#316: Journey’s End (TNG 7.20)

Episode herunterladen (MP3, 73 MB)

28. März 1994:
Am Horizont zeichnet sich bereits der Delta-Quadrant ab, also startet ein Crossover-Arc, der Voyager vorbereitet. Während schon wieder ein Trek-Dörfli umgesiedelt wird, konfrontiert die Folge Jean mit blutiger Familiengeschichte und Simon & Sebastian mit Klischees der Karl-May-Festspiele. Außerdem klärt sich nach sechseinhalb Jahren, warum Wesley sowohl der Mozart als auch der Wolle Petry der Raumzeit ist.

In Deutschland: Am Ende der Reise, ausgestrahlt am 19. Juli 1994.

Dieser Beitrag hat 32 Kommentare

  1. Rene

    Soweit ich weiß, gibt es durchaus Indigene, die lieber Indianer oder Eskimos genannt werden wollen.

    Bin ich als Deutscher nicht auch windigen, wenn meine Vorfahren hier herkommen? 😉

    3
    1. Maestro84

      Wir beide sind schon indigene Deutsche. Persönlich nutze ich immer noch Worte wie Indianer und Eskimos. Man muss sich nicht allen us-amerikanischen Sachen unterwerfen.

      4
      1. Sebastian

        Bitte auf tendenziöse Begriffe wie „unterwerfen“ verzichten, siehe dazu auch unsere Netiquette. Weitere Fragen/Eingaben in diese Richtung, so sie denn sein müssen (und ich finde, sie müssen nicht), bitte per Mail, nicht hier. Danke!

        1
      2. Emma

        Nimm‘s mir nicht krumm, aber ich muss gerade an so „Konservative“ denken, die den einen Schwarzen finden, der kein Problem hat mit dem N-Wort bezeichnet zu werden um dann „Seht ihr! Seht ihr! Cancel Culture! Woker Mob! Links-Grün…“ usw. zu schreien.

        1
      3. Einsamer Schütze

        Das Wort „Indianer“ an sicht ist ja gar nicht so sehr das Problem. Einige Indigene Nordamerikas scheines es auch OK zu finden. Ich habe aber keine Ahnung wie hoch deren prozentualer Anteil ist und maße mir daher auch kein pauschales Urteil über die Verwendung des Begriffs an.

        Der Kernprolbem ist aber vielmehr (und das haben Simon und Sebastian) auch recht gut herausgearbeitet), dass uns die Folge (und später auch Voyager) gar keine echten Indigenen zeigt, sondern reine Phantasieindianer. Es fängt schon damit an, dass hier das ganze Dorf 24/7 in „traditioneller“ Kleidung rumläuft. Heutige Indigene sind aber im Alltag auch nur stinknormale Amerikaner, die in Jeans und T-Shirt rumlaufen. Hätte man uns eine Kolonie mit weißen Siedlern auf diese Art gezeigt, hätte das wahrscheinlich fast schon sektenhaft gewirkt.

        Dazu kommt, dass ein Hollywoodstudio wie Paramount durchaus die Möglichkeit gehabt hätte, hier ein reales Volk wie die Zuni, Hopi oder Navajo zu präsentieren. Stattdessen hat man sich für einen wilden Mix von zum Teil sehr verschiedenen Kulturen entschieden. Man stelle sich zum Vergleich mal eine „Europäer“-Folge vor, in der Leute mit Pickelhaube aufm Kopp und Baguette unterm Arm Wodka trinkend unterm Big Ben sitzen und dabei „Mamma Mia“ rufen.

        7
  2. Maestro84

    Eine tolle Folge, aber diese konstruierte Blutschuld von Picard ist arg bescheiden. Wesleys Abschied war aber schon schön. Und RIP Indianer zum Beginn des Dominion Krieges. :/

    1. sternburg

      Ich vermute, dem Dominion ist relativ wurscht, wenn da so eine Gruppe Menschen, die sich explizit von der Föderation losgesagt und der Jurisprudenz Cardasias unterworfen haben, auf irgendeinem unbeachteten Felsbrocken im Zonenrandgebiet rumlungern und ihre Ruhe haben wollen.

      Vermutlich zahlen sie eine Kriegsabgabe und sind ansonsten eine Nummer auf irgendeinem Excel Sheet in der cardassianischen Bürokratie.

      1. Maestro84

        Ich befürchte, die Cardassianer haben auch diese Kolonie einfach eingeäschert.

  3. Alexander

    Hallo Simon und Sebastian,

    Vielen Dank für eure Besprechung. Ich finde diese Folge auch etwas holprig.
    Fangen wir mit Wesley an.
    Ich fand es zu Beginn der Serie recht cool, dass Wesley so begabt ist und er eine geniale Auffassungsgabe bei der Technik der Enterprise hat.
    Das der Reisende das besondere an Wesley Picard offenbart fand ich auch völlig in Ordnung. Wesley bekam dadurch eine Schlüsselrolle und konnte in den kommenden Folgen wirklich zu Lösungen beitragen. Zum Beispiel hatte er in der Folge „Die Damen Troi“ ein wichtiges Notsignal endeckt woraufhin Picard der Mutter mitteilte wie talentiert Wesley eigentlich ist. Schließlich wird er befördert und trägt am Ende der Staffel 3 eine Uniform auf der Brücke. Alles gut bis hier.
    In der Folge „Die letzte Mission“ wird nochmal das besondere an der Beziehung zwischen Picard und Wesley gezeigt.Picard ist Wesleys Vorbild und Ziehvater. Wesleys Charakterentwicklung finde ich auch hier noch innerhalb der Serie in Ordnung. Dann kommt er zur Akademie ect. Ihr wisst wie es weiter geht.Dass er mit der Robin Lefler in der Folge „gefährliche Spielsucht“ rummacht und eine kurze Beziehung mit ihr hat gefällt mir aufjedenfall. Ich glaube Beverly hätte sich wirklich gefreut, wenn sie nicht zu sehr mit ihrer Kopfhörer Daddelkiste beschäftigt gewesen wäre. Später macht er zunächst bei der Vertuschung bei der Aufklärung von dem Kadetten Albert mit…Also insgesamt finde ich die Wesley Story nicht schlecht. In der jetzigen Folge“Journeys End“ kommt der Reisende zurück um die Reise von Wesley zu beenden. Und er bricht seine Karriere bei der Sternenflotte ab um ein Wunderknabe durch Zeit und Raum zu werden.😅😀
    Oh nein. Das soll der nächste evolutionäre Aufstieg von Wesley sein…Ich verstehe auch nicht, warum es Wesleys Motiv sein soll nur seinem Vater zu folgen. War nicht eigentlich Picard sein wahres Vorbild für den er alles getan hat samt seiner ganzen Leistungen? Das hat er doch in „Die letzte Mission“ doch selbst zu Picard gesagt. Von daher finde ich es nicht wirklich plausibel, dass der Jack Crusher im Lagerfeuer seiner Visionen auftaucht. Aber in dieser Folge ist das halt so.
    Also ich finde auch das hätte anders inszeniert werden können. Jetzt zu Picard:
    Die Geschichte mit einem spanischen Vorfahren aus Picards Familie der etwas falsches getan hat ist auch irgendwie lächerlich.
    Das soll das Argument dafür sein, warum Picards Rolle hier die Fürsprache für die Indianer Kolonie ist. Und er damit zum Schluss sich von einer sehr alten Blutschuld wieder rein gewaschen hat. Das ist auch ganz schön wackelig. Aber gut.
    Erstaunlich finde ich ,dass die Indianer sich zum Schluss den Cardassianern und ihren Gesetzen anschließen. Gerade die Cardassianer.😅😀 Das ist eine weitere Überlegung wert.
    Den Daumen würde ich noch quer geben. Aber ich kann gut verstehen warum er bei euch nach unten gegangen ist.
    Einige Gründe dafür habe ich in meinem Kommentar gerade selber formuliert. Ich wünsche euch und den anderen Mitgliedern der Community einen schönen Dienstag!!

