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Filme und Serien, auch Star Trek, existieren heute in Spannungsfeldern bestehend aus Streaming, Meta-Franchises und soziokultureller Neuausrichtung – um nur drei von vielen Faktoren zu nennen. Über all diese Dinge grübelte Sebastian lange nach, bis das geschah, was bei Trek am Dienstag oft passiert: Er wusste nicht weiter und brauchte Simons Perspektive. In dieser Sondersendung erlebt ihr die beiden im spontanen und tiefen Gespräch. Die Frage, wo die mediale Reise hingehen kann, macht aus den TaD-Podcastern optimistische Kulturpessimisten, die an eine strahlende Zukunft glauben.
Wow, das war ein toller Podcast. Ihr habt viele wichtige Punkte angesprochen und bei Etlichen kann ich auch da core gehen. Ich möchte hier u.a. aber gerne Einiges zu „Squid Game“ ergänzen. Tatsächlich bin ich zwar noch gar nicht dazu gekommen, diese Serie zu sehen, allerdings bin ich in der Bubble seit Mitte der 90er. Das fing bei mir damals mit dem HK-Kino in der Nerdecke an und fächerte sich dann allmählich in den gesamten asiatischen Entertainment-Bereich auf. Ab den frühen 2000ern tauchte da sehr stark Südkorea auf, zunächst mit Filmen und Dramen und dann natürlich auch mit K-Pop.
Der entstandene Hype um „Squid Game“ ist imho aber deutlich diverser und ja Tik Tok spielt eine große Rolle. Wie schon festgestellt, beobachte ich das Ganze schon sehr lange und habe die Hallyu hier in DE vom extremen Randphänomen zum Mainstream(?!) begleitet. Der Hallyu-Erfolg ist dabei gar nicht so überraschend und hat eine lange Vorgeschichte. „Squid Game“ selber war hier aber eher ein zufälliger Faktor. Tatsächlich sind K-Dramen auch in den USA bereits seit Jahren im Mainstream angekommen. Der Vorgang vollzog sich aber ausschließlich in den neuen Medien. Klassisches TV, Radio, Zeitungen und Magazine haben diesen Trend sehr lange völlig ignoriert. Deutschland ist in dem Punkt sogar noch konservativer. Hallyu poppte also allenfalls mal als Randphänomen auf, sprich auf Filmfesten (Cannes) oder Internet-Meme (Gangnam-Style). In den Staaten spitzte sich die Diskussion hier immer mehr zu. Streaming-Dienste wie Dramafever oder Rakuten/VIKI hatten immer mehr Erfolg und anfänglichen Diskreditierungsversuchen stand eine immer stärkere und größere Fanbase gegenüber. „Goblin“, „Descendants of the sun“, „Hotel de Luna“, „Kingdom“, „Love Alarm“ und „Crash Landing on You“ waren schon in den Staaten große Erfolge, die in der Mainstream-Berichterstattung kaum vorkamen. So ab 2018 konnte man die Erfolge von Hallyu aber nicht mehr ignorieren. BTS tauchte nicht nur in sozialen Medien sondern auch in den US-Billboards auf, deren Fandom wurde politisch aktiv, BlackPink war Headliner auf Coachella und schließlich gewann 2020 „Parasite“ den Oscar als Best Picture. Davon abgesehen hat COVID dem Ganzen noch Auftrieb gegeben z.B. in Indien mit Millionen von neuen Netflix-Kunden, die K-Dramen in der Zeit massenweise entdeckt haben. Hallyu hatte von Anfang an auf neue soziale Medien und Streaming gesetzt. Web-Toons, Online Konzerte und Shows sind inzwischen global ausgerichtet. Ein gutes Bsp. ist hier auch die MNET-Survival-Show „Girls Planet“ von 2021, wo Fans weltweit über Apps für ihre Idols abstimmen konnten. Entsprechend half dann auch Tik Tok mit Memes zu „Squid Game“, wobei sich diese dann noch mit Memes zu „Money“ von LISA (Member von Blackpink) überschnitten, der in den Staaten ein Überraschungserfolg war und völlig neue Zielgruppen erreichte. Dabei war das für „Squid Game“ sicher so nicht geplant. Die Grundlage der Serie liegt schon etliche Zeit zurück und ist auch gar nicht neu. In Animes ist das Thema schon lange recht verbreitet und es gibt auch ein japanisches Dorama „Alice in Borderland“ mit ähnlicher Thematik das kurz zuvor veröffentlicht wurde. Bei „Squid Game“ kamen also mehrere Medienphänomene auf einmal zusammen und das wirkte wie ein Katalysator.
Btw da kommen wir zum Metaverse.
Ich glaube auch, dass das ein ziemlich entscheidender Punkt war, ist und wird. Wobei das Phänomen eigentlich gar nicht so neu ist. Der Versuch Filme, TV-Serien, Bücher, Musik, Spiele und Comics zu verschmelzen wurde schon recht oft unternommen. Star Wars würde ich hier sogar fast als Mitbegründer nennen und gar nicht als Trittbrettfahrer. Das Battletech-Universum war/ist z.B. auch recht erfolgreich mit Tabletop- und PC-Games sowie einer großen Buchreihe. Zwar gelang diese Verschmelzung nicht immer gut, siehe z.B. Tek-War, aber der Trend ist inzwischen nicht mehr aufzuhalten. An mir geht das Marvel-Universum z.B. völlig vorbei aber Riot-Games mit seinem LoL-Metaverse catcht mich eben durchaus. Die verfolgen hier eine etwas andere Strategie. Riot stellt sich sehr breit auf, versucht aber nicht ALLES für ALLE anzusprechen, sondern eher Teile eines jeweiligen Fandoms auf andere Teile ihrer Produktpalette zu verweisen. Das Game lässt mich dabei völlig kalt, die Songs zu Ihren Tournieren kriegen mich aber, von K/DA bin ich großer Fan und die Netflix-Serie war letztes Jahr ein Highlight.
Meiner Meinung nach wird es zukünftig bestimmt immer schwerer wirklich ALLE anzusprechen. Der bessere Weg scheint mir die Diversifizierung, also Gruppen mit einzelnen Teilen eines Metaverse anzusprechen und hier Schnittstellen zu schaffen, wo sich Interessen überlagern könnten.
Sehr cooler Beitrag, vielen Dank Dir für die spannenden Einblicke – insbesondere zu den ganzen Zusammenhängen bei den K-Dramen! 🙂
Eine Folge mit viel Penf. 🙂
In Zeiten eines drohenden Atomkrieges bin ich aber lockerer als sonst. Was bringt es sich über z. B. schwarze Elben in einer Mittelerde-Serie aufzuregen?
Naja ich hab nix gegen schwarze Elben, oder gar eine dunkelhäutige Hermine wie im Harry Potter-Theaterstück, kein Ding. Aber wenn in jedem Mittelalterfilm einfach eine tragende Figur mit einem Afroamerikaner besetzt wird, dann bin ich raus, dann glaub ich nix mehr. Und inzwischen sind wir bald an dem Punkt wie in den früheren Jahren wo praktisch überall ein Quotenschwarzer sein musste. Nur ist es jetzt eben der Quotenschwule, oder sonst ein queerer Charakter. Dass man das hin und wieder als Charakter einbaut ist mehr als nur okay, sondern das bildet ja auch die Realität ab, aber das beginnt sich schon zu häufen, dass ich es bald auch nicht mehr ernst nehmen kann. Schade eigentlich, denn ich glaube das ist doch genau das Gegenteil von dem, was sich die jeweiligen Minderheiten eigentlich erhoffen.
