#382: Rejoined (DS9 4.05)

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30. Oktober 1995:
Es waren einmal die Trill-Eheleute Nilani Kahn und Torias Dax, auseinander gerissen durch einen tragischen Shuttleunfall. Jetzt, 87 Jahre später, ist Nilani mittlerweile Lenara und Torias Jadzia, und während erstere mit stabilen Wurmlöchern experimentiert, kommen sich die beiden wieder näher, was ein gefährliches Tabu namens Reassociation darstellt – und DS9 schreibt Fernsehgeschichte.

In Deutschland: Wiedervereinigt, auf VHS am 8. August 1996, ausgestrahlt am 19. Oktober 1996.

Dieser Beitrag hat 58 Kommentare

  1. Feelix Dax

    Warnhinweis:
    Ich kann mich leider nur umständlich und kompliziert ausdrücken – sorry im Voraus. Deshalb lasse ich es meistens leider auch, weil schon das Verfassen viel zu lange dauert und trotz Freude am Denken und an Sprache für mich ein sehr mühevoller Prozess ist und das dann in den Formen, die das annimmt, kaum wer sich reinziehen will oder verständlich findet. Lieber würde ich aber teilhaben am gemeinsamen Austausch und es tut mir auch nicht gut, wenn all meine Gedanken und das, was Serien oder Kommentare dazu ‚mit mir machen‘, immer nur in mir drin Wellen schlagen und nirgendwo hin führen. Deshalb versuche ich es mal wieder, auch wenn Ihr schon merkt, was das Problem ist. Das ist schon die dritte Version dieser kleinen Vorbemerkung – lol. Meine Hoffnung ist, dass es durch etwas Regelmäßigkeit vielleicht einfacher und besser wird. Bei mir sind schon länger (innerlich) eher bewegte Zeiten und nicht zuletzt sind mir dieser Tage mehrfach Serien- und Podcastfolgen begegnet, die mehr als andere ein starkes Bedürfnis, dazu auch etwas zu sagen, in mir erzeugt haben, so dass ich nun versuche, diese Anregungen zu nutzen und es zu schaffen, doch mal aktiv etwas beizutragen. Im Gegensatz zu diesem Vorwort versuche ich gleich, meine zentralen Punkte zur Folge und zum Podcast deshalb aber erstmal stichpunktartig rauszuhauen, bevor es dann hinten raus wahrscheinlich wieder umso stärker ausfranst. Es ist total verständlich, wenn das dann zu viel zum Lesen oder gar selber wieder antworten ist.

    Bezug zur Thematik der Folge:
    Ich bin selbst ein queerer Mensch mit eher geringem erotischen Interesse am sogenannten ‚weiblichen Geschlecht‘, aber ‚gleichgeschlechtliche‘ Liebe und Sexualität und deren gesellschaftliche Ächtung oder Emanzipation prägen natürlich immer schon mein Leben in unserer Gesellschaft. Kulturelle Momente der halbwegs gut umgesetzten positiven Thematisierung und Anerkennung betreffen mich entsprechend ganz direkt und lösen häufig natürlich auch starke Gefühle oder persönliche Meinungen dazu bei mir aus.

    1.) Chemie und Verhältnis zwischen (Jadzia) Dax und Lenara (Kahn):
    Bei Lenara spüre ich die neu angefachte Leidenschaft leider nicht so. Wenn es in dem Punkt wirklich nur einseitig wäre, wäre das als Geschichte auch in Ordnung und nicht uninteressant, aber insgesamt habe ich schon den Eindruck, dass es nicht so sein soll, sondern im Kern eben doch als beidseitig.
    Wie die ganze Folge finde ich es zunächst ziemlich gut geschrieben, aber mit etwas Schlagseite: mehr Substanz und Qualität beim ‚Eigenen‘ oder ‚Bekannten‘ – also was Dax betrifft (ebenso Dax und Sisko, Bashir, sowie das Leben und die Leute auf der Station insgesamt). Die meisten Leute sind sich ja eigentlich mehr oder wenig einig, dass Terry Farrell gerade in den früheren Seasons schauspielerisch noch nicht so gut gewesen sein. Wahrscheinlich habt Ihr da Recht, aber ich liebe sowohl Dax als auch Farrell und habe diese Mängel selber tatsächlich bis heute nie so richtig wahrgenommen (mir fällt ‚hölzernes‘ oder brillantes Schauspiel aber irgendwie allgemein auch nicht so sehr auf, wie anderen). Selbst wenn das also ist, möchte ich hier die Meinung vertreten, dass in dieser Folge leider im Gegensatz zu vielen anderen die Guest Stars inklusive Susanna Thompson (auch wenn sie an sich eine super Ausstrahlung hat und sicher gut spielt) diejenigen sind, die schwächeln und die Folge von der Anmutung her nicht auf das Niveau heben, das sie haben könnte und das dem Anspruch der teuren Botschaft oder der Hitzigkeit der Reaktionen entsprechen würde. Damit meine ich auf keinen Fall, dass alles hätte dramatischer, expliziter oder so hätte sein sollen – Brooks hat das wirklich super gemacht und es ist wichtig, dass es eben keine voyeuristische Exploitation ist. Es ist aber eben schade, dass es wirklich ein bisschen bei der gegenseitigen Chemie und der Darstellung der übermächtigen gegenseitigen Anziehung hapert – meiner Meinung nach allerdings vor allem auf Seiten Lenaras. Auch wenn Dax bis zum Schluss die treibende Kraft hätte bleiben können, wäre es überzeugender gewesen, wenn man diese ‚verbotene Liebe‘ nach und nach bei Lenara auch mehr gespürt hätte. Dass es am Anfang beidseitig noch etwas ungelenk oder nicht so überzeugend ist (sowohl im Verhalten als auch unterschwellig), macht für mich allerdings total Sinn. Normal seid Ihr ja sehr gut darin, liebe Tadderiche, die Trills sinnvoll zu verstehen und zu differenzieren. Aber hier scheint es mir, als hättet Ihr die aktuellen Inkarnationen mit den neuen Wirtinnen nicht ausreichend berücksichtigt. Selbst wenn Dax und Kahn sich sehr gut kennen, immer noch lieben und durch die Begegnung zueinander streben, ist doch durch die neuen Wirtinnen eben auch ein großer Faktor, dass diese die damalige Beziehung halt nicht wirklich miterlebt haben, auch wenn sie Erinnerungen und Gefühle nun teilen, und beide Doppelpersonhälften in dieser neuen Form sich gegenseitig ja nun auch erst kennenlernen. Und hier kommt nun eben, wenn es auch angenehm entspannt geschieht und nicht thematisiert wird, die ‚Gleichgeschlechtlichkeit‘ der beiden Wirtinnen als Faktor, auf den sich beide zumindest ein bisschen einstellen müssen, auch noch hinzu. Auch wenn Jadzia (zumindest seit Dax), sehr unbefangen und sexpositiv auftritt, sehen wir sie weder vorher noch nachher mit anderen weiblich gelesenen Personen turteln oder auch nur darüber reden. Bei Lenara wissen wir es nicht. Trotz Dax könnte ich mir also gut vorstellen, dass auch eine offene und gejointe Jadzia kurz reinfühlen und reflektieren muss, wie das für sie ist, bevor sie sich ’natürlicher‘ oder unverkrampfter darauf einlassen kann. In den weiteren Darstellungen von Trill und Trills sehen wir auch nichts Vergleichbares, mit einer großen Ausnahme natürlich, die leider eben nicht als Normalität im Star Trek-Kosmos bestätigt wurde: Sonderbotschafter Odan, Ur-Trill belgischer Abstammung in der Folge „Doktor Beverly verliebt sich in ein Eichhörnchen, äh, einen Wurm“. Odan hatte dort ja noch behauptet, die Trills wären als bessere ‚advanced humans‘ über solche unnötigen Beschränkungen der Liebe durch ein dualistisches, heteronormatives Geschlechter- und Beziehungsmodell längst hinweg, während Beverly als Vertreterin von Roddenberrys Ideal-Menschen der nächsten Generation leider als unnötig stark in diesem nach wie vor befangen geschrieben wurde. Sich auf Odan in Riker einzulassen war ja tatsächlich durchaus verhältnismäßig offen und progressiv, aber dann im Frauenkörper, das war dann doch unvorstellbar, auch wenn in Worten zumindest minimal gesagt wurde, dass es sich eigentlich um einen den eigenen Werten entsprechend eigentlich zu überwindenden Entwicklungsstand handelte. Ich würde es mir also so vorstellen, dass vereinigte Trill zumindest teilweise durchaus eine gewisse pansexuelle Normalität verkörpern und leben, aber in geringerem Umfang und mit noch geringerer gesamtgesellschaftlicher Relevanz als von Odan dargestellt. Bei unvereinigten Trill dürften solche Formen von Sexualität und Beziehungen entsprechend eine noch deutlich geringere Rolle spielen – wie gesagt auch gemessen daran, was man uns bisher gezeigt hat. Immerhin hat sich Discovery da wieder mit Adira und Gray rückbesonnen, auch wenn selbst dort beide queeren Beziehungen der Serie doch noch hätten stärker und ‚besser‘ umgesetzt werden können.

