#415: Tuvix (VOY 2.24)

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6. Mai 1996:
Mit schöner Regelmäßigkeit sorgt der Transporter für Klamauk. Kirk wurde geteilt, Riker verdoppelt, Scotty konserviert, Picard verjüngt und was wir zurückbekamen, lebte zum Glück nicht lange. Doch keine Beam-Folge ist so kontrovers wie die heutige, in der wir ein per Fusion geborenes Crewmitglied ebenso kennenlernen wie die dunkle Seite der Voyager-Besatzung – wenn es heißt… Neelix + Tuvok = ?

In Deutschland: Auf VHS am 7. August 1997, ausgestrahlt am 27. März 1998.

Dieser Beitrag hat 37 Kommentare

  1. Ingo

    Ich rechne es der Folge hoch an, dass sie keinen Star Trek typischen Ausweg wählt: Tuvix wird sterben (DNA zerfällt oder so), wir müssen sofort Tuvok und Neelix trennen! Tuvix opfert sich, weil Tuvok und Neelix leben sollen und Kes glücklich sein soll! Alle drei können leben, Tuvix verlässt aber das Schiff, weil er Janeways und Paris Molch-Kinder betreuen will oder was auch immer…

    Nein, man reizt es tatsächlich aus. Tuvix will leben und Janeway trifft eine krasse Entscheidung, bei der einem einerseits das Blut in den Adern gefriert, die einen andererseits auch zum Nachdenken bringt. „Wie würden sie entscheiden?“. Tuvix zu töten ist falsch, ja aber…ist es denn richtig, Tuvok und Neelix, die sicher auch leben wollen, nicht zu helfen, obwohl man es könnte? Ist überhaupt eine Entscheidung richtig? Ein Individuum mit Lebenswillen hinzurichten, es quasi gewaltsam zur Hinrichtung zu schleifen, das ist eine ganz dunkle Seite von Starfleet, so viel steht fest. Und geht sowas überhaupt in Star Trek?

    Ich kenne die allgemeine Bewertung von Tuvix nicht (eure übrigens auch noch nicht, ich schreibe dies am Montag). Ich weiß, dass sie kontrovers diskutiert wird, insbesondere Janeways Entscheidung. Und das adelt die Folge doch eigentlich. Sie fühlt sich unangenehm an und passt nicht so richtig in die oft kuschelige Star Trek und besonders Voyager Welt. Für mich eine bemerkenswerte Folge, die ich erst zum zweiten Mal in meinem Leben gesehen habe. Schade nur, dass man – Star Trek typisch – nie wieder über Tuvix spricht oder die Geschehnisse aufarbeitet (zumindest nicht in meiner Erinnerung). Janeway, Neelix, Tuvok und Kes hätten viel zum Nachdenken und besprechen.
    Froh bin ich außerdem, dass man keine Komödie daraus gemacht hat trotz einiger „heiterer“ Momente, die aber für mich ok sind.

    Nun bin ich gespannt auf eure Besprechung, sicher habe ich viele Feinheiten übersehen, aber dafür gibt es ja euren wunderbaren Podcast!

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  2. qoqolores

    Lieber Sebastian, ich habe jetzt nur den Anfang dieser Folge gehört und wollte dir zu deinen gemischten Gefühlen bezüglich dieser Folge sagen, dass ich euch vertraue! Auch wenn ihr manchmal nicht meine Meinung trefft(bin mit Voyager aufgewachsen…), dann ist es trotzdem voll in Ordnung, weil ihr eure private Meinung mit der Welt teilt. Und diese Meinung finde ich interessant und unterhaltsam. Ich habe jetzt schon so 2-600 Stunden euch zugehört und bisher seid ihr immer sehr rücksichtsvoll aufgetreten. Vielen Dank dafür!

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  3. Grimm

    Ich teile die Meinung von Sebastian.
    Und ich denke die Besorgnis über die kommenden Kommentare, sind nichtig. Wir sind hier in diesem Block doch eine gute Community, man darf eine andere Meinung haben und diese genüsslich Respektvoll hier diskutieren.

    Diese Folge ist eine meiner Lieblings TaD Folgen.
    Grüsse und eine entspannte Restwoche noch 🙂

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  4. Orgrim

    Hey ihr beiden

    ich geh davon aus wäre das In TOS passiert mit den Best Buddys von Kirk hätte er ohne zu zögern alles dran gesetzt um seine Freunde zurück zu bekommen.
    Bei Picard wäre es Philosophisch geworden und und 45min darüber schwadroniert worden und am Ende hätte man wahrscheinlich Starfleet die Entscheidung überlassen.
    Bei Sisko bin ich mir nicht ganz so sicher wie er die Sache gelöst hätte aber wahrscheinlich Recht unkonventionell incl. Wurmloch Wesen und einer Bajoranischen Legende.

    Janeway hätte das ganze auch anders lösen können da sie ja die Archive durchforstet. hatte sie eigentlich auf irgendwas relevantes stoßen müssen. Theoretisch hätte sie den Bericht von Picard finden müssen von den Ereignissen von Riker:2=? . Sollte laut Sternzeit passiert sein bevor die Voyager verschwand in den Delta Quadraten wobei jetzt die Frage aufkommt wie oft werden die Logbücher gespeichert und übertragen bzw. wann werden diese Freigegeben. In 200Jahre Föderation sollte man eigentlich irgendwas finden.
    Janeway hätte also Tuvix verdoppeln können via Magischen Transporter und die beiden Tuvix Schnik Schnak Schnuk spielen lassen und den Verlierer zurück zu Tuvok und Neelix und der Tuvix bekommt einmal in jeder Staffel einen Gastauftritt oder stirbt Offscreen den Heldentot.

    Aber Janeway hat die Eier in der Hose um auch mal Schwierig Entscheidung zu treffen die nicht popular sind und zeigt hier warum sie der Captain ist.

    Theoretisch hätte man Tuvix niemals Erlauben dürfen seinen Dienst wieder aufzunehmen geschweige denn mit der Crew Interagieren dürfen und am Ende dieses Moralische wie Ethisch Dilemma zu haben sie hätten ihm auf der Krankenstation behalten müssen. Aber das kann man ja in einer Freien Gesellschaft wie der Föderation nicht bringen.Wobei die Starfleet vielleicht andere Regeln gelten.

    Janeway ist halt weit weit weg von Zuhause da werden die Entscheidung härter im Föderation Raum hätten sie ihm bei einer Spezial Einrichtung Abgegeben und ihn quasi vergessen und ihr Abenteuer lustig pfeiffend weiter gemacht.

    Wahr schön euch zuzuhören

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  5. Mister Incredible

    Moin zusammen,

    Wahrlich ist diese Episode eine die nachhallt. Wie „Measure of a Man“ oder „The Inner Light“. Man muss auch „Tuvix“ dafür feiern dass es emotionalisiert und Kontroversen erzwingt. Trekkiger geht es nicht, auch wenn Ihr die Schwächen und Auslassungen benannt habt. Für 45 Minuten ist das zu viel, das neue Wesen, dieses kennenlernen, nur um es dann wieder los zu werden. Da steckt so viel drin, das ginge heute mit den 60-Minütern besser oder eben per Doppelfolge. Was mit den Borg geht das ginge doch auch mit einem Ethik-Ding?

