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27. Februar 1995:
Eine romulanische Delegation kommt an Bord der Station und ist spürbar unfreundlicher als ihr Wissenschaftskollege von letzter Woche. Am ärgsten trifft es aber wieder einmal unseren Milester, denn der ist nach einem Unfall radioaktiv und springt zu den unmöglichsten Gelegenheiten jeweils fünf Stunden in seine eigene Zukunft, um dort Zeuge von Katastrophen eskalierender Dramatik zu werden.
In Deutschland: Der Visionär, ausgestrahlt am 5. März 1996.
Ich hab mir „The Crow“ letztes Jahr nochmal angeschaut und fand ihn wieder richtig gut. Tony Todd spielt darin übrigens Grange, einen der Handlanger des Gangsterbosses Top Dollar. An meiner Schule war der Film damals zusammen mit „From Dusk Till Dawn“ einer derjenigen, die man einfach gesehen haben musste, um bei den Diskussionen auf dem Schulhof mitreden zu können. Das Lied, das am Ende gesungen wird, heißt „It Can’t Rain All the Time“ und wurde von Jane Sibbery gesungen. Ich finde es auch nach all den Jahren großartig.
Klar atmet der Film in jeder Sekunde die 90er! Das ist einer der Gründe dafür, weshalb ich ihn mir anschaue. Er ist übertrieben, aber welche Comicverfilmung ist das nicht? Über die Infinity Saga von Marvel wird man in 30 Jahren vielleicht auch sagen: „DAMALS fanden wir die Filme cool, aber ehrlich gesagt sind sie ziemlich übertrieben.“
Ich kann mich noch lebhaft an meine Erstsichtung von „Der Visionär“ (ich glaube, es war sogar die deutsche Erstausstrahlung) auf Sat. 1 erinnern. Ich fand sie geil, weil die Story mysteriös und lustig ist. Mich erinnert sie eher an „O’Briens Identität / Whispers“ als an „Die Zukunft schweigt / Time Squared“. Trotz ihrer Logikfehler gefällt sie mir insgesamt ganz gut. Zu oft sollte DS9 die Milester-Karte nicht ziehen, finde ich. Wobei ich einige seiner Folgen sehr mag, z. B. „Strafzyklen / Hard Time“.
Mir hat die Folge damals schon beim ersten schauen immer gut gefallen.
Zu den unehrenhaften Verhalten der Klingonen möchte ich anmerken, dass Klingonen die im Geheimdienst arbeiten wahrscheinlich eh eine komische Auslegung des Prinzips Ehre haben. Denn das ganze Konzept Geheimdienst widerspricht der klingonischen Philosophie doch ehr. Man kann aber anmerken, dass der Schuss aus dem Geheimdienstgerätlie den Gegener ja von vorne tötet, Im Grunde ist es ja Obrien selber der Zukunftsmiles ablenkt, so dass dieser beim Fuckern nicht nach vorne schaut.
Das die Romulaner dahinter stecken, kam ich aber damals beim ersten schauen schnell drauf, weil ich die TNG Folge mit dem schwarzen Loch als Antrieb noch sehr präsent hatte, aus irgendeinem Grund.
Die Handlung der Romulaner mag auch auf dem ersten Blick unlogisch sein, allerdings wird uns Romulus Frist ja bald schon in dieser Staffel wieder begegnen. Von daher passt das auch hier ganz gut.
„Zu den unehrenhaften Verhalten der Klingonen möchte ich anmerken, dass Klingonen die im Geheimdienst arbeiten wahrscheinlich eh eine komische Auslegung des Prinzips Ehre haben. Denn das ganze Konzept Geheimdienst widerspricht der klingonischen Philosophie doch ehr. „
Ähnliches kann man über den Geheimdienst der Föderation und der Sternenflotte sagen. Auch ein vulkanischer Geheimdienst ist eigentlich ein Widerspruch in sich, sollte doch eine vulkanische Exekutive jedes Handeln auf einer derart überzeugenden Logik begründen können, dass sie keine Geheimhaltung benötigt. Während bei Völkern wie den Cardassianern dieses Verhalten des Geheimdienstes einfach nur akzeptiert bzw. mit brutaler Gewalt in aller Öffentlichkeit durchgesetzt wird.