    Ohje, das war nun erst ein, wenn auch großer, Punkt. Ich mache jetzt auch erst mal einen Punkt, oder vielleicht besser einen Strichpunkt; in der Hoffnung, dass ich später noch ein oder zwei weitere ergänzen werde…

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    1. sternburg

      Hallo Feelix Dax,

      [Offenlegung: Ich hab das jetzt erst gelesen]

      ich hab keine Meinung zu Deinem Kommentar (genauer: keine, die ich mir anmaßen könnte). Aber wo Du ihn mit so einer umfassenden Meta-Einleitung beginnst, sei mir bitte gestattet, ihn mit der folgenden Meta-Meta-Beobachtung zu hijacken:

      Ist es nicht komplett irre, wie dieser kleine Podcast, der sich mit einer weitgehend unbedeutenden, eine Generation alten TV-Serie (viel zu detailliert) beschäftigt, wie der uns alle beständig zu den interessantesten und persönlichsten Beobachtungen und zum Teilen derselben in dieser Kommentarspalte nötigt?

      Fast so, als könnte man quasi jede Beschäftigung mit einem Kulturprodukt zu einem solchen Anlass nehmen, wenn selbige nur von ausreichend sympathischen und einfühlsamen Leuten veranstaltet wird, die ein entsprechendes Publikum einsammeln. Keine Ahnung, warum ich Podcasts so mag. Es bleibt ein Mysterium. 🙂

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  2. David

    DS9 ist mein Lieblingstrek, diese Folge beweist es mal wieder.
    Daumen hoch für die Folge und Daumen hoch für die Besprechung.

    Jedoch gibt es Abzüge in der Thematik „Queerbewegung“ mich persönlich nerven beide Lager.
    Das Lager der Empörten und das Lager der Progressiven.
    Das Überlagert die schauspielerische Leistung aller Darsteller.

    Das muss nicht sein. Können wir nicht eif eine gute Episode geniessen?
    Alleine schon das ihr im Podcast so ein Fass aufmacht, drückt die Qualität.
    Nur meine Meinung….

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  3. Roger, over

    Ich war damals enttäuscht und sogar sauer.

    Ich konnte ja noch verstehen, dass sie (nach DS9) in Voyager kein schwuler/lesbischer Hauptcharakter etabliert haben… schliesslich hatten sie schon den ersten weiblichen Captain und schwarzen Vulkanier… aber ich hätte schon erwartet, dass in DS9 oder VOY mal in einer Folge einen richtigen lesbischen… oder noch eine Stufe höher (da dies noch viel mehr aneckte)… einen richtigen schwulen Charakter einbauen.

    Die Lösung mit dem Trill hat mich enttäuscht. Sauer war ich, weil ich damals dachte, dass das Thema wohl für x Folgen bzw. Staffeln wahrscheinlich dann nicht mehr vorkommt (was glaube ich auch zutraf, oder?).

    Enttäuscht war ich dann natürlich später auch von «Enterprise».

    Ich mochte die Folge nicht (ausser der Kuss fand ich gut) und ich glaube, ich mag sie heute auch noch nicht (fand und finde sie langweilig). Aber ja, Geschmäcker und Ansichten sind verschieden.

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    1. Maestro84

      Die homosexuelle Beziehung in DIS ist eigentlich die erste richtig gute in Star Trek.

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    2. Goedeke

      Naja man muss das schon im Kontext der Zeit und dem Sendernetzwerk / der Produktionsfirma sehen. Sicherlich gab es damals schon TV Produktionen, die von der „Norm“ abweichende Liebesbeziehungen thematisiert haben. Allerdings waren die halt nicht so Mainstream wie Star Trek damals war. Und sie waren auch nicht Teil des Versuchs ein neues Sendernetzwerk zu etablieren, einer am Ende doch den Konservativen amerikanischen Werten verschriebenen Produktionsfirma etc. etc.

      Lange Rede Kurzer Sinn es war 1995. Mal zur Einordnung in Deutschland kam das Gesetz zur eingetragenen Lebensparnterschaft erst 2001. Das hatte durchaus seinen Grund, weil Rot/Grün es eingeführt hat gegen die Argumente (Ehe was besondere im Grundgesetz etc. der Konservativen. Die selben Konservativen, die jetzt Migranten vorwerfen nicht tolerant genug zu unseren modernen weltoffenen Gesetzen zur gleichgeschlechtlichen Patnerschaften zu sein …). Die volle Gleichstellung (Ehe für alle) kam dann erst in 2017 …

      Die USA war da in Teilen schneller wie wir aber in sehr großen Teilen auch deutlich langsamer (bis hin dazu, dass sich bis heute lokale Behörden und Gerichte weigern gleichgeschlechtliche Ehen zu schließen obwohl das Gesetz diese erlaubt …).

      Ist es in dieser Folge gut gelöst? Meiner Ansicht nach nein. Aber es ist schwer einzuschätzen welche Einschränkungen die Autoren und das Proktionsteam damals erfüllen musste, um es überhaupt zum Thema machen zu dürfen.

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  4. Mister Incredible

    Moin zusammen,

    „Homosexuelle Beziehung“ würde ich das partout nicht nennen. Die Anziehung zwischen zwei Frauen, der Kuss, das ist zu 100% ein Zufallsergebnis, weil die Symbionten, welche einst eine heterosexuelle Beziehung erlebten, nun – per Zufall – sich in zwei weiblichen Körpern begegnen. Das ist der Kniff, oder sollte ich sagen „die ächzende Draisine“ auf der nun ein gleichgeschlechtlicher Plot auf holprigen Gleisen vor sich hin rumpelt. Sie hießen noch nicht „CSD“ als ich seit 1979 an vorderster Front auf „Demonstrationen“ dabei war und die belustigten und auch angewiderten Blicke der „Normalos“ ertrug, um so etwas wie LGBTQI+Rechte zu erkämpfen. (Wie wir heute sehen, sind wie längst nicht am Ziel, wenn rechtsextreme Kräfte Homophobie als Traditionsrettung zelebrieren). Und dann so eine verkrampfte Herbei-Konstruktion eines erwartbar skandalisierten Kusses, Ende 1995! Och, nö!

    1969 hatte es begonnen auf der Christopher Street im „Village“ von Manhattan. Filmische Werke und historische Marker wie „Torch Song Trilogy“ (1988), „Longtime Companion“ (1989), „And the Band Played On“ (1993) und „Philadelphia“ (1993) werden die Star Trek Writers gekannt haben. Homosexualität war „A Thing“, und es stand im Fokus, leider auch durch die HIV-Pandemie. Filme wie die oben genannten waren erfolgreich. „Stonewall 25“ im Sommer 1994 ließ New York vibrieren, dass es US-weit spürbar war. Ich war dabei.
    Will sagen, dass man schwul/lesbische Themen nicht nur als „Byproduct“ herbeikonstruieren sollte, auch damals nicht.

    Zu Beginn befremdet mich die Selbstverständlichkeit mit der Unbeteiligte die Smybiontenhistorie von Dax sezieren. Wie intim ist das eigentlich und wen geht es was an? Und dann dieses merkwürdige Tabu. Wieder und wieder mussten wir uns bei Star Trek fragen „wie klein sind diese Planeten eigentlich, dass sich da immer wieder dieselben paar Leute über den Weg laufen?“ Und welches Kommitee wacht über das Kuschelverbot von Ex-Symbiontischen Beziehungen? Bekommen die alle einen Air Tag implantiert und wenn zwei „Inkompatible“ länger als 10 min dieselben Koordinaten zeigen, geht beim Obersten Tugendwächter der Alarm los und es wird eine Koitus-Verhinderungs-Squad los geschickt? Oder wie in den 1950ern: Kennenlernen junger Leute nur unter dem gestrengen Blick der Frau Mutter bei Bergischer Kaffeetafel?

