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Im letzten Frühschoppen des Jahres 2020 läuft es anders als gewohnt: Anstelle von nur drei Themenkomplexen unternehmen Simon und Sebastian einen Parforceritt durch gleich zehn Anregungen, die aus der Hörerschaft kommen. Greift zu Glühwein und Lebkuchen, wenn zuerst Star-Trek-Angelegenheiten, dann persönliche bzw. podcast-bezogene Dinge und schließlich Meta-Fragen zu Trek am Dienstag besprochen werden. Und dann wäre da noch die geheimnisvolle, elfte Zusatzfrage.
Eine kleine Anmerkung zum Thema Nacherzählung:
Ich höre ja so manchen Filmpodcast und so ziemlich alle meiden den Nacherzählungsstil wie der Teufel das Weihwasser, was ich ganz oft sehr anstrengend finde, weil – ihr habt das ja ganz richtig gesagt – oft kenne ich den Film nicht oder es ist sehr lange her, dass ich ihn gesehen habe. Wenn ich euch zuhöre, wie ihr eine Star Trek Folge oder Film besprecht, dann kenne ich die zugegebenermaßen nahezu auswendig, aber – und es folgt hier ein weiteres Pro-Argument – es ist dann auch irgendwie so, als würde ich eine Art Hörspielfassung hören. Fast, als würde ich die Folge auch bei langen Autofahrten erleben können, nur dass ich die Bilder eben im Kopf habe. Und die dazugehörige Analyse, die Informationen, das Trivia und Details die mir noch nie aufgefallen sind oder Gedanken die ich mir noch nie gemacht habe gibts ja trotzdem noch obendrein. Und dann auch noch auf eure unnachahmlich charmante und humorvolle Art. Eigentlich sollte damit jeder Star Trek Fan und solche, die es vielleicht noch werden wollen, bestens bedient sein.
Wenn ihr denn irgendwann mal mit dem Thema Star Trek durch seid, dann würde ich mir wünschen, dass ihr auf genau diese Art Filme besprecht. Auf dem weiten Feld der Filmbesprechungspodcasts hättet ihr da doch fast ein Alleinstellungsmerkmal… zumindest soweit ich das so überblicke (was kaum vollständig sein kann) 😉
Danke jedenfalls, dass ihr das so macht wie ihr es macht und dass ihr so seid wie ihr seid.
Schöne Weihnachten!
Vielen Dank – aber das „irgendwann“ liegt noch ein gaaaanzes Weilchen in der Zukunft. 🙂
Schöne Feiertage!
Als kleine Orientierungshilfe hier eine Auflistung des Inhalts dieser wirklich sehr vollgepackten Folge. (einzelne Fragen der Übersicht halber teilweise gekürzt)
1. Fragen zu Star Trek
a) 00:11:30 „Star Trek = vergangenes Epos, das in der Zukunft angelegt ist?“
b) 00:18:09 „Welches sind Eure Lieblingsspezies im Trek Universe? (Optik/Kostümdesign und Hintergrund/Charakteristische Merkmale)“
c) 00:28:03 „Ist es eigentlich logisch bzw. verständlich, dass wir Fans so viel an unseren Lieblingsserien kritisieren, sie aber dennoch über alles lieben?“
d) 00:33:17 „Was war Euer unvergesslichstes Convention-Erlebnis?“
2. Persönliches/Podcasting
a) 00:44:57 „Womit hättet Ihr in Bezug auf das gemeinsame Podcasten vorher niemals gerechnet?“
b) 00:51:01 „Was habt Ihr in 2020 besonders vermisst, was sonst stattgefunden hätte?“
c) 00:57:14 „Inwiefern glaub Ihr durch das Betreiben eures Podcasts persönlich gewachsen zu sein?“
d) 01:05:21 „Gibt es ein Stück Kunst (Musik,Film Buch…), welches Eurem Weg durchs Leben eine neue Abzweigung gezeigt hat oder eine bauen ließ?