Da gehe ich mit. Ich war begeistert von Vaiana oder auch Wakanda bei Marvel. Es gibt noch so viele unbekannte Geschichten aus z. B. Afrika, diese könnte man erzählen – dann auch mit 100% Schwarzen.
Hallo Cris, in welchen Mittelalterfilmen sind tragende Figuren Afroamerikaner und warum genau findest du das unglaubwürdig? Ab wieviel „schwul“ oder „queer“ ist die Realität abgebildet?
Hallo ihr Drei,
das wird zunehmend offtopic, siehe unsere Netiquette.
Wenn ihr was Konkretes zu unserer Freitagsfolge loswerden möchtet, sehr gern, alles weitere bitte woanders hin tragen.
Danke & ein schönes Wochenende,
Sebastian
Ja sorry. Hab meinen Kommentar schon direkt nach dem Abschicken bereut. Ich wünsche ne Löschfunktion oder einen Impulsunterdrückungsonlineknopf.
Zium Beispiel : https://de.wikipedia.org/wiki/King_Arthur%3A_Legend_of_the_Sword?wprov=sfla1
Und zur Frage mit dem Queer-Verhältnis: Verstehen mich nicht falsch, ich hab nichts gegen queere Menschen. Mir geht bloss dieses ostentative Einbauen solcher Charaktere auf die Nerven weil es meist nur darum geht zu demonstrieren, wie ach so political correct die Production ist, ohne Not oder Bezug zur Handlung.
Hallo!
Ich denke, Eure und unter anderem auch meine Ansichten zu dem Thema hängt auch von unserer Jugend und unserer Pupertät ab, welche Einflüsse wir ausgesetzt waren. Als Kind der 80er und 90er wird dies immer ein Teil von mir bleiben. Nicht nur welche Musik man sich anhörte, sondern auch wie Filme damals gedreht wurden und wie sie produziert wurden…
Ich kann es vielleicht schon bei meinen Kindern sehen, wie selbstverständlich es ist, ihre Lieblingsserien zu streamen während wir früher darauf hinwarten mussten. Auch die Erzählweise änderte sich, das sieht man vorallem an den erwähnten Star Trek Büchern..: interessant zu lesen, wenn man die ersten Heyne Bücher 1984 mit denen von 2000 und die jetzigen Cross Cult Bücher vergleicht…
Habe die Ehre und weiter so!!!
Schöne Folge, aber leider eine etwas unstrukturierte Diskussion im Podcast, da wäre glaube ich etwas mehr Vorbereitung sinnvoll gewesen 🙂
Mir ist am Ende auch nicht ganz klar, was Sebastian konkret vermisst. Und wann das Problem für ihn anfing (vor 5 Jahren? Vor 30 Jahren?). Da wären sicherlich einige konkrete Film- und Serienbeispiele aus der Vergangenheit gut gewesen, anhand denen er geschildert hätte, was ihm heute alles fehlt.
Und grundsätzlich macht die Diskussion nur Sinn, wenn man Film versus Serien betrachtet. Star Trek mal ausgenommen gab es meiner Meinung nach keine gute alte Serienzeit. Heute liegt der kreative Fokus auf Serien mit einer nie dagewesenen Qualität (bezogen auf die 2010er Jahre bis heute), während das Medium Film in einer Krise steckt.
Hallo Duke,
die äußere Form der der Sendung ist meinem ausdrücklichen Wunsch nach einem Stammtischgespräch geschuldet, einfach mal frei von der Leber weg. Sagen wir am Anfang und muss auch mal sein, besonders wenn das Thema einigermaßen spontan eingefangen werden soll. Dafür sind unsere restlichen Sendungen umso strukturierter.
Keine gute, alte Serienzeit? Ich könnte jetzt ne ganze Latte aufzählen, mag aber meine Podcast-Retro-Munition an dieser Stelle nicht verfeuern.
Ich hatte gehofft, im Podcast rübergebracht zu haben, was ich heute weniger mag. Hier noch ein Versuch. Heute gibt es in Serien: Viel Hochglanz, viele Plottwists, viele schauspielerisch nur so mittel begabte Models, viel Kitsch, wenig wirklicher Anspruch, wenig Charaktertiefe. (Wohlgemerkt sehr zugespitzt, es gibt Ausnahmen.) Wenn Du in der Aufzählung „viel“ durch „wenig“ ersetzt und „wenig“ durch „viel“, drückt das meine Hoffnungen fürs Fernsehen aus.
Dazu kommt dann noch das Melken, bis der Franchise-Schemel kracht. Der (von mir ungesehene, hab kein Disney+) Mandalorian war wohl cool, das darauf folgende Book of Boba Fett weniger. Das ist, glaube ich, noch ein grundlegendstes Problem, das ich in der Sendung ausdrücken wollte: Eine Serie ist eine Saison lang ultra-hot, also versucht man es im nächsten Jahr aus übriggebliebenen oder ähnlichen Versatzstücken nachzubauen wie eine Art Frankensteins Serienmonster. Das ist für mich keine Kreativität.
Ich wünsche mir von TV-Schaffenden, dass sie sich nicht ständig am Erfolg durch Copy&Paste versuchen. Dass sie den ZielgruppenanalystInnen und anderen ZahlenschieberInnen ab und an einen Maulkorb verpassen. Dass sie zwischendurch mutig sind und genialen und kreativen Menschen freien Lauf lassen. Auch da dürfte das Ergebnis ein gewisses Maß an Quatsch sein, doch ohne künstlerische Freiheit entstehen keine Perlen.
Und ja, der Film steckt heute in einer Krise. Serien in meiner Wahrnehmung aber auch, nur da fällt es nicht so auf, weil selbst das fade Zeug noch von genug Leuten kosumiert wird wie Burger von McDonald’s.
Schönes Wochenende Dir,
Sebastian
Hallo, Sebsstian,
„Die gute alte Serienzeit“ – auf diese Rückspultaste freue ich mich schon 😁
Dir auch ein schönes Wochenende
Bridge
Interessant. Ich dagegen empfinde v.a. die Nullerjahre als Serien-Höhepunkt, mit Serien wie „The Sopranos“, „The Wire“, „Lost“, „Breaking Bad“ oder „The West Wing“ und habe vielmehr den Eindruck, dass sich die Serien-Kultur in den letzten zehn Jahren schon wieder im Niedergang befindet, weil sie lediglich das immer Gleiche nur variiert.
Danke Sebastian und Simon, dieses Frei-Schnautze von euch hat mich wunderbar die Bude aufräumen lassen.
Durch eure Einleitungen hatte ich öfter etwas Angst dass ihr irgendwas schlimmes sagen werdet. Aber Junge, ihr seid super, macht euch nicht so einen Kopf.