    Diese ständige misstrauische Beäugung störte mich. „Naaa, da läuft doch was zwischen denen?“ Die guten Szenen habt ihr erwähnt, tolle Regie. Kira und Bashir, auch die bildliche Einrahmung im Eingang zu Quarks. Brooks hat ein Auge für epische Bildgestaltung. Kann man genussvoll gucken. Das unverkrampfte Schauspiel von Thompson ist super!

    Und dennoch, den Umgang mit Homosexualität hätte ich mir 1995 mit mehr Lockerheit und Selbstverständlichkeit gewünscht. Das Culber-Stamets-Zähneputzen kam ein Vierteljahrhundert zu spät. Nun, besser spät als nie. Wird es jemals wieder so viel Diversität geben wie bei Discovery?

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    1. Don

      V.a. den von Dir angesprochenen Film „And The Band Played On“ kann ich sehr empfehlen, weil er mir, mehr als jeder andere, die geradezu verzweifelte Gefühlslage der damaligen Zeit deutlich macht, die durch diese, wie Prince es nannte, „big disease with a little name“ hervorgerufen wurde. Die Verunsicherung und die Verdächtigungen, auch die Leerstellen, die AIDS in vielen Familien und Freundeskreisen hinterließ.
      Und auch die Hilf- und Ratlosigkeit der Mediziner, die zwar mehr und mehr über das Virus lernten, den Menschen aber trotzdem nicht helfen konnten.
      Ein großer Film, der meiner Meinung viel zu wenig Beachtung fand!
      https://www.youtube.com/watch?v=Ay6Xi8MuLc8

      (Sorry an Sebastian und Simon, war jetzt ein wenig off-topic…)

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  5. Christian H.

    Ich habe von klein auf immer Beziehungsgedöns gehasst und ertrage dies nur bis zu einem gewissen Grad. Hier war mir das alles zu viel und es blieb nur die mickrige B-Handlung mit der Technik über. Sollen doch alle miteinander glücklich sein und sollen sie privat klären. Als Kind war Spock mein großes Vorbild und ich habe ihm nachgeeifert nach außen keine Emotionen zu zeigen und alles logisch zu analysieren. Funktionierte nur nicht immer. Keine Ahnung woher das kam, denn ich hatte eine sehr glückliche Kindheit.

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    1. Michael from Outer Space

      Ich habe als Kind meine Star Trek-Karriere mit TOS gestartet und mein Held war auch Spock! 😉 In TNG war’s Data mit seinen krassen Androiden-Fähigkeiten und seinem Unverständnis für die Menschen.

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      1. Maestro84

        Ich kam als junger Jugendlicher mit DS9 (Staffel 3/4) und Voyager nach Star Trek. Mein Held war damals schon irgendwie der Milester, der mich immer an einen Onkel erinnerte, der auch ständig am Frickeln war bzw. es immer noch ist. Der Milester war halt Einer wie ich: Ein Kinder Bauern- und Arbeiterklasse und kein studierter Kopf mit irgendwas wie BWL, Politik und Sozialem. Bei Voyager hat sich hingegen kein Charakter so eingeprägt. Irgendwie sind dort alle so Richtung Königin Katharina eingenordet. Öde.

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  6. Katja M.

    Danke für die Besprechung, ich war sehr gespannt darauf, weil ich wirklich gerne mag.
    Eine Sache muss ich unbedingt loswerden: Das Tabu wegen der Beziehungen aus früheren Leben habe ich als viel enger verstanden, als ihr es besprochen habt. Ich war mir beim Schauen sicher, dass es so gemeint war: Es ist verboten, dass zwei Trills mit Symbionten sich immer wieder zusammentun, wenn sie neue Hosts haben. Das macht für mich viel mehr Sinn, als wenn auch andere, außenstehende Personen gemeint wären. Dann wäre es nämlich auch ein Problem gewesen, wenn *Spoiler!* Ezri und Worf später kurz was miteinander haben.
    Dann ergibt es auch mehr Sinn mit der fehlenden Weiterentwicklung, weil dann die zwei gleichen Symbionten immer wieder in Körpern verschiedener Hosts zusammen wären und keine wirklich neuen Beziehungen eingehen würden. Natürlich ist auch dieses Tabu scheiße und inhuman, es ergibt aber zumindest für mich mehr Sinn als einfach alle Beziehungen auszuschließen, die man schon mal hatte. Dagegen spricht auch, dass sich dieses Problem recht schnell erledigen würde, da ja alle nicht-gejointe Leute aus dem Leben eines Symbionten bald auch wegsterben. Nur andere gejointe Trills können ihnen über mehrere Leben hinweg erhalten bleiben. Und die gejointen sind auch eine überschaubare Gruppe, die tatsächlich unter Beobachtung stehen, da die Symbionten so wichtig sind. Alle anderen Randos kannst du ja niemals im Auge behalten, und wahrscheinlich interessieren sie niemanden in der „Trill-Aufsichtsbehörde“.
    Meine 2 Cents dazu, das hat mich beim Hören gewurmt 😉
    Ach so, und dass die beiden wegen gesellschaftlicher Zwänge nicht zusammen sein konnten, habe ich als Metapher auf gleichgeschlechtliche Liebe verstanden. Ich weiß nicht, ob es so gemeint war, aber ich habe es definitiv so von der Folge wahrgenommen.

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    1. Maestro84

      Der Einwand mit Ezri und Worf ist ein sehr guter, denn auch dieser muss in einer Folge lernen, dass ein Dax eben nicht der Dax von früher ist. Deswegen muss am Ende unser Doc auch nicht abends im Ganz ein Messer in den Rippen befürchten. Aber bis dahin dauert es ja noch ein Weilchen.

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      1. Goedeke

        Nicht vergessen Ezri fällt in dieser Hinsicht aus dem Rahmen. Sie ist ja ausßerhalb der Core Trillgesellschaft aufgewachsen und hat sich nie groß für die Vereinigung interesiert.

        Man kann sich das vermutlich so vorstellen, dass reguläre Kanidaten einen Code of Conduct unterschreiben, den Ezri einfach nie unterschrieben hat.

        1. Don

          Ezri vielleicht nicht. Aber Dax eventuell?

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    2. Boethi

      Danke für diese einschränkende Erläuterung zu diesem Tabu bei den Trill. Das macht es tatsächlich etwas verständlicher.
      Allerdings erinnere ich mich daran, dass Ezri, als Worf sie darauf anspricht, ihm nicht erklärt, das Tabu gelte hier nicht, weil er kein Trill sei, sondern dass diese Regel einfach nicht so wichtig sei. Das steht halt leider ein bisschen im Kontrast zu dem. was wir hier gesehen haben 🙂

      1. Katja M.

        Ich kann mich leider nicht mehr an diesen Dialog zwischen Ezri und Worf erinnern… Würde es aber dann tatsächlich als inkonsequentes Schreiben sehen. Es ist ja auch falsch, dass die Regel „unwichtig“ ist, wenn man von dieser Folge hier ausgeht.

        1. Boethi

          Ich hoffe, ich liege nicht total daneben mit der Szene zwischen Ezri und Worf.
          Es wäre aber auch nicht das einzige Mal, dass die AutorInnen Dinge unterwegs vergessen.

  7. René

    Hallo zusammen,

    eine Frage bleibt:

    Warum macht Jadzia ihre Bauchmuskelübungen auf den schmalen 20 cm zwischen Kanapee und Fliesentisch? Man konnte den restlichen Raum gut sehen und da war Platz für eine Popgymnastik für 10 Leute.

    Es muss halt immer alles schwer gehen.

    Grüße an alle

    René

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  8. sternburg

    Ich hab zu dieser Folge keine starke Meinung.

    Ich kann nur drei Dinge dazu sagen:

    – Jede Betrachtungsweise der ganzen übergeordneten Trill-Taboo-Problematik, die darin keine Metapher der zur Ausstrahlungszeit (und auch heute noch) Realitäten, Existenzen und Liebesbeziehungen zerstörenden Taboos rund um die Lebenswirklichkeit homosexueller Menschen erkennt, also jede andere Betrachtungsweise kann mir mit Verlaub mal den Schuh aufblasen.

    Und das ist dann im Star-Trek-Kosmos auch mutig. Sehr sogar. Leider.

    Völlig unabhängig davon, dass sich da zufällig auch noch zwei Frauen … ähm … küssen (ja natürlich haben die nichts mehr gemacht, hahaha). Aber ja, auch das ist mutig.