    Gruß Alexander

    2
  4. Michael from Outer Space

    Hallo!

    Es gibt einen US-amerikanischen Star Trek-Podcast namens „Mission Log“, bei dem Gene Roddenberrys Sohn Eugene „Rod“ Roddenberry als Executive Producer fungiert. Dort werden, wie bei TaD, wöchentlich alle Folgen von TOS bis ENT nacheinander besprochen (ich glaube aber nicht in Ausstrahlungsreihenfolge). Gestern habe ich mir die 259. Folge zu „Journey’s End“ angehört:
    https://www.missionlogpodcast.com/journeys-end/

    Die beiden Podcaster erklären dort, dass es in Nordamerika keine einheitliche Sprachregelung für die Bezeichnung indigener Völker bzw. die jeweiligen Personen gibt. Einige Mitglieder dieser Völker möchten mit ihrem Stammesnamen, z. B. Nitsitapii (englisch Blackfoot (in Kanada) / Blackfeet (in USA)) angesprochen werden. Andere finden die allgemeine Bezeichnung „Native Americans“ OK. Wieder andere haben mit „Indians“ kein Problem. Ich habe es mir die Verwendung des Begriffs „Native Americans“ seit einigen Jahren auch angewöhnt. Es gibt aber offenbar nicht die eine „richtige“ Bezeichnung.

    Ich glaube, wir haben jetzt alle Zutaten für die Story des 9. Kinofilms „Insurrection“ beisammen:
    – Die Angehörigen eines indigenen Volkes altern auf ihrem angeblich „paradiesischen“ Planeten nicht und erfreuen sich perfekter Gesundheit (TOS: „The Apple“).
    – Die Angehörigen eines indigenen Volkes tun so, als wären sie primitiv, sind aber in Wirklichkeit hochentwickelt (TOS: „Errand of Mercy“).
    – Ein indigenes Volk wird von der Sternenflotte mithilfe einer holografisch getarnten Beobachtungsstation in einer Felswand heimlich observiert (TNG: „Who Watches the Watchers?“).
    – Ein indigenes Volk wird von der Sternenflotte mithilfe eines Holodecks auf einen anderen Planeten umgesiedelt, ohne dass sie es merken (TNG: „Homeward“).
    – Die Kolonist:innen auf einem Planeten lehnen moderne Technologie ab (DS9: „Paradise“).
    – Ein indigenes Volk soll unter Beteiligung der Enterprise-Crew zwangsumgesiedelt werden, wogegen Picard ankämpft (TNG: „Journey’s End“).

    Bei der Bewertung von „Journey’s End“ stimme ich Simon und Sebastian zu. Das ist schlimm, weil Wesley Crusher, ein Charakter, den wir seit der ersten Staffel begleitet haben, hier so halbherzig abgeschoben wird. Tasha Yar hatte in TNG bis „Skin of Evil“ nach meiner Rechnung 22 Auftritte in der ersten Staffel und bekam nach ihrem Tod eine sehr emotionale, ehrliche Trauerfeier auf dem Holodeck. Wesley kommt auf 68 Auftritte und sein Abschied ist dieses halbgare Spektakel?!? Da fühle ich mich ein wenig verarscht.

    Wesleys Motivation, sich dem Reisenden anzuschließen, wird mir überhaupt nicht verdeutlicht. Na gut, er möchte aus der Sternenflotte austreten. Das führt aber nicht notwendigerweise dazu, mit dem Reisenden auf Tour zu gehen. Er hat beim Ritual entweder eine durch bewusstseinserweiternde Drogen ausgelöste Halluzination oder er sieht ein Trugbild seines toten Vaters, das der Reisende erzeugt, um ihn zu manipulieren. Zieht Wesley diese Möglichkeiten überhaupt in Betracht? Ist es ihm vielleicht sogar egal? Ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass der Physik-Mozart Wesley Crusher hier ernsthaft glaubt, mit einer verstorbenen Person zu sprechen! Für mich ergibt das alles keinen Sinn. Außerdem war der Reisende im krassen Gegensatz zu Q und Guinan für mich nie ein spannender oder sympathischer Charakter. Ich habe ihn immer als Esoteriker empfunden, der verschwurbelte Reden hält.

    Als Startepisode für den Maquis ist „Journey’s End“ OK, aber als Abschied für Wesley ist sie eine Enttäuschung.

    Beverlys Kenntnis über das, was der Reisende damals dem Jean über Wesley erzählt hat, kann man vielleicht erklären: Jean und Bev waren in „Attached“ mental verbunden. Vielleicht hat der Jean währenddessen kurz an Wesley gedacht und sich daran erinnert, was der Reisende im erzählt hat. Bev hat diesen Gedanken unbewusst aufgeschnappt. Das erklärt allerdings nicht, wieso sie den Jean nicht früher damit konfrontiert hat.

    LL&P
    Michael from Outer Space

    P.S.: Vielen lieben Dank an alle Kojot:innen für diese unterhaltsame TaD-Folge! 😉

    🎵 Panflötenmusik 🎵

    1
    1. sternburg

      > „Die beiden Podcaster erklären dort, dass es in Nordamerika keine einheitliche Sprachregelung für die Bezeichnung indigener Völker bzw. die jeweiligen Personen gibt.“

      Ich bin ein einfacher Mensch. Ich finde, wenn es irgendwo Betroffene gibt, die eine Formulierung als verletzend empfinden, dann steht es mir als Nicht-Betroffenen gut an, aus reiner Höflichkeit auf diese Formulierung zu verzichten.