Ich weiß wovon ich spreche, denn euer Podcast begleitet mich in etwa seit Anfang meiner Transition. (Einfache Sprache, ich bin Transfrau)
Und ich verrate euch etwas, ich mag Discovery nicht 😀
Ihr habt den punkt getroffen, schlechte Handlung bleibt auch mit diversem Cast schlecht. Bestes Beispiel ist die Liebesgeschichte zwischen Paul Stamets and Hugh Culber. Der Plot ist sowas von mies und das wäre er auch mit einem Hetero Päarchen.
Schade dass man in eine Ecke gedrängt wird denn Discovery hat eine Menge Kram verbockt (Klingonendesign, Waffenprobs, Holokomunikation, erzwungene Cliffhänger und das ist nur die spitze des Eisbergs).
Alles in allem war das wirklich ein wunderbarer Rundumschlag durch die Popkultur.
Bis bald 🙂
Danke euch für diese wirklich interessante und spannende Diskussion, nach der einem als Zuhörer so viele Gedanken und Meinungen durch den Kopf schwirren, dass es schwer fällt dies alles zu ordnen. Ich mache mir schon länger wegen diesem Thema meine Gedanken.
Ich merke, dass ich, so jung ich auch bin, selbst etwas überfordert von dem Überangebot der verschiedenen Streaming-Serien bin. Ständig werden mir neue Dinge empfohlen, die ich dann auch meine Liste setze, aber vermutlich nie schauen werde, einfach auch weil mir dazu die Zeit fehlt. Und wenn ich mich dann intensiv mit einem Film/einer Serie beschäftige, wird es dann doch wieder eine/r, den/die ich schon mal gesehen habe (oder Filme aus dem Independent-Kino). Ich glaube das große Problem ist, dass viele Mainstream-Franchises sich inzwischen viel zu ähnlich sind und wirklich neue, kreative Ideen von den großen Studios mit ein paar Ausnahmen kaum noch finanziert werden und dann eher im Independent-Bereich landen, wo es natürlich schwieriger wird, eine große Reichweite zu bekommen. Aber trotzdem entstehen diese Filme/Serien, und sind dazu leichter zu beschaffen also früher, und das macht auch mich immer optimistisch. Ich glaube auch, dass sich das Pendel irgendwann einschwenken wird.
Zu den aktuellen Trek-Serien: ich mag Discovery, Picard und Lower Decks sehr gerne. Und freue mich total auf Strange New Worlds. Und ich sehe, wie sich diese langsam, aber sicher in eine noch bessere Richtung entwickeln. Ich weiß nicht, ob ihr die Staffel-2-Premiere von Picard gesehen habt, aber ich war schon lange nicht mehr so gepackt gewesen von einer Star-Trek-Folge wie dieser. Die übergeordnete Story selbst mag mal wieder wenig originell aussehen, aber was für mich stimmt, sind die Charaktere, ihre Interaktionen, ihre Eigenarten, ihre Stärken und Schwächen. Das bekommt diese Serie deutlich besser hin als Discovery.
Eine Serie, die ihr auch kurz erwähnt habt und die man wirklich hervorheben muss, ist aber Lower Decks. Wo Discovery und Picard schon deutlich versuchen, sich an den Mainstream anzupassen, ist das LD einfach mal egal. Klar finden sich hier Versatzstücke von Serien wie Rick&Morty, wobei diese nach den ersten paar Episoden wieder verschwinden. Aber ansonsten ist LD einfach nur pures Star Trek, einfallsreich, clever, lustig, oft auch ziemlich abgedreht. Zwar werden hier Tropes des Franchises auf die Schippe genommen, aber eben nicht in der Art, dass man sich ÜBER das „alte Star Trek“ lustig macht, sondern MIT ihm lacht. Sie ist eine wunderbare Ergänzung zu den 24.-Jahrhundert-Serien. Die Charaktere erfüllen auch all das, was gerade Sebastian an den Discovery-Figuren zu vermissen scheint. Sie sind sympathisch, nachvollziehbar und man will mehr über sie wissen. Zumindest geht es mir bei der Serie so, weshalb ich an der Stelle wirklich nur eine Empfehlung aussprechen kann. Klar, der Animationsstil ist nicht für jeden etwas, aber wer darüber hinaus sieht, wird eine große Freude haben. Und gerade Serien wie diese machen mir für das Franchise eine große Hoffnung.
Hallöchen! 😉
Mir hat diese TaF-Episode auch sehr gut gefallen. Gerade das unvorbereitete „von der Leber weg“-diskutieren fand ich schön.
Ich finde, der Streaming-Markt ist übersättigt und an zu vielen Stellen wird nur noch „Serien-Fastfood“ angeboten. Klar, auch für Fastfood gibt es einen Markt. Wenn man wie Whisky_Duke sagt, der „kreative Fokus“ liege auf Serien „mit einer nie dagewesenen Qualität“, dann stelle ich die Gegenfrage:
Was ist „Qualität“? Wie definiert man „Qualität“?
Ist „Qualität“ alles, was momentan modern ist und sich gut verkauft? Was ist mit 50er-Jahre-Schmalzlocken, Teilnehmern einer Talkshow, die während der Aufnahme im Studio rauchen und Alkohol trinken (der „Internationale Frühschoppen“ lässt grüßen!) und unseren heißgeliebten Schreibmaschinen? All das war mal alltäglich. All das wurde ganz selbstverständlich getragen, geschaut und genutzt. Heute blicken wir entweder mit Nostalgie oder mit einem mehr oder weniger großen Unverständnis darauf zurück. Wir erleben gerade, wie schnell sich die Welt verändert und das wird in Zukunft nicht anders sein. Darum halte ich es für denkbar, dass in fünf oder zehn Jahren viele Menschen über die heutzutage populären Serien sagen werden: „Ja, das habe ich mal geguckt, aber es ist ehrlich gesagt schon ziemlich veraltet. XYZ kam gestern raus, das hat dieses und jenes und ist deswegen so viel cooler!“.
LL&P
Michael from Outer Space
Hallo ihr Lieben,
was für eine schöne, interessante Folge! Ich wäre fast etwas enttäuscht gewesen – habe mich so auf eine Diskussion gefreut, und jetzt kann ich nur sagen Ja! Ja! Oh, da hat der Sebastian recht! Diese Pendeltheorie – da sagt er aber was Wahres 🙂
Die sog. „Blockbuster-Serien“ haben so viel Bombast und fressen so ein großes Budget, dass sie auf keinen Fall floppen dürfen. War das früher anders? Verzeiht mir mein derzeitiges Unwissen bzw. mein schlechtes Gedächtnis, aber wurden die Macher der Classic Serie und Next Generation auch mal wegen der Einschaltquote und der Zielgruppe gepiesackt, oder durften die vergleichsweise unbehelligt Serien machen?
PS: Weil eure Disclaimer auf mich fast schon etwas defensiv wirken: Eure Meinung legt ihr sehr differenziert und respektvoll dar. Ich habe auch nicht das Gefühl, dass ihr Menschen persönlich angreift. Wer sich bei so einer leichtfüßigen, wohlgesetzten Kritik noch auf die Füße getreten fühlt, der muss vielleicht mal über das eigene Schuhwerk nachdenken, zumal ihr ja durchaus den Eindruck erweckt, dass ihr auch Gegenrede anhören würdet 🙂 Um bei der Fußmetapher zu bleiben: Ihr kehrt sehr sorgfältig den Boden für eure Besucher (was einen guten Gastgeber ja auch auszeichnet), aber ihr müsst imho nicht noch extra Schuhe für die Zuhöris bereitstellen.