Im Grunde ist das die eine übergreifende Story von Star Trek: Geheimdienste werden sich immer und überall von der Gesellschaft und den gesellschaftlichen Normen, in denen sie existieren, entweder abkoppeln oder sie beherrschen, und ihr typisches Geheimdienst-Ding machen. Während sie das gegenüber sich selber mit ihrem fantastischem Dienst an der Fortexistenz eben dieser Gesellschaft begründen.
Ich glaube, da steckt ein Learning drin. Aber vielleicht ist es auch „nur Science Fiction“.
Geheimhaltung ist doch eigentlich sehr logisch. Wobei ich es interessant finde, dass die Menschheit alle Einrichtungen an die Föderation übertragen hat, aber andere Spezies noch eigene Flotten und Dienste unterhalten.
Wobei bei den Klingonen der Begriff „Ehre“ ja eh gerne flexibel ausgelegt wird, siehe Haus Duras oder Gowron. In einem Master of Orion 2 hätten die Klingonen aber sicher einen Malus auf Spionage.
In letzter Zeit ist mir aufgefallen, dass ihr für jede besprochene Folge grundsätzlich den Daumen nach oben gebt, auch wenn sich während der Besprechung durchaus valide Kritikpunkte ergeben. Soweit ich euer Bewertungssystem verstanden habe, gibt es nicht nur „“nach oben“ oder „nach unten“, sondern auch den „Querdaumen“. Warum nutzt ihr den nicht mehr? Traut ihr euch nicht?
Wenn ihr für jede besprochene Episode den Daumen nach oben gebt, könnt ihr euch das Bewertungssystemauch theoretisch auch gleich schenken.
Wir trauen uns nicht. Denn immer, wenn wir den Daumen nach unten geben, dann kommt nächtens der Poltergeist von Gene Roddenberry und möchte mit uns die nächste Bewusstseinsebene der Menschheit debattieren, dabei wollen wir einfach nur schlafen.
Im Ernst, zum Bewertungssystem:
– Es ist subjektiv und hat viel mehr mit Gefühlen zu tun als mit objektiven Kritikpunkten. Wir sind nicht bei Stiftung Warentest. Selbst wenn uns Elemente stören, kann der Gesamteindruck trotzdem einen Hochdaumen rechtfertigen. Da spielen sowohl Tagesform als auch rein, wie viel Spaß wir mit der Besprechung der Folge hatten. Dann gibt es Folgen, die nicht wirklich was „falsch“ machen, sondern einfach nur langweilig sind. Die bewerten wir in der Regel schlechter.
– Dass es ist eine längere Abfolge Hochdaumen gibt, ist doch was sehr Positives. Am liebsten würden wir bei allen Folgen die Daumen hochzeigen lassen. Klappt halt nicht immer.
– Ich kann Dich nach den letzten Aufnahmen beruhigen: Geht auch wieder in den Keller mit den Bewertungen.
– Zuletzt: Ja, eigentlich könnten wir uns das Bewertungssystem in der Tat auch schenken. Wir halten es für das Unwichtigste an unseren Episodenbesprechungen und machen den Podcast nicht, um die Episoden „zu bewerten“, sondern darüber zu sprechen, was sie mit uns machen und wie wir sie empfinden. Wir machen es trotzdem als Orientierung, wie sehr uns eine Episode mitgerissen und/oder begeistert bzw. geärgert/gelangweilt hat. Wie wir’s detailliert finden, verraten Dir die Besprechung und unsere Fazits.
Danke für deine Erläuterungen.
Jetzt verstehe ich euer Bewertungskonzep besser:
Es geht euch weniger um die objektive Qualität der jeweiligen Folge, sondern mehr um die subjektive Auswirkung auf euren Gemütszustand. Das kann man so machen.
Selbstverständlich is es generell erfreulicher, etwas zu loben, als es zu verreißen. Andererseits fand ich auch einige Besprechungen durchaus unterhaltsam, bei denen ihr euch aufgeregt habt. 😎 In diesem Sinne sehe ich den kommenden Wochen mit Spannung entgegen. 😃.
