Trek am Freitag #35: Stammtisch Föderationspolitik

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„Noch drei Hopfenschorlen für Tisch 14!“ Denn: Bei einem amtlichen Humpen lassen sich Stammtischparolen am angeregtesten rauswemsen. Falk hat Redebedarf, was die Föderation angeht, denn eigentlich kann das alles doch gar nicht angehen: Wie funktioniert der interstellare Völkerbund, wenn überhaupt? Wurden alle enteignet, als man Geld abschaffte? Warum scheint niemand jemals Nachrichten zu konsumieren? Und gibt’s bei Joseph Sisko im Lokal einen aufs Haus? Die ganz großen Fragen also, die Star Trek aufwirft, einmal querbeet über Tische&Bänke™ – und auf keinen Fall bierernst.

Dieser Beitrag hat 30 Kommentare

  1. Steffi

    Die Folge hat Riesenspaß gemacht, sogar ohne Bier. Der Gedanke, dass Picard sich mit Raubkunst bestechen lässt und sie dann nicht mal in die klimatisierte Vitrine stellt, wird mich lange nicht loslassen.
    Danke!

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    1. Georg

      Er lässt sie ja am Ende von Generations einfach fallen!
      Wobei diese dann in Picard S3 wieder zu sehen ist. Ein Replikat?
      Wir bleiben dran!

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    2. sternburg

      Nicht nur nicht in eine klimatisierte Vitrine. Auf dem Flagschiff der Föderation, dass sich beständig in heftig existenzbedrohenden Situationen befindet. Mehr oder weniger der unsicherste Ort für dieses Artefakt im gesamten Quadranten.

      Dass die Untertassen-Sektion der Enterprise damit irgendwann auf irgendeinem Planeten bruchlandet ist quasi noch der bestmöglichste Outcome für diese Großhirn-Aktion. So lässt sich dieses Teil wahrscheinlich noch irgendwann irgendwie archäologisch retten, wenn Herr Picard dessen Verbleib wenigstens irgendwo angegeben hat.

  2. Goedeke

    Also zu der Verbrecherfrage in ca. 1:00:00 kann ich jetzt gut was sagen, weil ich ja spät dazu gekommen bin und gerade mit euch TOS schaue. Dagger of the Mind ist die Episode dazu. Da geht es ja um die Strafkolonie und wie Straftäter „geheilt“ werden.

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  3. Don

    Ich denke, es ist genau so, wie Sebastian es beschreibt. Wenn der berühmte Pädiater mit seiner Familie zum Essen kommt, dann freut sich Papa Joe, dass er endlich mal zeigen kann, was er als Küchenchef so drauf hat, einfach weil er so gerne kocht (bewirten anderer aus Spaß an der Freud gibt es ja auch heute teilweise schon).
    Und am Ende des Tages sind alle glücklich, der Pädiater mit seiner Familie UND Joe Sisko.

    1. Don

      Vielleicht waren es ja auch ausschließlich die Menschen, die sich bei der Gründung der Föderation vom Geld und dem Finanzsystem verabschieden mussten und die Andorianer, Tellariten und Vulkanier kannten sowas gar nicht?
      Allerdings wird (ich meine in) „The Apple“ gesagt, dass die Sternenflotte viel Geld in Spock investiert hätte. Also die Behauptung, es gäbe kein Geld mehr, scheint mindestens inkonsistent zu sein.

      BTW als Foreshadowing: Ich mag „Threshold“. Es ist sicher alles andere als ein Meisterwerk, aber ich fühle mich von der Folge gut unterhalten. 🙂

  4. Bridge66

    Hallo Jungs,

    vielen Dank für diesen interessanten und höchst vergnüglichen Klönschnack. Das finde ich ist ein gutes Format, um übergreifende Themen anzusprechen, ohne sich im Rahmen einer Episodenbesprechung zu verzetteln.

    Die Trekkiepedia hat sich in zwei Podcasts erschöpfend mit den Themen „Arbeit“ und „Geld“ in Star Trek auseinandergesetzt. Vielleicht passt das dazu.