    – Streng innerhalb der Star-Trek-Logik finde ich es schon bisschen fragwürdig, dass da zwei viel spätere Hosts ihrer jeweiligen Trill-Symbionten die Liebes-Empfindungen ihrer jeweils früheren Hosts nachempfinden … müssen? Sind das wirklich Emotionen von Jadzia und Lenara? Oder werden sie nur von ihren früheren Leben überwältigt? Ist das nicht vielleicht eine Art temporale emotionale Vergewaltigung durch längst Verstorbene, vermittelt durch die Symbionten? Haben die Trill mit ihrem Taboo da also vielleicht einen sehr sinnvollen Punkt? Dies sinnvoll zu verhandeln hat die Folge natürlich keine Sekunde Zeit. Aber ich hätte das echt gerne gesehen.

    – Ich ganz persönlich warte noch auf den Zeitpunkt, an dem ich endlich erwachsen genug bin, diese Folge nicht in weiten Teilen lahm, vorhersehbar und langweilig zu finden („Booo, Liebesstory!“). Jau, alles voll aufrührend, aber ich bin dann doch irgendwie 12 und das ist mir egal. Das ganze drumrum mit dem künstlichen Wurmloch und dem Unfall und so ist sowieso maximal egal. Unter dem Strich von mir sehr wohlwollend ein Daumen hoch für die Problematik und weil sie – dafür dies zur Kenntnis zu nehmen bin ich mittlerweile alt genug – großteils gut geschrieben und geschauspielert wurde.

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  9. Doris

    ich weiss, in dieser Folge werden große Fragen diskutiert und was fällt mir wieder als erstes dazu ein? „Das Schokoauto hupt“ und „Einen Bob in die Bahn legen“ sind zwei sehr schöne Umschreibungen für den großen Toilettengang. Ich bin versucht das mal auszuprobieren, wenn ich wieder mal einen Patienten dazu befragen muss, aber es muss halt passen 😀

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  10. Ghostbuster

    Erstmal muss ich mich bei Sebastian für den Lachanfall der Woche bedanken. Der Satz „Star Trek ist halt auch oft: Man geht in eine Höhle und trifft dann ein Muppet“ hat mir alle Sicherungen rausgeschossen. Sehr schön!

    Wie ausnahmslos immer eine sehr schöne Folge TAD. Besonders interessant war die Retrospektive auf die damaligen Reaktionen. Schön, dass sich in diesem Bereich in den letzten Jahrzehnten doch so einiges getan hat. Und nicht weniger schön, dass Star Trek auch hier schon früh angenehm progressiv auffällt.

    Und wie hier im Blog schon richtig angemerkt, ist der „Vorwurf“ der Homosexualität ja nur dann oberflächlich zutreffend, wenn man die Folge oder die Trill nicht verstanden hat.

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    1. Maestro84

      Ich befürchte, wir leben wieder in Zeiten, da würde ich im „falschen“ Stadtviertel nicht als Mann mit einem anderen Mann händchenhaltend herumlaufen. Mein Eindruck ist der, dass die Gesellschaften allgemein wieder konservativer gegenüber Minderheiten – siehe auch das Thema Judenhass – werden.

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      1. Ghostbuster

        Deinen Eindruck kann ich nicht widerlegen. Ich denke aber schon, dass im Laufe der letzten Jahrzehnte vermehrt auch tabuisierte Themen in den Vordergrund gerückt sind und dies fraglos eine grundsätzlich gute Entwicklung ist. Das Problem ist wohl eher, dass sich heute in Diskursen recht schnell starke Extreme bilden und beide Seiten somit argumentativ recht blind unterwegs sind, was eine Einigung schon naturgemäß verhindert. Diese Extreme gab es sicherlich auch schon vor Social Media, etc.; man bekam es halt nicht in geballter Form mit und der bis zur Eskalation verlaufende Schneeballeffekt blieb auch aus. Andererseits muss Demokratie aber eben auch einfach vieles aushalten können.

        Ach, das führt jetzt zu weit. 🙂

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      2. Boethi

        Ja, trotz einigen Fortschritten kann man immer wieder bezweifeln, dass wir wirklich so viel weiter sind. Man sehe ich viele Reaktionen auf den Cast von DISCO an: Da spielen zu viele Frauen mit! Das geht zu weit!

  11. KhlavKhalash

    Die Oma legt, ganz nebenbei, natürlich im Bauchspeicheldrüsengang ihr Ei 😉

  12. Maestro84

    Ich habe in meiner Blase als 12 Jähriger mit nur mir in dieser damals Nichts von der „Kontroverse“ mitbekommen. Mich hat diese Folge damals und heute einfach nur gelangweilt, so wie mich fast alle Trill-Folgen eher langweilen. Gerade unser Jadschätchen kam mir arg bettelnd vor am Ende, überschritt schon die Grenze zum Überschauspiel.

    Symbionten sind eben nur dann interessant, wenn Richard Dean Anderson auf diese trifft. Der einzig interessante Trill scheint Curzon gewesen zu sein, da hätte ich Lust auf ein Spin Off mit einem jungen Fähnrich und Leutnan Sisko und einem Herumhurer Curzon.

    Ich kann übrigens die Beschränkungen für Trill mit Symbionten verstehen. Es geht dabei anscheinend nicht um Freundschaften, sondern um Liebesbeziehungen. Wären diese erlaubt, könnt es passieren, dass quasi ständig eingerichtete Trill miteinander über Jahrhunderte eine Beziehung führen, was am Ende nicht Ziel der ganzen Aktion für die Symbionten ist. Diese sollen als Zielsetzung neue Erfahrungen machen, auch wenn dies bedeutet, dass der Tod eines Wirtes Partner oder gar Kinder zurücklässt. Die Strafe beim Übertritt mit Verbannung ist dabei auch nicht wirklich brutal, denn ein Paar könnte auch einfach nach z.B. Vulkan auswandern und fertig. Es ist ja nicht so, dass die Trill dann quasi Tiergartenmörder hinterherschicken würden.

    PS: Der Spruch der Woche: „Simon, du Hengst / hängst.“ 😀 Und wem ist in der Wohnung Geschirr runtergefallen?

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    1. Michael from Outer Space

      „Wären diese erlaubt, könnt es passieren, dass quasi ständig eingerichtete Trill miteinander über Jahrhunderte eine Beziehung führen, was am Ende nicht Ziel der ganzen Aktion für die Symbionten ist. Diese sollen als Zielsetzung neue Erfahrungen machen, auch wenn dies bedeutet, dass der Tod eines Wirtes Partner oder gar Kinder zurücklässt.“

      Und wer sagt, dass ich in meiner über Jahrhunderte andauernde Liebesbeziehung keine neuen Erfahrungen sammeln kann? Ich kann doch trotzdem einen neuen Beruf lernen, Fremdsprachen lernen, neue Leute kennenlernen, meine Fähigkeiten weiterentwickeln usw.! Gerade bei meiner sehr langen Lebenserwartung als Trill-Symbiont ist es doch möglich, mich in viele verschiedene Dinge einzuarbeiten. Nach 247 Jahren, die ich mit meine(r) Partner:in verbringe, lerne ich zwei Dutzend unterschiedliche Berufe kennen, fliege jeden bekannten Raumschifftyp, wohne auf 39 verschiedenen Planeten mit den diversen Völkern, sammle Kenntnisse von A wie Atomphysik bis Z wie Zahnmedizin und kann etliche verschiedene Sprachen fließend sprechen.

      Wo genau ist dabei das Problem?

      1. Maestro84

        „Wo genau ist dabei das Problem?“

        Da musst du den Spieler fragen, der sich vor Beginn einer Stellaris-Star Trek-Partie die Trill ausgedachte hat. 😉 . Ich würde sagen, dass nunmal ein neuer Wirt in neuer Umgebung neue Dinge erlebt. Wie lange leben diese Würmer eigentlich?