Danke für eure spannenden Einsichten und interessanten Theorien.
Gleich zu Anfang, mit Polanski habt ihr gar nicht so falsch gelegen. Auch der hat nämlich einen Piratenfilm gemacht, allerdings muss der noch ein wenig mieser gewesen sein als die „Piratenbraut“. Denn die ist bei allem Irrsinn der da vorkommt doch recht vergnüglich, und kommt auch alle paar Jahre mal im Fernsehen. Polanskis Piraten wohl nicht.
Damit ist schon gesagt, schlechte Filme hat es schon immer gegeben und früher war eben nicht alles besser (letzteres sagt schon ein altes Weisheitsbuch vor rund 3000 Jahren 😇).
Nur hatte ich schon lange den Eindruck, dass gerade bei den großen Franchises die Fähigkeit verloren gegangen zu sein scheint, interessante Geschichten technisch gut zu erzählen. Das fing bei „Treffen der Generationen“ an, das mich mehrmals den Kopf schütteln ließ (und bei „Der Aufstand“ zu einem Schleudertrauma wurde). „Voyager“ wurde bald langweilig und „Enterprise“ hatte mich praktisch schon mit der ersten Folge verloren.
Dann kamen die Star Wars Prequels, dann die Sequels. Tricktechnisch anspruchsvoll, spannend, aber kaum Anspruch und manchmal schlichtweg albern.
Und die Superheldenfilme, die Transformers… na ja. Noch größer, noch bombastischer, noch langweiliger.
Das sehe ich so ähnlich im Literaturbereich. Wenn etwas Erfolg hat, dann guckt jeder Verlag, wer denn schon mal so was ähnliches geschrieben hat, was man nicht haben wollte. Und dann wird so lange der letzte Mist auf den Markt geworfen, bis das Publikum genug hat.
So auch bei den Filmen. Der wievielte Batman war das jetzt in den letzten zehn Jahren? Der wievielte Zombiefilm? Der Mangel an Ideen wird dann einfach durch Effekte und ausufernde Brutalität ersetzt. Letztens haben wir einen „Batman“ ausgemacht, das war nichts für einen entspannten Abend.
Neu scheint mir, dass heutzutage teilweise am Publikum vorbei produziert wird – und das scheint mir bei Discovery der Fall zu sein – und es wird weiter produziert! Dabei habe ich gar nichts dagegen, wenn jemand „woke“ ist, im Sinne von achtsam gegenüber Minderheiten. Das Problem, ihr habt es gesagt, ist wenn das im Vordergrund steht – und dann lange Zeit erst mal gar nichts kommt. Wenn das radikalisiert wird. Und wenn nicht beachtet wird, was das Franchise im Grunde ausmacht.
Dabei ist es auch völlig egal ob der Captain Mann oder Frau ist, Haare hat oder Glatze, helle oder dunkle Haut, Schach spielt oder Baseball. Okay, mit einem Klischeebriten, der behauptet, Franzose zu sein, war es nicht einfach. Mit einer überemotionalen Frau, die angeblich bei Vulkaniern aufgewachsen sein soll noch weniger. Und, so leid es mir tut, ein alter Mann, der durch eine immer brutaler werdende Welt irrt, ist auch nicht mein Ding.
Die besten neuen Serien waren für mich „Der Mandalorianer“ und „Das Buch von Boba Fett“. Die sind aber auch sehr „klassisch“, vergleichbar vielleicht mit den „Western von Gestern“ aus meiner Kinderzeit.
Und die neuen Streaming Serien haben oft auch das Problem, dass sie aufwendig und teuer produziert werden, aber kaum mal mehr als zehn Folgen pro Staffel und Jahr umfassen. Bevor man richtig eingestiegen ist, sind sie schon vorbei. Warum die Streaming Sender nicht auf längere Serien setzen ist mir nicht klar.
Ob das Pendel wieder zurück schwingt, wann und wie weit (oder wohin)? Da bin ich eher Pessimist.
Hallo Jungs,
Ich hatte ja keine Ahnung, worauf ihr mit eurem Thema hinaus wolltet, aber einige der Gedanken sind mir auch schon gekommen. Danke, dass ihr sie mit uns geteilt habt. Es wäre schade, wenn ihr euch mit eurer Meinung zurückhalten würdet, nur weil ihr vielleicht irgendjemandem auf die Füße treten könntet. Es ist euer Podcast und da könnt ihr sagen was ihr wollt, auch wenn es „dummes Zeug“ ist. Wir, die Zuhörys, werden euch in unseren Kommentaren schon „zurechtrücken“ (natürlich im Rahmen der Netiquette 🙂 und wem das nicht gefällt, der braucht ja nicht einzuschalten.
Hier kommt einfach mal, was mir dazu eingefallen ist:
„Wir gehen einer strahlenden Medienzukunft entgegen“ – oha, steile These! Aber dazu unten mehr.
„Früher war alles besser“ – das ist bestenfalls zu pauschal und ich stimme euch zu, meistens schlicht falsch. Eines meiner Lieblingsgenres ist der Mantel-und-Degen-Film (im engeren und weiteren Sinne). Wenn ich die alten Schinken aus den 40er,50er und 60er Jahren sehe, dann denke ich oft „seufz, sowas wird heute nicht mehr gemacht.“ Und dann poppt sowas auf wie „Die Braut des Prinzen“ (1988), „Die drei Musketiere“ (1993),“Die Maske des Zorro“ (1998) oder „Fluch der Karibik“ (2003) und ich denke „na also, geht doch!“ Ein oder zwei pro Jahrzehnt ist nicht dolle, wenn es früher Dutzende gegeben hat. Ich weiß nicht, ob der Anteil an Schrott gestiegen ist, aber gerade im Bereich M&D hat es in der Hochzeit viel Schrott gegeben. Kommt aber vielleicht auch auf das Genre oder die individuelle Definition von Schrott an.
Interessant fand ich auch, was ihr über George Lucas und die Entstehung von Star Wars gesagt habt. Das war mir natürlich bekannt und ist eigentlich für den geneigten Zuschauer auch offensichtlich: Ein böser Zauberer entführt eine schöne Prinzessin und ein tapferer junger Ritter bricht auf sie zu befreien wobei er a little help from friends bekommt. Könnte glatt aus Grimms Märchen stammen. Vor einiger Zeit gab es auf arte eine Doku über die Entstehung von „Herr der Ringe“, „Auf den Spuren der Hobbits.“ Auch Tolkien hat sich bei Sagen und Märchen aus aller Welt bedient, um daraus die Geschichte von Mittelerde zu stricken. Aber irgendwann wird das Prinzip klar und was einmal originell war funktioniert plötzlich nicht mehr. Man liest den Klappentext und – gääähn…
„Wirtschaftliche Entscheidungen, die die vorhandene Kreativität überrollen“ – tragisch, was da mit Voyager abgelaufen ist. Als aktuelleres Beispiel fällt mir da „Game of Thrones/ Das Lied von Eis und Feuer“ ein. Ich habe nur die ersten zwei Bände gelesen, die Serie habe ich gar nicht gesehen, aber man konnte ja kaum um die groß aufgemachten Berichte herumkommen. So wie ich das verstanden habe, war das Epos ursprünglich auf sieben oder acht Bände angelegt (im deutschen wurden sie noch geteilt, also 14 oder 16!). Nach dem vierten oder fünften Band erwarb HBO die TV-Rechte, während George RRMartin noch an seinen Romanen schrieb. Da das Fernsehen schneller war als er, mussten sich die Drehbuchautoren eine eigene Fortsetzung einfallen lassen. Stimmt es, dass Martin seine Reihe bis heute nicht fertig geschrieben hat? Kein Wunder. Wenn man mir mein Werk so mittendrin einfach aus der Hand nehmen würde, hätte ich auch keinen Bock mehr.
