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23. Februar 1967:
Die Friedensaktivisten sagten damals: Stell dir vor, es ist Krieg, und keiner geht hin. Heute untersuchen wir eine kuriose Gegenbewegung: Stell dir vor, es ist kein (richtiger) Krieg, und Jim Kirk geht trotzdem hin.
In Deutschland: Krieg der Computer, ausgestrahlt am 28. Dezember 1987.
Hallo, Jungs,
das war wieder eine gelungene Episodenbesprechung, der ich eigentlich nichts hinzuzufügen habe. Aber… Moment… da meldet sich die Hobbyhistorikerin in mir:
Mich erinnert das Vorgehen der Föderation hier an die Kanonenbootpolitik der USA im 19. und 20. Jahrhundert. Beispiel Japan: Das Inselreich hatte sich im Mittelalter ähnlich wie China total von der Außenwelt abgeschottet, keiner durfte raus, keiner rein. Wer es dennoch versuchte, wurde kurzerhand einen Kopf kürzer gemacht (Ausnahmen bestätigten die Regel). 1853 kreuzten schließlich vier amerikanische Kriegsschiffe vor der Küste auf und Commodore Perry forderte die Japaner ultimativ auf, endlich in diplomatische Beziehungen zu treten und die Häfen für den Handel zu öffnen. Das war nicht der einzige Fall und die USA waren auch nicht die einzigen, die diese Politik anwendeten. Aber verstößt nicht genau das gegen die Erste Direktive?
Und hier noch ein Buchtipp für andere Geschichtsfreaks wie mich:
„Star Trek and History“ von Nancy R. Reagin. Ein Sachbuch, aber keine weitere Produktionsgeschichte von Star Trek oder gar eine neue Chronology, sondern eine Sammlung von Artikeln über historische Hintergründe und Zusammenhänge einzelner Storys und Entwicklungen im Verlauf der sechs Serien. Spock würde sagen: „Faszinierend!“
LL&P
Eure Bridge
Entschuldigung, eine Kanonenbootpolitik kann ich hier, zumindest am Anfang der Folge, nicht erkennen. Der Kontakt wird nicht gegen den erklärten Willen der Eminianer erzwungen, noch wird der Planet „überfallen“. Es wird eine gut gemeinte Warnung in den Wind geschlagen, getreu dem Motto “ tapfer dorthin zu gehen, wo noch kein Mensch gewesen ist“.
Die Situation auf Eminiar ist absurd? Natürlich, hier wird kräftig übertrieben. Aber wie sah damals die politische Lage aus? In Vietnam tobte damals ein Krieg, der für die meisten Amerikaner wohl nur in den Medien stattfand, quasi „virtuell“. Nur die Opfer, die waren real. Und wer hätte damals schon sagen können, wofür gekämpft wurde? Es war ein Stellvertreterkrieg, bei dem es ums Prinzip ging.
Wir heute sind ja auch nicht viel klüger, wir leisten uns zum Beispiel ein Transportsystem, das Ressourcen verschwendet, die Umwelt verschmutzt und jedes Jahr tausende Menschen tötet. Und findet das jemand seltsam? Nee, das ist alles ganz normal.
Kirk als Terrorist? Darauf muss man erst mal kommen. Okay, er greift zur Gewalt. Aber gegen die Eminianer, die Millionen von Menschen töten, ist er doch ein Waisenknabe. Kriegsopfer verhindert, diplomatische Beziehungen eröffnet – das Urteil irgendeines Gerichts dürfte milde ausfallen. So pazifistisch fand ich die Serie auch nie. Der geladene Phaser war immer im Hintergrund dabei, was wohl auch dem amerikanischen Selbstverständnis entspricht.
Okay die Umsetzung mag schlecht sein. Aber ein Daumen quer für die guten Absichten wäre doch verdient.
Ich hielt den Befehl 24 für eine Bluff-Order, also dass er beinhaltet, man soll mal eben so tun. – Hab ich mir hoffnungsvoll zusammengereimt, war offenbar ja leider nicht so gedacht. Es passte mir nur besser… lag vermutlich daran, dass ich das Ganze nicht so richtig ernst nehmen konnte.
Ich war dann einige Zeit während der Folge mit der Austattung beschäftigt. Kulissen und Kostüme waren nicht sehr aufwendig, wiederverwertet und wiederverwertbar, aber doch stimmig, schlicht praktisch, das fand ich recht gut. Solche Ausstattungen muss es zwischendurch auch geben.