    2. Koboldkater

      Hallo Maestro84,

      puh, da bin ich froh dass es nicht nur mir so ging. Ich war zwar 2 Jahre älter -wenn ich die 84 richtig deute 😉 – aber das sich da zwei Frauen küssen, und dass dies was besonderes sein soll UND es darüber auch noch aufgeregte Diskussionen gibt, ist an mir in meiner Ein-Mann-Bubble vollkommen vorbei gegangen. Ehrlich gesagt habe ich sogar bis zu dieser Folgenbesprechung nicht gewusst, dass die Folge und der züchtige Kuss sooooo ein Thema sind. (Also DANKE dafür)

      Ich glaube einfach, ich „sehe“ solche Dinge irgendwie nicht. So war z.B. für mich Geordi auch immer besonders, weil er blind ist, und nicht weil er eine BIPoC ist- fand es einfach super, dass auch Menschen mit Behinderungen in der Zukunft einen Platz haben und nicht durch die moderne Medizin „wegverändert“ werden im 24. Jahrhundert. Und bitte, ich möchte hier niemanden mit meinen Worten verletzen oder zu Nahe treten, daher: Ja, ich weiß dass „Color- bzw. Gender-Blindness“ auch ein Problem ist, das ist mir kognitiv bewusst, aber ich kann diese Awareness nicht immer so in mein Handeln/Denken/Schauen einbauen, wie es sicherlich wünschenswert wäre. Weil ich eben nicht selbst betroffen bin, fehlt mir da vielleicht die emotionale Andockmöglichkeit und ich habe damit einen „blinden Fleck“ für bestimmte zu Benachteiligungen führenden „Eigenschsaften“. Dafür möchte ich mich hier auch entschuldigen und bitte alle Betroffenen um Verzeihung, wenn ich mit meinen Äußerungen hier jemandem zu Nahe getreten bin.

      Letztendlich geht es mir aber wie Maestro, ich fand und finde die Folge einfach nur stinkenlangweilig (einzig Susanna Thompson ist ein Lichtblick, und ich freue mich schon auf ihre nächsten Auftritte weil sie einfach eine tolle Schauspielerin ist) und meist überspringe ich sie im Re-Watch sogar (genau wie eine noch kommende unsägliche Ferengi-Folge z.B.). Vielleicht mache ich das zu unrecht, wenn diese Folge so wichtig ist?

      Daher hier mal meine Frage: Waren die Folge und der Kuss hier in Deutschland auch „ein Ding“? Gab es in Deutschland Diskussionen, ob man die Folge so ausstrahlen dürfe, oder ob sie „verboten“ gehört wie Patterns of Force bzw. geschnitten werden sollte? Gab es im deutschen Fandom Diskussionen, und hat sie in Deutschland irgendwie Einfluss/Resonanz gehabt auf die (damals so noch nicht genannte) LGBTQ+ – Szene? Das würde mich mal tatsächlich interessieren. Denn wenn sich die LQBTG+-Szene durch die Folge wahrgenommen/repräsentiert/vorangebracht fühlt, dann kann sie zwar noch so langweilig sein, dann fände ich sie super weil sie wichtig ist. Gibt es da auch aus Deutschland irgendwelche Erkenntnisse?

      Zum Abschluss noch zwei Kleinigkeiten:
      Es gibt wenige Folgen, wo ich so in allem den beiden Rezensenten zustimme wie diesmal! Viele Dinge sehe ich ausnahmsweise 100 % so wie ihr. (Ausser das mit Jane Austen- die finde ich super)

      Und schlussendlich: Ja, stimmt @Sebastian, sooo oft packt (vor allem in den 90ern/frühen 2000ern) Star Trek die großen Themen nicht an, wie es immer behauptet wird, aber ehrlich gesagt bin ich darüber ganz froh, ich glaube das wäre sonst zu anstrengend. Manchmal will ich mich von Star Trek einfach berieseln lassen. Auch Picard braucht mal Jamaharon statt Shakespeare, oder Sisko Baseball statt bajoranischer Innenpolitik.

      In diesem Sinne: Jede/r soll lieben, wen/was/wie m/w/d will und soweit alle Beteiligten zustimmen, und jede/r der/die das anders sieht, ist doof. :-p

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      1. Sebastian

        Mahlzeit Kater,

        ob die Folge wichtig ist oder weniger wichtig, das kann ich nicht sagen. Rejoined sagt ein, zwei Dinge, die ich für sagenswert und zum damaligen Zeitpunkt überfällig halte, verkleidet im Star-Trek-Mäntelchen. Doch ob das gleich die ganze Folge wichtig macht – also für alle Menschen – das fänd ich zu generalisierend.

        Ich halte die Folge mindestens für soziokulturell relevant, weil sie seinerzeit in den USA für Aufmerksamkeit sorgte und diskutiert wurde. Deswegen ist es Simons und meine klare Aufgabe, diese Hintergründe aufzuarbeiten, so wie wir es ja grundsätzlich mit allen Behind-the-Scenes-Infos tun. Da die Macher es 1995 sehr öffentlich thematisierten und das durch die US-Medien ging, wäre es eine grobe und absurd selektive Verletzung unserer journalistischen Sorgfaltspflicht, wenn wir das, wie ein anderer Kommentar weiter oben nahelegt, im Podcast nicht beleuchten würden.

        Was passierte damals in Deutschland, als die Folge im Oktober 1996 auf SAT.1 lief? Keine Ahnung, da kannten wir die schon ein halbes Jahr lang und sie war für uns kalter Raktajino. Wahrscheinlich ereignete sich in der generellen deutschen Medienlandschaft nicht viel, weil die Folge inmitten des wochentäglichen Nachmittagsprogramms halbwegs unterging.

        Dirk Bartholomäs Fanzine Trekworld, deren News-Bereich und im Nachgang auch einige „Laserbriefe“ griffen 1995/6 die US-Wahrnehmung und -Diskussion von Rejoined auf; im aktiven deutschen Fandom war es also ganz klar ein Thema.

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        1. Koboldkater

          Nabend Sebastian,

          soziokulturell relevant finde ich eine schöne und passende Bezeichnung- bei der krassen Rezeption der Folge in den USA ist sie das auf jeden Fall. Ich hoffe es ist nicht so rüber gekommen, dass ich das abstreite. Mir ist diese Dimension vor Eurer Besprechung nur nicht bewusst gewesen. Und es wäre sehr schade gewesen, wenn ihr das nicht beleuchtet hättet, weil mir dadurch tatsächlich ein ganz anderer Blickwinkel, ja eine ganz andere Dimension der Folge verborgen geblieben wäre, weil ich aus persönlichem Anlass wahrscheinlich niemals Background zu der Folge recherchiert hätte (ausserdem haben wir dafür ja euch). Daher bitte immer weiter und gerne noch mehr, wenn es nach mir ginge!

          Ob der Background zu einer Folge dann die persönliche Meinung zu der Folge ändert, steht ja auf einem anderen Blatt; das kann ja jeder für sich selbst entscheiden.

          Es ist im Grunde wie du es über Jane Austen gesagt hast: Du weißt, dass es große Kunst ist, aber es kann dich trotzdem nicht begeistern. So kann es doch auch jeder mit jeder x-beliebigen Star Trek – Folge/Film etc. halten.

          Vielen Dank auch für den Nachtrag zur deutschen Rezeption! Schön, dass die Folge auch in Deutschland- wenn auch vielleicht nur im inner circle des aktiven Fandoms- seinen Niederschlag gefunden und zu Diskussionen geführt hat!

          1. Sebastian

            Nee, ist gar nicht so rüber gekommen, no worries. Ich wollte nur nicht zig separate Antworten schreiben, da hab ich zusammengefasst.

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      2. Doris

        Hallo Koboldkater,
        Ich glaube in Deutschland war das Küssen zwischen den beiden Damen keine so große Novität und Aufreger, hatten wir doch schon 1987 den ersten Kuss zwischen zwei homosexuellen Männern im TV in der LINDENSTRASSE. Damals mussten sich auch einige Menschen ebenso hart drüber empören wie in usa an der DS9 Folge. Die Lindenstraße ist halt in Deutschland auch viel stärker rezepiert worden als Star Trek.

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        1. Sebastian

          Ja, die Präzedenz der Lindenstraße hätten wir erwähnen können & womöglich sogar sollen, Du hast völlig recht!

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        2. Don

          Ok, aber Harry Hamlin und Michael Ontkean hatten schon 1982 in „Making Love“ eine ausgiebige Liebesszene. Es war also auch für die US-Zuschauer nicht unbedingt was Neues.

        3. Koboldkater

          Hallo Doris,

          Danke für den Hinweis- auch das habe ich nicht gewusst! Live mitbekommen sowieso nicht, da war ich 5 Jahre alt, aber meine Eltern haben auch nie Lindenstrasse geschaut. Das war also bei mir Zuhause nie Thema.
          Und klar, die Lindenstrasse und der Tatort, das waren ja über Jahre DIE TV-Instutitionen, das macht Sinn dass die deutlich mehr Wellen geschlagen haben.
          Wieder was gelernt! 🙂
          Schöne Grüße!

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        4. stef baura s

          @doris,
          das ist wirklich ein wichtiger Hinweis.

