Trek Nights #9: Elle und die Perspektive

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Tief im Innern des zentralen Borg-Unikomplexes wohnt und arbeitet normalerweise eine gewisse Königin, doch Simon und Sebastian haben Glück! Denn in ihrem Late Night Talk begegnet ihnen dort die fabelhafte Elle Nerdinger, die seit neuestem als gutmütige Cyber-Chefin regiert. Elle – ihres Zeichens Ko-Moderatorin bei Trekgasm – berichtet nicht nur über ihre SciFi-Sozialisierung in einem Künstlerhaushalt, sie eröffnet den beiden TaD-Kollegen auch ganz neue Blickwinkel auf diverse Serien, Episoden und Charaktere. Assimilate this!

Dieser Beitrag hat 9 Kommentare

  1. Ronnsen RD

    Meine Güte, was für eine „Trek Nights“ Episode! Gefühlt hätte das noch zwei Stunden weiter gehen können, so wie die Gästin in Fahrt ist. 😉

    Einleitend bitte ich um Nachsicht, dass ich im folgenden Text für Elle die Bezeichnung „sie“ verwende, obwohl sie selbst sich als „nichtbinär“ definiert, so wie ich das verstanden habe. Es erleichtert mir einfach die Formulierung meiner Gedanken und ist nicht despektierlich gemeint.

    Elle ist eine sehr interessante Persönlichkeit und im Gespräch offensichtlich eine Macht. Man merkt, dass sie gewohnt ist, vor anderen zu reden und ihre Überzeugungen mitzuteilen. Ich habe mich schon öfter gefragt, was wohl die typische Zielgruppe von Discovery ausmacht und die Antwort habe ich jetzt. Es ist doch toll, zu sehen, wie viele verschiedene Sichtweisen es auf eine Serie gibt und wie dort jeder seinen „Haken“ findet, oder auch nicht. Meinen Respekt für die vielen Tätigkeitsfelder auf denen sich Elle bewegt und das Engagement, das sie dort an Tag legt. Toll!

    Witzig fand ich im ersten Moment, dass Elle als Person, die Diversität lebt, so ein Faible für die Borg hat, bei denen alle Lebewesen gleichgeschaltet sind. Oder hebt sie es auf jene gedankliche Ebene, dass es eine Gesellschaft ist, die über alle Diversitäten hinweg alle Leute gleich behandelt? Oder ist es schlicht die Begeisterung für Erweiterung des menschlichen Körpers mittels kybernetischer Komponenten, was dann aber auch zwangsläufig die Akzeptanz von Diversität mit sich bringt?

    Leider gleitet Elle meiner Meinung nach oft in den „Erklärmodus“ hinein… z.B. geht sie nicht auf die Problematik zum Verschließ von Nebenfiguren ein, die Simon anspricht. Ja, sie erklärt, worin es begründet ist („Fuller-Prämisse“, Wechsel im Writer’s Room), aber sie validiert Simon nicht wirklich in seiner Wahrnehmung und geht auch nicht auf Simons Argumente ein oder verknüpft gar ihre Argumente nachvollziehbar damit. Schade.

    Ich verstehe die Motivation dahinter, Ursachen zu erklären, um jemandem einen fundierteren Einblick in einen Sachverhalt zu eröffnen.
    Allerdings habe ich bei Elles Ausführungen öfter das Gefühl, sie sei der Meinung, sie müsse es „mir“ nur ausreichend genug erklären und „ich“ müsste nur etwas offener sein, um dann schlussendlich zu einer ähnlichen Ansicht zu kommen wie sie. Sollte ich dazu aber warum auch immer nicht in der Lage sein, ist es vielleicht ein Defizit meinerseits.

    Das ist meine sehr subjektive Wahrnehmung. Sachlich betrachtet sind die Dinge, die Elle erzählt, natürlich sehr interessant und ich sehe viele Dinge ähnlich (die nicht Discovery betreffen). Dennoch schwingt da für mich öfter so eine leicht belehrende Note mit, die mir persönlich nicht so gefällt.
    Oder kommt man als Verfechter/in von Diversität zwangsläufig gar nicht um einen belehrenden Unterton herum, da man sich stets dem traditionellen Bild der Geschlechter ausgesetzt fühlt, die in der heutigen Gesellschaft noch vorherrscht und die es zu überwinden gilt?