      Da breche ich mir keinen Zacken aus der Krone. Und deshalb verwende ich nicht das N-Wort und nicht das Z-Wort. Und deshalb spreche ich von Menschen, deren Vorfahren bereits vor dem Kolonialismus und den europäischen Genoziden auf dem amerikanischen Kontinent lebten, nicht als „Indianer“.

      Und wenn Betroffene darüber einen wie auch immer gearteten Diskurs führen, oder untereinander diese Worte anders verwenden, dann ist das deren Angelegenheit. Das geht mich – mit Verlaub – einen feuchten Scheißdreck an. Das ist nicht meine Party und ich bin nicht eingeladen. Das hat exakt null damit zu tun, ob ich meine Sprache höflich verwende oder nicht.

      3
  5. Mister Incredible

    Moin zusammen,
    Außer den paar gut gespielten Szenen hat die Episode bei mir auch nur Hirnschmerz verursacht. Ich dachte nur.. „och, nee, jetzt nicht diesen Winnetou-Krampf“. Wesleys miese Laune zu erleben, nervt. Ich dachte „boah, wie lange muss er denn den Arsch geben bis ihm einer eingeschenkt wird?“ Wenn im 24. Jahrhundert mit den American First Nations noch solche Deportationsdinger fabriziert werden sollen, da haben die Schocks der Eugenischen Kriege wohl nichts im Kopf bewirkt?
    Einzig die Verabschiedunsszene zwischen Beverly und Wes fand ich von ihr super gespielt. Das was wohl nix, Herr Moore.

    2
  6. Marco Kurt

    Ich erinnere mich immer an der früheren Ansage eines Sprechers von Sat.1. Auch eine Strophe aus einen Lied von Pur aus den Jahr 1993. Er hat dazu gedichtet:“…Natürlich nur an Bord der Enterprise.“

    Ich fand es schön, dass Gul Evek wieder vorkam.

    Glückwunsch nochmal an den oder die zwei Gewinner des letzten Gewinnspieles!

    Ich wünsche Ihnen noch einen schönen Abend!

  7. Nils-MS

    Ich finde es gut – Sebastian und Simon – dass ihr in der Mitte der Folge zwei Gänge zurückgeschaltet habt in der Bewertung und diese nicht mehr so zynisch besprochen habt. Ich gehe davon aus, dass keiner hier Experte der Indianischen (oder wie auch immer) Kultur ist. Einige von Ihnen leben vielleicht tatsächlich so wie in der Folge dargestellt und das hat für mich auch nichts damit zu tun, dass sie sich nicht weiterentwickelt haben – im Gegenteil sogar. Ich habe höchsten Respekt für Menschen die spirituell, naturnah und mit voller Überzeugung ihr Leben leben.
    Wie Michael from Outer Space schon schrieb, gibt es scheinbar auch gar nicht die richtige Bezeichnung für Indianer, da es viele Wünsche für eine korrekte Ansprache gibt. Ähnlich ist es ja z.B. auch bei der Bezeichnung von Schwarzen oder bei der Bezeichnung des Geschlechts. Wir leben seit einigen Jahren in einer sehr (über)sensiblen Zeit in der viele meinen, sich über Menschen zu empören, die nicht der eigenen Meinung sind und jeder zu jedem Thema etwas zu sagen hat (und „dank“ Social Media auch sagen kann). Ein bisschen mehr Gelassenheit und Respekt vor der Meinung anderer täte uns allen gut.
    Nichtsdestotrotz finde ich die Folge auch nicht gut, weil a) sie zum großen Teil schlecht geschauspielert ist, b) sie vom Plot ausgelutscht und langweilig ist und c) mich es ärgert, dass das Volk völlig ignorant und arschig dargestellt wird. Es stehen Milliarden Menschen- und Alienleben auf dem Spiel und dieses Volk ist noch nicht mal kompromissbereit?
    Ich finde es aber toll, dass Wesely mal wieder aufgetaucht ist, da er immer für mich zu TNG gehörte, wie auch alle anderen Hauptcharaktere. Zwar hätte man seine Beweggründe, dem Reisenden zu folgen besser herausarbeiten können, aber trotzdem hat es für mich gepasst. Beim Reisenden habe ich übrigens immer dasselbe Gefühl wie damals bei Hallo Spencer, wenn Galaktica auftaucht. Passiert sehr selten, aber irgendwie immer mysteriös 😉.

    4
  8. Michael from Outer Space

    An seiner Aussage
    „While you wear that uniform, you will obey every order you’re given and you will conform to Starfleet regulations and rules of conduct.“
    wird sich der Jean in den Kinofilmen messen lassen müssen!

    1
  9. Tom

    Bei dem Darsteller des Oberhäuptlings musste ich an Andy Griffith denken, den „Matlock“ aus der gleichnamigen Anwaltsserie. Habe ich einen Sehfehler?!?

  10. Kleiner Bruder

    Hallo zusammen!

    Ihr habt absolut Recht, für sich gesehen ist diese Folge nicht besonders gut. Im großen Zusammenhang und als Ausgangspunkt für weitere Stories hat sie aber durchaus ihre Berechtigung und ihre Qualitäten. Zwei Dinge dabei kann ich aber auch nicht nachvollziehen:

    1. Dass die Kolonisten da weg müssen, ob sie wollen oder nicht. Es ist ja kein Militärstützpunkt. Man hätte auch sagen können: „Sorry Leute, wir ziehen uns hinter diese Grenze zurück und können euch dann nicht mehr schützen. Wir schlagen daher vor, dass ihr eure Sachen packt und wir euch helfen, einen neuen Planeten zu suchen.“

    2. Dass dem Jean sein Vorfahr vorgeworfen wird. Weder ist die Situation vergleichbar, noch ist jemand für die Taten der Vorfahren verantwortlich. Die einzige Verantwortung ist, es besser zu machen. Aber er springt sofort darauf an. Später in „Generationen“ wird er noch mehr der Vergangenheit verhaftet erscheinen, auch nicht zu seinem Vorteil.

    Die Handlung um die Kolonie hat aber auch sehr realistische Züge. Diese weist nämlich einige Züge einer Sekte auf. Ich fühlte mich da an TNG 6.17 erinnert, „Birthright Pt 2“, wo Worf den Nachfahren der Khitomer Überlebenden ein idealisiertes Klingonentum erzählt. So haben wir hier auch keine „echtes“ Volk, sondern ein spirituell idealisiertes. Und da passen die Klischees perfekt hinein. Auch die Sturheit, mit der der „Führer“ seine Sache vertritt, und dass er Picard gleich als „Widersacher“ bezeichnet.
    Es hätte übrigens nichts genützt, Captain Jellico zu holen. Da hätten sie nämlich den Juan Manuel Jalisco aus der Tasche gezogen, der mit dem Picard von damals unterwegs war.