    Ich habe tatsächlich „Die Gesetze der Föderation“ gelesen und fand ihn faszinierend, gerade wegen des Einblicks in die Politik der Föderation und die allgemeine Situation nach „Nemesis“. Meine Mutter dagegen konnte dem aus den gleichen Gründen nichts abgewinnen. Ich fühlte mich teilweise an Filme wie „Hallo Mr. President“ oder „Dave“ erinnert. Aber der Roman hat mehrere Handlungsstränge – womit sich eben die neu gewählte Präsidentin der Föderation so herumschlagen muß. Das ganze ist allerdings rund zehn Jahre her. Ich bekomme direkt Lust, das Buch noch mal zu lesen. Die deutsche Ausgabe enthält einen Anhang, in dem unter der Überschrift „Regieren in Utopia“ der aktuelle Wissensstand zum Thema Politik in Star Trek sehr schön zusammengefasst wird. Autor des Artikels ist der Medienwissenschaftler und Star Trek Fan Julian Wangler, der bereits mehrere Bücher zu den einzelnen Serien herausgebracht hat, ähnlich wie Ralph Sander oder Björn Sülter.

    Es wird ja immer gesagt, daß in TOS die Föderation die USA bzw. Westliche Welt darstellt und die Klingonen die Russen. Vielleicht war das zur Zeit des kalten Krieges so. Im 24. Jahrhundert denke ich eher, daß die Föderation die UNO darstellt (nur mit mehr Machtbefugnissen) und die USA wird durch die Erde dargestellt (und die Vulkanier sind dann die Briten oder so). Die Klingonen sind natürlich auch weiterhin die Russen. (Wo ist General Martok, wenn man ihn braucht?)

    Natürlich wollen sich die Autoren nicht aus dem Fenster lehnen. Wenn man wüßte, wie das Utopia funktioniert und wie man da hinkommt, dann wäre man ja schon längst dort.

    Die fünfte „Macht“ ist, soweit ich verstanden habe, Alpha Centauri, ursprünglich eine menschliche Kolonie, die kurz vor Unterzeichnung der Föderationscharta die Unabhängigkeit erlangt hat. Aber das basiert größtenteils auf beta-Kanon. Eine der Quellen ist das Picardsche Familienalbum aus „Generations“, bei dessen Gestaltung sich die Macher viel Mühe gegeben haben, obwohl man davon im Film überhaupt nichts gesehen hat. Hübsch ist auch das Buch „Federation The First 150 Years“ von David A. Goodman.

    Soweit ich mich erinnere sind Kolonien (der Erde oder der Föderation) meist von unternehmungslustigen Leuten gegründet worden, denen es auf der Erde zu eng wurde (Mond, Mars, Terra Nova), die in Ruhe ihrem eigenen Lebensentwurf folgen wollten (Moab IV, Bringloid, Mariposa) oder die aus anderen Gründen nichts mehr mit der alten Welt zu tun haben wollten. Ich habe nicht den Eindruck, daß jemals irgendjemand gezwungen wurde, Kolonist zu werden.

    Was allerdings die Strafkolonien betrifft – ich glaube Falk meint sowas wie die Tantalus Kolonie oder Elba II. Und Harry Mudd wurde wegen verschiedener Verbrechen zu einer psychiatrischen Behandlung verurteilt – wenn auch mit zweifelhaftem Erfolg.

    Sebastian, dein Pitch ist gekauft!

    Klar, das Föderationsgebiet ist ein Schweizer Käse!

    Jetzt noch einen zum Absacken aufs Haus!
    Live Long und Prost!
    Eure Bridge

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    1. Roger

      Hallo Bridge

      Genau, gemäss dem Buch „Die Welten der Föderation“ (dessen Inhalt aber eben nicht Kanon ist) waren die Alpha-Centaurianer ursprünglich das fünfte Gründungsmitglied. Allerdings nach dieser Quelle keine menschliche Kolonie, sondern ein menschenähnliches Alienvolk, wobei im 21. Jahrhundert der erste Kontakt zwischen einem Schiff der Erde (Die „Icarus“ mit Captain Roger (yeah!) Tauber) und einem Centauri-Schiff stattfand.