    Bei der Emotionalität von Michael Burnham sehe ich die Sache ähnlich wie Sebastian. Eine akzentuierte Verwendung von Emotionalität erhöht die Wirkung für die Charakterentwicklung. Bei Discovery wird es meiner Meinung nach viel zu inflationär eingesetzt und verliert damit seine Wirkung. Im Gegenteil, es wird zum wesentlichen Charaktermerkmal der Figur und diese damit berechenbar und langweilig.

    Sind „wir“ letzten Endes alle nur verbohrte „Ewig-Gestrige“, wenn wir uns eine ST-Serie vom „alten“ Schlag wünschen?

    Was mir sehr gut gefällt: Elle’s Plädoyer für eine bessere Zukunft und die Fähigkeiten, die zukünftige Generationen erlernen müssen/sollten, um der Utopie näherzukommen. Bravo!

    Am Ende hab ich dann aber doch nochmal einen Kritikpunkt:
    Elle fragt Simon und Sebastian nach Episoden, die als Geheimtipp gelten („Meine Frage an Euch“) und Simon antwortet nur „Tin Man“, dem Sebastian zustimmt.
    Hier hätte ich mir gewünscht, dass die Beiden Zeit und Raum gehabt hätten, ihre Wahl zu begründen und dass sich daraus nochmal ein kurzer Austausch entwickelt hätte.
    Leider schwenkt Elle sofort um auf ihre Antwort, die sie dann ausbreitet. Warum dann überhaupt die Frage? Kein „Warum, ist es „Tin-Man? Was macht die Folge dazu?“ … Sehr schade. Es kommt leider so rüber, als wenn Elle nicht wirklich an der Antwort interessiert ist, sondern die Frage nur als Aufhänger nutzt, um ihre eigene Sichtweise kundzutun. Das finde ich im Normalfall wenig wertschätzend einem Gesprächspartner gegenüber. Womöglich ist es aber nur der Aufregung oder dem Zeitdruck geschuldet…

    Alles in allem ein sehr informatives und spannendes Gespräch. Danke dafür!

    PS: Was ist mit Sebastians Mikrofon los? Es klingt so, als wenn er irgendwo hinten im Raum sitzt. Oo

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  2. Kleiner Bruder

    Hallo zusammen!
    Eine faszinierende Persönlichkeit hattet ihr da zu Gast. Nerdinger – ist das ein Pseudonym?
    Eine Frage kam mir da zwischendurch. Sind die Klingonen in Discovery und Imperatorin Georgiou nicht auch so etwas wie „brutale Gangster“? Und Michael Burnham, die bietet natürlich erst einmal eine erfrischend neue Perspektive als Hauptfigur die noch nicht Captain ist, gewissermaßen „im Werden“. Aber ist es realistisch, dass sie öfter Befehle verweigert, wo doch schon die Aktion am Anfang schief ging? Gut, der Krieg wäre vielleicht auch so ausgebrochen, aber sie hat doch gewissermaßen den ersten Schuss abgefeuert? Da werde ich mit dem Grundtenor der Folgen einfach nicht warm.
    Ich hätte vielleicht gefragt, was die Elle von der „Raumpatrouille“ hält. Auch da ist der Commander nicht immer gehorsam, auch da geht es manchmal emotional zu (wenn auch nicht geweint wird). Und das Frauenbild fand ich zumindest ein wenig fortschrittlicher als bei TOS.
    Das Thema Alltagsrassismus fand ich gut dargestellt, kann aber als „alter weisser Mann“ wohl nur bedingt mitreden. In Deutschland könnte ich mir als eine Ursache vorstellen, dass die Bevölkerung lange unter despotischen Fürsten gelitten hat, dazu kamen noch diverse Kriege, für die dieses Gebiet „Aufmarschgebiet“ war. So begann früh ein konsequenter Rückzug ins Private, mit Misstrauen gegenüber allen Aussenstehenden. Die DDR-Diktatur mit der ständig drohenden Bespitzelung war da sicher auch nicht hilfreich.
    Ob die Menschheit jemals diese Star Trek Utopie erreichen wird? Nicht aus eigener Kraft, fürchte ich.