3. Fragen zu oder über Trek am Dienstag
a) 01:08:10 „Nacherzählungen der Episoden – ja oder nein?“
b) 01:14:05 „Beste und schlechteste TAD Folge und warum?“
Zusatzfrage:
4. 01:24:49 „Frage an Sebastian: Stimmt es, dass Du noch einen zweiten Podcast hast?“
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Danke Simon & Sebastian und Danke an alle Fragesteller für diesen wunderbar prallen Themen-Sack – da ist wirklich für jeden was dabei!
Schon mal Frohes Fest und schöne Feiertage an alle!
Ich und mein Hang dazu Dinge viel zu kompliziert zu erklären. Und das als Podcaster… Ich kann verstehen, dass Simon meine Frage nicht wirklich verstanden hat. Ich habe sie eigentlich selbst nicht verstanden.🙈
Ich versuche mich mal zu erklären, bevor ich selbst anfange an meiner Frage zu zweifeln. Eigentlich ist es simpel: Wir schauen uns diese Folgen an und manchmal nehmen wir die Folgen ziemlich auseinander, obwohl wir die Serien unheimlich lieben. Die Frage, ob man dann noch ein Fan sein kann war wahrscheinlich einfach nur doof gestellt. Das hat nichts mit Fan-sein oder nicht-Fan-sein zu tun. Ich hatte mich halt nur gefragt, ob es zueinander passt, dass man manchmal halt Folgen auseinander nimmt und trotzdem die Serien im allgemeinen liebt. Ich konnte mir diese Dualität nicht so richtig erklären, ich wusste nur, dass ich einige Folge TNG sehr verachte, andere unheimlich gerne habe. Die Antwort von Sebastian war sehr extrem gewählt, aber ich fand sie sehr eindrücklich, vielen Dank dafür. Jetzt fühle ich nicht nicht mehr so schlecht, wenn ich mal etwas zu meckern habe. Dieser Vergleich passte unheimlich gut.
Wie ihr merkt beschäftigt mich diese Frage noch immer, denn irgendwie passt es in meinem Kopf nicht zusammen, dass man die Serien liebt, einige Folgen aber doof findet. Ich denke da aber vielleicht zu sehr in Schwarz und Weiß. Das könnte das Problem sein.
Aber wie gesagt: Vielen Dank an euch, dass ihr mir auf der einen Seite eine plausible Erklärung gegeben habt, mir auf der anderen Seite aber auch gesagt habt, dass es eine sehr verwirrende Frage war.
Insgesamt auch vielen Dank, dass ihr meine Frage ausgewählt habt und vielen Dank für eure wunderbare Arbeit. Ihr versüßt mir nicht nur immer wieder meine Hundespaziergänge oder meine Arbeitswege, sondern wart ihr einer von zwei Podesten, der mich auch zu podcasten gebracht habt. Vielen dank!
Macht weiter so, frohe Feiertage und bleibt gesund!
Hallo Nils,
mir denke auch, Du siehst das einen Widerspruch, der wohl aber gar nicht gegeben ist.
Allgemein gesagt: (etwas) zu „lieben“ ist nicht gleichzusetzen mit einer kritiklosen Hörigkeit. Man darf ehrlich sein und man darf begründete Kritik üben.
Um einen großen Philosophen unserer Zeit zu zitieren: „Wenn einer ’n dicken Haufen legt, dann kann ich nicht sagen – hmmm, das ist ja mal lecker Schokopudding!“
Ich kann mich aber erinnern, dass diese Frage hier auch irgendwann in den Kommentaren schonmal gestellt wurde, wenn auch etwas aggressiver im Sinne von: „Ihr verreißt ja immer nur die Folgen. Seid Ihr überhaupt Star-Trek-Fans?“
Also scheint dies Thema durchaus den einen oder anderen umzutreiben.
Und mich selbst ja durchaus auch, als ich letztens leicht schockiert feststellte, wie oft ich schon den Daumen runter gegeben habe.