      Die Fakten, welche im Film „First Contact“ geschaffen werden, machen die oben beschriebene Geschichte jedoch unmöglich. Denn der Erstkontakt Menschen-Centaurianer wäre schon 2048 gewesen… Da auch Zefram Cochrane ab „First Contact“ als Mensch und nicht mehr wie ursprünglich als Centaurianer dargestellt wird, ist anzunehmen, dass die ganze „Alpha-Centauri“-Schiene seit dann hinfällig ist und gemäss Kanon – Memory Alpha bestätigt dies – es nun vier Gründungswelten (Erde-Vulkan-Tellar-Andoria) sind.

      Beste Grüsse

      Roger

  5. Padrino

    Hallo ihr drei 🙂

    Sehr vergnüglich, eure Überlegungen. Dazu mein Senf:
    1. Vielleicht ist die Demokratie auch mehr wie ursprünglich in Athen, als man öffentliche Ämter per Los vergeben hat. Die attische Demokratie hatte zwar auch eine Volksversammlung. Da konnte auch ein Bürger aus der Stadt verbannt werden(Scherbengericht) , damit er nicht eine größere Macht anhäuft und es zu einer Tyrannis (Tyrannenherrschaft) kommt. Somit wäre hier tatsächlich eine Demokratie ohne Wahlen möglich, wenn zum Beispiel der Föderationsrat die wichtigen Entscheidungen trifft. BTW wir erfahren schon, dass es Minister gibt, denn wir erfahren, dass Section 31 einen Mann im Kabinett von Jaresh-Inyo hatte.
    2. Wir sehen bei Enterprise auch eine Reporterin als Freundin von Travis (Terra Prime). Ist halt 22. Jh. 🤷🏼‍♂️

  6. Nippel

    Servus aus Hinterdupfing!

    Das liebe Geld… 🤔
    Es hört sich jetzt blöd an, wenn ich behaupte: „Geld ist nicht alles!“ -Aber wenn man gewisse Aspekte betrachtet, kann man den Spruch vielleicht auch anders deuten… Beispiel Eins: Zur Hochzeit der „Corinna“ hat der öffentliche Dienst einen enormen Zulauf von Bewertungen erhalten. -Vorallem Köche. Ich glaube, in der Bundespolizeiabteilung Fulda ist sogar ein Sternekoch Küchenchef geworden. Nicht weil es sein Traum war, Polizisten kulinarisch zu beglücken oder er damit Millionär wird, sondern weil seine „Entlohnung“ eine Sicherheit bringt. Er ist unkündbar, das Gehalt kommt pünktlich und er braucht sich keine Sorgen um die Zukunft zu machen.

    Anderes Beispiel: Früher wurden Arbeitnehmer oft mit Produkten der eigenen Firma entlohnt, wie Bäcker, Metzger, Landwirte, oder auch Bierbrauer (❤️), da es oft wichtige Bestandteile des Lebens waren (VORALLEM das Bier!).

    Letzter Punkt: Herr Zuckerberg oder ein Mr. Musk haben so viel Geld angeschaufelt in ihrem Leben, dass sogar die Kinder ihrer Kindeskinder noch in saus und brauß leben können. -Wieso hält der eine immer noch an Facebook fest und der andere schießt E-Autos ins All? Wegen Manscharre? Ich denke nicht. Es werden wohl gewisse Reize befriedigt, die sie bestätigen. -Macht, Status, Prestige.
    Soldaten werden nicht ausschließlich mit Geld entlohnt für gewisse Leistungen, sie bekommen Orden, Beförderungen… Ich denke, es gibt viele Menschen, denen das Ansehen sehr viel Wert ist.

    So glaube ich auch, dass die Föderation ähnliche Schemen betreibt, um ihre Bürger bei Laune zu halten! Sei fleißig, sei tapfer, sei treu und du wirst keine Sorgen haben. Vielleicht basiert die Entlohnung auch auf ein „Treuepunkte System“ wie beim „EDEKA des Grauens“!?

    Wer weiß? Es gäbe noch viel zu bereden…
    War ’ne tolle Folge Bitte mehr!!!
    Ahoj.