A propos Fortsetzung: Ich mach hier mal einen cut und komme gleich wieder.
Bridge
Hallo Bridge!
Kleine Ergänzung zu Mantel und Degen Filmen: „Cyrano de Bergerac“ mit Gerard Depardieu ist von 1990.
Na gut, dann eben drei pro Jahrzehnt.
Gegenrechnung: In den 30ern habe ich allein schon 5 Musketier-Filme gezählt, Robin Hood, Zorro, Ritter- und Piratenfilme kommen noch dazu. In den 40ern waren es 3 Musketiere, in den 50ern sage und schreibe 14! – allerdings wie ich oben schon erwähnt habe viel Schrott dabei, v. a. aus Italien.
Und jetzt kommst du! 😛
LL&P
Bridge
Damals lebten ja auch Errol Flynn, Tyrone Power und Douglas Fairbanks noch – irgendwie mussten die doch beschäftigt werden!
So, da bin ich wieder.
Wie der kleine Bruder schon erwähnte, hat Polanski 1986 tatsächlich einen Piratenfilm gemacht. In der Hauptrolle kein geringerer als Walter Matthau. Ich hab mal vor Urzeiten die ersten paar Minuten gesehen, fand ihn aber nicht lustig. „Die Piratenbraut“ habe ich dagegen ganz gesehen und fand ihn unterhaltsam. Schade, dass er gefloppt ist. Dreharbeiten auf dem Wasser sind teuer. Früher konnte man noch Modellschiffchen auf dem Gardasee rumschippern lassen und das Oberdeck wurde im Studio gebaut. Heute hat das Publikum einen anderen Anspruch an die Szenerie.
„Überraschung ist nicht gleich Überraschung.“ Oh ja, da kann ich auch ein Lied von singen. Kennt jemand die Serie „Pretender“? Eine anfangs ziemlich spannende Mystery-Serie (1996 bis 2000) mit Michael T. Weiss um einen Hochbegabten, der in kürzester Zeit in jede Rolle schlüpfen konnte, der aber gleichzeitig vor einer Geheimorganisation auf der Flucht war, die seine Fähigkeiten für ihre Zwecke ausnutzen wollte. Irgendwann haben sich die Autoren so dermaßen in Plot-Twists und verworrene Familienverhãltnisse verstrickt, dass ich (und vermutlich auch die Autoren selbst) völlig den Überblick verloren habe und ausgestiegen bin. Gerade habe ich mal die Wikipedia-Seite überflogen… Nee, wat’n Blödsinn…
Meta-Verse, das gab es auch im M&D-Film: Zorro gegen die drei Musketiere, Zorro gegen Maciste, Robin Hood und die Piraten etc. Einer schräger als der andere. Das wäre auch mal ein Thema für die MdaVs.
Mir war bis dato nicht bewußt gewesen, daß Strange New Worlds von langer Hand geplant war, aber das erklärt so einiges. Insbesondere die Cameo-Auftritte von Rebecca Romijn, die ja nun nicht irgendein Starlet von der Straße ist. Das Finale der zweiten Staffel von Discovery wirkte wie ein Backdoor Pilot zu SNW.
Natürlich kann man einen „veritablen Klassiker“ nicht planen, aber wenn z. B. eine Serie, die man mit großem Aufwand auf die Beine gestellt hat, nach nur ein oder zwei Folgen wieder abgesägt wird, sage ich auch: was war da denn los?! Wozu sind denn Pilotfilme da? Etwas mehr Geduld und Vertrauen in das eigene Projekt wäre manchmal schon wünschenswert.
Die Marvel-Filme bis Endgame habe ich auch gerne geguckt, aber dann war auch gut. Inzwischen ist mir die Sache zu unübersichtlich geworden. Wenn die einzelnen Teile inhaltlich aufeinander aufbauen, ich aber auf einige davon keinen Zugriff habe, weil ich z. B. Disney+ nicht abonniert habe, dann bin ich raus. Noch schlimmer sind die DC-Superheldenserien, Arrow, Flash, Supergirl etc. Ein Spin off folgt auf den nächsten, jede Serie läuft auf einem anderen Sender und die Sendetermine der (häufigen) Crossover sind nicht aufeinander abgestimmt. Star Trek mit seinen immer neuen Serien gerät so langsam in eine ähnliche Situation. Ich würde gerne Prodigy gucken, aber das geht hierzulande ja (noch) nicht. Insofern begrüße ich es schon, wenn alles unter dem Dach von Paramount+ vereint ist. Star Trek ist ein Universum, auf das ich mich eingelassen habe und in dem ich „drin“ bin. Noch eines dieser Art kommt für mich nicht in Frage, dafür habe ich schlicht keine Zeit.
„Damit noch irgendwas überhaupt was in dir auslöst muß es schreien“. Und der nächste schreit auch und der nächste schreit lauter und noch einer und noch einer – und dann kriege ich Migräne oder Tinnitus oder selber Schreikrämpfe. Das ist es nicht wert.
So, jetzt zu der „steilen These“. Sebastian, ich bewundere deinen Optimismus, allein, ich kann ihn nicht teilen. Ein Pendel kann nur zur Ruhe kommen, wenn es nicht dauernd neu angestoßen wird. Gab es denn je eine „Ruhephase“? Ich wüsste keine. Es wird immer Impulse geben, die zu neuen Ausschlägen führen, sei es technischer Art, sei es wirtschaftlich, politisch oder gesellschaftlich. Die Zeiten sind unruhig, das spüren wir alle ganz akut. Und ich fürchte, es wird in absehbarer Zeit nicht besser. Was ist denn überhaupt „normal“ in dieser Welt? Nicht die besten Rahmenbedingungen für die Unterhaltungsindustrie, könnte man meinen. Oder vielleicht gerade? Weil nämlich alle die Ablenkung, die Flucht aus der Realität suchen. Natürlich ist Ablenkung bis zu einem gewissen Grad notwendig, um seine geistige Gesundheit zu bewahren, aber leider gibt es auch genug Beispiele für Extreme in viele Richtungen. Ist es nicht gerade dieses Spannungsverhältnis, diese „Achterbahnfahrt“, die zu „neuer Kunst“ , und „coolen Sachen“ führt – wie immer man „cool“ auch definieren will? „Souveränität“ ist allerdings das letzte, was mir dazu einfallen würde.
