaupte ich nicht, dass es mit einem anderen Charakter nicht auch funktioniert hätte, aber die Chefingenieurin B’Elanna bringt für mich einen besonderen Vibe in die Story.

    Wobei ich mir die Frage stelle:
    Wieso hat Jora nicht eine telepathisch veranlagte Person, sprich Kes oder Tuvok, ausgewählt? Wären die Chancen, dass die Erinnerungen erhalten bleiben, dann nicht sogar höher gewesen?

    Die anfängliche Ähnlichkeit zu „Violations“ fiel mir nicht negativ auf. Ich habe sie unter „Recycelte Plot-Elemente“ abgespeichert. Der spätere Twist versöhnt mich mit der Wiederverwendung alter Ideen.

    Nach „Jetrel“ in Staffel 1 ist „Remember“ die zweite VOY-Folge, die ein Thema aus dem Zweiten Weltkrieg, hier speziell aus dem Nationalsozialismus, aufgreift. Für mich funktioniert diese Story ein Stück besser als „Duet“, weil eine unserer Hauptfiguren den Genozid in der Episode sozusagen „live“ miterlebt und ihr Freund Dathan eines von wahrscheinlich Millionen Opfern ist. Auch die Wirkung der Propaganda auf Korenna/B’Elanna wird glaubwürdig dargestellt. Die Verdrängung des Massenmordes durch die Gesellschaft setzt der Geschichte gewissermaßen die Krone auf und spannt den Bogen in unsere Gegenwart.

    Bei der Vergabe des DeKelley Awards OF EXELLENCE gehe ich zu 100% mit.

    Weil ihr „Schindlers Liste“ erwähnt:
    Ich bin erst neulich auf Jennifer Teege gestoßen. Frau Teege ist eine deutsche Schriftstellerin und Werbetexterin. Sie wurde 1970 geboren und erfuhr erst im Alter von 38 Jahren, dass der KZ-Kommandant Amon Göth ihr Großvater war. Göth taucht im Film in einer der wie ich finde grausamsten Szenen auf (wer den Film kennt, wird sich erinnern). Hier ist ein Interview mit ihr aus dem letzten Jahr:
    https://www.ardmediathek.de/video/swr1-leute/jennifer-teege-oder-schriftstellerin-oder-mein-grossvater-haette-mich-erschossen/swr/Y3JpZDovL3N3ci5kZS9hZXgvbzIwNjU5MDE

    Ich habe es mir angesehen und bin tief beeindruckt von Frau Teeges Offenheit und Selbstbewusstsein. Ich habe mir vorgenommen, ihr Buch „Mein Großvater hätte mich erschossen“ zu lesen.

  8. Michael

    Remember ist als Folge exzellent und hat den Landarzt verdient. Als einzelne Episode von Voyager ist sie der erste echte Lichtblick in der bisher sich dahinschleppenden dritten Staffel.

    Die folgenden Zeilen werden mich unter Umständen wie einen Troll klingen lassen, der immer das eine Haar in der Suppe sucht. Was die Folge eben auch macht, ist für Janeway und die Crew eine moralische Fallhöhe aufzubauen, die spätestens mit Scorpion wieder eingerissen wird. Oder anders und provokant niedergeschrieben:

    So richtig Voyager mit einem nationalsozialistisch durchzogenen Sachverhalt umgeht und den Schrecken darstellt, der das Schlimmste in Individuen in einer gesteuerten, emotionalisierten Bewegung hervorbringt – so eklatant versagt Voyager beim Thema Totalitarismus am Ende der Staffel, der durch die Borg als Sujet in die Serie eingebracht wird.

    Natürlich begegen die Borg keinen Genozid im Sinne einer physischen Vernichtung von Individuen, sie löschen nur irreversibel ganze Spezies aus; Kultur, Sprache und soziale Strukturen gehen verloren und werden in das Kollektiv inkorporiert. Dies geschied unter Zwang, Lebensweisen werden komplett vernichtet. Ihr Handeln ist dabei durch reine Effizienz und dem Streben nach Perfektion abgeleitet, nicht durch z.B. rassistische Motive.

    Nach den Schreiben des letzten Absatzes stellt sich mir die Frage, ob die Unterschiede zwischen Genozid und Borg-Assimilation (außer dass Ersteres bittere Realität in der Geschichte der Menschheit war/ist/sein wird(?) und Letzteres eine fiktive Spezies einer Unterhaltungserie auszeichnet) nicht eher marginaler Natur sind. Am Ende blickt man ins Nichts.

    Ausschließen kann ich als Star-Trek-Fan nicht, dass Voyager durch Handlungen während der Allianz mit Borg im Endergebnis der Assimilation weiterer Spezies Vorschub geleistet hat.

    Das wird meiner Erinnerung nach nicht ausreichend in der Serie verhandelt. Arturis aus „In Hope And Fear“ eskaliert die Auswirkungen der Förderations-Borg-Allianz auf die Spitze, am Ende der Episode hat er dann halt Pech und Voyager nimmt den „easy way out“ und breitet den Mantel des Schweigens darüber. Weiter geht es mit der nächsten Folge, hier gibt es nichts zu sehen, schalten Sie auch nächste Woche ein.

    Polemisch formuliert: Wenn schon die Voyager am Ende den Enarans nicht direkt am Zeug flicken konnte, dann holen es die Borg halt vermutlich früher oder später nach. Ob das B’Elanna und Katey besser schlafen lässt, bleibt offen.

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