    Auch die Wesley Story passt. Als Abschluss seiner Figur etwas schwach, aber als Auftakt für eine Fortsetzung hätte das was. Ihr habt mich da auf einen Titel gebracht: „Trek Wars – Die erste Mission“ Lustigerweise sehen wir ihn nur wenige Jahre später in „Nemesis“ wieder in Uniform. Wir können vielleicht annehmen, dass er sich nur eine Auszeit genommen und dann seine Ausbildung beendet hat. Die letzte Szene mit dem Reisenden kann ich mir erklären, dass der gesagt hat „Lass die sich mal streiten, die kommen auch ohne dich klar.“

    Ihr habt auch hier wieder Beverlys seltsames Verhältnis zu Wesley angesprochen. Und Picards Rolle als Vaterfigur. Es kann mir doch keiner erzählen, dass das nichts zu bedeuten hat! Wenn Jean Luc und Beverly später heiraten wird der Jean sagen: „Jetzt bin ich auch offiziell dein Vater.“ „Äh, wieso ‚offiziell‘?“ „Nun ja, ähem, ich meine, also, nicht nur so als Mentor, das wollte ich sagen, ja.“

    Mein TAD Zitat der Woche: wir können „Jake und Sisko bei einer Mutter-Tochter Beziehung erleben“.

    2
  11. Volker

    Hallo,

    Vermutlich die schlechteste Episode der 7. Staffel, zumindest für mich. Dazu eine Frage und eine Anmerkung.

    Dies ist also die erste von 4 Episoden, die lose aufeinander aufbauen und TNG, DS9 und VOY miteinander verbinden? Ihr habt die noch kommenden 3 noch nicht verraten, richtig?

    Dann zu Deanna als History Buff:
    Erinnert euch hier dran : https://trekamdienstag.de/2021/11/23/240-a-fistful-of-datas-tng-6-08/ da erzählt sie schon davon, dass der „Wilde Westen“ ein Hobby von ihr ist, also passt es irgendwie doch zusammen!

    1. Sebastian

      Nabend Volker,

      nein, die haben wir noch nicht konkret verraten. Es handelt sich um The Maquis, Part I (Der Maquis, Teil 1, DS9 2.20, TaD #317), Part II (DS9 2.21, TaD #319) und Preemptive Strike (Die Rückkehr von Ro Laren, TNG 7.24, TaD #324).

      Schöne Restwoche,
      Sebastian

  12. Christian Berger

    Wie ich mir die Sache mit den „Indianern“ erkläre ist, dass sich Kulturen natürlich innerhalb von Jahrhunderten verändern. Es ist durchaus vorstellbar, das sich die indigenen „Stämme“ in diesen Jahrhunderten vielleicht vereinigen und dabei vielleicht sogar stereotype Elemente mit einfließen lassen.

    In Bayern haben wir so was beispielsweise mit dem Dirndl. Das ist ein Kleidungsstück das heute stark mit der Bayrischen Kultur verbunden wird, das aber erst so gegen 1870-1880 aufkam, quasi als Rückgriff in das 18. Jahrhundert zum Zwecke des Fremdenverkehrs. Heute tragen das viele junge Frauen selbstbestimmt und selbstbewusst.

    1
    1. stef baura s

      sorry,
      aber da muss ich dann doch mal fragen, welche junge Frauen meinst Du denn?
      Die mit 9,99 EUR Tchibo-Dirndl auf dem Oktoberfest?
      Hoffentlich nicht.

      1
      1. Christian Berger

        Nein, die die beispielsweise sich für Dorffeste ein Dirndl machen lassen, welches sie dann auch öfters tragen. Die kosten dann relativ viel Geld.
        Meine Nichte hat das früher gemacht.

        1
  13. sternburg

    Kann es sein, dass diese bemerkenswerte Häufung von umzusiedelnden Dörfern darauf zurückzuführen ist, dass Anfang/Mitte der 90er das Drei-Schluchten-Staudamm-Projekt in aller Munde war? Mitsamt den Millionen zwangsweise umzusiedelnden Menschen und den unvorhersehbaren ökologischen und kulturellen Zerstörungen?

    Das war damals ein großes Ding, meine ich mich zu erinnern. Häufig in den Nachrichten, regelmäßig Dokus im TV. Immer unter dem Framing (Framings müssen nicht per se falsch sein), dass dies die hässliche Fratze der brutalen, Individuen verachtenden kommunistischen Diktatur zeige. Das wird in den USA nicht anders gewesen sein.

    Und das muss ja nicht mal eine bewusste Inspiration gewesen sein. Wenn Autoren sowas einfach im Hirn rumspukt, weil es gerade Teil des kollektiven Bewusstseins ist, dann könnten sie auch mehr oder weniger unterbewusst eher mal auf die Idee kommen, eine Story über eine Zwangsumsiedlung zu verfassen. Themen wachsen ja auch nicht auf Bäumen.

    Das wäre dann natürlich immer noch ein Vorwurf an die Showrunner, so eine Häufung nicht auszusieben. Aber wie oft habt ihr davon gesprochen, dass sie im laufenden Dauerbetrieb in der Not eines Mangels an Skripten steckten. Vielleicht ist das also einfach ein Effekt dessen: Sie haben das zwar bemerkt, aber für ein funktionierendes Skript in der Hand lieber mal ein Auge zugedrückt, wenn es schon wieder eine Zwangsumsiedelung thematisiert?

  14. sternburg

    Schöne Sendung, in der ich oft mit Euch mitlachen musste.

    Und ich finde auch sehr, sehr gut, dass und wie ihr die spezifischen Probleme dieser Folge thematisiert habt. Dieser ungezwungene, gleichwohl sensible Umgang – verbunden mit einer klaren Haltung – zeichnet Euch aus und u.a. deswegen höre ich diesen Podcast so gern.

    Puh, magische Kinder und magische, edle Wilde, da kriege ich an sich schon zu viel.

    Ich bin mir aber nicht sicher, ob ihr mit dieser Folge nicht zu hart ins Gericht geht.

    Denn wir sind uns ja erstmal einig, dass das alles zwar vielleicht scheiße und falsch und letztlich mit einem kolonialistischen Blick gemacht, aber doch immerhin gut gemeint war. Und dann scheint mir der Dreh- und Angelpunkt für die Bewertung folgende Bemerkung von Euch zu sein: „Da waren wir auch 1994 schon weiter.“

    Da bin ich drüber gestolpert. Waren wir das wirklich?

    Ich kann das weder sicher verneinen noch bejahen. Aber ich bin mir da sehr unsicher.