    Der Plot ist technisch nicht neu. Mir fällt sofort „die Fliege“ ein, der S/W Urfilm, der weniger Horror war als die Neuverfilmung. Janeways Entscheidung kam auch mir zu schnell, das „hostile behavior“ der Crew gegenüber Tuvix zum Schluss fand ich störend oder irgendwie künstlich. Auch die nicht stattgefundene Kommunimation gegenüber Tuvix dass hier niemand ausgelöscht wird im Sinne einer Hinrichtung, dass sein Ich in zwei Individuen weiter existieren werde. Das Dilemma in wenige Minuten zu quetschen ist sicher das Problem was kaum zu überwinden war.

    Hier schwingen so viele ethische Überlegungen mit die man noch viel weiter fassen könnte: muss jede Normabweichung korrigiert und jedes zufällige Ergebnis korrigierr werden, wenn es missfällt aufgrund einer soziokulturellen oder sonstwelchen Betrachtung? Es gab Zeiten – und leider setzt sich das bis heute fort – da ändert sich der Blick auf das geliebte Kind, Enkel, Freund/in sobald er/sie sich als homosexuell outet. Dieselbe Person die sie immer war wird urplötzlich als eine andere gesehen! Lange gab es Konversionstherapien, auch unter kirchlicher Regie. Müssen siamesische Zwillinge getrennt werden, auch wenn es bedeuten kann, dass einer oder beide es nicht überleben? Unser Unwille Umbrüche zu akzeptieren, selbige zu korrigieren wollen wenn sie unerwartet eintreten, dieses „alles soll wieder so werden wie früher“, die Grundmelodie trägt sogar rechtsextremen Singsang.

    Es hätte die Crew auch eine nüchternere Analyse angehen können: wir können ein Quartier stilllegen und statt zwei wird nur noch eine Replicator Ration gebraucht. Tuvoks Expertise wie auch Neelix‘ Kochkunst sind weiter existent – wobei Tuvix sich nicht hätte zerreißen können, aber per Delegation und Anleitung sicher lösbar, denn permanente Doppelschicht wäre niemandem zuzumuten. Die einzig stark Betroffene wäre Kes, die Neelix (körperlich) verloren hätte aber nicht als Charakter. Lover und Lebensberater wäre sogar in Personalunion vorhanden. Aber was wenn der Tovok in Tuvix nicht Keskuscheln möchte und Neelix die vulkanische Zweifingerübung doof findet? Tuvix müsste dann lernen wechselnd immer mal den einen vorzeitig schlafen zu schicken. Wat soll’s? Wir zerbrechen uns den Kopf, also ist das Trekziel schon erreicht.

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    1. Michael from Outer Space

      Hi, Mister Incredible! 😉

      Ich stimme dir inhaltlich weitgehend zu, was „Tuvix“ angeht.

      Weil ich aber ein Erbsenzähler bin, muss ich auf „The Fly/Die Fliege“ von 1958 zurückkommen. Ich habe beim Hören nämlich auch an diesen Film bzw. an das Remake von 1986 gedacht.

      Du schreibst:
      „Mir fällt sofort „die Fliege“ ein, der S/W Urfilm, der weniger Horror war als die Neuverfilmung.“

      „Die Fliege“ wurde, soweit ich weiß, in Farbe gedreht! Auf imdb.com steht dazu unter dem Punkt „Wissenswertes“ in etwa folgendes:
      Obwohl viele Menschen schwören, dieser Film wäre in Schwarz-Weiß gedreht worden, trifft das nicht zu. Das könnte ein Beispiel für den „Mandela-Effekt“ sein, was eine Bezeichnung für eine kollektive falsche Erinnerung unter Menschen ist. Ein Ereignis hat sich niemals so abgespielt, wie es erinnert wird, dennoch sind die Erinnerungen vorhanden. Dieses Phänomen ist sehr weit verbreitet. „Die Fliege“ (1958) wurde ausschließlich in Farbe gedreht und gezeigt; trotzdem wurden seine beiden Vorsetzungen, „Die Rückkehr der Fliege“ (1959) und „Der Fluch der Fliege“ (1965), in Schwarz-Weiß gedreht. Daher rührt vermutlich die Verwirrung. Eine alternative Erklärung ist, dass viele Leute den Film auf Schwarz-Weiß-Fernsehern sahen, die bis in die 1980er Jahre weitverbreitet waren.

      LL&P
      Michael from Outer Space

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  6. Dave

    „aber das is doch star trek, man!“
    vorher wusste ich nich so genau… – aber ab jetzt liebe ich dich. hör auf deinen bauch und dein herz und lass es raus!
    star trek (und vor allem janeway, picard verkörpert das korrekt) IST eine utopie.
    weitermachen, liebe euch!
    in diesem fall aber mehr simon.

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  7. micha_sechzig

    Nach den vielen Enttäuschungen, die Voyager mir bisher beschert hat, hatte ich beim Start von „Tuvix“ keine großen Erwartungen. Umso mehr hat es mich überrascht, wie sehr mich diese Folge gepackt hat – und zwar auf einer Ebene, wie ich sie mir von Star Trek eigentlich regelmäßig wünsche.

    Was auf dem Papier wie ein typisches „Unfall-mit-dem-Transporter“-Szenario klingt – Tuvok und Neelix verschmelzen zu einem neuen Wesen namens Tuvix – entpuppt sich als tiefgreifendes moralisches Dilemma. Denn im Zentrum der Folge steht nicht etwa eine technische Lösung, sondern die Frage: Was passiert, wenn durch einen Unfall ein neues, selbstbewusstes Leben entsteht – und man dieses opfern müsste, um zwei andere Leben zurückzuholen?

    „Tuvix“ funktioniert für mich so gut, weil die Episode sich traut, unbequem zu sein. Tuvix ist nicht nur ein tragisches Unfallprodukt, sondern ein vollwertiger Mensch, der leben will – mit eigenen Gedanken, Gefühlen und einer Persönlichkeit, die auf merkwürdige Weise wirklich funktioniert. Dass man als Zuschauer beginnt, sich mit ihm zu identifizieren und seine Angst zu spüren, macht den Konflikt umso härter.

    Und dann Janeway. Ihre Entscheidung am Ende – Tuvix gegen seinen Willen „aufzulösen“ – wird nicht beschönigt. Es ist keine heldenhafte Tat, sondern eine zutiefst ambivalente, ja brutale Entscheidung. Genau das macht die Folge so stark: Sie lässt uns mit dieser Unruhe zurück. Keine einfache Auflösung, kein „alles wird gut“, sondern ein moralisches Minenfeld.

    Auch wenn „Tuvix“ für mich eine der bisher besten Voyager-Folgen ist, bleibt die Serie in der Gesamtheit bisher hinter meinen Erwartungen. Zu oft sind es belanglose Plots, zu oberflächliche Figurenentwicklungen, zu viele verschenkte Chancen. Umso schöner, wenn dann so eine Folge kommt – die zeigt, was möglich wäre, wenn man mutiger erzählen würde.