  7. Georg

    Vielen Dank für den Stammtisch, bitte mehr Fässer reinrollen!
    🙂

    Wie es wohl dazu gekommen ist, dass der Schlossherr auf sein gut verzichtet?
    Naja, vielleicht wurde nach dein eugenischen Kriegen ja das weltweit umgesetzt, was in Teilen Osteuropas und besonders dem Osten Deutschlands durchgesetzt wurde.
    Enteignung.
    Alles gleichverteilt, das Schloss gehört jetzt allen und niemanden. Und nach 200 Jahren Föderation hat sich aus Gewohnheit dort eben die Familie Picard niedergelassen, aber ne, die wohnen dort schon länger, oder?
    Jedenfalls nach 1945 wurde sehr viel enteignet und zu großen Aufständen ist es ja nicht gekommen, aufgrund der sowjetischen Besatzung. Vielleicht haben sich ähnliche Parteien auch als Sieger der Eugenischen Kriege weltweit herausgestellt.
    🤔
    Hmm.. aber in first contact meinte Cochrane ja, dass er sich nur so wenig Titanium oder was auch immer leisten konnte.
    Vielleicht doch keine Massenenteignung…
    Ich hab meinen eigenen Faden verloren:))

    Jake Sisko als Chef des Lokalblatts, das hauptsächlich über den wöchentlichen Bauernmarkt und die Kerwa berichtet, genial!:)

    Vielleicht gibt es ja jede Menge Kolonien, auf denen das normale Föderationsleben vorherrscht, die haben es nur nie in die Serie geschafft, weil dort einfach nicht passiert.
    Enterprise muss dringend vaccine liefern.. hoffentlich passiert nichts..uff, nichts passiert!

    Weshalb Risa nicht überrannt wird?
    Transportengpässe.
    Es kommen ja nur Schiffe dort an, zu Fuß ist das ein langer Weg. Und Schiffe können sich nur Reiche leisten. Wobei wir wieder da waren, wer ist reich. Also entweder Sternenflottebesatzungen oder Leute mit Beziehungen.
    Aber weshalb replizieren ich mir nicht mein eigenes Raumschiff?
    Das wurde im technikal Manual mal irgendwie erwähnt, weshalb man nicht einfach alles replizieren kann..aber ich schweife ab.

    Vielen Dank für den Stammtisch

  8. Onkel Alfred

    Ein alter Klassenkamerad hat das mit den Elefanten, die überall in den Räumen stehen, schon in der Mittelstufe gut zusammengefaßt: „Man sieht die alle nie auf Klo gehen“. In diesem Sinne würde ich mich auf eine baldigst nächste Stammtischfolge freuen.

    1. Bridge66

      Eine Töpfchenfolge? Echt jetzt?

    2. Robert

      Stell mir grad vor, wie Geordi zu Data sagt: „Gehen Sie schon mal vor, ich verschwinde noch mal eben um die Ecke…“ Und Data sich dann bei Deanna erkundigt, was Geordi damit jetzt wieder gemeint hat.

  9. SarahCrusher

    Ca. 22:35 das Weingut der Picards wurde ja von Robert bewirtschaftet, ich finde es sehr schade dass man so gar nichts darüber erfährt in/nach Generations was nach seinem und Renes Tod damit geschieht. Ich hab gesehen es gibt wohl ein Buch in dem Witwe Marie sich um das Anwesen kümmert aber anscheinend wurde es in keinem Film oder in der Picard Serie (hab ich nicht gesehen) erwähnt? Das ist so traurig, dass Falk meinen musste es wurde nicht mehr bewirtschaftet. Marie hätte bestimmt einige Leute gehabt die ihr geholfen hätten um das historische Anwesen wiederherzustellen und zu bewirtschaften. Vielleicht klingt das auch alles zu traditionell/ religiös, Weinberge bräuchte es ja in einer Welt mit Replikation eh nicht mehr.