    Ich möchte statt vielem nur an einen Fun Fact erinnern: Das NFL-Team aus Washington hat trotz Jahrzehnten an Protest seinen rassistischen Namen (aufgrund Druck von Sponsoren) nicht 1994 abgelegt, auch nicht 1998, sondern 2020.

    Versteht mich bitte nicht falsch: Alles, wirklich alles, was Ihr zu diesem Themenkomplex in dieser Folge gesagt habt, ist richtig. Da gibt es aus meiner Sicht gar keinen Anlass zu Diskussion, jedenfalls nicht mit mir. Aber wenn die Gesellschaft (unsere, die „westliche“, die der USA) damals eben noch lange nicht so weit war, dann muss auch eine Bewertung des damals gewollten und gesendeten im Kontext der Zeit den Aspekt des gut gemeinten in den Vordergrund rücken oder zumindest wohlwollend berücksichtigen.

    Denn dann ist es zwar immer noch falsch und verletzend, könnte bei einem so großen TV-Franchise aber trotzdem einen positiven Beitrag zum gesellschaftlichen Fortschritt geboten haben.

    Wie gesagt, ich bin mir da unsicher. Ich kann und möchte mir da gar keine feste Meinung zu anmaßen. Zum einen, weil mir das sichere Wissen ob der damaligen gesellschaftlichen Rahmenbedingungen fehlt. Zum anderen, weil es ohnehin albern ist, wenn ausgerechnet ich als maximal Nicht-Betroffener mir eine Meinung dazu anmaße, wie das alles auf (damalige) Betroffene wirken mag. Aber die Frage aufzuwerfen finde ich wichtig. Und naja, man muss ja übrigens auch nicht jede Frage beantworten können, damit es sich gleichwohl lohnt, über sie nachzudenken.

    Grundsätzlich finde ich nämlich die zwei Ausgangs-Konflikte dieser Folge (anders als Ihr, wie mir scheint) extrem gelungen:

    – Die Grenzziehung des Friedensvertrags, nach dem sich die „Indianer“ leider leider auf der falschen Seite befinden. Das ist schlicht Sykes-Picot etc in a nutshell. Zwei Großmächte verhandeln irgendwo irgendwas, ziehen mit dem Lineal eine Grenze quer durch den Raum und danach müssen die Leute, die dort wohnen, halt damit leben. Sie hatten einen Abgesandten bei den Gesprächen, ja herzlichen Glückwunsch. Der Vertrag ist ausgehandelt, das Paket kann niemand mehr aufschnüren, in diesen Vorgang kann leider nicht mehr eingegriffen werden. Oder wollen Sie mit ihrem unbedeutenden Dorf etwa einen neuen Krieg, wollen Sie das, hm, hm? Sind Sie so egoistisch?

    For the greater good. Welches greater good ist das eigentlich? Die Föderation hat bei den Verhandlungen ihre Interessen eingebracht. Und die ihrer Föderationsbürger auf diesem einen Planeten waren halt nicht so wichtig wie andere Interessen, da muss man Prioritäten setzen. Kann mir doch keiner erzählen, dass Cardassia bei den Verhandlungen diesen einen bewohnten Planeten nicht gegen zwei bis vier unbewohnte eingetauscht hätte. Das hat die Föderation nicht gewollt, vermutlich zugunsten eines strategisch günstigeren Grenzverlaufs und/oder einer größeren oder aus irgendeinem Grund günstigeren Einflusssphäre. Sonst wäre das so nicht passiert.

    Das ist von der Grundidee ein herausragend kluger SciFi-Take auf irdische Konflikte.

    – Picards familäre „Blutschuld“.

    Das ist so natürlich Unfug. Aber auch für unmittelbar Unschuldige an historischem Unrecht gibt es ja sowas wie eine historische Verantwortung. Und es ist schon kein Zufall, dass die Picards zu diesem Zeitpunkt ein herrschaftliches Anwesen in Frankreich besitzen, während diese „Indianer“ lieber ihr Glück irgendwo entbehrungsreich am Arsch des Alpha-Quadranten gesucht haben. Statt z.B. mit den anderen Erdenbewohnern die Segnungen der weltoffenen Föderation auszukosten. Das ist im Verhältnis zu diesen Leuten eine historische Verantwortung, der sich die Föderation insgesamt und Picard als Person stellen müssen. Und die in der Tat die Anmaßung des Umsiedlungsbeschlusses nochmal auf eine andere Ebene hebt, auch wenn die da erst seit 20 Jahren wohnen.

    Musste man das dem Publikum wirklich über diesen Quatsch mit dem Vorfahren beibiegen? Wäre es nicht sehr viel sinnvoller und zielführender gewesen, einfach bei diesem abstrakten Gedanken zu bleiben – zumal Picard innerhalb dieser Folge zeigt, dass ihm dies bewusst und dass er damit sensibel unzugehen zumindest gewillt ist? Ja, selbstverständlich. Andererseits bin ich kein Showrunner und kein Senderchef einer solchen Sendung in den USA von 1994. Den Gedanken, dies wäre fürs Publikum zu abstrakt und man muss das irgendwie auf eine persönliche Ebene runterbrechen, den kann ich schon nachvollziehen.

    Also diese beiden Grundkonstellationen, die sind in diese Sendung schon komplett bescheuert eingearbeitet worden. Sowohl mit Blick auf unsere Gegenwart als auch innerhalb des TNG-Universums. Das kann wohl kaum jemand bestreiten.

    Aber diese beiden Grundkonstellationen, die sind stark. Und wirkmächtig. Und in Star Trek absolut nicht selbstverständlich. Und das rechne ich dieser Folge hoch an.

    Unter dem Strich ist sie leider trotzdem ganz schöne Grütze, nunja.

    2
    1. Michael from Outer Space

      Hi, sternburg!

      Thema „Wir waren schon mal weiter“
      Hier muss meiner Meinung nach, wie so oft, differenziert werden. Ich benutze den Begriff „Negerkuss“ oder „Mohrenkopf“ auch nicht mehr und sage stattdessen „Schokokuss“, weil er erstens nicht diskriminierend/rassistisch ist und zweitens die Realität beschreibt, denn diese Süßigkeit besteht aus mit Schokolade überzogenem Schaumzucker, der auf einem runden Stück Waffel als Boden dressiert wurde.

      Ich finde aber nicht, dass Texte aus dem 18. Jahrhundert, die solche Begriffe enthalten, geändert werden müssen. Immanuel Kant beispielsweise benutze rassistische Stereotype, um Menschen aus Afrika und Asien abzuwerten, während er die Bevölkerung Europas aufwertete. Ich möchte auf Kants Werk nicht verzichten. Trotzdem finde ich es wichtig, darauf hinzuweisen und es einzuordnen.