    „Tuvix“ ist ein seltener Lichtblick in einer bislang enttäuschenden Serie. Eine mutige, emotional fordernde Episode, die das ethische Potenzial von Star Trek nutzt und eine Diskussion provoziert, die auch nach dem Abspann noch nachwirkt. Genau so eine Folge hatte ich gebraucht – mehr davon, Voyager, bitte mehr davon!

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    1. micha_sechzig

      Noch eine kleine Ergänzung: Ich gebe Simon absolut recht – das Ende der Folge kommt viel zu schnell. Es wirkt, als hätte man plötzlich keine Zeit oder Lust mehr gehabt, den moralischen Konflikt weiter auszuerzählen. Dabei hat es überhaupt nicht pressiert, Tuvix sofort zurückzuverwandeln. Womöglich hätte es eine alternative Lösung gegeben – oder zumindest den Versuch, gemeinsam mit Tuvix nach einem Weg zu suchen, der nicht in seiner Auslöschung endet. So bleibt ein schaler Beigeschmack… was die Folge aber nur noch diskussionswürdiger macht.

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  8. BjoernHH

    Zu dieser Folge möchte ich den großen Douglas Adams zitieren.
    Er berichtete von der wachsenden Protestbewegung gegen Teleportation. Deren Kampfsong lautete:

    I teleported home one night
    with Ron and Syd and Meg
    Ron stole Meggie‘s heart away
    and I took Sydney‘s leg.

    Das Ganze war auch in der deutschen Version toll:

    Ich reiste mal per Teleport
    mit Jan und Klaas und Hein.
    Jan stahl Paula das Herze weg
    und ich nahm Klaasens Bein.

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  9. Das ist ja interessant, dass man ausgerechnet Geld für einen Warp-Stern-Effekt ausgibt, kurz nachdem die Voyager eigentlich auf Impuls gegangen war. 😀

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  10. appiller

    Ich finde, trotz der nur zur Verfügung stehenden „11 Minuten“ für die Behandlung des in der Folge thematisierten Dilemmas, werden die gegensätzlichen Positionen in oft nur 1-2 Sätzen auf den Punkt gebracht ohne sich in langatmigen Erörterungen zu verlieren. Als ein Beispiel für das was ich damit meine, möchte ich einen Satz von Janeway zitieren, mit dem Sie eben doch auch die Sichtweise aus der Richtung von Tuvix einnimmt: – Wann ist es eigentlich genau passiert, dass aus einem bloßen Transporterunfall ein Individuum entstanden ist mit einer eigenen Persönlichkeit mit eigenen Rechten -.

  11. Emma

    Ich muss sagen, als trans-Person sehe ich da Parallelen.

    Es geht erstmal darum, wie die Leute in der Umgebung reagieren, wenn eine Person (bzw. zwei-zu-eine Person(en)) sich radikal verändert. Ich habe in meiner Community beobachtet, wie die Beziehung zum Partner das Outing/die Transition mal übersteht, mal zerbricht. Letzteres teils sehr hässlich.

    Dann ist da diese Narrative, dass die beiden tot sind. Erinnert schon stark daran, wie nach dem Outing viele Eltern um ihr Kind trauern, während eben jenes Kind putzmunter daneben sitzt. (Und hier rede ich noch von relativ okayen Menschen, nicht Elon „my son was killed by the Woge-mindvirus“ Musk.)

    Und dann was ihr als die Jesus-Szene bezeichnet habt. Ich habe die starke Befürchtung, dass das genau so passieren wird, wenn die AfD an die Macht kommt. Der Polizist, der beim letzten CSD noch nett winkte, zerrt mich Richtung Güterzug und die netten Kollegen stecken den Kopf in den Sand, weil ist halt Pech aber so ist das Gesetz und Recht und Ordnung ist ja wichtig und wie unverschämt ist es überhaupt, sie emotional zu belasten indem ich um mein Leben bettele.

    Ich frage mich: Waren da nicht mal Rebellen auf diesem Schiff? Da haben die sich aber verdammt gut integriert, dass die zu solchen Duckmäusern verkommen sind. Der Doktor wäscht so’n bisschen die Hände in Unschuld, indem er nicht persönlich den Gashahn aufdreht. Data hatte an seiner Stelle (die Exocomps-Episode) schon den Transporter (oder war es was anderes?) sabotiert.

    Wisst ihr, ich habe für Faschisten sehr viele negative Gefühle, aber nicht Verachtung. Leute, die von sich selbst sagen, sie wären progressiv, dann aber die Sache der Faschisten unterstützen und dann sagen, sie hätten da ganz doll Bauchschmerzen bei gehabt, das verachte ich. Und das trifft jetzt auf diese Crew zu.

    Ich kann auch nicht behaupten, dass diese Folge mich zum Nachdenken gebracht hat. Weil gerade dadurch, dass die Ethik in der Folge nicht wirklich verhandelt wurde (Janeways Entscheidung stand eigentlich von Anfang an fest und sie hat sie nicht debattiert sondern ihrem Opfer gegenüber nur verteidigt) erschien mir Janeways Entscheidung nie als legitim. Diktatorische Entscheidung, Untertanen Duckmäusern rum, eine Entscheidung, die so getroffen und inszeniert wird, muss einfach falsch sein.

    Na gut, dann mal auf weitere fünf Staffeln von „Nazi-Deutschland im Weltraum“. Juhu.

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    1. stef baura s

      Danke, liebe Emma,
      für Deine Kommentierung.
      Auch ich habe an eine trans Person denken müssen, als Tuvix da auf einmal saß, und auch ich habe insbesondere bei der Szene auf der Brücke an die Leute gedacht, die sich bei der Juden-Verschleppung weggedreht haben.

      Auch ich bin schockiert, wie viele sich im Hinblick auf die USA im vorauseilendem Gehorsam in den Sand werfen.

      Aber ich bin auch die Person, die z.B. in SoMe schon lange nicht mehr alles unverblümt schreibt, weil auch ich als Frau bereits jede Menge Hass abbekommen habe. Und ich bin die Person, die sich hier auf Arbeit schon manche äh seltsame Takes angehört hat, und dann nix gesagt hat.

      Und ich frage auch mich inzwischen, was tue ich, wenn es wirklich hart auf hart geht? Ich als Fast-Rentnerin, weiß, verheiratet, bin ich vermutlich außerhalb des Radars, außer ich stelle mich selbst rein.

      Ich habe Angst um die Zukunft, und ich kann mir nicht vorstellen, wie es Dir geht. Die Tochter meiner Freundin ist gerade in Transition, beide haben jedenfalls große Sorgen, die Tochter ist (auch)Amerikanerin, da wohnt auch der Vater, da kann sie jedenfalls jetzt nicht mehr hin reisen.