          Stimmt, alles was damals so im TV tabu war, kam zuerst in der Lindenstraße, oder manchmal auch in nem Tatort (ich glaub, die meisten nackten Menschen im TV hab ich in gut 30 Jahren Tatortgucken gesehen….giggel).

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  13. Boethi

    Dies ist eine der Folgen, die DS9 für mich erträglich macht, weil sie zwischen kriegerischen Konflikten mit dem Dominion, den Cardassianern oder Klingonen, in denen die Werte der Föderation einfach nebenbei beerdigt werden, eine Geschichte erzählt, die mit diesem ganzen Zeug nichts zu tun hat.

    Ich teile alle Kritik von Sebastian und Simon an den Widersprüchlichkeiten und fehlender Logik: Wenn die Symbionten als knappes Gut so wertvoll sind, dass ihr Schutz die wichtigste Aufgabe der Wirte ist, wie kann dann eine solche Strafe angedroht werden? Warum kommen die WissenschaftlerInnen überhaupt nach DS9, obwohl sie gar nicht am Wurmloch dort forschen? usw.

    Die absolute Stärke der Folge (die ihr auch angesprochen habt) ist, dass niemand auch nur andeutet, dass es ungewöhnlich ist, dass hier zwei Frauen eine Liebesbeziehung haben könnten. Die Beziehung kommt am Ende zwar nicht zustande, aber die Gleichgeschlechtlichkeit wäre offenbar kein Problem.
    Wirkliche homosexuelle Beziehungen, die dann eben auch niemanden stören, sehen wir dann erst bei Stamets und Culber, Raffi und Seven sowie Beckett und Jennifer.

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  14. TaiFei

    Sehr schöne Folgenbesprechung.
    mal noch ein kleiner Einwurf zur Khan Kahn „Problematik“. Das liegt auch daran, dass viele Khan falsch aussprechen. Die Schreibweise Kh impliziert eher einer K-(A)CH-Laut. Eigentlich ist Deutsch dafür sogar prädestiniert, im am/englischen hat man damit viel mehr Probleme.

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  15. Jule

    Großartige Folgenbesprechung! Danke euch für die spannenden Hintergrundinfos und eure Stellungnahme dazu. Ja, der Kuss ist ein Cop out, weil es zwei Trill sind, aber er hat mich dennoch komplett positiv überrascht. Selbst mit einer getarnten LGBTQ-Repräsentation hatte ich beim Heritage Trek nicht gerechnet. Dieser Teil der Star-Trek-Geschichte war mir vor dem Schauen dieser Folge nicht bekannt. Das bestätigt und steigert wieder einmal meine Liebe für DS9, Star Trek und diesen Podcast. Im Moment an vielen Tagen mein Licht und mein Highlight.

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  16. Roger

    Tolle Besprechung, vielen Dank!

    Es gäbe viel zu schreiben dazu… aber ich halte mich mal kurz:

    Hut ab vor allen Eltern, welche ihrem Kind heute ganz selbstverständlich vermitteln, dass es völlig egal ist, ob er/sie später einmal eine Frau oder einen Mann heiratet. DANKE!

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  17. Uwe

    Vielen Dank für eure Besprechung.
    Die Folge und eure Gedanken dazu haben mir mal ieder gezeigt, weshalb ich und viele andere Star Trek so lieben.
    Es lauert an jeder Ecke eine neue Geschichte.
    Wie cool wäre es gewesen, wenn die beiden Ladies gemeinsam aufgebrochen wären um die Outsider Trill Gesellschaft zu finden, die auch Symbionten weitergibt, wenn sich die Protagonisten nicht an alle Regeln halten.
    Bis heute verstehe ich nicht, weshalb die Dyson Sphäre aus Next Gen nie wieder aufgegriffen wurde.
    Was ist eigetlich aus Mirasta Yale geworden, die nach „First Contact“ auf der Enterprise blieb?
    Eine Detektivserie, die auf Risa und von dort auch mal All-tag zeigt, könnte ich mir sehr gut vorstellen.
    Es gäbe so viele Stories und manche Bücher greifen ja auch Ideen auf. Aber meines Erachtens ist Paramount nicht wirklich gut darin, dass StarTrek Universum zu entwickeln

  18. sternburg

    Zwei Tage und 40 Kommentare später möchte ich zu dem Kuss dann doch noch zwei Anmerkungen mitteilen, die ich zuerst nicht äußern wollte, weil sie super unwichtig sind und jede denkbar sinnvolle Unterhaltung derailen (bei denen mich gleichwohl wundert, dass sie anscheinend nur mir aufgefallen sind?):

    a) Also dieser Kuss. Es ist so … also ich will … ich bin ja nicht so einer, aber … ach was solls, ich spreche es jetzt einfach aus:

    Bei diesem Kuss sieht man deutliche Speichelfäden zwischen den beiden Küssenden. Zwischen dem ähm first contact und dem zweiten.

    Ich hab gerade extra nochmal nachgeguckt. Ich hab das nicht geträumt. Die sind da.

    Ich hab jetzt keine empirische Untersuchung aller Filmküsse in der Geschichte der Menschheit angestellt (aber wenn hier zufällig mitlesende Kulturwissenschaftler_innen ein Thema für eine Doktorarbeit suchen, be my guest). Ich bin auch ehrlich gesagt ganz grundsätzlich gar nicht so wahnsinnig interessiert an Filmküssen. Gleichwohl besitze ich eine sehr feste, auf rein subjektive Beobachtung fußende Überzeugung (wie mir zugegeben exakt in diesem Moment vorvorgestern erst bewusst wurde):

    Es existiert eine klare und konsequent eingehaltene Wasserscheide zwischen Filmküssen in Film und TV einerseits und Filmküssen in Produkten der „Ehehygiene“ (wie es der frühe Beate-Use-Versand zu bezeichnen beliebte) andererseits.

    Film und TV: Kein Speichel. Schaukelvideos: Mit Speichel.

    Arbeitshypothese: Ist dieser Filmkuss bei DS9 der einzige außerhalb von Pr0n mit erkennbaren Speichelfäden in der Geschichte des Fernsehens?

    Arbeitshypothese 2: Liegt das vielleicht daran, dass Avery Brooks das im Schnitt witzig fand?

    Wie gesagt, das ist natürlich alles super, super unwichtig. Aber ich fände die Vorstellung unterhaltsam, dass dieser Kuss tatsächlich so eine Schwachmaten-Beobachtung als eigentliches historisches Alleinstellungsmerkmal besäße.

    b) Zum Themenkomplex „mimimi, ihr versaut unsere Kinder“ habt ihr – und die von Euch zitierten Personen – im Podcast bereits alles Wesentliche gesagt. Es sei daher noch etwas Unwesentliches ergänzt:

    DS9 ist eine Serie über eine Weltraumstation, die in einem unfassbar brutalen Krieg unfassbar entmenschlicht handelnden Gegnern gegenüber steht, und die selber vor kurzen noch eine Art KZ-Arbeitslager im Rahmen einer unfassbar brutalen Besetzung war, die innerhalb der Serienlogik äußerst brutale Guerilla-Taktiken als Widerstand gegenüber dieser Besatzung nicht nur unkritisch abbildet, sondern sogar gutheißt.

    Diese spezifische Folge handelt von dem abstrakten und schwer zu verstehenden Konzept, nachdem irgendwelche außerirdischen Würmer in „Menschen“ dazu führen, dass besagte „Menschen“ zwar einerseits sterben und dann auch wirklich nicht mehr da sind – andererseits aber ihr Leben durch diverse andere Leben solcher „Menschen“ weiter leben und sich an die Leben davor erinnern. Und dabei jeweils neue Entitäten bilden, die ein komplett eigenes Leben und eigenes Bewusstsein und einen eigenen Willen haben, oder vielleicht auch doch nicht, das ist alles nicht so klar und offen für diverse philosophische Betrachtungen. So oder so geht es um den Tod und darum, ob er der Existenz ein Ende setzt oder nicht und warum das bei uns leider anders ist.

    Bruder, jetzt mal ganz ehrlich: Wenn Dein Kind ernsthaft alt genug ist, um diese Folge dieser Serie gucken zu dürfen, dann ist es verfickt nochmal auch alt genug, um zwei sich küssende Frauen kognitiv zu verarbeiten. Völlig egal, ob Du Deinem Kind aufoktroyieren möchtest, dies gut oder schlecht zu finden oder ob es sich eine eigene Meinung bilden darf.