Wißt ihr was? In fünf Jahren greift ihr dieses Thema noch einmal auf und macht eine Fortsetzung zu diesem Podcast. Ich bin gespannt, wessen Erwartungen sich dann eher erfüllt haben.
Bis dann
LL&P
Eure Bridge
Vielen Dank für Euren unterhaltsamen Gedankenaustausch – einen wesentlichen Aspekt, der sicherlich nicht der Qualität zuträglich ist, sehe ich in der Überkommerzalisierung von Filmen und Serien.
Selbst mittelklassige Schauspieler verdienen heute ein vielfaches Ihrer Vorgänger vor 30 Jahren. Insofern besteht ein hoher Druck der Studios Filme und Serien zu finanziellen Erfolgen zu führen. Hierdurch setzt man auf bewährte Rezepte und scheut entsprechende Risiken. Zusätzlich sind die Auswertungsmechanismen gewachsen: Kino ist ja eigentlich nur noch ein Sekundärgeschäft, die Musik spielt im Streaming und in der Vermarktung auf Blu Ray.
Hinzu kommt die Möglichkeit von CGI. Es ist heute sehr leicht mit bombastischen Effekten sein Publikum einzulullen und von Löchern in der Story und mittelmäßigen schauspielerischen Leistungen abzulenken. Auf der anderen Seite könnte ich mir vorstellen, dass es auch für Schauspieler immer schwieriger wird, überzeugende Leistungen abzurufen, wenn man nur noch mit Green Screens interagieren muss.
Nicht zuletzt führt diese Überkommerzalisierung auch zu einer zunehmenden Professionalisierung, die aber auch zu einer Uniformierung führt, da erfolgreiche Rezepte kopiert und Arbeitsabläufe standardisiert werden (z.B. durch Nutzung der gleichen CGI Engine). So wird sich alles ähnlicher und weniger unterscheidbar.
Nicht zuletzt die hohe Dichte und Nähe des Feedbacks, des Zielpublikums zu den Machern. Laute Minderheiten in sozialen Netzwerken und Internet lassen die Macher spüren, was gefällt bzw. eben nicht und versetzen die Macher (bzw. deren Geldgeber) in Angst und Schrecken. Das führt unweigerlich bei den Kreativen zur vorweggenommen Selbstzensur und einer Haltung die Dinge auf Nummer sicher anzulegen.
Insofern geht hier Film und Fernsehen einen recht ähnlichen Weg wie bspw. der Profifussball. Liebhaber des Sports wenden sich von den Kommerzprodukten Bundesliga / Champions Leauge ab und folgen lieber den Spielen im Amateurbereich – so wie viele Filmliebhaber in die Vergangenheit oder zu den Indi-Perlen flüchten.
Ich glaube das Pendel wird erst dann wieder in die richtige RIchtung weisen, wenn der Kommerz und die Überkommerzialisierung zurückgefahren wird. Es muss erst schlimmer werden, bis es besser wird. Insofern sehe ich vor der angesprochenen guten Zeit, erstmal eine Zeit der Langeweile, in der Film und Fernsehen unterhält, aber eben nur noch Mittelmaß produziert und selten begeistert oder herausfordert.
Nabend Sören,
danke für Deinen spannenden Kommentar!
Als jemand, der sich mit Fußball gar nicht auskennt, finde ich Deine Analogie im vorletzten Absatz sehr bildhaft und treffend! Ich werde sie zukünftig klauen und als meine ausgeben.
Schöne Restwoche Dir,
Sebastian
Feel free 🙂
Hallo ihr zwei,
vielen Dank für den neuen TaF. Hat super Spaß gemacht euren Ausführungen zu lauschen. Vielem von dem, was ihr äußert, kann ich zustimmen und finde es sehr beeindruckend, wie präzise ihr eure Gedanken (ohne Skript) auf den Punkt bringt.
Ich freue mich auch mega auf die neue Staffel von Better Call Saul. Das war visuell, plottechnisch, hinsichtlich der Charakterdarstellung und der Schauspieler ein solcher Genuss. Wahnsinn.
Auf Strange New Worlds bin ich sehr gespannt, der neue Teaser hat es nochmal angeheizt und wenn paramount+ in Deutschland verfügbar ist, werde ich es mir natürlich holen…
Bei mir ist es so, dass ich mir dann doch alles von Star Trek anschaue, auch wenn ich nicht immer begeistert bin. Vielleicht ist das ähnlich wie beim Fußball, da sehe ich mir die Spiele meiner Mannschaft auch alle an, selbst wenn ich weiß, dass sie gerade eine schlechte Phase haben. Immer in der Hoffnung, dass es sich bessert.
Liebe Grüße
Hey, ihr lieben TaD-lers
Was für eine Folge! Vielen Dank dafür.
„Früher war doch alles besser“ – ehrlich, wir schauen natürlich sehr verklärt auf was früher mal war. Und sicherlich war früher nicht alles supertoll. Aber…
Ich erinnere mich, ich konnte in den guten alten 90er/frühen 2000er praktisch jedes Wochenende ins Kino gehen und hab einen halbwegs ordentlichen Film schauen können. Da wurden uns packende Stories präsentiert, die mich auch heute noch bewegen, da gabs noch handgemachte Action und richtig charismatische Darsteller (gut, die gibts wohl auch heute noch, aber pure Ansichtssache). Was heute aber so im Kino zu sehen ist, lockt mich nur noch selten hinter dem Ofen hervor. Liegt vielleicht zum einen am Marketing (heutige Kinotrailer sind einfach schrecklich), zum anderen auch daran, dass wir dank der heutigen Vernetzung bereits in der Vor-Produktion eines Films viel zu viel davon erfahren. Dieser „Boom“-Moment einer Filmpremiere geht da ein wenig verloren. Und, wir wissen es alle, in Hollywood herrscht mittlerweile bei den Drehbuchautoren und Studios komplette Lazyness. Wir erleben eine Menge an Fortsetzungen, welche einfach erschlagend ist. Ich mag seit dem ersten Avengers keine Marvel-Filme mehr sehen. Superhelden generell, ich kann nicht mehr (passenderweise gehe ich aber heute abend den neuen Batman schauen).
Noch schlimmer trifft mich, als Actionkultler, die Situation im Actionbereich. Kleinere B-Produktionen hatten zu Beginn der 00er-Jahre noch eine ordentliche Zeit. Unsere alten Actionhelden wie Seagal, van Damme, Lundgren, konnten immer noch für Budgets im Bereich von 10 bis 20 Mio Euro halbwegs ordentliche Filme produzieren. Heute sind diese Budgets bereits utopisch und ich muss mich darauf verlassen, dass ein Scott Adkins mal wieder einen tollen Tag hat und mich mit einem Accident Man 2 vom Hocker reissen kann oder dass ein Regisseur wie William Kaufman mal wieder ein Herzensprojekt umsetzt (wie Daylights End oder Sinners & Saints). Aber, viel neues und brauchbares Actionmaterial bekomme ich nicht zu sehen zur Zeit.