      Aus dem 20. Jahrhundert fällt mir Frank Herberts Roman „Dune“ aus den 60er Jahren ein, in dem der Hauptbösewicht Baron Wladimir Harkonnen nicht nur schwul, sondern auch pädophil ist. Die Gleichsetzung von Homosexualität mit Pädophilie war unter heterosexuellen Menschen damals vielleicht die Norm, aber ich darf diese Darstellung im Jahr 2023 trotzdem kritisieren.

      Ein anderes Beispiel ist die satirische Krimikomödie „Murder by Death“ von 1976 mit Peter Falk, Truman Capote, Maggie Smith, Estelle Winwood u. a. Da gibt es einen blinden Butler und eine gehörlose Köchin. Einer der zahlreichen Gags besteht darin, dass die beiden zusammenarbeiten sollen und sich logischerweise nicht verständigen können. Hier wird also aus den Behinderungen zweier Figuren ein Witz gemacht. Sowas möchte ich heutzutage auch nicht mehr sehen, weil es einfach abwertend ist.

      Insgesamt finde ich es richtig, auf solche Darstellungen, wie Simon und Sebastian es taten, hinzuweisen. Ich bewerte sie persönlich auch mit meiner heutigen „Brille“ und nicht mit der von damals. Klar, jedes Werk ist ein Kind seiner Zeit. Das sollte uns aber nicht davon abhalten, es zu kritisieren. Über Filme von 2023 werden sich die Menschen in Jahrzehnten und Jahrhunderten wahrscheinlich auch wundern und fragen, wie man sowas nur schreiben und drehen konnte.

      Thema „Grenzziehung und Friedensvertrag“
      Du schreibst:
      „Und es ist schon kein Zufall, dass die Picards zu diesem Zeitpunkt ein herrschaftliches Anwesen in Frankreich besitzen, während diese ‚Indianer‘ lieber ihr Glück irgendwo entbehrungsreich am Arsch des Alpha-Quadranten gesucht haben.“
      Nein, es ist kein Zufall. Die „Indianer“ (Anthwara und sein Volk) wurden aber nicht gezwungen, sich auf Dorvan V anzusiedeln. Sie begründen ihre Ansiedlung religiös, indem sie sagen: „Wir wurden von den Bergen, den Flüssen, dem Himmel willkommen geheißen.“ Das erinnert sehr stark an die Begründung, die Haneek in „Sanctuary“ lieferte. Deswegen haben Simon und Sebastian diese Folge erwähnt. Weder Picard noch Necheyev oder jemand anders aus der Sternenflotte/Föderation ist für die Ansiedlung verantwortlich. Anthwara und sein Volk hätten genauso gut auf der Erde oder auf einem anderen Planeten leben können. Ich finde Zwangsumsiedlungen auch schlimm. Andererseits gibt es kein von vorneherein verbrieftes, einklagbares Recht, an einem bestimmten Ort leben zu dürfen. Wenn ich z. B. unbedingt in Dubai leben möchte, aber kein Visum bekomme, darf ich eben nicht dort leben. Aus die Maus! Wieso sollten wir für ein Volk, das erst seit 20 Jahren auf einem Planeten lebt, andere Maßstäbe anwenden? Sollen alle Personen und Völker dort leben und siedeln dürfen, wo sie gerade Lust haben? Oder ist es nicht doch besser, sich auf Gesetze und Verträge zu einigen und sie einzuhalten?

      Du fragst:
      „For the greater good. Welches greater good ist das eigentlich?“
      Wie wäre es mit der Einhaltung von rechtlich bindenden Verträgen? Sie führt nicht dazu, dass alle das bekommen, was sie möchten. Aber sie schaffen Rechtssicherheit und Planbarkeit. Das halte ich für sehr wichtig. Veränderungen kann es über Jahrzehnte und Jahrhunderte immer geben. Nur weil Dorvan V aktuell auf cardassianischem Territorium liegt, heißt das nicht, das es bis in alle Ewigkeit so bleiben muss. Und wenn sich die Besitzverhältnisse irgendwann in der Zukunft erneut ändern sollten, wird es bestimmt eine andere Gruppe geben, die etwas dagegen hat und wir stehen wieder am Anfang. So ist das eben in der Politik!

      Den Skrreea aus „Sanctuary“ wurde von der bajoranischen Regierung verboten, sich auf Bajor anzusiedeln. Das fand ich nicht unfair oder verwerflich. Genauso fände ich es nicht unfair oder verwerflich, wenn ich kein Visum für Dubai bekäme. Ich weiß auch nicht, wo genau da die Grenze verlaufen soll, nach dem Schema: „Wenn sie seit 20 Jahren dort leben, haben sie keine Ansprüche. Aber wenn sie mindestens seit 80 Jahren dort leben, schon.“. So eine Regelung fände ich sehr willkürlich und sie wäre bestimmt für andere Völker nachteilig, die diese Anforderung knapp verfehlen.

      Eine andere Folge, die ich in diesem Zusammenhang erwähnen möchte, ist „The Ensigns of Command“ vom Anfang der 2. TNG-Staffel. Dort musste eine von Menschen gegründete Kolonie auf dem Planeten Tau Cygna aufgelöst werden, weil das außerirdische Volk der Sheliak seine vertraglich festgelegten Ansprüche geltend machte. Obwohl der Kolonie-Anführer Gosheven und seine Leute von 2274 bis 2366 (also 92 Jahre, fast fünfmal so lange wie Anthwara & Co. auf Dorvan V siedelten!) dort beheimatet waren, zwang Data sie durch Anwendung von Waffengewalt (er zerstörte mit seinem Phaser ein Aquädukt) dazu, den Planeten zu verlassen. Währenddessen nutze Picard eine Lücke im ellenlangen Gesetzestext aus, um einen kleinen Aufschub zur Evakuierung der Kolonist:innen zu erreichen. Den Konflikt in „Journey’s End“ finde ich sehr ähnlich zu dieser Story. Die Enterprise-Crew hat sich in der Vergangenheit nicht uneingeschränkt auf die Seite der Bewohner:innen von Kolonien auf Planeten, deren völkerrechtlicher Status umstrittenen war, gestellt. Warum sollten sie das jetzt bei Anthwara und seinem Volk tun? Wäre das nicht unfair, weil ein Volk/eine Kolonie anders behandelt werden würde als eine andere? Wie wärst du mit Gosheven & Co. umgegangen? Und wie hätte sich deine Vorgehensweise von der auf Dorvan V unterschieden?