    Andersrum formuliert: Wenn Dein Kind davon so verstört ist, warum hast Du es diese Folge dieser Serie überhaupt gucken lassen? Ist seine von keinem Medienprodukt beleckte kindliche Unschuld Dir vielleicht doch gar nicht so wichtig, wie Du tust? Warst also am Ende vielleicht doch nur Du verstört? Rätsel über Rätsel.

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    1. Katja M.

      Was für ein fantastischer Kommentar, Chapeau!

    2. Ghostbuster

      Der popkulturell möglicherweise bekannteste Kuss zwischen zwei Frauen im herkömmlichen Kino MIT deutlichem Speichelfaden (und gerade deshalb so berühmt) dürfte aus EISKALTE ENGEL (1999) sein.

      1. sternburg

        Oh fuck, oh fick, Eiskalte Engel. Eiskalte Engel hatte ich verdrängt.

        Der Film hat damals einiges ähm mit mir gemacht. So ehrlich darf ich hier sein. Mir kommen da auch direkt einige denkwürdige Szenen ins Hirn (höhö, kommen). An die ich lange nicht mehr gedacht habe. Schau an, in diesem gut klimatisierten Aktenschrank innerhalb meines Langzeitgedächtnisses werden die also aufbewahrt. Komisch, wieso ist dieser Schrank so klebrig …?

        Wie dem auch sei, besagter Film-Kuss gehört bei mir gleichwohl nicht zu diesen Szenen. Was natürlich null bedeutet, dass ich das anzweifel. Das passt so geschildert schon sehr gut zu diesem Film. Anscheinend hatten wir beide, lieber Ghostbuster, da einfach unterschiedliche Dinge, die sich uns jeweils einprägten, hm? Hm? Kann das sein?

        Letztlich bleibt aber doch die Frage, auf welcher Seite der Wasserscheide …

        Ach, fuck it. Genug der Andeutungen. Also jetzt mal ehrlich, Eiskalte Engel war doch einfach ein Lolita-Softporno with extra steps. Krasses Zeitdokument. Angeblich ne Zeitlang auch im Kino, kurz danach aber in jedem VHS-Rekorder westlich des Urals. Wir haben ihn alle mit Leuten in so zeittypischen Video-Abenden gesehen – und danach lief er noch ne Extrarunde quer durchs pubertäre Hirn. Und wer anders von sich behauptet, der lügt.

        1. Sebastian

          Ich kann mit Fug und Recht behaupten, dass aus meiner Clique niemand jemals Cruel Intentions sah und wir trotzdem zu keinem Zeitpunkt „unterversorgt“ waren.

          In dem Film geht es um lüsterne und/oder steinreiche Teenager, also exakt die Leute, die Simon, der Fazitator, ich und die anderen Nerds montags bis freitags als tägliches Feindbild am Bergstadt-Gymnasium um uns hatten. Exakt die Crowd, von der wir uns maximal abgrenzen wollten. Über die Leute dann auch noch „nach Feierabend“ einen Film angucken? Bloß nicht.

        2. Don

          Jetzt machst Du den Film aber schmieriger, als er in Wirklichkeit ist.
          Wenn das hier irgendwelche notgeilen Teenies läsen und sich „Eiskalte Engel“ dann ansähen, wären sie danach wohl ziemlich enttäuscht (und halt auch frustriert).

    3. Michael from Outer Space

      Toller Kommentar, sternburg! 😉 Du bringst die verkackte Denkweise derjenigen, die mit dem Kuss zwischen Lenara und Jadzia wegen ihres… ähm „wertkonservativen“ Weltbildes ein Problem haben, perfekt auf den Punkt!
      – Überlichtschnelle Raumschiffe? Gerne!
      – Riesige Raumstationen? Immer her damit!
      – Hochentwickelte Alien-Völker? Aber klar doch!
      – Ein Kuss zwischen gleichgeschlechtlichen Personen? Was zum *ZENSIERT* fällt euch ein, hier meine Kinder mit diesem *ZENSIERT* zu verderben und dann auch noch *ZENSIERT* *ZENSIERT* ich verklage euch in Grund und Boden *ZENSIERT*!!!

      Manche Dinge möchte ich einfach nicht verstehen.

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      1. sternburg

        Ich sag es ungern, Michael, aber Du hast da noch was naheliegenderes vergessen:

        – Kirk, Riker oder sonstwer vögelt schamlos irgendeinem Alien, dass auf einem viele Lichtjahre entfernten Alien-Planeten nach Millionen Jahren uns völlig fremder Evolution geboren und aufgewachsen ist, ordentlich die Lampen aus dem Schädel, weil dieses Alien unter der Maske von einer gut gebauten Frau mit Blumen-Applikationen auf der linken Brust, die nicht gerade klein ist, geschauspielert wird humanoid ist und Titten hat? Höhöhö, so sind Männer halt.

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  19. Goedeke

    Erst einmal danke für den Buchtipp. Star Trek Romane sind eigentlich nicht wirklich auf meinen Radar. Ich bin zwar großer SciFi Fan aber Star Trek Romane lesen sich meiner Ansicht nach leider etwas zu oft wie Fanfiction. Dieser hier war wirklich nice. Kann an dieser Stelle auch der Hörbuchvarriante von Audible als solide bescheinigen (kein super toller voice actor leser und auch keine extras was soundeffecte angeht aber super verständlich und man erkennt welcher Charakter wann spricht).

    Zur Folge:

    Ja jetzt 30 Jahre später wirkt die Episode schon ein wenig mutlos. Aber ihr habt ja beschrieben was damals los war. Ab zur Chefetage damit der Kuss abgesegnet wird. Zuschauerfeedback von beiden Seiten usw. usw.

    Ich glaube der Folge kann man da eher vorwerfen, dass das drumherum etwas aus der 0815 Star Trek Mottenksite kam (Technobabble warum da jemand kommt, der typische Notfall usw.).

    Insgesamt für mich eine Folge wo tatsächlich der Einschlag (oder die schonmal so benannte soziokulturelle Bedeutung) relevanter war als der Unterhaltungswert oder die Relevanz im Story oder Charakterark von DS9.

    Am Ende des Tages muss man jeder Folge, die es schafft in den USA wegen Pietät irgendwo zensiert (oder geschnitten) zu werden schon aus Prinzip ein gewisses Wohlwollen entgegen bringen.

    Ich kann aber auch gut glauben, dass die Autoren überrascht waren, wie wertkonservativ ein großer Teil des Star Trek Puplikums am Ende war. Aber gerade in den USA gehörten bestimmte liberale Ideale ja durchaus zum konservativen Spektrum (heutzutage hat sich da vieles radikalisiert).

    Und wie ihr schon selber angeführt hab am Ende des Tages war Star Trek in vielen Fragen dann doch sehr brav. Und die ein oder andere Episode war dann entweder ein Aufreger oder konnte mit das war ja eine exotische fremde Kultur abgetan werden (in die man dann wie ein Voyeur reinschauen durfte).

  20. BjoernHH

    Ganz tolle Kommentare hier mal wieder diese Woche. Und teilweise auch sehr amüsant.

    Zum Speichelfaden:
    Damals hatte ich irgendwo, vielleicht sogar in der Trekworld, eine Reaktion von Terry Farrell auf die Kussszene gelesen, in der sie beschrieb, dass sie den Kuss wegen des Speichelfadens total eklig fand und es gar nicht abwarten konnte, dass die Szene endet.
    Ich fand das damals ein wenig kindisch und diese „wichtige“ Szene abwertend, aber im Prinzip kann sie das ja auch eklig finden, jede und jeder hat ja seine/ihre eigenen Vorlieben.

    Zu dem Trill-Tabu:
    Viel heftiger als den Ex nicht mehr treffen zu dürfen, ist doch wohl die Kinderfrage. Vereinigte Trill habe doch zum Teil Kinder, oder? Und dann wechselst Du den Wirtskörper wegen eines Verkehrsunfalls, und es ist Dir untersagt, Deine Kinder jemals wiederzusehen oder zumindest eine ernsthafte Kontaktbeziehung aufzubauen? Echt jetzt?

    Alles etwas seltsam bei den Trill. Oder einfach nicht zu Ende gedacht.