Hallo Ronnsen,
du hast ja so Recht! Wie gesagt: Ich habe einfach nur Schwarz und Weiß gesehen. Ich habe hört, dass Sebastian und Simon nach Fragen suchen und irgendwie kann mir diese Frage in den Sinn, weil ich mich neulich sehr über eine Folge TNG aufgeregt hatte. Ich habe sozusagen mich selbst in Frage gestellt und zu dem Zeitpunkt kann mir die Frage unheimlich gut vor. Es war ja nun ehrlich gesagt auch nicht viel Zeit und deswegen habe ich die Frage eingeschickt. Aber besonders nachdem Simon gesagt hat, dass er die Frage nicht verstanden hat, habe ich mir sehr viel Zeit genommen darüber noch einmal nachzudenken. Und sowohl deine, als auch Sebastians Antwort haben wir geholfen ein wirkliches Bild zu meinem „Problem“ zu finden. Ich darf und muss auch mal etwas doof finden, besonders, wenn man etwas mag. Wenn man in der Familie nicht ehrlich sein darf, wann und wo denn? Und so ist es auch in der Star Trek Familie. Ich muss nicht Alles gut finden, kann aber trotzdem Star Trek sehr mögen.
Also hat die Frage doch etwas sehr Gutes besonders für mich gehabt: Ich konnte und musste noch einmal darüber nachdenken, um herauszufinden, dass mein Dilemma keines ist.
Nils, die Frage ist gut – du siehst ja, wir kommen ins Nachdenken und ins Gespräch, das ist viel besser als wenn man eine Frage einfach mit ja oder nein beantworten kann.
Ich wär wahrscheinlich von der anderen Seite an die Frage rangegangen. Du fragst ja eher, darf man etwas, was man egentlich liebt, trotzdem manchmal so doof finden?
Ich frag eher, darf ich etwas, was ich manchmal so doof finde, trotzdem noch lieben? Das geht mir eigentlich mir vielen Sachen so, nicht nur Star Trek – wenn ich das mit heutigen Augen betrachte und Sachen sehe wie das schreckliche Frauenbild, den unbemerkten Rassismus und andere solche Themen – darf ich das dann trotzdem noch mögen? Aber sonst müsste ich ja die ganze Kulturgeschichte über Bord werfen, denn selbst die fortschrittlichsten Autor*innen, Filme etc sind immer eindeutig Kinder ihrer Zeit … und alles, was wir heute machen, wäre dann ich 20 Jahren auch nur noch Schrott, weil wir ja auch viele Probleme noch gar nicht genug wahrnehmen.
Ich seh heute manchmal die Tendenz, alles alte zu verdammen, weil nicht pc, und finde das schade. Aber kritiklos kann man natürlich auch nicht rangehen, ich finde, gerade die Kombination von lieben und kritisieren ist oft genau der beste Zugang
Vielen Dank für diese wunderbare Folge, Ihr seid einfach ein super sympathisches Duo und eine Woche ohne Euch ist einfach keine gute Woche 🙂
Vielen Dank! 🙂
Stichwort Hamlet-Folgen, bzw. Shakespeare: „Distant Origin“ von Voyager, meine Lieblingsfolge, ist definitiv ein Abbild der Geschichte „Leben des Galilei“ von Bertold Brecht.
Hallo ihr zwei,
ich wollte diesen Jahresabschlusspodcast mal nutzen um Euch einen längeren Kommentar hier zu schreiben:
Ich höre schon seit TOS-Zeiten euren Podcast, war aber nicht bei Folge 1 dabei, da ich kein Rückspultastenhörer bin und auch keinen der anderen Podcasts gehört habe, in dem ihr schon zu Beginn empfohlen wurdet. Ich habe dann irgendwann im frühen Frühjahr 2018 angefangen euch zu hören. Ich bin Jahrgang ’92 und damit zu jung um das goldene Star-Trek-Zeitalter selbst erlebt zu haben (gerade, weil ich noch nie einen Fernseher hatte – weder als Kind noch heute). Ich hatte aber schon immer Sympathie für Star Trek und Scifi und begann daher zunächst „allein“ einen Star-Trek-Marathon auf Netflix. Dann wurde ich aber immer mehr zu einem Podcast-Hörer und begann die Suche nach einem Star-Trek-Podcast. Und habe so unter anderem bei Euch reingehört. Und ihr wart mir – obwohl euer Ton da noch nicht so gut war – in Folge eins so sympathisch, dass ich mich entschloss, diese Reise mit euch zu machen. Ich wollte Star Trek auch mal anders konsumieren als bei Netflix: Langsamer, in der „richtigen“ Reihenfolge, bewusster, mit Hintergrundinfos. Und da passte und passt TaD super. Das größte Problem war für mich ein ganz anderes: Ich hatte fast ein Jahr Rückstand, war aber als Listenliebhaber wie Sebastian auch Komplettist: Den Anfang einfach weglassen kam nicht in Frage. Und so habe ich ziemlich lange fast täglich eine Folge TOS geschaut und danach die Folge TaD gehört. Inzwischen bin ich schon seit langem immer aktuell bei euch dabei (und habe einiges an Star Trek unabhängig von euch gebingt).