  10. Florian

    Das mit dem Geld kann man drehen wie man will, es ergibt keinen Sinn.
    Wie zahlen Dax und Co im Quarks? Wer macht auf der Erde Jobs wie Müllabfuhr, wer putzt in der Nachtschicht Leuten den Hintern ab ( machen das Roboter), wer arbeitet als Wächter im Knast…bekommt jeder die Wohnung die er mag? Oder eine Villa wie Picard? Generell wer soll den überhaupt arbeiten wenn es nicht gerade was spannendes und erfüllendes ist..
    Was aber sicher 70-80 % der Jobs nicht zutrifft… Der Küchenhilfe bei Siskos Vater ist ein gutes Bsp. Er muss also Abends für umsonst arbeiten und für andere schuften… sagt er sich nicht mal ach ich würde auch lieber Gast sein? Die Nahrungsmittel werden wiederum von anderen aus Spaß angebaut und dann in Läden verschenkt?

  11. Florian

    Ich will auf den Nudisten Planeten wo es immer um 11h Annanas gibt 🙂

  12. Kleiner Bruder

    Das Klo wird auch in anderen Produktionen nur erwähnt, wenn es dramaturgisch sinnvoll ist. Ich denke da an die Szene aus „Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten“, als der deutsche Pilot durch ein Abführmittel ausgeschaltet wird. Oder die Szene aus „Galaxy Quest“, als Jason Nesmith in der Toilettenkabine mithört, wie zwei Besucher der Con über ihn lästern. Ach ja, in „The Orville“ wird bei den Moclanern daraus eine Zeremonie gemacht, die nur einmal im Jahr stattfindet.

  13. Emma

    Ursula K. LeGuin skizziert in „The Dispossed“ eine anarchistische Gesellschaft, die allerdings nicht perfekt ist. Ein Grund ist, dass die Gesellschaft auf einem recht kargen Mond lebt (vom Heimatplaneten hab man die politisch unliebsamen Elemente abgeschoben) und es zum Beispiel zu Hungersnöten kommt. Für diese Diskussion aber relevanter ist, dass die Hierarchielosigkeit praktisch nicht ganz gegeben ist. So gibt es z.B. ein Komitee, dass notwendige Arbeiten den Menschen zuteilt. Theoretisch haben die Leute die Freiheit, dass abzulehnen. Praktisch herrscht aber ein sehr hoher (tatsächlich auch zu hoher) gesellschaftlicher Druck, nicht zu „egoiesieren“ und zu tun, was für die Gesellschaft gut ist.
    (Warum diese Gesellschaftsform doch noch die vorzuziehende ist, wird einem später vor Augen geführt, wenn man die Unterklasse des kapitalistischen Heimatplaneten sieht, denen es trotz vorhandener Ressourcen noch schlechter geht, weil sie von der Oberklasse unterdrückt werden.)

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    1. Robert

      Guter Hinweis und großartige Schriftstellerin!

  14. Robert

    Hallo zusammen,

    tolle Stammtisch-Folge mit vielen interessanten Aspekten. 🙂

    Für mich erklärt eine Sache zumindest ein paar seltsame Aspekte der Föderation: die unermessliche Größe des Weltraums und damit verbunden, die für uns – die wir 45-Minuten-Folgen gewohnt sind – wohl nur schwer vorstellbaren Zeiträume, die auch mit Warp 6, 7 oder 8 mit einer Reise von A nach B verbunden sind.