Der gute Chris Stuckman hat vor einigen Jahren ein Video gemacht, was im aktuellen Actionfilm so falsch läuft. Gerne verlinke ich darauf, denn ich gehe völlig mit ihm einig:
https://www.youtube.com/watch?v=eac0lXfMs9c
Ich war letztes Jahr zu Gast im Stream Away-Podcast, um mit den beiden Moderatoren Dorian und Milo über Film- und Serienkonsum zu sprechen und wie ich (Enddreissiger) damals noch auf VHS Medien konsumieren konnte, verglichen mit Dorian und Milo, die beide Mitte 20 sind. Anfang 2021 betrieb ich noch den Fratzengeballer-Podcast und hab dann mal geprüft, wieviele der von uns besprochenen Filme auf den gängigen Streaming-Portale überhaupt zu sehen sind. Ich meine es waren nicht mehr als 27%. Die Zahl hab ich damals im Stream Away-Podcast präsentiert. Heisst, viele der Actionklassiker sind heute fürs breite Publikum nicht mehr so einfach zu konsumieren. Einige Filme bekommst du nicht mal mehr auf DVD (sollte einer von euch Kommentaris den James Belushi-Film MADE MEN besitzen und loswerden wollen – bitte schreibt mir 🙂 ).
Hören könnt ihr die Episode hier. Achtung, Schweizerdeutsch. Aber ihr schafft das.
https://open.spotify.com/episode/1aVP5F1am22Fl7NPSZQ0bP?si=fZSrDcFzSh2kpGk49vyzsA
Bezüglich Squid Game: Meine Freundin arbeitet an einer Schule als Heilpädagogin und hat erlebt, dass bereits 7jährige Kinder auf dem Pausenhof die Squid Game-Spiele nachspielen. Eltern sind momentan sehr gefordert das Zeug von ihren kleinen Kids fernzuhalten. Medienkonsum von kleinen Kindern – ein Thema, welches uns zu Hause, halt wegen dem Job meiner Freundin, oft beschäftigt. Als sie noch im Kindergarten gearbeitet hatte, hatte doch einer der Kids permanent von den Expendables geschwafelt. Der kleine war fünf.
Ist heute alles schlecht? Wohl nicht. Man kann sich dank den Streaming Portalen immer mit einem passenden Content beschäftigen.
Aber, viele Leute sind nicht mehr wählerisch und konsumieren einfach irgendwelche Inhalte. Sogar meine Freundin sagt mir manchmal „ich verstehe nicht, warum du noch DVDs/Blurays kaufst, wenn du doch so viele Filme auf deinen Streamingportalen zur Verfügung hast“. Ja, ich wähle gerne in Ruhe aus, was ich schau und wenn ich Lust hab auf Kevin Smiths CHASING AMY, dann will ich den sehen, und nicht irgendeine unterdurschnittliche Adam Sandler-Netflix-Komödie. Darf ich noch anfügen, dass ich die Zeiten vermisse, als ich in regelmässigen Abständen eine neue und meistens sehr unterhaltsame Ben Stiller-Komödie hab anschauen können? 🙂
Sorry, ich hab jetzt hier einfach mal meine Gedanken runtergerattert. Ihr mögts mir verzeihen.
Ich kann mir das, was ihr selbst Kulturpessimismus nennt, nicht mehr anhören. Mir fällt auf, dass viele, die hier in den Kommentaren die „neuen“ Serien und das Fernsehen von heute pauschal kritisieren, selbst zugeben, dass sie nur die ersten paar Folgen einer Staffel gesehen haben. Dieser kurze Eindruck reicht dann aus, um sich selbst zu vergewissen, das damals alles besser und weniger schnelllebig war. Auf welcher Seite des Bildschirms sitzt denn da das Problem?
Sorry Martin, da fühle ich mich jetzt ein bisschen angesprochen. Wie viele Folgen einer Serie muss man denn mindestens sehen, um zu wissen, ob sie gut oder schlecht ist? Oder auch nur um zu wissen, ob sie einem gefällt?
Beispiel „Enterprise“. Die erste Folge hat mich geärgert, die nächsten nur noch gelangweilt. Die freie Zeit ist halt begrenzt, und wenn eine Serie es nicht schafft, gute, emotionale Geschichten spannend zu erzählen, dann eben nicht.
„The Mandalorian“ und „The Book of Boba Fett“ habe ich weiter gesehen. Sie haben zwar ihre Schwächen, aber sind emotional bewegend und spannend. Deswegen stehen sie auch auf den Listen der Top Streaming Serien seit Monaten ganz oben, nicht nur weil das „Star Wars Etikett“ draufklebt.
Guten Abend Martin,
seit neuestem haben wir hier eine Netiquette. Bitte beachten.
Einfach nur austeilen und andere Leute als „Problem“ bezeichnen, das wollen wir hier nicht.
Wenn Du uns Deine Sicht auf den heutigen Stand der Popkultur erläutern und/oder eine konstruktive und respektvolle Gegenposition einnehmen möchtest, würden wir uns sehr freuen.
Dir ein schönes Wochenende,
Sebastian
Das finde ich spannend. Schon weil da aus meiner Sicht ausschließlich Dinge stehen, die entweder selbstverständlich sind oder – wenn man auch nur ein wenig zuhört und ein wenig den Raum liest – selbstverständlich sein sollten.
Und die nach meiner Beobachtung bisher eigentlich auch immer – bis auf kleine, launige Ausreißer – selbstverständlich befolgt werden. btw: Das ist ja das schöne an Podcasts: Die Stimmung in den Sendungen gibt weitgehend die Stimmung in den Kommentaren vor. Und ich empfinde die Stimmung in Eurer Kommentarspalte als ausgesprochen angenehm – wie halt auch die Stimmung in Euren Sendungen.
Darf ich mir gleichwohl erdreisten, direkt mal gegen diese Regelung
mit einem höflichen Wegwerf-Vorschlag zu verstoßen?
Das ist grundsätzlich eine sehr kluge und erprobte Regelung (und erfrischend klare Ansage). Ich persönlich habe aber recht gute Erfahrungen damit gemacht, die Kommentarspalte unter dem Beitrag mit den Hausregeln zu öffnen und angstfrei zusätzlich Meta-Gelaber zu diesen Regeln und zur Moderation ausschließlich in exakt dieser einen Kommentarspalte zuzulassen. Das bündelt den Quatsch, vermeidet Dopplungen (und Tripplungen und ..), entschärft Missverständnisse und führt manchmal sogar zu hilfreichen Erkenntnissen (keine Moderation ist immer perfekt). Außerdem nimmt das den fragilen Jungs mit der Angst vor opaken ~Nazi-Mods~ den Wind aus den Segeln. Insofern auch einfach eine Geste des Selbstbewusstseins und des Vertrauens in die eigene Community.
Um nicht falsch verstanden zu werden: Ich sehe überhaupt gar keinen Anlass davon auszugehen, dass dies hier überhaupt irgendwann mal Thema werden könnte. Andererseits seit Ihr aber eigentlich qua Reichweite und Kommentar-Anzahl schon lange über den Punkt hinaus, wo sowas im Internet immer irgendwann auftritt. Und niemand kann beurteilen, wie lange sich das mit der Stimmung dieser Internet-Regel entziehen kann.