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  12. Tom

    Am Ende macht es sich das Drehbuch recht einfach.
    Hat Tuvok nicht in einer früheren Episode erwähnt, dass er über 200 Methoden kennt, einen Gegner auszuschalten? Als dann aber auf Janeways Befehl die Sicherheitskräfte auf den Plan treten, um Tuvix zu seiner Exekution zu eskortieren, leistet der zwar Gegenwehr, aber recht halbherzig und vermutlich eher symbolisch. Auch wenn Tuvix zwar als taktischer Offizier eingesetzt ist, aber nicht als Chef des Sicherheitsdienstes, hätte er mit Tuvoks Wissen theoretisch einen Weg finden können, zu fliehen und sich abzusetzen.

    Die stärkste Szene ist, als Tuvix am Ende verzweifelt um sein Leben fleht und bei seinen ehemaligen Freunden auf taube Ohren stößt. Natürlich kann ich auch deren Position verstehen. Nachdem selbst der Doktor zunächst keine Lösung sieht, haben sie sich mit dem neuen Crewmitglied arrangiert, aber eigentlich ist Tuvix ein Fremder für sie, während Neelix und Tuvok langjährige Wegbegleiter waren. Dass der Doktor und Harry erst gegen Ende der Folge einen Weg finden, die Fusion rückgängig zu machen, ist ein gelungener Kunstgriff. Ein bisschen hat mich Tuvix‘ Situation an die DS9 Episode „O’Briens Identität“ erinnert, auch wenn der Fall hier natürlich anders lag.

    Dass sich das persönliche und ethische Drama erst auf der Zielgeraden der Episode entfaltet … ja, das lässt sich als Schwachpunkt werten. Zuvor sind es im Wesentlichen Kes und Janeway, die am Fremdeln sind, weil sie beide den verschwundenen Crewmitgliedern nahe standen. Insbesondere Kes hat verständlicherweise zu leiden, weil sie mit Neelix in einer Beziehung war. Alle anderen scheinen sich vor dem Plot-Twist damit angefreundet zu haben, dass Tuvix dauerhaft ein Mitglied der Besatzung sein wird.

    Hätte man das evtl. mit einer Rahmenhandlung lösen können, wo etwa Janeway und Chakotay die Ereignisse Revue passieren lassen und im Zweifel sind, ob sie alles richtig gemacht haben? Oder wäre das schon wieder eine Bevormundung des Zuschauers gewesen?

    Auf jeden Fall ist „Tuvix“ eine Folge, die, wie im Podcast erwähnt, im Gedächtnis bleibt und zum Nachdenken anregt.

  13. Tom

    Stichwort Rahmenhandlung: Vielleicht auch ein Captain’s Log, das Janeway aufzeichnet, nachdem sie sich unter dem Eindruck der Ereignisse in ihr Quartier zurück gezogen und das virtuelle „Nicht stören“ Schild vor die Tür gehängt hat:

    „Soeben musste ich die wohl schwerste Entscheidung in meiner Sternenflotten-Karriere treffen. Ich musste ein Leben opfern, um zwei andere zu retten. Und ich weiß nicht, wie ich damit umgehen soll.

    Mit dem Auftrag, nach Nahrungsmitteln zu suchen, hatten sich zwei Mitglieder meiner Besatzung auf einen Klasse M Planeten beamen lassen …“

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    1. Simon (TaD)

      Coole Idee, Tom! Das hätte ich mir auch gut vorstellen können: Irgendwas, was zeigt, dass man noch viel mehr mit dieser Entscheidung hadert. Mehr Herleitung. Ähnlich wie „In the Pale Moonlight“.

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  14. Benedikt

    An zwei oder drei Stellen habt Ihr als Begründung von Tuvix‘ Individualität und Lebensrecht die Tatsache angeführt, daß er „gut integriert“ war.
    Das habt Ihr vielleicht gar nicht bemerkt und bestimmt nicht so gemeint, aber ich muß doch so ehrlich sein, daß mir das sauer aufgestoßen ist.

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    1. Simon (TaD)

      Hey Benedikt, danke Dir für den Kommentar. Allerdings hast Du ja selbst den Eindruck, dass die Bemerkung, dass Tuvix „gut integriert“ war, höchstens am Rande ein Argument für sein Weiterleben ist – und sicher nicht als ethisches Hauptargument taugt. Eher als beiläufige Beobachtung im Rahmen einer sehr komplexen moralischen Diskussion. Und wenn du schon selbst feststellst, dass es sich um eine eher nebensächliche Bemerkung ohne tiefere argumentative Funktion handelt, dann fragen wir uns ehrlich gesagt ein bisschen: Warum trotzdem der moralische Zeigefinger? 😉 Ernsthaft: Natürlich verstehen wir den Wunsch nach Sensibilität – den haben wir selbst (größtenteils) auch. Aber wenn wir wirklich jedes Wort auf die Goldwaage legen müssen, dann können wir mit dem Podcast irgendwann aufhören. Trotzdem: Danke für die Rückmeldung – und bleib uns gerne weiterhin kritisch (und idealerweise wohlwollend) gewogen.

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      1. Benedikt

        Ich hoffe, Du hast mich nicht so verstanden, daß Ihr jedes Wort auf die Goldwaage legen sollt. Im Gegenteil, das wäre das letzte, was sich ein Hörer wünschen könnte – macht weiter so, Fettnäpfchen gerne immer wieder eingeschlossen.
        Und wenn Ihr wie in diesem Fall eines der persönlichen Fettnäpfchen eines Hörers trefft, dann ist es hoffentlich auch in Euren Sinn, wenn derjenige sich zu Wort meldet, und sich im besten Fall eine interessante Diskussion, zumindest aber ein kurzer Denkanstoß ergibt. Dafür ist der Blog ja da.

        Integration ist eben ein Begriff, der bei mir einen Nerv trifft. Nicht nur politisch, wo damit viel Schindluder getrieben wird, sondern vor allem auch persönlich, da ich eigentlich immer eher schlecht integriert war – und in Euren nostalgischen Beiträgen haben Ihr und Eure Gäste ja immer wieder gezeigt, daß ein gewisses Außenseitertum ein verbindendes Element vieler – nicht aller – Trekkies darstellt.

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  15. Michael from Outer Space

    Tolle Besprechung! 😉👍

    Ich habe meine Meinung über „Tuvix“ in den letzten paar Jahren geändert, wahrscheinlich auch durch diverse Star Trek-Podcasts. 2010 war ich noch der Meinung, Janeways Entscheidung wäre richtig. Jetzt bin ich eher auf Simons Seite. Ich bin zwar auch nicht im Besitz der einzigen gültigen Wahrheit, aber eine tiefergehende Diskussion hätte ich mir schon gewünscht.

    Eigentlich hätte die Diskussion über das moralische Dilemma in der Szene beginnen müssen, in der Tuvix erstmals vom Holodoc untersucht wird. Die zentrale Frage „Wie gehen wir mit der Person um, die aus Tuvoks und Neelix‘ Anteilen zusammengesetzt ist?“ stellt sich ja schon dort. Der erste Gedanke, den der Holodoc, Kim, Janeway und alle anderen zwangsläufig sofort haben müssen, ist doch: „Wie machen wir die Auswirkung des Unfalls rückgängig?“ Daran schließt sich die ethisch/moralische Frage an „Dürfen/sollten wir das tun?“.