    Warum werden etwa Kolonien allein gelassen und können sogar scheitern? Weil einfach schon aus Zeitgründen (unabhängig von materiellen Kapazitäten, die wir ja auch nicht wirklich kennen) gar nicht die Möglichkeit besteht, die Kolonien ständig zu versorgen. Was soll die Föderation also tun? Leuten, die gerne (aus Abenteuerlust oder vielleicht auch einfach aus dem Wunsch nach einem sinnerfüllten Leben) lieber eine Kolonie gründen wollen, anstatt den ganzen Tag in einer Luxus-Wohnung in San Francisco mit Blick auf die Starfleet-Akademie zu sitzen und sich an den Füßen zu spielen, von vorneherein verbieten, in den Weltraum hinaus zu reisen? Das wird natürlich, man ist ja liberal, niemandem verboten, aber die Geschäftsgrundlage ist dann eben: „Wenn ihr ein Problem bekommt, müsst ihr damit zunächst einmal allein klarkommen. Klar könnt ihr um Hilfe rufen und wir kommen dann auch, so schnell wir können, aber wir brauchen halt drei Wochen, bis wir da sind. Und wir können dann auch nicht gleich mit 40 Schiffen kommen, sondern erst einmal nur mit der Enterprise. Ein feines Schiff, aber … na ja, EIN Schiff… Sorry.“ Ist dann halt doof, wenn auf der Kolonie just der Fusionsreaktor explodiert ist, mit dem man die Wohnungen für den Winter heizen wollte, und jetzt Tausende von Menschen in Lebensgefahr schweben. Das ist natürlich ein Extrem-Beispiel, aber es bedeutet eben, dass, wenn man eine Kolonie gründet, rein aus faktischen Gründen auf sich selbst gestellt ist und zusehen muss. Und wenn man dann irgendwann groß ist und selbst schnelle Raumschiffe bauen kann, klappt auch die Anbindung an die Föderation wieder etwas besser.

    Diese großen Reisezeiträume zwischen den einzelnen Sternensystemen beeinflussen natürlich auch das Verhältnis zwischen den Völkern und verhindern vermutlich auch, dass es einen einheitlichen Gesetzgeber oder eine einheitliche Regierung für die gesamte Föderation gibt, die mehr als die groben Richtlinien aufstellen kann. Deshalb sind auch die „Löcher im Schweizer Käse“, meine ich, gar nicht so das große Problem. Die ganze Galaxie ist ja ohnehin eher ein großer Haufen von Löchern mit ein winziges bisschen Käse dazwischen. Wenn dann die ein oder andere Welt im Föderationsgebiet sagt: „Lasst uns bitte in Ruhe“, wird der Käse dadurch nicht wirklich löchriger …

    Viele Grüße
    Robert

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  15. Onkel Alfred

    Antwort:
    Natürlich wäre eine Töpchenfolge interessant, aber eigentlich nicht. Der Satz ist auch nicht darauf bezogen gemeint. Vielmehr als eine Zusammenfassung für alles, das in den Geschichten ausgespart und nicht erklärt wird. Was jetzt nicht bedeuten soll, daß alles, was am Stammtisch besprochen wird, als Stoffwechselprodukt zu werten ist.

  16. Kleiner Bruder

    BILD titelt: Haben Simon und Sebastian (und Falk) Star Trek zerstört?

    Nein, habt ihr nicht. Klar, die Politik der Erde ist nicht das Thema in Trek und man kann die Folgen auch so genießen. Aber als Hobbyhistoriker und Hobbyautor interessiert mich so etwas brennend. Es hilft, wie auch in anderen Bereichen, die Dinge im Kontext zu sehen.

    Politik: Da muss es wohl einen Moment der Erleuchtung gegeben haben, wie ihr sagtet. Bisher hat noch keine Katastrophe die Menschen im allgemeinen bewegen können, auf persönliche Vorteile oder Machtstreben zu verzichten. Hauptgrund für den Frieden scheint die wirtschaftliche Situation zu sein. Padrino hatte oben schon das alte Athen erwähnt. Dort funktionierte die Demokratie auch ganz prächtig, solange man die Meere beherrschte und das Silber hereinkam. Danach ging es dann aber auch schnell bergab. Und gelegentlich werden auch Statuten oder Gesetze innerhalb der Föderation erwähnt. Die enthalten sicher auch Regelungen für Notfälle wie Invasionen, bei denen schnell entschieden werden muss. Ansonsten erscheint die Föderation als lockerer Staatenbund. Die Vulkanier würden es ganz bestimmt nicht dulden, wenn ihnen die Menschen in die planetare Verwaltung reinreden wollten.