Über das Nacherzählen von euch habe ich schon viel nachgedacht, gerade weil meine Freundin sich immer wundert, warum ihr das so ausschweifend macht, wenn sie mal etwas mithört. Mir hilft es oft dabei, dass ich keine Details übersehe, wenn ich die Folge zu unaufmerksam schaue, was recht oft passiert (ich kenne die Folge ja schon und mache dann meist noch etwas nebenher beim Schauen und höre dann z.B. nur zu), aber auch so habe ich schon einiges erst in eurer Zusammenfassung realisiert. Außerdem hilft mir eure Wiederholung dabei, mir die Folge besser einzuprägen. Außerdem glaube ich, dass ihr euch noch aufwendiger auf die Folgen vorbereiten müsstet, wenn ihr euch nicht an eurer Nacherzählung durch die Folge wandern könntet: die Nacherzählung gibt eurem Podcast eine Struktur, die ihr ohne die Nacherzählung nur mühsam realisieren könntet.
Ich bin gespannt, wie es wird, wenn wir bald durcheinander die Serien schauen, das habe ich als reiner Netflix-Schauer noch nie gemacht. Mal schauen, ob sich mein Blick auf die Serien dadurch verändert und wie leicht es mir fallen wird, immer die richtige Folge Star Trek vor der Folge TaD zu schauen.
Und sonst: Ich finde es absoluten Wahnsinn, wie viel Zeit ihr in diesen Podcast steckt. Vielen Dank dafür.
Übrigens: Obwohl ich etwas jünger bin und daher vielleicht einen anderen Blick auf Medien haben könnte als ihr: Deep Space Nine ist die beste Star Trek Serie. Und DSC ist in Staffel 3 wieder viel mehr Trek, das solltet ihr euch m.M.n. nicht entgehen lassen.
Hallo zusammen!
Nur kurz: einige der Fragen habe ich wohl auch nicht so ganz verstanden. An eine irgendwie schlechte TAD Folge kann ich mich gar nicht erinnern. Und, was das „Nacherzählen“ betrifft: das habe ich nie als solches empfunden.
Ihr macht das ja nicht so steif und trocken von A bis Z, um dann die Handlung zu kommentieren. Das dient euch eher als Gerüst, um die einzelnen Handlungselemente im Zusammenhang zu kommentieren. Und ihr springt oft genug hin und her oder schweift ab, was für zusätzliche Spannung sorgt. Dadurch wirkt euer Podcast nicht nur lockerer, sondern auch übersichtlicher als manch anderer.
Keep up the good work!
PS, natürlich kritisieren wir Fans Star Trek. Sonst wäre uns das einfach egal.
Nur weil einem einzelne Folgen nicht gefallen, heißt das ja nicht, das man Star Trek als Gesamtkonzept nicht liebt. Wir leben doch schließlich in einer Welt, in der Perfektion nicht existiert. Sogar Data macht Fehler oder begeht Dummheiten. Wo wäre sonst der Reiz überhaupt Irgendetwas zu tun? 🙂
*Berechtigte*, konstruktive Kritik kann ja für’s nächste Mal hilfreich sein.
Nochmal: Frohe Weihnachten euch allen! 🙂
Hallo Simon, Hallo Sebastian,
eure Idee für diese Spezial-Folge finde ich wirklich super. Ihr hattet ganz am Anfang mal angekündigt, auf das Feedback eingehen zu wollen und dieses Format finde ich dafür sehr gelungen.