  21. Daniela

    Jetzt bin ich aber spät dran und wollte auch noch meinen Senf dazugeben.
    Ich finde es äußerst seltsam, (und kann mich erinnern das auch beim ersten sehen mit meiner Mutter schon besprochen zu haben, weil es uns beiden auffiel) dass dieses Tabu laut der Story nur für Liebesbeziehungen gilt, nicht für Freundschaften. Aber es ist schon ein Riesenproblem, dass Kahn überhaupt auf Dax trifft könnten sie keine Freundinnen sein? Was ist denn da los? Das sind doch angeblich neue Personen? Es wäre für mich viel glaubwürdiger gewesen wenn da am Anfang nicht so ein Theater gemacht worden wäre, erst nach dem Abendessen mit Händchen halten wäre der Bruder misstrauisch geworden und hätte gesagt: „Du darfst das nicht…“
    Bei der offenbar eher geringen Anzahl an Symbionten kann ich mir kaum vorstellen dass sich zwei Symbionten die mal ein paar waren nie zum Beispiel an der Uni oder so treffen, wird da jedesmal so ein Wirbel gemacht? Oder sind diese zwei besonders weil sie so sehr aneinander hingen? Warum haben wir dann noch nie davon gehört dass Dax Kahn noch immer vermisst oder so? Alles seltsam.
    Nichtsdestotrotz mochte ich die Episode sehr. Ich mag Dax, ich finde die beiden wären ein schönes Paar, ich habe es geliebt dass in der ganzen „verbotene Liebe Story“ es kein Problem war, dass beide Frauen sind, offenbar für niemanden. Als ich die Episode zum ersten mal gesehen habe, habe ich selbst Fragen bezüglich meiner eigenen Orientierung gehabt und fand es durchaus erfreulich wie es einfach kein Thema war. Und auch eine Möglichkeit gab das Thema sexuelle Orientierung mit Familie und Freunden anzusprechen ohne es auf mich zu beziehen. (Ich selbst bin heute glücklich mit einem Mann verheiratet, aber die Tatsache dass es überhaupt Repräsentation gab hat meinem Cousin das Outing erleichtert.)
    Natürlich ist die Darstellung echter homosexueller Paare wie in New Trek einfach um Klasssen besser „aber wir hatten ja nichts“

  22. SarahCrusher

    Die Tragweite dieser Episode hab ich bei meinem ersten sehen ganz sicher nicht erfasst, lief halt nach der Schule, ein Grund mehr die Hausaufgaben später zu machen.
    Eine Geschichte mit den Trill finde ich immer interessant aber auch verwirrend. Wir haben keinen Symbionten in uns und wie definiert man das dann, wie fühlt man sich da ein.

    Irgendwie sehe ich die Folge anders.

    Denn ich kann die konservativen Leute die sich darüber so empörten überhaupt nicht recht nachvollziehen, weil ja eigentlich hat hier ja eine konservative bzw. eine traditionelle Denkweise in irgendeiner weise schlussendlich gewonnen.

    Lenara hat ja auf die alten Regeln dieser Symbionten-Kommission gehört und nicht auf das Gefühl ihres Symbionten. Da wäre es ja grad egal gewesen wenn es wieder ein Mann gewesen oder unsere Dax ein Mann gewesen wäre. Ich mein es gab diesen leidenschaftlichen Kuss aber danach ist nichts weiter passiert. Dazu kommt dass ich diese Szene gar nicht so aufregend empfand.
    Lenara sehe ich, ist letztlich den Tränen nahe und sogar aus der Situation in die sie ihr Wirt Kahn gebracht hat geflüchtet. Und der Dax-Symbiont lacht erst und lässt Jadzia verwirrt danieder sitzen.

    Außerdem ist mir dieses Symbiont – Wirt System mittlerweile irgendwie unsympathisch.
    Die Auswahl der Trillwirtskörper für diese nur begrenzte Anzahl an Symbionten scheint mir eine zwei/drei Klassengesellschaft entstehen zu lassen. Die einfachen Trills die nicht die Prüfung bestehen und „normale“ Trills bleiben müssen. Die priviligierten die die Prüfung bestehen und zur Vereinigung zugelassen werden und dann die „super“ Trills die mit Symbiont rumlaufen dürfen.

    Daher find ich es auch logisch wenn vereinigte Symbionten in einem späteren Trillkörper sich nicht mehr vereinigen dürfen, da es ja sonst jahrhundertelang die gleichen Symbiontenpaarungen gäbe. Es käme zu einem ewigen Standesdünkel unter den Symbionten. Wie bei Königshäusern.
    Mich erinnert diese Regelung sehr entfernt etwas an die der Organspende, hier ist es ja auch nicht vorgesehen dass die Empfänger die Familie des Spenders treffen. In Deutschland ist es zumindest anonym oder über beiderseitig zugestimmten schriftlichen Kontakt möglich. Aber sonst halt nicht.

    Zusätzlich wird mir zu wenig erklärt wie es zu dieser Paarung Dax/Kahn kam. Waren Nilani und Torias bereits verheiratet oder sind sie erst nach ihrer jeweiligen Vereinigung zusammen gekommen? Wer hatte zu erst seinen Symbionten bekommen? Gibt es da doch noch andere Regelungen?

    Die Szene mit Julian als Anstandsdame, schlimm, warum ausgerechnet er, der mal bekanntermaßen einen Crush auf Jadzia hatte von ihr ausgesucht wird. Merkwürdig, wer ist da so unsensibel der Dax Symbiont oder Jadzia? Warum nicht…. Morn, wäre eine ähnlich angeregte Unterhaltung geworden. Aber wenn es als Rückgriff auf „Facetten“ gedacht war als Julian den Torias sein durfte, wurde daraus etwas wenig daraus gemacht.
    So fühlt sich diese dreier Konstellation für mich auf mehreren Ebenen irgendwie seltsam an.

    Der Bruder von Lenara und der Assistent sind anscheinend auch nur einfache Trills. Daher kann ich ihre manchmal übergriffliche Art nachvollziehen. Wäre nicht schön die Schwester bzw. die Chefin zu verlieren.

    Schade auch,mit den klingonischen! Ohrringen wird später irgendwie nichts mehr gemacht obwohl es ja vielleicht Anlass gegeben hätte.

    Der einzige der für mich wirklich gut wegkommt ist Avery Brooks der eine sehr gute Regie führt und die Folge auch nach mehrmaligem schauen nicht langweilig erscheint und seine Rolle Benjamin Sisko. Der mehr kulturelles und persönliches Einfühlungsvermögen für Dax und Jadzia aufbringt als sie es selbst macht.

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    1. Daniela

      Ach da sagst Du was. Wenn ein Trollpaar verheiratet ist, einer vereinigt, einer nicht. Darf der zweite Partner sich überhaupt noch für das Programm anmelden? Wird das einbezogen wenn man für die Vereinigung dran ist „dieser Symbiont darf nicht.“ ? Was wenn die Situation ist wie später bei Ezri, heißt es dann Scheidung oder der Symbiont stirbt?

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  23. Chris

    Ich kommentiere eigentlich nicht,.Aber hier muss ich es.
    Ich finde eure Rezeption nicht schlecht. Aber ihr habt ein paar Dinge übersehen. Das ist nicht schlimm, denn es passierte aus eurer Perspektive.
    Ich war damals eine junge Frau kurz nach ihrem Coming Out. Ich hab mir die Folge besorgt, bevor sie auf deutsch rauskam und hab sie für Freunde synchron übersetzt, die nicht so gut Englisch sprachen.
    Für uns – die Lesben – war nicht der Kuss die Szene, die uns am meisten beeindruckt hat.

    Was ihr als Männer vielleicht nicht so gesehen habt, waren es zwei Szenen:
    1. Der Blick den Jadzia nach dem Buffet hatte. Dieser Blick der Liebe, verbunden mit dem Wissen, das dies eine verbotene Liebe ist, den hat Farrell verdammt gut hinbekommen. Der ging und damals direkt ins Herz.
    Ihr habt kaum darüber gesprochen, nur, das die sehnsüchtige Blicke geworfen haben. Aber dieser Blick war unbeschreiblich wichtig. Und ich verbeuge mich vor Farrell, dass sie all diese Gefühle transportiert konnte.
    2. Nach dem Kuss hat Jadzia kurz gelacht. Das habt ihr überhaupt nicht erwähnt. Aber dieses kurze Lachen hatte Bedeutung. Sie war gefangen im Gefühl und glücklich. Ein Glücksgefühl, das viele von uns nachempfinden können, in dieser Zeit.
    Und ich bin auch nicht eurer Meinung, dass es um Trauerbewältigung wegen eines Todesfalls ging. Zum Teil vielleicht.
    Es ging um Trauer. Um Trauer nicht mit einem geliebten Menschen zusammen sein zu können.
    So haben es wir damals empfunden, ganz egal, was die Produzenten damals vorhatten.
    Für mich war der Kuss ein schöner Sideeffekt. Die anderen beiden Szenen sind bis heute in meinem Herzen.

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