      Ich bin kein Historiker, aber mit dem Sykes-Picot-Abkommen von 1916 zwischen Frankreich und Großbritannien würde ich den Vertag, den die Föderation mit der Cardassianischen Union ausgehandelt hat, nicht vergleichen. Necheyev erklärt Picard im Dialog in der Observation Lounge am Anfang der Folge:
      „The Federation has just completed a very long and drawn-out series of negotiations regarding the final status of our border with the Cardassians.“
      Es geht also um den ENDGÜLTIGEN Verlauf der Grenze zwischen den Territorien der Föderation und Cardassia. Beim Sykes-Picot-Abkommen ging es Frankreich und Großbritannien aber darum, ihre KOLONIALEN Ansprüche im Nahen Osten, der ja geografisch sehr weit von Frankreich und Großbritannien entfernt ist, zu regeln. Beide Mächte wollten in der Region Erdöl fördern und so ihren Reichtum und Einfluss mehren. Hier haben wir es also mit typischem Kolonialismus zu tun, wozu auch die Kontrolle über Rohstoffe gehörte. Exakt das betrieben europäische Reiche jahrhundertelang auf anderen Kontinenten.

      Ein realweltlicher Vergleich zum Vertrag zwischen Föderation und Cardassia würde z. B. bedeuten, dass Nordirland mit Irland vereinigt wird und Großbritannien alle Ansprüche auf dieses Gebiet aufgibt, um den Nordirland-Konflikt zu beenden. Für die nordirischen Protestant:innen, die Bürger:innen Großbritanniens bleiben möchten, wäre das natürlich eine Niederlage. Da kann man sich schon fragen, ob das Frieden schaffen oder einen neuen Konflikt heraufbeschwören würde. Das hätte aber in dem Sinne nichts mit Kolonialismus und der Herrschaft über andere Völker und weit entfernte Gebiete zu tun, so wie beim Sykes-Picot-Abkommen. Außerdem reichen die Wurzeln des Nordirland-Konfliktes bis ins 17. Jahrhundert zurück, was beim erst 20-jährigen Konflikt Anthwara & Co. vs. Föderation vs. Cardassia nicht der Fall ist.

      Du schreibst weiter:
      „Kann mir doch keiner erzählen, dass Cardassia bei den Verhandlungen diesen einen bewohnten Planeten nicht gegen zwei bis vier unbewohnte eingetauscht hätte. Das hat die Föderation nicht gewollt, vermutlich zugunsten eines strategisch günstigeren Grenzverlaufs und/oder einer größeren oder aus irgendeinem Grund günstigeren Einflusssphäre.“
      Vielleicht wollte die Föderation den jetzigen Grenzverlauf erreichen, um die Region politisch zu stabilisieren? Eine ‚günstigere Einflusssphäre‘ kann auch bedeuten, dass sie von Cardassia in Ruhe gelassen werden und kein neuer Krieg mit unzähligen Todesopfern ausbricht (siehe „The Wounded“).

      LL&P
      Michael from Outer Space

  15. sternburg

    Erst einmal schönen Dank, Michael, für Deine umfangreiche Replik. Sieh mir bitte nach, wenn ich jetzt nur Einzelheiten rauspicke:

    > „Andererseits gibt es kein von vorneherein verbrieftes, einklagbares Recht, an einem bestimmten Ort leben zu dürfen. Wenn ich z. B. unbedingt in Dubai leben möchte, aber kein Visum bekomme, darf ich eben nicht dort leben. Aus die Maus! Wieso sollten wir für ein Volk, das erst seit 20 Jahren auf einem Planeten lebt, andere Maßstäbe anwenden?“

    Diesen Vergleich verstehe ich nicht und ja, es gibt ein solches Recht:

    – Es geht erstmal nicht darum, ob Du in Dubai einreisen (genauer: einreisen und Dich dort ansiedeln) darfst. Wenn überhaupt, dann ginge es darum, dass Du und Deine Familie und alle Deine Freunde und deren Familien seit 20 Jahren in Dubai wohnen und dort legalen Grundbesitz haben und ein funktionierendes Gemeinwesen in einer Ecke dieses Staates aufgebaut haben und ihr jetzt rausgeschmissen werdet, weil Dubai neuerdings zu Katar gehört und die das anders sehen.

    – Darum geht es aber überhaupt nicht. Dubai ist nämlich schon bewohnt und der Staat existiert auch schon.

    Anthwaras Volk hat aber einen bisher unbewohnten Planeten im Föderationsraum besiedelt. Da gab es niemanden, der ihnen dies erlauben oder verbieten könnte. Und sie blieben dadurch Bürger der Föderation auf einem Planeten der Föderation, der nunmehr ein bewohnter Planet der Föderation ist.

    – Und ganz offensichtlich ist diese Vorgehensweise von der Rechtsordnung der Föderation anerkannt und legal und begründet eine von allen Rechtsinstanzen der Föderation zu berücksichtigendes Recht der Siedler an ihrem damit erworbenen Grundbesitz und ihrer Siedlung. Das erfahren wir implizit in diversen Folgen Star Trek und das erfahren wir ganz explizit in genau dieser Folge. Denn Star Fleet in ihrer Rolle als von den demokratisch legitimierten Entscheidungsgremien der Föderation beauftragte Exekutive der Föderation respektiert diese Rechtsstellung der Siedler doch komplett. Sie ziehen da keinen Strich durch den Raum und überlassen die Siedler ihrem Schicksal. Sie schicken das Flagschiff, um die Siedler auf Kosten von Star Fleet umzusiedeln und ihnen einen passenden neuen Planeten zu überlassen. Sie leisten die organisatorische und technische Arbeit eines Umzugs und das finden und die Überlassung alternativen Grundbesitzes.

    Die Rechtsstellung der Siedler wird nicht verneint. Ihr Eigentum wird nur durch den Vertrag entzogen. Und sie werden dafür entschädigt. Das ist nichts anderes, als wenn heutzutage hierzulande ein Dorf einem Tagebau oder einer Umgehungsstraße weichen muss. Das ist eine rechtlich saubere Enteignung mit Entschädigung.

    Und wenn diese Rechtsstellung derart respektiert wird, dann muss es im Umkehrschluss auch ein Recht jedes Föderationsbürgers geben, jeden unbewohnten Planeten im Föderationsraum zu besiedeln und in Besitz zu nehmen. Explizit erfahren wir das nie (und um ehrlich zu sein, ich finde diese Feststellung persönlich auch etwas irre). Aber ganz offensichtlich ist das so geregelt. Anders ergibt das alles keinen Sinn.

    Und wenn es dieses Recht gibt, dann wird es btw auch „einklagbar“ sein.

    – Es geht also nicht um Rechtlosigkeit. Das ist alles legal. Es geht darum, ob die Enteignung durch den Friedensvertrag wirklich sinnvoll, geboten und ohne zumutbare, nach Abwägung aller Interessen klügere Alternative, mithin verhältnismäßig war.