  3. Michael from Outer Space

    Hallo!

    Die Diskussion mit Elle fand ich spannend. Das Belehrende, was Ronnsen erwähnt, habe ich nicht herausgehört. Allerdings habe ich eine andere Anmerkung.

    Elle, ich finde es interessant, wie du auf Johann Wolfgang von Goethe verweist und erklärst, welchen anderen Stellenwert das Weinen zu seiner Zeit hatte. Mir kommt es vor, als würdest du dir aus dem Menschenbild des 18./19. Jahrhunderts das herauspicken, was deiner Meinung entspricht. Das ist kein Vorwurf, aber bei mir hat deine Argumentation diesen Eindruck erweckt. Ja, es mag sein, dass das Weinen früher einen anders wahrgenommen wurde als heute, aber das ist nun schon mehrere Jahrhunderte her! Anderes Beispiel: Ein „Diktator“ war im Römischen Reich ein Alleinherrscher, der in Notsituationen das Reich mit weitgehenden Vollmachten regierte, seine Macht nach Beendigung der Krise aber freiwillig abgab. Wir assoziieren diesen Begriff hauptsächlich mit Verbrechern wie Adolf Hitler, weil das Nazi-Regime logischerweise viel gegenwärtiger und greifbarer ist als die römischen Herrscher vor 2.500 bis 2.000 Jahren.

    Ich möchte damit sagen: Gesellschaften verändern sich und nur weil Intellektuelle wie Goethe vor Jahrhunderten eine bestimmte Ansicht vertraten, ist das für mich kein Grund, sie auf die Gegenwart zu übertragen. Zur damaligen Zeit gab es auch unter Intellektuellen Gedankengut wie Rassismus, Sexismus, Nationalismus usw., die wir heutzutage aus guten Gründen total ablehnen. Ich denke, man muss alles im Kontext der Zeit betrachten. Zu Goethes Zeit galt das Weinen noch nicht als Zeichen der Schwäche, aber die Prügelstrafe war ein anerkanntes Mittel der Erziehung. Differenzierung tut Not!

    LL&P
    Michael from Outer Space

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    1. Kleiner Bruder

      Hallo Michael!
      Auch wenn ich längst nicht alle Sichtweisen von Elle teile, ich glaube nicht, dass sie das Menschenbild des 18./19. Jahrhunderts verallgemeinert in dem Sinne, dass da alles gut gewesen wäre. Sie pickt sich hier tatsächlich das heraus, was sie nachahmenswert findet, nämlich das Zeigen von Gefühlen, was ich für legitim halte.
      Was ich selbst bezweifle ist, dass diese Haltung Allgemeingut war oder in jeder Situation gezeigt wurde. Da gibt es das Gedicht von Ludwig Uhland aus dieser Zeit, „Ich hatte einen Kameraden“. Da bittet ein tödlich Verwundeter auf dem Schlachtfeld um ein wenig Beistand, aber „Kann dir die Hand nicht geben, dieweil ich eben lad“.
      Emotionen und ob und wie man sie zeigt sind natürlich von der jeweiligen Situation abhängig. Ich denke da gerade an solche Filmklischees, wenn der Held ganz schnell los muss, Menschen retten, Bombe entschärfen, was auch immer, es geht um Sekunden – und dann werden gefühlte fünf Minuten lang Abschiedsworte ausgetauscht. Ob sie bei Disco passend sind weiß ich nicht, alles, was ich lese ist, dass da viel Brutalität vorkommt, die teilweise sogar von den „Helden“ ausgeht und nicht kritisch hinterfragt wird. Und wenn dann jemand wie Diktatorin Georgiou ein geschätztes Crewmitglied wird, verwirrt mich das ein wenig, um es mal vorsichtig auszudrücken.
      Mein Fazit: Man/Frau kann sich das Positive gerne heraussuchen, aber wenn das Umfeld nicht stimmt muss ich das nicht haben.