    Simon hatte in der Vergangenheit das „Kant lesen“ erwähnt. Die Frage „Was soll ich tun?“ ist laut Immanuel Kant die Leitfrage der Ethik und eine der vier Grundfragen der Philosophie. Die anderen drei Grundfragen lauten „Was ist der Mensch?“, „Was darf ich hoffen?“ und „Was kann ich wissen?“.

    Ich denke, es wäre humaner gewesen, Tuvix von der Crew zu isolieren. Am Ende läuft es sowieso auf die Trennung hinaus, was auch meinem 17/18-jährigen Ich bei der Erstsichtung schon klar war. Ich hatte zu keinem Zeitpunkt ernsthaft damit gerechnet, dass mit Ethan Phillips und Tim Russ Knall auf Fall zwei Hauptdarsteller aus der Serie geschrieben werden. Bei modernen Streaming-Serien ist die Wahrscheinlichkeit für solche Twists ungleich höher, aber Ende der 90ger bewegte sich das lineare Fernsehen noch in anderen Sphären. Denise Crosby aka Tasha Yar war und blieb für lange Zeit eine der seltenen Ausnahmen.

    Falls Spocks utilitaristischer Wahlspruch „The needs of the many outweigh the needs of the few“ hier ausschlaggebend für Janeways Entscheidung gewesen sein soll, muss ich auf ihre (im Podcast erwähnten) nicht minder kontroversen Entscheidungen in späteren Episoden verweisen. Mir drängt sich der Verdacht auf, dass die Crew das Wohl der Vielen teilweise gänzlich ignoriert, obwohl sie selbst am besten weiß, was in ihrem Interesse eigentlich getan werden müsste.

    Kudos an Marta und Kuba vom Podcast „Wieder Voyager“, die mir bei einigen Folgen spannende neue Perspektiven eröffneten!

    Star Trek erschafft schon beinahe einen eigenen Tropus, indem es immer wieder Figuren zeigt, die ein im weitesten Sinne „medizinisches Problem“ haben und die deswegen im Zentrum eines moralischen Dilemmas stehen. Das war bei Worf in „Ethics“ der Fall, bei Vedek Bareil in „Life Support“ gab es eine ähnliche Story. Der „Trope Codifier“ für „aus eins mach‘ zwei (oder umgekehrt)“-Geschichten ist natürlich „The Enemy Within“. „Tuvix“ finde ich kontrovers, aber spannend. Bei „Similitude“ hört für mich auf, diese Folge ist meiner Meinung nach ein moralischer und storytechnischer Tiefpunkt.

    Ja, der Spencer trifft auch kontroverse Entscheidungen und ich werde dafür hart mit ihm ins Gericht gehen. Er wird nicht belangt, obwohl es in einigen Episoden nötig gewesen wäre. Bei ihm habe ich aber eher den Eindruck, dass sie ihn nachhaltig prägen. Der Spencer im Pilotfilm „The Emissary“ ist definitiv ein anderer als der im Finale „What You Leave Behind“. Bei Janeway ist dieser Eindruck deutlich schwächer.

    1. Uwe

      Ich habe beim Hören auch an Kant denken müssen und war deshalb auch mehrfach ganz bei Simon.
      Wen es interessiert: Beim kategorischen Imperativ kommt das vor. Er leitet dort u.a. die Menschheitszweckformel ab („Handle so, dass du die Menschheit sowohl in deiner Person, als in der Person eines jeden anderen jederzeit zugleich als Zweck, niemals bloß als Mittel brauchst.“). Verkürzt kann man sagen, dass sich die moderne Menschenwürde und auch der erste Artikel des Grundgesetzes auf diesen Gedanken beziehen.
      Deshalb fand ich auch den Herr der Fliegen – Vergleich so passend und den Faschismus-Vorwurf leider einfach richtig.

      Das die Entscheidung am Ende gegen Tuvix ausfiel, ist natürlich an sich unproblematisch. Das habt ihr schön herausgearbeitet fand ich. Aber hier wurde aus meiner Sicht ein Problem eben als Dilemma dargestellt, dass kein Dilemma ist.

      (Zumindest ist es nicht so schlimm, wie in TOS „the apple“, wo sich Kirk und Pille im Schlussgag über den hadernden Spock beömmeln :-D)

  16. Gimli

    Eigentlich höre ich euch chronologisch und da ich euch viel zu spät entdeckt habe, hinke ich fünf Jahre hinterher (eine Folge gucken, eine Folge hören). Aber für „Tuvix“ konnte ich nicht anders als einmal in die Gegenwart zu springen (allerdings ohne die Folge vorher nochmal zu schauen).

    Gestern hörte ich noch „Hide and Q“, worum es geht? Um Simons Trauma des Fingerschnippsenden Publikums! Heute „Tuvix“. Und was kommt direkt wieder auf? Simons Fingerschnipps-Trauma. Ich glaube das hat dich echt hart getroffen. 😉

    Voyager habe ich, nachdem ich TNG und DS9 schon hoch und runter geschaut habe, bei deutscher Erstausstrahlung gesehen, als Teenager, meistens hochgradig begeistert von VOY. Aber an „Tuvix“ hatte ich keine Erinnerung. Als ich später VOY nochmal schaute und ich zu dieser Folge kam, war ich im Grunde die meiste Zeit zu Tode genervt. „Was für eine dumme Folge!“ dachte ich mir. Lauter blöde Witze kurz vor Slapstick. Haha.

    Und dann das Gespräch von Kess mit Janeway, das war für mich der Kipp-Punkt der Folge, da hörte ich auf mit den Augen zu rollen und war ernsthaft überrascht und auch schockiert. Das war keine Ladida-Transporterunfallfolge mehr (die natürlich mit einer netten oder zufälligen Lösung enden würde), nein, das war jetzt zutiefst emotional. Verlust, Schmerz, Trauer – und wie gehen wir jetzt damit um?

    Irgendwie ist es ja das Trolley-Problem: Stelle ich die Weiche, um entweder eine Person oder zwei Personen zu retten? Und was jetzt passiert ist für mich klassisches Star Trek: Ein philosophisch moralisches Gedankenexperiment wird der grauen Theorie enthoben, wird greifbar, nahbar, echt, fühlbar. Das ist keine hypothetische Entscheidung mehr, hier muss man den Auswirkungen der Entscheidung buchstäblich ins Gesicht schauen. Janeway ist der Meinung sie hat richtig entschieden, aber sie muss das Ergebnis dann eben auch ertragen, daneben stehen wenn Tuvix abgeführt wird und seine Hilfeschreie hören. Eine Entscheidung kann moralisch richtig sein (bzw. als richtig empfunden werden) und gleichzeitig auch grauenvoll sein.

    Wenn Janeway am Ende die Krankenstation verlässt, innehält, und ganz kurz Schmerz und Verzweiflung über ihr Gesicht zieht, bevor ihre Gesichtszüge wieder hart werden und sie entschlossen weiter geht – das ist für mich großes Kino, das geht unter die Haut. Diesen Moment empfinde ich auf einem Level mit „I can live with it“ von „Under the pale moonlight“.