Vielen lieben Dank für die Beantwortung meiner Frage! 😘 😉
Danke auch an Jan. Jetzt weiß ich endlich, dass Sebastian noch einen anderen Podcast betreibt… 😂
Ich wünsche allen Menschen, Cyborgs, künstlichen Lebensformen und Außerirdischen ein frohes Weihnachtsfest! 🎄👽 👾 🤖🎄
LL&P 🖖 👋
Michael from Outer Space
🤣 sehr schöne Zusatzfrage, ich hatte erst vermutet mein Podcatcher hätte sich plötzlich in den Folgen vertan.
Schöne Weihnachten 🎄🖖🌠
Wenn das der „Make It Snow“ Weihnachtspulli ist, habt ihr den vom ZDF MoMa-Wetterfritzen geklaut. Der hatte den letztes oder vorletztes Jahr an. 🙂
Woher kommt diese seltsame Mode eigentlich?
Woher die Mode kommt, weiß ich auch nicht, aber dieser „Wetterfritze“ (Benjamin Stöwe) ist ja v.a. wegen seines Star-Trek-Museums „Raumschiff Eberswalde“ bekannt:
http://www.raumschiff-eberswalde.com/
Ah, danke! Ich kann mir zwar sonst jeden Schwachsinn merken, aber mit Namen habe ich es nicht so. Wahrscheinlich, weil ich es nicht brauche. 🙂
Vielen Dank für die Grüße, die mich sehr gefreut haben!
Ich beschäftige mich mit der Antikenrezeption in der Phantastik, wozu natürlich auch Star Trek zählt. Es gibt einzelne Folgen, die sich sehr stark an historischen, mythologischen oder literarischen Vorlagen orientieren, und es gibt – wie Sebastian in Bezug auf Voyager und die Odyssee schon richtig gesagt hat – übergreifende Übernahmen, die ganze Serien oder sogar das gesamte Franchise betreffen.
In der folgenden Podcastfolge gebe ich einen umfassenden Überblick über die Antikenrezeption in Star Trek und Star Wars:
https://fantastischeantike.de/fantastische-antike-der-podcast-episode-ii-anubis-cosplay-antikenrezeption-in-star-wars-und-star-trek/
Ausführliche Besprechungen einzelner Folgen oder Themen in Textform, findet Ihr hier auf meinem Blog (auf Star Trek bezogen):
https://fantastischeantike.de/?s=star+trek
An Literatur von Kolleg*innen möchte ich die folgenden Aufsätze empfehlen:
Brown, S.A.: ‘Plato’s Stepchildren’. SF and the Classics, in: L. Hardwick/Chr. Stray (Hgg.): A Companion to Classical Receptions, 2008, S. 415-427.
Kovacs, G.: Moral and Mortal in Star Trek: The Original Series, in: B.M. Rogers/B.E. Stevens (Hgg.): Classical Traditions in Science Fiction. Classical presences, Oxford/New York 2015, S. 199-216.
Wenskus, O.: “Soft” Science Fiction and Technical Fantasy: The Ancient World in Star Trek, Babylon 5, Battlestar Galactica and Dr Who, in: A.J. Pomeroy: A Companion to Ancient Greece and Rome on Screen, Hoboken/Malden 2017, S. 449-466.
Neu bekommen habe ich gerade diese Monographie, die ich noch nicht gelesen habe, die aber sehr vielversprechend zu sein scheint und die die Antikenrezeption in Star Trek übergreifend behandelt:
Wenskus, O.: Umwege in die Vergangenheit. Star Trek und die griechisch-römische Antike, Insbruck/Wien 2009.
Ich muss mich hier gerade wegen Weihnachten ein wenig auf Verweise beschränken. Sollte die Thematik den ein oder die andere von Euch näher interessieren, könnt Ihr sehr gerne hier oder über meinen Blog, über Twitter, Facebook usw. Kontakt aufnehmen. Besonders freuen würde ich mich über Hinweise auf Aspekte, die ich bisher übersehen habe.
Frohe Weihnachten und einen guten Rutsch
Michael
Kommen wir jetzt zum Inhaltlichen:
Wir alle sind die Summe unserer Erfahrungen. Auf das Geschichtenerzählen bezogen heißt das, dass wir, wenn wir neue Geschichten erfinden, bewusst oder unbewusst auf die Geschichten zurückgreifen, die wir bereits kennen, wobei ich diesbezüglich zwischen Erzählstruktur und Inhalt der Erzählung unterscheiden möchte.