    Wirtschaft: Ist wohl weitgehend automatisiert, obwohl ich mich nicht erinnern kann, richtige Roboter wie in Star Wars gesehen zu haben. Sonst scheint alles mehr als Hobby zu funktionieren, wie der Anbau von Obst und Gemüse oder die Weinherstellung. Und wenn Opa Sisko keine Lust zum Kochen hat, dann macht er einfach zu. Seine Küchenhilfe ist dabei gleichzeitig sein Schüler.
    Besitz kann es natürlich geben, erfordert allerdings auch Pflege, da lohnt sich allzuviel wohl nicht. Und wer mehr will, sucht sich eine Kolonie. Das war in früheren Zeiten (Athen) schon ein guter Weg, unruhige Mitbürger loszuwerden. Spannend wird es beim Kontakt mit anderen Welten. Dafür muss es wohl so etwas wie eine Bank für den Außenhandel geben.

    Kriminalität: lohnt sich wohl nicht, wenn alle genug haben. Und die Kriminaltechnik der Zukunft dürfte die Aufklärungsquote enorm verbessert haben. Verbrecher sollen ja auch angeblich therapiert statt nur weggesperrt werden. Mit der Überwachung ist das ja auch so eine Sache, wir müssen uns heute oft zwischen Sicherheit oder Freiheit entscheiden. In Star Trek hat man sich offenbar für weniger bis gar keinen Datenschutz entschieden. Einen Polizisten haben wir aber schon mal gesehen, in Star Trek 2009. Das schien ein Roboter als Verkehrspolizist zu sein.

    Die Jugend: hat wohl einfach keinen Grund, zu rebellieren, wenn es keine sozialen Unterschiede gibt und man sich in Beruf und Hobby weitgehend selbst verwirklichen kann. Obwohl, einmal haben wir so etwas gesehen, in TOS 3.20, „The Way to Eden“. Aber wer Abenteuer will, der kann natürlich zur Flotte oder in die Kolonien.

    Religion: das stelle ich mir so vor wie in unserem Land, wo das fast völlig auf Brauchtum und „Seid nett zueinander“ reduziert ist. Immerhin eine Aussage, auf die man sich einigen könnte.

    Journalismus: der geht ja schon heute zum großen Teil online. Deswegen gibt es wohl auch keine öffentlichen Bildschirme. Der Pitch ist prima, allerdings frage ich mich, welches Geheimnis Jake so traumatisiert. In „Der Mann, der Liberty Valance erschoss“ gibt es eine Szene, in der der Reporter direkt sagt, es sei besser, die Legende zu drucken als die Wahrheit.

    Fazit: Daumen rauf für TAD. Podcast long and prosper!

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  17. Ole

    Hallöchen, die angesprochene Naivität versuche ich mir absichtlich zu erhalten. „Star Trek“ ist für mich ein Sehnsuchtsort, und der darf grundsätzlich gerne perfekt sein. Für mich ist „Star Trek“ ist eher Fantasy als Science Fiction. Den Warp-Antrieb verstehe ich nicht, freue mich aber trotzdem, dass die Galaxie jetzt so klein ist, dass man sich über den Weg läuft. Das allein lässt ja schon jeglichen Realismus ausschließen.

    Ich verstehe das Gesellschaftssystem der Erde nicht. Trotzdem freue ich mich, dass niemand hungert und alle scheinbar einig zu sein scheinen. Wenn ich das Gegenteil davon sehen möchte, schaue ich mir Nachrichten an, und genau das möchte ich nicht, wenn ich „Star Trek“ anschaue. Trotzdem macht es natürlich Spaß, einiges zu hinterfragen und wild zu philosophieren. Deshalb hat mir der Stammtisch gut gefallen! Vielen Dank und gerne wieder…