    Und das wirkt auf mich – nach allem, was wir wissen – zumindest zweifelhaft.

    Denn:

    > „Vielleicht wollte die Föderation den jetzigen Grenzverlauf erreichen, um die Region politisch zu stabilisieren? Eine ‚günstigere Einflusssphäre‘ kann auch bedeuten, dass sie von Cardassia in Ruhe gelassen werden und kein neuer Krieg mit unzähligen Todesopfern ausbricht“

    Jau, da sprichst Du die wahrscheinlichste Motivation aus.

    Aber wäre das wirklich eine ausreichende Rechtfertigung? Wie viel strategisch günstiger muss ein Grenzverlauf sein, um diese Enteignung zu rechtfertigen? a) Abstrakt und b) konkret in Bezug auf genau diese Siedler und die spezifische historische Verantwortung der Földeration ihnen gegenüber?

    Was wäre der Föderation zumutbar? Wenn dadurch der Grenzverlauf so ungünstig wird, dass Star Fleet ein Schiff permanent dort parken muss, das sonst frei wäre, ist das schon zu viel für dieses unbedeutende Dorf? Oder nicht? Wo zieht man die Grenze? Ich finde, die Frage darf man stellen.

    Denn fest steht für mich eines: Ob dieser eine Planet am Ende links oder rechts der Grenze liegt, dass war für die Vertragsparteien, das war für Cardassia nie ein wesentlicher Maßstab für das Ob eines Friedensvertrags. Dafür ist Cardassia – nach allem, was wir in dieser Folge sehen – an ihrer neuen Besitzung viel zu desinteressiert.

  16. sternburg

    Ach eines noch, auch wenn das hier wahrscheinlich niemand mehr liest:

    Ich war ganz schön verstört davon, dass Ihr Euch so sicher sicher seid, dass der Reisende in Wesleys Traumdings seinen Vater gespielt hat. Und da gehe ich auch nicht mit.

    Ich wäre da auch nie im Leben drauf gekommen, weil … naja, zum weil komme ich später. Aber mich überzeugt auch Eure Argumentation nicht. Ja, natürlich ist diese Figur in Wesleys ~Vision~ nicht Jack Crusher. So redet und verhält sich kein Vater, da habt ihr natürlich recht.

    Aber das wird ja auch nicht verlangt. Das ist nämlich nicht Jack Crusher, sondern Wesleys Vorstellung von ihm. Das Bild eines jungen Mannes von seinem Vater, der ihn nie wirklich bewusst erlebt hat. Von welcher Person soll Wesley denn da träumen, der kennt den Typen doch kaum? Und so spricht dieses Traumbild halt aus, was Wesley insgeheim Schrägstrich unterbewusst schon lange denkt: Lass den Quatsch mit der Akademie, geh Deinen eigenen Weg.

    Furchtbare Küchenpsychologie. Aber kein Grund, den Reisenden derart unter den Bus zu werfen.

    Ich meine, ich kann den Reisenden nicht leiden. Das ist eine dramaturgisch völlig bekloppte Idee, vom Worldbuilding her hirnrissig, sie tut Wesley als Charakter wenig gutes und den Kerl einfach nur so, wie die Drehbücher ihn darstellen, halte ich im übrigen für einen echt unangenehmen Typen.

    Aber wenn er sich da wirklich – wie von Euch postuliert – derart billig in Wesleys ~Vision~ eingehackt hat, dann ist er ein übergriffiges Riesenarschloch. Und ein Idiot dazu, weil diese banale Erkenntnis hätte er nun wirkllich auch anders rüberbringen können.

    Und das zu glauben, dazu bin ich nicht bereit. Das ist mein Weil. Ihr habt vielleicht Recht. Aber ich will das nicht.

  17. Florian

    Fand die ganze Prämisse immer Blödsinn der Weltraum ist also absolut unendlich.
    Nun wollen also einige Menschen weg von der Erde und suchen sich dafür einen Planten der offenbar ganz in der Nähe eines Brutalen Regimes mit starken Nazi Vibes und nach 20 Jahren wird so getan als ob sie dort Tausenden von Jahren leben. Warum also nicht wenn doch der Weltraum so groß ist ein anderes schönes Plätzchen suchen… & lebte da sonst keiner warum sollte es nach 20 Jahren Ihr Planet sein…

  18. deftone

    Na dann traue ich mich doch mal, vermutlich liest das auch keiner mehr ^^

    Ein Wesley Kommentar: ich bin damals im ZDF in der 3. Staffel eingestiegen und habe Wesley immer gemocht. Ich fand ihn nicht nervig sondern fand es toll, dass jemand, der nicht viel aelter war als ich auf der Enterprise mitgewirkt hat. Und ich konnte das Wesley Bashing (was ich teilweise durch die Trekworld mitbekommen habe) gar nicht verstehen. Aber da kannte ich die Folgen aus Staffel 1 auch noch nicht. Egal, ich mag ihn, auch Wil Wheaton und liebe auch die Folgen von The Big Bang Theory, wo er mitspielt 🙂

    Ausserdem habe ich in dieser TAD Folge erfahren, dass Sebastian am selben Tag Geburtstag hat wie ich! Wenn das nicht mal ein toller Zufall ist 🙂

    Und endlich habe ich mit dem Lauschen aufgeholt und kann jetzt die aktuellen Folgen hoeren 🙂 juhu! (ich habe im Herbst 2021 mit Encounter at Farpoint angefangen und mich langsam vorgearbeitet)

    Ich freue mich auf naechsten Dienstag! Ihr macht das so super! Vielen Dank!!

    1
    1. sternburg

      Ich hab’s gelesen und ich mag es (auch wenn es mir anders geht).

  19. BlueShirt

    Eine Beobachtung zu Jack Crusher: In „Family“ trägt er in der Holodeck-Aufzeichnung ein TNG-Kommunikator, trotz Kirkscher Film-Uniform, weil sie am Set auf die schnelle kein anderes Starfleet-Emblem fanden. Die Unform ist zwar auch am Kragen etwas anders als in den Filmen – schön auch zu sehen in „Yesterdays Enterprise“, aber auch in dieser Folge haben die Offiziere ein altes Sternenflotten-Abzeichen.
    Ich fand es jetzt spannend zu beobachten, wie sie in dieser Folge der Frage nach dem korekten Kommunikator einfach ausgewichen sind, indem sie Jack von Weitem gefilmt im Nebel hielten und in der Nahaufnahme oberhalb eines mögliches Emblems blieben.
    Diese kleinen Details erfreuen mich manchmal. Ciao derweil.

Schreibe einen Kommentar

Dein erster Kommentar bei uns? Lies dir vorher bitte unsere TaD-Netiquette durch.