Auf die Inhalte bezogen „bedienen“ wir uns beim Erfinden neuer Geschichten gerne bei Elementen älterer Geschichten. So ist Tolkiens Fall Númenors nachweislich dessen persönliche Variante von Platons Untergang von Atlantis, während die Macher*innen von „Solo – A Star Wars Story“ Skylla und Charybdis aus der homerischen Odyssee genommen und in den Weltraum verpfanzt haben. (Wenn Ihr den Film gesehen habt, wisst Ihr sofort, welche Szene ich meine.) „O Brother, Where Art Thou?“ ist hingegen ein Film, der gleich die gesamte homerische Odyssee an den Mississippi der 1930er Jahre verlegt. Bei Marvel und DC werden gerne einzelne Charaktere, wie Thor oder Gilgamesch in die jeweiligen Superheld*innengeschichten verpflanzt. Ich könnte das beliebig fortsetzen, aber das mag an dieser Stelle jetzt mal genügen.
Es gibt also neue Geschichten, die einfach nur einzelne Elemente älterer Geschichten übernehmen – Star Wars ist hier ein gutes Beispiel – und Geschichten, die bereits vorhandene Geschichten in einem neuen Setting nacherzählen. „Die verschollene Flotte“ (Lost Fleet) ist hier noch als schönes Beispiel zu nennen, da der Autor „einfach“ die Anabasis Xenophons aus dem 4. Jh. v.Chr. genommen und in den Weltraum verlegt hat.
In der Regel wird dabei natürlich auf besonders prägende Erzählungen zurückgegriffen, wie z.B. das Gilgamesch-Epos, die homerischen Epen, die Bibel, Ovids Metamorphosen oder – um mal spätere Beispiele zu nennen – Shakespeare oder Melvilles Moby Dick.
Kompliziert wird es, wenn wir berücksichtigen, dass Shakespeare – um jetzt mal bei ihm zu bleiben, weil er gerne bei Star Trek als Vorlage genommen wird – seinerseits natürlich auch ältere Vorlagen genutzt hat, besonders z.B. Plutarch. Wenn man also eine Geschichte Shakespeares nacherzählt, kann es passieren, dass man Plutarch rezipiert ohne es überhaupt zu merken. Umgekehrt kann es passieren, dass man etwas für eine Antikenrezeption hält – z.B. die Darstellung Caesars -, diese aber nicht auf antike Zeugnisse, sondern auf Shakespeare zurückzuführen ist.
Gelegentlich greifen Erzähler*innen aber auch auf Vorlagen zurück, die nur interessierten Kreisen bekannt sind, was oft mit Liebhaberei zusammenhängt (z.B. bei Isaac Asimov). Als besonderen Umstand möchte ich noch hinzufügen, dass gar nicht mal wenige Autor*innen der Phantastik zumindest mal vorübergehend Altertumswissenschaften studiert haben (z.B. Tolkien und J.K. Rowling), weshalb es bei diesen nicht verwundert, dass ihre Werke nur so vor Antikenrezeption strotzen.
Natürlich ist dabei in manchen Fällen nicht auszuschließen, dass den jeweiligen Kulturschaffenden gar nicht bewusst ist, dass sie gerade auf bereits vorhandene Erzählungen zurückgreifen. Interessant sind diesbezüglich auch Geschichten, die derart stark auf die Populärkultur eingewirkt haben, dass man das Original nie gesehen, gelesen oder gehört haben muss, um es nacherzählen zu können. So bin ich mir sicher, dass viele von Euch die Odyssee im Wesentlichen nacherzählen können, auch wenn Ihr nie das Buch in der Hand gehalten habt.
Abgesehen von der inhaltlichen Ebene greifen Romane, Theaterstücke, Filme, Computerspiele aber auch auf bereits vorhandene Erzählmuster zurück, wie z.B. auf die homerische Erzählstruktur, die Theatertheorie des Aristoteles oder Joseph Campbells Heldenreise.