    Aber ob ich der Folge insgesamt einen Daumen hoch geben würde? Dafür ist der Weg zum Finale vielleicht doch zu platt im Humor, zu trashig in der Idee. Vermutlich sollte ich sie mir noch einmal anschauen, um das final zu entscheiden. In ein paar Jahren dann. 🙂

    1. Uwe

      Vielleicht habe ich einen Denkfehler, aber das ist für mich das merkwürdige: Es sieht aus wie das Trolleyproblem, ist es aber nicht. Denn die zwei sind ja schon weg, es gibt nur noch den einen. Man holt sie mit der Entscheidung zurück, aber vor der Entscheidung sind sie nicht da. Der Tuvix liegt da ganz alleine, wenn man den Zug auf ihn umlenkt. 🙈
      Hätten sie es in der Folge klar gemacht, dass die beiden in ihm noch da sind, dann wäre der Zuschauerfokus wahrscheinlich dramaturgisch zu wenig auf Tuvix gewesen und so haben sie die Frage rausgehalten. Aber so hat man das Dilemma kaputt gemacht. 😉

      (Freue mich schon auf die angeteasten Gaming-abernichthardcore-Sachen 👍🏼)

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      1. Kleiner Bruder

        Ich finde, das Trolleyproblem trifft das schon recht gut. Denn zwei Personen sind hier so gut wie tot – verschwunden, weg – wenn man nicht die Weiche neu stellt. Wobei hier ein zusätzlicher Faktor ins Spiel kommt. Denn hier geht es nicht um Leute, die uns fremd sind. Die Zwei sind uns bekannt, für einige gute Freunde geworden. Den Tuvix kannte bis dahin niemand.

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  17. CptCalhoun

    An die Diskussionen im frühen Internet in Chats und Foren, kann ich mich noch gut erinnern. Machte ich doch damals meine ersten Gehversuche im Netz am elterlichen PC.
    Damals wie heute bleibe ich bei meiner Kritik, dass eben wie angesprochen das entscheidende Thema Darf Tuvix leben, erst in der letzten Hälfte angesprochen und dann auch irgendwie unzureichend verhandelt wird. Ich hätte mir damals und heute einen Führsprecher gewünscht, der eben mit Janeway in die Argumentation geht. Daher bleibt auch beim erneuten schauen die Folge für mich nur ein Querdaumen. Hier ist dann auch der Punkt wo ich finde, dass man New Trek mal loben muss. Denn in der Voyagerfolge von Lower Decks 4X01 die mit dem Namen „Tuvix“ das Thema ja schon aufgreift und in einem Handlungsstrang auch thematisiert. Hier geht der erschaffene Tuvix dann den anderen krassen weg im Überlebenskampf, und leider bekommt auch diese Folge die Handlung nicht wirklich rund zu Ende (wer will kann die Handlung auf bekannte Filmclipportalen sehen, wobei für uns TAD Leute die andere Hälfte auch vielleicht ganz lustig ist, kommt doch ein für uns wichtiger Käse nochmal zum Einsatz). Aber hier in der Serie wird klar gesagt, was Voyager damals nur angedeutet hat. Janeway hat Tuvix ermordet und alle auf der Ceritos sind darüber nicht gerade begeistert.
    Die diskutierte Möglichkeit Tuvix leben zu lassen hat seinen Reiz. Würde in heutigen Serien sicherlich so gemacht. Stargate Atlantis hatte ja damals so was ähnliches mit dem Charakter „Michael“ in der gleichnamigen Folge versucht. Wo der Charakter ja von Connor Trinneer gespielt wird. Ich will bewusst hier nicht mehr spoilern, weil die Ausgangslage schon eine andere ist. Leider zeigte sich aber auch hier das die ethischen Fragen dann doch schnell im laufe der weiteren Folgen zur Seite gewischt wurden, um einen neuen Antagonisten für die Helden zu schaffen.

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  18. Florian

    Die Macher haben sich bestimmt ordentlich beömmlet. Nachdem sie sahen was sie für einen Reisen Diskussion sie lostraten. So viel hat da bestimmt niemand nachgedacht . Den sein wir ehrlich. Die Story hat sich einer in 5 Sekunden ausgedacht das typische der Transporter/ Holo Deck spielt verrück Folge. In einer echten Welt würde keiner eins von beiden nutzen bei dem Unsinn der damit immer passiert. Und selbst 10.000 Jahre in der Zukunft kann ich mir so ein Szenario nicht vorstellen … Aus 2 Wesen wird eins… und die anderen beiden leben weiter ? Wo ? Ahhh äh im Transporter Puffer….( was machen Sie dort? Merken sie wie die Zeit vergeht ? Müssen sie essen? Scheinbar kann man dort auch Jahre oder Jahrzehnte leben wie Scotty)
    So ist di ganzen Moralische Diskussion doch eher theoretischer Natur und eigentlich auch nicht zu lösen…
    Aber richtig ist Janeways Entscheidung doch wohl sicher nicht wenn…. diese Verrückte Szenario tatsächlich passieren könnte. Das ist aber so Fantasy das ich da nicht drüber groß nachdenkenden könnte… ich fand die Folge aber eigentlich gut Tuvix gab gut die beiden wieder fand ich

  19. rainbow

    Danke, Sebastian, für das was du zu Ambiguitätstoleranz gesagt hast. Alle Daumen hoch.

    Als ich die Folge das erste Mal gesehen habe war ich sehr geschockt von Janeways Entscheidung, das hatte ich nicht erwartet. Und ich finde es auch heute noch schwer mit anzusehen. Ich könnte so eine Entscheidung nie treffen, dennoch fühlt sich ihre Entscheidung für mich irgendwie stimmiger an als wenn sie Tuvix am Leben gelassen hätte. Aber es gibt hier keine richtige Entscheidung, es ist beides furchtbar und es ist das ethische Dilemma, was hier konstruiert wurde um zum Nachdenken anzuregen. Das finde ich auch echt gut weil es ungewöhnlich ist fürs Fernsehen.

    Ich habe eine Theorie, warum sie so entscheidet und warum sie in der Lage ist eine solche Entscheidung zu treffen. Sie ist ganz allein im Delta Quadranten und muss ihre Crew heimbringen. Tuvok ist vielleicht ihr engster Vertrauter der ihr noch geblieben ist. Sie kann ihn nicht verlieren. Und sie trifft diese Entscheidung indem sie verdrängt, was es bedeutet Tuvix zu töten, aus ihrer emotionalen Notlage heraus und mit der Distanzierungsfähigkeit die sie als Captain hat, schwierigste Entscheidungen treffen zu müssen.
    Ich sehe und merke, dass ihr das extrem schwer fällt und es gibt diese Folge später, ich glaube „The Void“, Achtung Spoiler:
    wo sie ja in eine Depression fällt aufgrund der Entscheidungen die sie getroffen hat. Diese Entscheidung sucht sie da dann vielleicht auch heim, und nicht nur die ursprüngliche Caretaker-Entscheidung.