Dazu kam noch der Gedanke, ob die Kriegsparteien überhaupt sicher gehen können, dass die „Getroffenen“ auch wirklich desintegrieren. Vielleicht hab ich das in meinem Schauen verpasst, aber ich hatte nicht den Eindruck, dass man gegenseitig die Einwohnerzahlen kontrolliert – unabhängig von den Computerberechnungen. Wer weiß wie die Vendikarer nach 500 Jahren dazu stehen. Vielleicht sitzt ein gelangweilter Typ am Computer von Vendikar und klickt immer auf Enter, als geerbter Beamtenjob und sonst kümmert sich keiner mehr darum. Die Standleitung wurde schon ewig nicht benutzt, wie es heißt. Aber gut, ich denke nur in fiese Richtungen, am Ende lässt Botschafter Fox ja zügig verlauten, dass die Kontakte bereits vielversprechend sind.
Mich wundert auch immer wie bereitwillig der Gaststar der Woche so häufig in der Fremde aufgeht. – Mit Balok wegfliegt oder auf einem Planeten bleibt, der 50-100 Jahre nicht besucht wurde. Hut ab, ich würde zu einem Flug auch nicht nein sagen, aber ein Rückflugticket wäre doch schön.
@ Kleiner Bruder
Ich finde das schon krass, wenn man explizit ausgeladen ist, doch einfach aufzutauchen und einen freundschaftlichen Kontakt erzwingen zu wollen. Dann gefällt es einem nicht und anstatt sich wenigstens nur vom Aacher zu machen, dann auch noch deren ganze Weltordnung in Frage stellen und ihnen keine Chance mehr lassen, sich selbst zu ändern? Kirk hat ganz neue Tatsachen geschaffen – das sehen wir öfters bei TOS, die Politik ist sehr speziell.
Den Vergleich zu Vietnam brachte George Takei auch, wie ich las. Vielleicht brauchte es eine analoge Handlung.
Mich überzeugt die Folge dennoch nicht. Mir geht es in TOS meistens nicht weitgenug, hier kommen wir kaum aus dem Hafen und fahren auch noch gegen die Kaimauer.
Entschuldigung, „gefällt es einem nicht“? Das ist ja wohl noch milde ausgedrückt. Und diese Leute hatten wieviel? Fünfhundert Jahre Zeit, um was zu ändern? Manchmal braucht es wohl einen Anstoss von aussen.
Die Alliierten konnten auch nicht an Deutschlands Grenzen halt machen, weil es doch ein souveräner Staat war. Obwohl – nein, der Vergleich hinkt jetzt gewaltig. Mir fällt nur kein besserer ein. Es ist vielleicht nur nicht immer so einfach, wie wir es gerne hätten…
Das stimmt, es ist nicht einfach. Ich empfinde Kirk zwar häufig als übergriffig, er verstößt mMn öfters gegen die erste Direktive, wie wir sie mit den Jahren kennengelernt haben, aber wie es jeweils anders aussähe, wissen wir ja auch nicht.
Besonders die Überlegungen zu „Griff in die Geschichte“/ „The City On The Edge Of Forever“ hier und beim Podcast Discovery Panel haben mich beschäftigt. Ebenso auch bspw. die gerade von mir gehörte Folge „Wie man Frieden schaffen kann..“ im Cast Hörsaal Dtl.funk Nova. Winfried Nachtwei, der darüber berichtet, wie er zu dem ernüchternden Schluss kam, dass Einmischung und Militärische Gewalt notwendig sein kann.
Ich finde es ist ein unfassbar schweres Thema und erfordert, dass jede Situation für sich betrachtet wird. Ich stehe insgesamt recht ratlos da.
„Duell der Planeten“ so habe ich diese Folge zum ersten Mal erlebt, als vierter Band der Bastei Fotobuchserie, die nach sechs Bänden eingestellt wurde.
Was blieb in Erinnerung? Ein Bild von Anan-7 mit einer absolut grotesken Grimasse, die in die Muppet-Show passen würde. Fotoromane können grausam sein.
Die Urnenmauer aus Menagerie wird neu kombiniert mit ein paar Hintergrundgebäuden, die gut zu den lustigen Hüten der Eminianer passen.
Das ZDF hat sich mit dieser Folge den Grundstein gelegt zu einem ganz eigenen Logikfehler. Schon klar, es ist ne SAT1-Folge, das ist ja das Problem. Spock macht hier den Obi-Wan und hat ne Fernsteuerung für die Wache vor der Tür. In der ZDF-Episode „By any other name“/“Stein und Staub“ bezieht sich Kirk aber genau darauf und bittet Spock das nochmal zu machen. „Auf Eminiar VII haben sie doch die Wache…“ Wo? Wann? fragt sich der geneigte ZDF-Zuschauer der 70er. Dumm gelaufen.