Letztlich führt das dann dazu, dass man/frau aus einem unglaublichen Fundus bereits vorhandener Erzählungen schöpfend neue Erzählungen kreiert, wofür die ursprüngichen Star Wars-Trilogie wiederum ein tolles Beispiel abgibt. Gänzlich Neues zu erfinden ist dementsprechend ziemlich schwierig.
Zusammenfassend kann man also die Ausgangsfrage so beantworten:
Die Erzählungen des Star Trek-Universums schöpfen stark aus dem Fundus bereis vorhandener Erzählungen, wobei sie diese in einen neuen Kontext setzen. Dabei sind sie natürlich außerdem von der Gegenwart ihrer jeweiligen Entstehungszeit geprägt, sodass sie letztlich gleichzeitig von Vergangenheit, Gegenwart und fiktiver Zukunft berichten. Die genaue Gewichtung dieser Anteile kann sich dabei von Folge zu Folge und von Serie zu Serie erheblich unterscheiden.
All das Gesagte gilt für alle Bereiche der Phantastik und prinzipiell auch darüber hinaus. Der Schwerpunkt liegt hier nur auf der Antike, weil ich Althistoriker bin. Bei Mittelalter und Neuzeit bzw. Erzählungen aus Südamerika oder den fernen Osten verhält es sich ähnlich.
Es ist schwierig, das alles möglichst kurz zusammenzufassen, aber ich hoffe, es wird deutlich, was ich sagen möchte.
Hallo Michael!
Ich frage mich, ob man das kürzer fassen kann. Es gibt ja nur eine begrenzte Zahl von Stories, coming of age, die Queste, usw., die immer wieder auftauchen. Die kann man zwar variieren, durch die Auswahl der Figuren, der Nebenfiguren, des Settings und der Dialoge. Aber früher oder später kommt alles wieder, wie es in der Bibel heisst: „Es gibt nichts Neues unter der Sonne“.
Tatsächlich langweilen mich die meisten Romane, weil sie ziemlich vorhersehbar sind. Dabei kann man niemandem Absicht vorwerfen, das läuft eher unbewusst. Niemand erinnert sich an alles, was man im Leben gesehen und gehört hat. Aber wenn man schon bewusst abkupfert, dann nur von den Besten.
Hallo Kleiner Bruder,
das ist mir etwas zu arg zusammengefasst, weil es die schönen Nuancen ignoriert. Aber im Wesentlichen hast Du natürlich Recht.
Auch bringst Du indirekt einen wichtigen Punkt an, den ich oben vergessen habe: Jedes Erzählgenre oder jede Erzählgattung hat seine bzw. ihre eigenen Traditionen, die auch immer bedient werden müssen. In anderen Fällen, wie z.B. „The Cabin in the Woods“ wird dann bewusst mit ihnen gebrochen.
Die Bibel ist ein schönes Beispiel für mein Arbeitsfeld, weil das Alte Testament so ein tolles Beispiel dafür ist, wie man ältere (hier mesopotamische) Geschichten übernimmt und zu etwas Neuem umformt.
Das ist ein weites Feld 😉
Hallo Michael!
Ich gehe ja eher davon aus, dass die Mesopotamier die biblischen Texte oder Geschehnisse umgeformt haben. Die Flutgeschichte zum Beispiel ist im Gilgamesch um einiges „bunter“. Die Götter kamen „wie die Fliegen“ zum Opfer nach der Flut.
Die Tatsache, dass man davon ältere Exemplare gefunden hat als von der Genesis, ist ja noch kein Beweis, das der Text auch älter ist. P. J. Wiseman weist darauf hin, dass in alten Texten der Autor oder Besitzer des Textes am Ende genannt wird. Das würde sich auch in der Bibel wiederfinden, ist aber durch die moderne Kapiteleinteilung verlorengegangen.
Hallo Kleiner Bruder,
ich kann Deine Perspektive zwar nicht annähernd teilen, aber wenn wir das jetzt einfach mal so stehen lassen, bleibt es beim oben beschriebenen Phänomen, halt nur andersrum 😉
Viele Grüße
Michael
(Almost) Everything is a Remix!
Nicht etwa, daß es mich nicht freuen würde, aber wieso seid ihr denn alle an Weihnachten hier unterwegs? 🙂
Wahrscheinlich gebe ich das jetzt falsch wieder.