    Das man das alles nicht in den nächsten Folgen oder in The Void aufgreift und thematisiert, liegt meiner Meinung nach einfach an dem Zeitdruck, unter dem diese Serien produziert werden. Wir wünschen uns da oft mehr („mehr“ ist ein Wort, das Simon in seinen Fazits sehr oft verwendet 😉 ) und das wäre wahrscheinlich nur möglich, wenn mehr Autoren (=mehr Sichtweisen/Expertise aus verschiedenen Fachgebieten) und mehr Zeit (und Geld) vorhanden gewesen wären.

    Die Autoren haben sich bestimmt niemals so viele Gedanken gemacht wie Fans das hinterher in den Diskussionen tun. Ich habe das mit dem Zeitdruck immer im Kopf wenn ich Serien schaue oder auch dann euren Podcast höre und verzeihe aufgrund dessen vieles. Aber dennoch kann man diese Dinge ja kritisieren und sich wünschen, was da noch alles hätte sein können. Man gewinnt dadurch ja diesen unterhaltsamen Podcast und Blog und die Diskussion.

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  20. Grinning Garak

    Hallo Sebastian, hallo Simon,
    vielen Dank für Eure überragende Besprechung!

    Ich finde Eure Überlegungen alle nachvollziehbar. Für mich selbst komme ich allerdings recht deutlich zu dem Schluss, dass Janeways Entscheidung für den Bestand der Crew und mit Blick auf die Notwendigkeit, Tuvok als Berater wiederzuerlangen, zwar nachvollziehbar, ethisch-moralisch aber ganz klar falsch ist. Wir haben hier ein mit Rechten ausgestattetes Wesen, das durch einen Unfall entstanden ist. Tuvok und Neelix sind weg, Tuvix ist da. Das ist die maßgebliche Ausgangslage, von der aus Janeways Entscheidung zu bewerten ist. Sie entscheidet sich dafür, Tuvix zu töten. Ist diese Entscheidung in irgendeiner Weise gerechtfertigt? Geht von Tuvix eine Gefahr für die Voyager aus? Hat er sich eines Verbrechens schuldig gemacht (auf das zudem auch noch die – in der Föderation wohl unzulässige – Todesstrafe stehen müsste)? All das ist nicht der Fall. Die Entscheidung basiert allein auf einer Abwägung von Leben gegen Leben. Das ist unzulässig. Die Entscheidung missachtet die „Menschen“-Würde von Tuvix. Richtig wäre gewesen, die ungeplante, durch einen Unfall herbeigeführte Situation zu akzeptieren, selbst wenn dies zum dauerhaften Verlust von Tuvok und Neelix führt. Diese Situation wäre aber nicht durch eine Entscheidung Janeways herbeigeführt worden, sondern durch einen Zufall. Letztlich hätte Janeway einfach keine Entscheidung treffen müssen und damit den neuen Istzustand belassen.

    Die Fragestellung steht aus meiner Sicht auch nur bedingt im Zusammenhang mit Spocks Maxime, dass das Wohl der vielen mehr wiegt als das Wohl der wenigen. Denn Spock hat sich selbst freiwillig im Sinne seiner Maxime geopfert. Ich habe Spock aber nicht so verstanden, dass in Star Trek der Staat/die Föderation/die Sternenflotte berechtigt sein soll, über das Leben von Nichtsternenflottenangehörigen in dieser Weise zu verfügen.

    Insofern gebe ich Euch vollkommen Recht, dass Voyager hier extrem düster ist, ohne aber sein fahles Mondlicht zu thematisieren. Das hätte der Folge gut getan.

    Herzliche Grüße
    Grinning Garak

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    1. Florian

      Ich weiß nicht das ist ja auch wiederum sehr einfach, weil ansonsten hätte man ja Tuvok und Neelix verurteilt, ewig in diesem Transporter Puffer weiter zu leben oder wo immer die jetzt auch waren. Gut wie gesagt, die Geschichte ist so fantasy mäßig das ist ja sowieso keine moralisch richtige Lösung gibt und das Szenario einfach viel zu unwahrscheinlich ist, als dass ich mir da ernsthaft mit beschäftigen kann die Produzenten habe vermutlich weniger lang drüber nachgedacht wie das fandom 😊

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  21. JoeM from the border

    Eine super Besprechung von euch.
    Und es ist auch schon viel zu den „Problemen“, die in der Folge auftauchen, von euch und auch von den Teilnehmern hier im Block geschrieben worden.
    Was mir aber fehlt:
    1. Die Folge hat nun mal nur 45 Minuten. (wie Mister Incredible schon angemerkt hat) Da den Autoren/Produzenten der Aufbau der positiven Entwicklung von Tuvix wichtiger war als das „Finale“ , reichten ihnen 11 Minuten. Leider (wie ihr zu Recht anmerkt)
    2. Die Folge ist fast 30 Jahre alt. Ich war Mitte 20 und war damals einfach nur begeistert. Und die damaligen Produzenten und Autoren haben sich wenig philosophische Fragen gestellt. Trans-Personen waren in der Gesellschaft noch kein Thema, die Apartheid in Südafrika wurde erst 1994 beendet (offiziell) und Outing von Schwulen Fußballern war noch ein Unding. Wenn also Philosophische Fragen gestellt wurden, dann nur oberflächlich. Für mehr war in der damals oft nicht die Zeit. Im Besonderen, wenn das Ergebnis schon im Drehbuch fest stand. Es ging also nur darum, wie man die Hauptcharaktere wieder in die Serie rein bekommt.
    Und „JA“ bei der TNG-Folge „Wem gehört Data?“ wurde solch eine philosophische Frage richtig ausgearbeitet. Das war aber eine Ausnahme.
    Wir interpretieren vermutlich oft mehr in die Folgen hinein, wie die Autoren und Regisseure uns sagen wollten. Manchmal ist es einfach nur eine kurze Idee, die als Drehbuch umgesetzt und dann verfilmt wurde. Nicht mehr, und nicht weniger.

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    1. Simon (TaD)

      Ahoi Joe,

      danke für das Lob.

      „Wir interpretieren vermutlich oft mehr in die Folgen hinein, wie die Autoren und Regisseure uns sagen wollten.“
      – Ja, da stimme ich zu, das kommt sicher oft vor! Es ist schon klar, dass viele Ungenauigkeiten manchmal ihren Ursprung einfach in pragmatischen Gründen haben (Kosten, Zeit, etc.). Aber genau das macht für mich den Spaß an den Gesprächen mit Sebastian aus, wenn wir uns das Gesehene aneignen und unsere eigene Interpretationsebene schaffen.