Sonst bleibt nicht viel. Botschafter der Föderation sind strunzdumm und arrogant. Wissen wir schon seit Galileo 7, werden wir in der Tribble-Folge in Perfektion erleben. Immerhin ist Botschafter Fox ein ressourcenschonender Typ, er bringt sein eigenes Rothemd mit zum Erschiessen.
Am besten war eigentlich Scotty mit seiner „nö mach ich nicht“-Nummer.
In Summe: Daumen runter, kann man weglassen.
Hier habe ich mich die ganze Zeit gewundert, weshalb mir die Mea 3 so bekannt vorkam. Das ist die Philana aus „Plato’s Stepchildren“.
Hier wird der schöne Ausdruck „Popinjay“ angesprochen.
Ohne eine Suchmaschine zu bemühen, kenne ich den vor allem aus der Romanserie „Wild Cards“ (von vielen verschiedenen Autoren, wird aber gerne George R.R. Martin angerechnet). Dort heißt eines der Asse mit Teleportfähigkeiten so (gegen seinen Willen). In der deutschen Übersetzung steht dann als Anmerkung dabei: Popinjay = Fatzke.
Falls das wen interessiert.
Das ganze hatte sich starke kalter Krieg Parallelen, wenn auch völlig überdreht mit dem organisierten Massenmord. Unhaltbarer Zustand, schreckliche Konsequenzen, aber nicht so schlimm, wie das, was kommen könnte. Allerdings machen es die 500 Jahre dann doch extrem unrealistisch. Im kalten Krieg gab es immer noch die Erinnerung an die Schreckens des zweiten Weltkriegs (maximal zwei Generationen dazwischen), aber schon ziemlich früh (Vietnamproteste, Prager Frühling etc) hat sich großer Widerstand gegen die Unterdrückung gebildet.
Falls allerdings eine intelligente außerirdische Macht auf die Erde gekommen wäre, wäre sie sicherlich nicht so wahnsinnig gewesen, den Konflikt zu „lösen“ indem sie die Raketenabwehrsysteme der Amerikaner zerschiesst und sagt „Naja, jetzt müsst ihr ja reden…“
Da ich bald umziehe, bin ich derzeit viel mit Räumen im Haushalt beschäftigt. Dabei ist TaD natürlich die ideale Begleitung, aber die neuen Folgen reichen zeitlich einfach nicht. Also habe ich nochmal angefangen, wo alles begann…
Also, gegen die erste Direktive wurde hier auf keinen Fall verstoßen. Die Eminianer sind keine Prä-Warp-Kultur im Sinne des Gesetzes. Obwohl sie ihren Jahrhundertkrieg innerhalb des Systems geführt und wahrscheinlich keinen Warpantrieb haben, hatten sie doch offensichtlich schon Kontakt mit der Föderation und sind sich durchaus bewußt, was in der Galaxis im allgemeinen vorgeht.
Die erste Direktive hat nichts mit einem Verbot der Einmischung in die inneren Angelegenheiten anderer souveräner politischer Systeme zu tun, sondern nur mit dem Schutz der eigenständigen Entwicklung von Kulturen, die noch in seliger Unkenntnis der galaktischen Politik leben.
@Bridge: Die Kanonenbootpolitik und die „schwarzen Schiffe“ haben letztlich zur Meiji-Restauration geführt, die soweit ich weiß, von der japanischen Geschichtsschreibung weitgehend positiv bewertet wird.
Wie übergrifflich handelt Kirk hier?
Es ist ja keineswegs so, daß er vom Sternenflottengeheimdienst die Information erhalten hat „In diesem System führen zwei Staaten einen computersimulierten Krieg, töten aber reale Bürger“ und dann beschlossen hat, sofort hinzufliegen und seine höhere Moral mit der Waffe durchzusetzen. Vielmehr wird er als Geisel festgehalten und es wird ihm deutlich gesagt, daß die Besatzung der Enterprise in die Gaskammer geschickt werden soll. Ich würde sagen, die Situation rechtfertigt eine ziemlich weitgehende Wahl der Mittel. Der einzige „Übergriff“ war, entgegen der Bitte der Eminianer auf den Planeten zu beamen, aber dies geschah erstens gegen Kirks Willen, und zweitens auch keineswegs mit der Absicht, deren Kultur umzubauen, weder auf diplomatischem noch auf „terroristischem“ Weg, sondern ledigllich zum Aufbau erster Diplomatischer Beziehungen. Es waren die Eminianer, die mir ihrem Versuch, ihre Tötungsquote auch auf Fremde anzuwenden, die Situation zum Eskalieren brachten.
@Bridge: Nancy Reagan hat ein Star Trek – Buch geschrieben?
Ach nein, da war ein „i“…
Frage mich, wieviele Käufer das Buch aufgrund einer Namensverwechslung in die Hand genommen haben.