Heißt es nicht: „Imitation ist die höchste Form der Bewunderung.“, oder so ähnlich? Wenn man alle Varianten durchgespielt hat, bleibt einem ja sonst nichts mehr übrig. Es kommt dann halt nur auf die Zahl der verfügbaren Variablen an. Bei TikTakToe, zum Beispiel, geht das schneller als im Leben, aber trotzdem…
Hi Parlatio,
für den Fall, dass ich mich da falsch ausgedrückt haben sollte:
Ich betrachte dieses Phänomen nicht negativ, sondern voller Begeisterung. Es ist ja schön zu sehen, wie Altes durch immer wieder neue Verwendung am Leben erhalten oder auch neu erfunden wird.
Anbei noch einer meiner Lieblinge aus der Science Fiction:
Im Planet der Affen haben wir unter den Affen einen Dr. Galen, der Menschen untersucht. Das ist angelehnt an Galenos von Pergamon (etwa 2. Jh. n.Chr.), der als Arzt und Anatom u.a. Affen seziert hat.
Das in umgekehrter Form in „Planet der Affen“ einzubauen, ist doch schlichtweg brilliant!
Ich habe unglaublichen Spaß an diesen kleinen Liebhabereien, die mir erstmals in Kurzgeschichten Asimovs aufgefallen sind, wodurch mein ganzes Projekt überhaupt erst entstanden ist.
Ja, kam bei mir negativ an. Aber macht ja nichts. Mißverständnis braucht ja Sender und Empfänger.
Ich hoffe mal, du magst bei Planet der Affen den Teil mit der Namensähnlichkeit und nicht den mit dem Sezieren. Da war der alte erste Teil total gruselig. Auch der Part mit der Lobotomie, oder der mit dem Ausstopfen.
Asimov. Überhaupt diese ganze schöne alte Science-Fiction! Wenn ich da mal an die „Robotermärchen“ von Lem denke.
Also Märchen von Robotern für Roboter; Und der Mensch stellt eine Art Horrorfigur dar, die zerstören möchte, was frei ist und nicht gehorcht. Super geschrieben. Könnte auch etwas sein, daß zum Beispiel Datas Nachfahren mal erzählen. 🙂
Ich entnehme dieser Diskussion in den Kommentaren weiter oben, dass man etwas lieben kann und trotzdem kritisieren darf.
Sehe ich genauso.
Und Keiko auch. Die liebt ihren Miles, und trotzdem äußert sie ab und zu (:-)) Kritik. Passt also.
Und wer kennt das nicht, dass man seinen Partner oder seine Partnerin ab und zu auch gern mal in eine bestimmte Richtung stupst und versucht zu lenken. Manipulieren möchte ich es nicht nennen, das ist zu negativ. Keiko arbeitet an ihrer Beziehung.
So, Keiko-Verteidigung für heute wieder erledigt. Das macht Spaß.
Liebt man etwas, das man nie kritisiert wirklich? Heißt das nicht eigentlich, daß dir dieses Etwas einfach scheißegal ist?
Nur Kritik und nie Lob geht natürlich auch nicht. Die Dinge müssen ausgeglichen und vor allem berechtigt sein. 😉
Für mich ist eigentlich auch das Interessanteste an Conventions, nette Menschen kennenzulernen. Ich habe mir darüber ein kleines Netzwerk von Bekanntschaften aufgebaut, das ich nicht missen wollen würde.
Allerdings hatte ich auch mal ein interessantes Erlebnis mit einem der Stargäste. Auf der letzten oder vorletzen Fedcon saß ich sehr weit vorne im Publikum, als Kevin Sorbo auf die Bühne kam. Der hatte eine unglaublich krasse Präsenz und immer, wenn sich unsere Blicke kreuzten, hatte ich das Gefühl, als könne er in mich hineinschauen. Das war irgendwie krass.
Zum Thema Kunst, die einen verändert, gibt es das Gedicht „Archaïscher Torso Apollos“ von Rainer Maria Rilke. Krasses Ding:
https://de.wikipedia.org/wiki/Archa%C3%AFscher_Torso_Apollos