      Schöne Grüße
      Simon

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  22. Marcus

    Eine gelungene Folge! Tolles Wortspiel: Two weeks & Tuvix. Bei The Thaw bekam es Janeway mit einem Unhold zu tun, der nicht sterben wollte. Hier taucht das Problem in neuer Gestalt auf.
    Zwei Anmerkungen von mir zur Handlung, die sich von eurer Besprechung unterscheiden: in meinem Gedächtnis gibt es in der ersten Staffel eine Episode, in der Janeway dem Tuvok persönlich verspricht, ihn nach Hause zu bringen (ich konnte die Szene auf die Schnelle nicht finden, jedenfalls nicht am Ende des Pilotfilms). An dieses Versprechen fühlt sie sich natürlich beim Tuvix-Dilemma gebunden. Sie malt sich vor ihrer Entscheidung aus, wie das wäre, wenn sie Tuvoks Familie sagen müsste: „hier habt ihr euren Tuvok zurück. Abgesehen von seiner Verschmelzung mit einem herumkaspernden Talaxianer ist er kerngesund. Gern geschehen!“ Das macht ihre Entscheidung folgerichtig.
    Dann zum Doktor: er sucht nach einer Behandlung für Tuvok und Neelix, nicht für Tuvix. So verstehe ich seinen Satz: „Es kommt mir vor, als hätte ich 2 Patienten verloren“. Sein Eifer ist angestachelt, ähnlich wie Scotty eine Wundertat zu vollbringen. Und während er nach einem Heilmittel suchte, war die Weigerung von Tuvix nicht einkalkuliert. Der Doktor sagt dann nicht: der hippokratische Eid verbietet mir, den Patienten zu töten. Sondern er sagt völlig korrekt, dass er Tuvix nicht gegen seinen Willen behandeln kann. Mit dieser Szene erweist er sich einmal mehr als hochprofessioneller Arzt.
    Ich finde, man kann der Voyager Crew nicht zur Last legen, dass niemand vorausgesehen hat, es würde mit Tuvix zu einer Charly X – Szene auf der Brücke kommen. Das Ganze endet mit einer bitteren Note, und genau wie Kirk nach dem Verschwinden von Charly X nur noch resümierte: „Wir konnten ihm nicht helfen“, so gibt es ein Happy End für Kes, Neelix und Tuvok, aber nicht für den Gaststar der Woche. Und die Reise geht weiter.
    Der Zuschauer erlebt hier wirklich eine Kneippkur der Gefühle, zwischen Sympathie und Ablehnung hin- und hergerissen. Meiner Meinung nach gehört „Tuvix“ zu den Episoden, die dafür sorgen, dass Voyager in Erinnerung bleibt, und das muss man der Folge zugutehalten. Ihr habt die Schwächen und Stärken der Story aufgezeigt, und eure Hörer dürfen ihren Senf dazu geben. Was wäre die Woche ohne Euch!

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  23. özi

    Lieber Simon, lieber Sebastian, danke für Eure Besprechung, der ich lange entgegengefiebert habe – eben weil mir diese Folge sehr im Magen lag, und ich war gespannt auf Eure Meinung.
    Ich fand die Episode scheußlich. Janeway verübt in meinen Augen einen kaltblütigen Mord, und die Szene, in der sich Tuvix an seine Kollegen wendet, ist kaum auszuhalten.
    Abgesehen von Timing der Folge, Schauspielerwahl etc. stellte sich mir viel mehr die Frage: Gehört das hier hin?
    Das Thema ist denkbar spannend, aber mit der Art, wie es behandelt wurde, erwiesen die AutorInnen den Hauptfiguren von Voyager einen Bärendienst. Diese Entscheidung ist nicht Star Trek! Es hätte, mit Blick auf andere Folgen, genug technische Möglichkeiten gegeben, Tuvok und Neelix aus Tuvix zu extrapolieren, und Tuvix gleichzeitig zu erhalten – und wenn er auch nur im Holodeck hätte weiterleben können, wäre doch alles möglich. Was haben wir nicht schon alles für Blödsinn rund um Transporter und Replikatoren gesehen, da wäre DAS auch drin gewesen. Tuvix hätte sicherlich ein schönes neues zuhause gefunden.
    Der Crew diesen Mord anzuhaften hat in meinen Augen der Serie sehr geschadet. Voyager ist das falsche Gefäß, um es mit diesem Inhalt zu befüllen. Ich brauchte nach dieser Folge erst mal eine lange Janeway-Pause – und das konnte nicht im Sinne der AutorInnen sein.
    Hätte die Serie ab dieser Folge einen sehr darken Turn genommen, hätte diese Entscheidung langfristige Konsequenzen gehabt, dann wäre das was anderes gewesen. Aber so fühlte es sich an wie eine Disneys Lustiges Taschenbuch-Geschichte, in der Donald blutrünstig seine Neffen ermordet – und in der nächsten Geschichte scheint wieder die Sonne über Entenhause.
    Tuvix: Gute Geschichte, aber falsche Geschichte für das Voyager-Format.

  24. Matthias

    Janeway entscheidet sich, Tuvix zu opfern, obwohl er lebt, liebt, denkt und bleiben will. Sie zwingt ihn zur Trennung, um Tuvok und Neelix zurückzuholen. Niemand hilft ihr. Niemand widerspricht. In eisigem Schweigen vollzieht sie das Urteil. Kein Tribunal, kein Konsens, nur eine Kapitänin, die das Messer führt.
    Sie hat nicht das Richtige getan. Sie hat das Unvermeidliche getan. Tuvix ist kein Lehrstück über Heldenmut, sondern ein Spiegel für die Abgründe von Verantwortung.

    Manchmal ist Führung wie eine Operation ohne Narkose: Du schneidest ins Fleisch der Moral, während alle zusehen und hoffen, dass du nicht zitterst.
    Janeway hat nicht entschieden, weil sie überzeugt war, sondern weil niemand sonst bereit war, das Kreuz zu tragen. Und so wurde aus Pflicht Schuld, aus Befehl ein moralischer Kollateralschaden.

    Tuvix stirbt nicht, weil er es verdient hat. Sondern weil zwei andere es zuerst taten.
    Ein Leben gelöscht, um zwei alte Leben zurückzuholen.
    Ein Tauschhandel mit der Seele.

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    1. Özi

      Ich verstehe, worauf du hinaus willst, aber war es unvermeidbar? Ich glaube eben nicht, nicht in Star Trek Hausen wo sich schon für viel abgefahrenere Probleme schnelle technische Lösung haben finden lassen. Und deshalb funktioniert die Geschichte meines Erachtens nicht im Voyager-Format.

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      1. Matthias

        Die Frage ist nicht: Gab es eine andere Lösung, die Frage ist: Was sagt es über uns, dass wir nach einer suchen?
        Diese Folge will dich eben nicht mit einer cleveren Techniklösung entlasten. Sie will, dass du in diesem Dilemma stehen bleibst. Unbequem. Unentschieden. Unrein.

        Janeways Entscheidung funktioniert gerade deshalb so stark, weil sie nicht in der typischen Trek-Formel aufgeht. Sie ist kein ethisches Gedankenexperiment mit Happy-End-Schlupfloch. Sie ist ein Bruch im System. Und dieser Bruch ist nötig. Denn was nützt eine Utopie, die nur funktioniert, wenn die Drehbuchgötter rechtzeitig eine neue Matrix-Entschlüsselung aus dem Hut zaubern?

        Wenn du „Tuvix“ ablehnst, weil die Lösung zu brutal ist, sagst du im Grunde: Ich will ein Star Trek, das meine Werte bestätigt, nicht eines, das sie prüft.
        Aber genau deshalb ist diese Episode wichtig. Sie ist der Moment, in dem Voyager aufhört, ein Wohlfühlprogramm zu sein und beginnt, in den Abgrund zu blicken.

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