Hallo Tom,
ergänzend würde ich sogar so weit gehen zu sagen: Bei Kunst – wozu neben Literatur, Film und Musik auch Star-Trek-Folgen zählen – gibt es keine objektive Qualität. Es gibt grundsätzliche, handwerkliche Dinge, auf die man versuchen kann sich zu einigen. Diese Dinge können ge- oder misslingen, darauf wollen wir achten. Es gibt womöglich auch eine sogenannte „Lehrmeinung“ – an der wollen wir zwei Bilderstürmer mit all unseren Kräften rütteln. Doch jegliche Kunst klettert am Ende über den Tellerrand einer jeden Betrachterin, eines jeden Betrachters. Es ist diese letzte, subjektive Wegstrecke in mein Herz und meinen Kopf, die den Ausschlag für meine Wertung gibt. Und die ist dermaßen individuell unterschiedlich bei Dir, bei Simon und bei mir, dass es niemals ein objektives Urteil geben kann. Denn: Wenn Kunst jeden gleich anfassen würde, wenn sie sich messbar und vergleichbar quantifizieren ließe, dann wäre sie keine Kunst mehr, sie wäre tot.
Aus diesem Grunde zieht sich in mir alles zusammen, wenn bei Filmen IMDb-Wertung oder Tomatometer oder andere errechnete Durchschnittswerte als objektive Qualitätsmerkmale herangezogen werden. Sie sind nichts weiter als Rechenübung, aggregierte Zahlenfriedhöfe – als solche ganz sicher statistisch relevant. Doch lebendige Kunst findet auf diesen Friedhöfen nicht statt.
Unser TaD-Faktor auf der Wertungsübersichtsseite, den wir absurdererweise auf zwei Nachkommastellen ausrechnen, ist als Seitenhieb auf IMDb & Co. gemeint. Denn ob eine Star-Trek-Staffel da 83,42% oder 82,97% bekommt, wo liegt da der Unterschied? Diese Diskrepanz ist ungreifbar und sinnlos selbst für Simon und mich – und von uns stammen immerhin die zugrunde liegenden Daumen. Wie sinnbefreit muss dieser Unterschied dann erst für Dich sein und den Rest des Publikums, die ihr alle bei jeder einzelnen Folge einen individuell anderen Rezeptionshorizont habt?
Wenn Du mir noch erlaubst, ein wenig weiter zu philosophieren: Deswegen bin ich manchmal ratlos, wenn einzelne Rückmeldungen (jetzt nicht Deine) ein Problem haben mit einer „zu guten“ oder „zu schlechten“ Bewertung unsererseits. Das ist doch gerade das Schöne an der Kunst: Unsere Wertung ist vollkommen richtig. Die derjenigen, die zu einem möglicherweise diametral anderen Urteil kommen, ist es aber genauso. Keine Sichtweise greift die andere an oder bringt sie ins Wanken. Es sei denn, sie war vorher noch nicht in Herz und Kopf verankert, aber das ist dann das Problem der fehlenden Urteilsfestigkeit, nicht das unserer TaD-Bewertung.
Ich freue mich hier im Blog am meisten darüber, wenn Leute es mit ihren Worten schaffen, mir ihre eigene, andere Wahrnehmung einer Episode erlebbar zu machen. Das finde ich sehr kostbar. Nur mit „Eure Wahrnehmung einer Folge ist falsch/schlecht“ kann ich überhaupt nichts anfangen. Denn: Nein, ist sie nicht. Weil es die entgegengesetzte Wahrnehmung eines anderen ja auch nicht ist; das würde ich niemals behaupten.
Ergo: Die Objektivität ist eine Illusion.
Gute Nacht Dir,
Sebastian
Lieber Sebastian,
offensichtlich hat dich meine kurze Bemerkung zu einer Fülle an philosophischen Betrachtungen angeregt. Da fühle ich mich fast ein wenig geschmeichelt. 🙂
Wo du mich missverstanden hast:
Es war nicht meine Absicht, euch vorzuwerfen, dass eure Bewertungen „falsch“ bzw. „schlecht“ seien. Wie ich schon an Simon schrieb, habe ich nur eure Bewertungsgrundlage nicht kapiert. Ich beteilige mich in Foren, wo es ebenfalls um TV-Inhalte geht inklusive Folgenbewertung. Kein Science fiction, sondern etwas ganz anderes. Wahrscheinlich gehe ich da wirklich eher pragmatisch daran bzw. es geht mehr in Richtung „Stiftung Warentest“. Aber darüber hinaus spielt letztlich auch mein persönlicher Eindruck in die Beurteilung mit hinein. Da sprecht ihr durchaus einen wichtigen Punkt an.