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  18. CptCalhoun

    Spannende Fragen die er danach geht. Ich glaub es liegt einfach auch darin, dass Star Trek hier zu sehr noch von dem Setting aus dem Start von TNG gefangen ist. Ein Corset das dann auch z.B. Deep Space Nine nicht zu durchbrechen mag. Mr. Moore versucht es nach seiner Trek Ära, dann ja z.B. bei Battelstar Galactia mal, auch hier mit der Präsidentin ein politisches Gegengewicht rein zu bringen. Auch in der dritten Staffel von For All Mankind, ich nehme das jetzt einfach mal als SciFi Show mit rein, geht er ja auch auf die Veränderung von politischen Fragen ein, auch wenn er sich manche Sachen Zwecks Dramaturgie doch gut zu recht biegt.
    Ähnliches in der heutigen Zeit hat ja auch The Expanse versucht. Hier gab es dann ja quasi auch den Blick immer auf beide Seiten, indem man hier auch immer die Geschichte aus Sicht der verschiedensten Fraktionen gezeigt hat.
    Wenn man zur damaligen Zeit in den 90er zu der anderen SciFi Serie mit der Station rüber schaut, sieht man ja das hier Politik in Babylon 5 einfach ein Thema ist. Alleine vom Setting weil die Station sowas wie eine intergalaktische UN ist. Hier gibt es mit ISN ja auch einen Nachrichtsender, und daher auch die Themen mit Medien so gut anspricht, dass diese Folge auch heute nichts von ihrer Aktualität verloren hat. Ja quasi heute ein Paradebeispiel sind, wie Fake News funktionieren.
    Vielleicht hatte man aber auch einfach Angst ähnliche Kritik wie das andere große Francise im Weltraum zu bekommen. Denn eine Kritik zur damaligen Zeit an Star Wars Episode I war ja das es zu wenig Action, dafür aber lange Senatsdebatten um Handelskonflikte gab. Eine Kritik die es ja sogar zur damaligen Zeit als Parodie in die Simpsons geschafft hat. Könnte mir auch vorstellen, dass ein gewisser Mr. Berman auf solche Kritiken dann einfach keine Lust hatte.

  19. Ina

    Ihr 2, das war so klasse heute. Ganz toller Stammtisch, was hab ich gelacht im Auto. Das ist immer, als wäre man dabei. Und das gefällt mir. In meinem Umfeld gibt’s niemand, um über Star Trek im Allgemeinen aber natürlich auch im Detail zu sprechen. Und so bin ich mittendrin.
    ….und Simon, benutze ruhig öfter das Verb „hören“, Du hast ne ganz besondere Art das auszusprechen. Sehr cool, besonders eben in einem Podcast anzuhören.
    Liebe Grüße, Ina

  20. BravoMike

    Sehr schönen Gespräch, danke!

    Zur inneren Organisation und zur Natur der Föderation verrät meine absolute Lieblingsfolge der Originalserie Wichtiges: „Journey to Babel“/Reise nach Babel“!

    Wir sehen dort, wie sich „Botschafter“ („ambassadors“) der Förderationsmitglieder zur einer Konferenz versammeln. Offensichtlich gibt es einige Differnzen.

    Das Ganze erinnert sehr an heutige EU-Gipfel, wenn die Kolleg*innen aus Polen und Ungarn mal Stress machen oder Deutschland von anderen als Schulmeister angefeindet wird … ;P

    Ich interpretiere die Förderation deswegen wenn überhaupt als sogar noch lockerere Verbindung als die EU mit sehr viel Autonomie der einzelnen Mitglieder und keineswegs einheitlicher Politik.

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  21. Boethi

    Wieder eine sehr interessante Folge. Dem Ansatz, Star Trek ist keine Utopie sondern eine Dystopie, würde ich zwar nicht vollständig folgen, werde aber noch lange drüber nachdenken.

    Ein von Euch ja schon öfter angesprochenes Thema, über das ich mir auch schon lange Gedanken mache, ist die Musik in Star Trek (also nicht unbedingt die Filmmusik, sondern die, die in den Serien vorkommt). Ja, die Kultur scheint ein bisschen erstarrt bzw. völlig rückwärtsgewandt zu sein. Popmusik scheint es gar nicht mehr zu geben. Wir sehen den nicht gerade modernen Vic Fontaine der den Opern singenden Doctor und die vielen Streichquartette. In LD hören wir zwar einmal Klingon Acid Punk, aber das ist einer der ganz seltenen Momente.
    Ich hätte große Lust, mal in irgendeinem Rahmen darüber zu reden. Vielleicht kommen wir mal zu einem Musik-Stammtisch zusammen…?

    Bis dahin:
    Macht weiter so mit TaD!

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