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  4. Whisky_Duke

    Ich hadere doch mit den zentralen Aussagen des Gesprächs.
    Ja, man kann extrem unter Druck stehen und viel Weinen, aber dann stellt sich in einer Organisation wie der Sternenflotte irgendwann mal die Frage der emotionalen Stabilität, und ob so eine Person das Zeug zum Captain hat. Wenn jemand ständig lacht und albern ist, würde sich die gleiche Frage stellen. Die Art der Emotion ist nicht das Problem, sondern das Ausmaß und die damit verbundene emotionale Stabilität, die man in höheren Rängen schon mitbringen sollte.
    Wenn das dann noch gepaart ist mit einer Schauspielerin, die für mich persönlich totales Overacting betreibt, dann wird es zuviel. Die weibliche Version von Nicolas Cage.

    Und was die Insurbordination von Burnham betrifft. Wie viele Staffeln Disco gab es bisher? 42? In wie vielen davon hat Burnham entgegen Befehlen oder generellem Sternenflotten-Codex gehandelt? 12-14 schätze ich. Jede dritte Folge im Schnitt. Vielleicht nur jede vierte.
    Haben Picard oder Sisko jede vierte Folge so gehandelt? Nein! Die Norm war immer handeln in Einklang mit Befehlen und Sternenflotte. Um so bedeutender wird es ja dann, wenn sie es mal nicht tun!

    Wer ständig weint und macht, was er will … sorry, ich kann mit dem Charakter Burnham auch weiterhin rein gar nichts anfangen.

    1. Sandra aus dem All

      Danke für den Nicolas Cage Vergleich, der triffts ;-). Also ich denke das Problem ist gar nicht ob ein Charakter starke Emotionen haben darf oder nicht, sonder die Art wie es inszeniert ist. Ich brauch das bei Filmen und Serien generell nicht, dass mir in jeder Szene in fettgedruckt erzählt wird was ich jetzt zu fühlen habe. Gerade bei Trek sind das für mich immer eher die leisen Töne wo ich dann auch mal ein Tränchen verdrücken könnte.
      Aber hey, es muss auch nicht alles gleich sein und jeder soll gucken was ihm Freude macht. (und wer Nicolas Cage mag, go for it!)

  5. Michael Kleu

    Ich schließe mich den meisten Aussagen von Ronnsen an.

    Die Sache mit dem Weinen fand ich nicht überzeugend, wie aber ja oben schon vereinzelt angesprochen wurde. Richtig gut war hingegen, wie Elle am Beispiel von Mobbing erklärte, weshalb man bestimmte Wörter nicht verwenden sollte.

    Insgesamt eine interessante Sendung. Ein bisschen „Ecken und Kanten“ schadet ja in der Regel nicht.

    1. Michael Kleu

      Ich habe ganz vergessen:

      Was Elle zu Keiko als Biologin gesagt hat, war sehr spannend. Krass, dass das in der Serie gar nicht aufgegriffen wurde.

  6. Kai W

    Hallo,

    ich glaube, ich habe in den letzten Podcast-Folgen einmal zu oft gehört, dass sich die Föderation gerne andere Welten aneigne. Mindestens die Klingonen sehen das so. Zwar gibt es solche Folgen, wie z.b. den „Krieg der Computer“ oder „Landru“ , aber das heißt ja nicht, dass die Leute dort gezwungen werden, so weiter zu leben. Es gibt dann ja keine Besatzung durch die Sternenflotte.

    Mir kommen diese Aussagen wie die Argumentation eines Wladimir Putin vor. Der Westen (die Vorlage für die Föderation) habe sich bis an die russische Grenze ausgedehnt und wolle auch noch sein Imperium einnehmen.
    In Wirklichkeit sind die Leute dort überwiegend überzeugt, dass der Westen (oder die Föderation) mit meistens guten Ideen oder Geld kommen, die andere Seite mit Propaganda, Panzern oder Schlachtkreuzern (2 (eigentlich 10Jahre) Ukrainekrieg.

    „Fake News“ gibt es scheinbar auch noch in der Zukunft.

    Schöne Grüße
    Kai

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