Viele Grüße
Tom
@Tom: Immer gerne! Danke Dir für Deine Antwort/Frage. 🙂
Hallo zusammen,
für mich ist „der Visionär“ eine der Lieblingsfolgen der 3. DS9-Staffel, die ich schon x-mal gesehen habe und mir auch immer wieder von neuem anschauen kann.
Ich habe schon seit einigen Wochen auf diese Besprechung hingefiebert und hatte eigentlich sogar erwartet, dass ihr den DeKelly-Award zücken werdet.
Daher war ich erstmal ein kleines bisschen enttäuscht, dass die Folge im Laufe der Besprechung teilweise so schlecht wegkam, aber am Ende wieder etwas versöhnt, dass ihr immerhin den Daumen nach oben gebt 😀👍
Ich bin mal gespannt wie es im weiteren Verlauf der Serie weiter geht.
Wenn es nach mir geht müsste der Landarzt insbesondere im ersten Drittel der 4. Staffel mächtig Überstunden einlegen 😃
Aber mal schauen…😜
Danke für eure tolle Arbeit und macht weiter so
Dennis
Ich finde die Episode auch richtig gut. Dass O’Brien just an dem Tag den Strahlenunfall hat, als die Romulaner da sind, kann ich als „glücklichen“ Zufall ganz gut abtun, solche Zufälle braucht eine gute Geschichte halt manchmal.
Aber wieso arbeitet O’Brien gerade an dem Wandkasten, wo die Klingonen vorher eine Falle reinbeamen? Da häufen sich die Zufälle dann doch etwas – oder hat Quarks Rivale Martus eins seiner Spielzeuge auf der Station versteckt? Andererseits – vielleicht hätten die klingonischen Geheimagenten bei ihrer Überwachung der Romulaner deren Plan auch entdeckt und dann hätte Odo über seine Kanäle zur Klingon Homeworld einen Tipp bekommen und die Station hätte am Ende gar nicht erst in die Luft fliegen müssen…
hallo Ihr beiden,
vielen Dank für die schöne Besprechung.
Eurer Aufdecken der diversen Logiklöcher hinterlässt bei mir ganz oft ein „Ach ja, stimmt eigentlich, ist mir aber gar nicht aufgefallen“, weil ich, wie schon öfter erwähnt, gerne einfach nur dankbarer Zuschauer bin.
Im Falle von O’Brien bin ich ganz besonders kritiklos, ich befürchte, ich mag jede einzelne lass-uns-Miles-foltern-Folge, egal wie abstrus sie ist.
Nächste Woche dann wieder Voyager, ich bin gespannt, aktuell ist mehr oder weniger jede einzelne Folge für mich wie ein Ü-Ei. Obwohl ich mich an manche Szenen erinnern kann, manchmal auch an den groben Plot insgesamt, so ist das ganze doch eher wie neu gucken…
Grüße
Eure Stef
Ein richtig guter Künstlername wollte mir für Ruwon Atkinson auch nicht einfallen, der Milester ist heute aber definitiv „Mr. Beam“.
Was ich nicht verstamdem habe, war, warum man Miles, nachdem klar war, das alles von einem lokalen Phänomen ausgelöst wird, nicht in das nächste Runabout gesteckt hat und in eine beliebige Richtung mit Warp weggeschafft hat, am besten zu einem Planeten mit Krankenhaus oder Uniklinik. Wäre dann halt am Ende alles in die Binsen gegangen, was man zu dem Zeitpunkt aber nicht absehen konnte. Ansonsten fand ich die Episode echt gelungen.
Mir ist beim Hören Eurer Besprechung irgendwann aufgefallen, dass wir den Eddington seit ewigen Zeiten nicht gesehen haben.
Gefühlt war er nur zweimal zu sehen. Man merkt, dass die Autoren derzeit(!) nichts mit ihm anfangen konnten.
Ach, ich liebe O-Brien-Folgen!
Bezüglich Zeitmechanik bzw. Logikloch frage ich mich, ob der Milester nicht nur 5 Stunden in die Zukunft reist, sondern auch in eine jeweils andere Zeitlinie. Das würde auch erklären, warum der Dokster am Ende keinerlei Strahlungsschäden beim Milester aus der Zukunft findet: Dieser hatte vielleicht gar keinen Unfall im Ops-Schützengraben.
Damit hätte das Miles-Verhalten in der Gegenwart der ursprünglichen Zeitlinie keine Auswirkung auf seine Zukunft in parallelen Zeitlinien, die sich früher abgespalten haben.