Um ebenfalls nicht falsch verstanden zu werden: Selbst „Vorschlag“ ist dafür ein viel zu großes Wort. Ich teile lediglich eine persönliche Erfahrung und 1-Personen-Statistik mit Euch. Macht damit bitte, was Ihr wollt. Bedenken, befolgen oder wegwerfen, es steht Euch frei.
[obligatorische Höflichkeits-Anmerkung: Ich bin selbstredend nicht beleidigt, wenn Ihr das anders seht – auch nicht, wenn Ihr das derart anders sehr, dass Ihr diesen Kommentar löscht]
seit/seid, au mann
Guten Morgen sternburg,
unser Podcast ist eine Zwei-Mann-Bude, die viel Zeit und kreative Energie benötigt.
Die Netiquette existiert, weil wir letztens zu viel Zeit und Energie in interne Diskussionen versenken mussten, in denen wir uns fragten: „Okay, wie gehen wir denn jetzt damit um?“ Energieverschwendung, wenn Du so willst. Diese Diskussionen mussten zugunsten wertvoller Podcast-Zeit dringend minimiert werden. Deswegen ein einheitliches Regelwerk, auf das wir in Minutenschnelle verweisen können. Deswegen auch keine weiteren öffentlichen Diskussionen darüber. Nicht hier, nicht anderswo. Noch reichen die Unterstützungsbeträge bei weitem nicht dafür aus, dass wir jemanden für Community-Management einstellen können.
Wer uns eine Individualeingabe per Mail schickt, bekommt grundsätzlich eine Antwort. Das können alle bestätigen, die schon mal geschrieben haben. Das ist ein Teil der Podcast-Büroarbeit, die uns sehr wichtig ist: Menschen wahrnehmen, die mit uns den Kontakt suchen, warum auch immer.
Dein Beitrag wäre eine solche Mail gewesen. Bitte die Regeln beachten, nicht deren Grenzen austesten. Weitere Eingaben bitte an die bekannte Mail-Adresse, nicht mehr hier.
Danke, viele Grüße & viel Spaß mit der neuen Sendung,
Sebastian
Oh, das habe ich nicht gewusst und nicht geahnt. Dann möchte ich bitte nichts gesagt haben.
Hallo nochmal!
Habe heute ein YT Video von Popcast über „Strange New Worlds“ gesehen. Angeblich hätten die Macher von Discovery 2000 zufällig ausgewählte Fans nach ihrer Meinung über STD gefragt, ob sie
1. die Serie gut fänden und wünschten, dass die Meckerei aufhört, oder
2. Die Serie nur gucken würden, weil es Star Trek ist, und wünschten, dass sie besser wird, oder
3. Die Serie schlecht fänden und kein New Trek mehr sehen wollten.
Das Ergebnis:
28% fanden die Serie gut,
32% haben die Serie nur geschaut, weil es Star Trek ist, und
satte 40% wollten das nicht mehr sehen.
Ein Produkt, mit dem man 40% seiner Stammkunden vergrault und ein weiteres Drittel nicht begeistern kann, das kann man wohl kaum als gelungen bezeichnen. Kritisiert wurde auch das Bemühen, die Serie auf die Repräsentation von Minderheiten zu fokussieren. Die Macher hätten es dadurch versäumt, der Mehrheit der Fans auch nur eine Identifikationsfigur zu geben.
(Dazu kommen natürlich die anderen Probleme, nicht respektierter Kanon, schlechte Drehbücher, Overacting)
Und natürlich wollten die Macher mit Pike und Co nicht nur STD retten, sondern auch einen Backdoor Pilot einfügen. Hätte ja sein können, dass es den Fans zu „klassisch“, bzw altmodisch sein würde.
Und jetzt warten wir alle ganz gespannt, was daraus wird…
Guten Abend Kleiner Bruder,
wobei solche Umfragen (und andere Dinge, die im Internet stattfinden) seit einigen Jahren von rechts zugebombt werden. Insbesondere, wenn sie in den USA stattfinden.
US-Podcasts, -Bücher, -Serien und -Filme, die sich z.B. kritisch über den Ex-Präsidenten Trump äußern, werden seit ein paar Jahren mit Ein-Stern-Bewertungen systematisch übergossen. Das geschieht instantan, organisiert, massenhaft und lautstark. Einfach mal auf Amazon.com gehen und Rezensionen zu Büchern von Stephen King lesen, dann bekommt man einen guten Eindruck, wie das abläuft.
Und gerade wenn ich lese: „Kritisiert wurde auch das Bemühen, die Serie auf die Repräsentation von Minderheiten zu fokussieren“ – dann ahne ich, welches Geistes Kindes Truppe womöglich wieder bei dieser Umfrage an die Tastaturen mobilisiert wurde. Siehe auch der Umgang einiger fürchterlicher US-Fans mit The Last Jedi, was wir im Podcast nur kurz anschneiden, wo die in jeder Hinsicht wundervolle Kelly Marie Tran aufs Widerlichste fertig gemacht wurde.
Ich würde diese Zahlen aus diesem Grund sehr mit Vorsicht genießen und halte sie persönlich nicht für repräsentativ, eher tendenziös.
Schönes Restwochenende Dir,
Sebastian
Hallo Sebastian!
Ich glaube, ich verstehe deine Bedenken. Tatsächlich habe ich keinen Faktencheck gemacht, kann also für die Richtigkeit der Aussagen nicht garantieren. Ich traue mich auch nicht, hier einen Link zu setzen, nicht des Inhalts wegen, sondern weil ich alter Mann mit der Technik auf Kriegsfuß stehe. Irgendwie radikal kam mir der Beitrag aber nicht vor.
Das erste soll eine Umfrage der Produzenten selbst gewesen sein, unabhängig von den Inhalten. Das Ergebnis deckt sich so ziemlich mit allem, was ich über STD in Berichten und Kommentaren höre und lese.
Das zweite war eine recht neutrale Beobachtung, dass für einen großen Teil der Bevölkerung – und für einen noch größeren Teil des Fandoms – keine positive Identifikationsfigur angeboten wird. Normalerweise würde das vielleicht nicht ins Gewicht fallen, gut erzählte Geschichten funktionieren auch mit ungewohnten Charakteren. Aber für eine teure Serie, die auf ein großes Publikum angewiesen ist, dürfte das ein echtes Problem sein.
Wie seht ihr das, speziell die Sache mit der „Identifikationsfigur“? Würde STD besser beim Publikum ankommen, wenn eine Figur wie z.B. Pike dauerhaft dabei wäre?
Hehe. Eine Podcats-Folge, die wie in einem Brennglas alles zeigt, was es an Podcasts nicht zu mögen gibt, ich aber mag:
Ich kenne eine Menge kluge, mir hoch sympathische Menschen, die mit Podcasts nichts anfangen können, weil ihnen die Informationsdichte zu gering ist und sie das alles für verschwendete Lebenszeit halten.
So ist das hier. Dieses gesamte zweistündige Gespräch lässt sich mit allen Herleitungen ohne jeden Informationsverlust auf einen Text eindampfen, der in vielleicht vier Minuten zu lesen ist.
Und die bei all den mäandernden Überlegungen am Ende herausfallende Erkenntnis lässt sich ohne weiteres in einem Dreizeiler zusammenfassen.
Die sich wiederum in einem kurzen Merksatz zusammenfassen lässt: „Moderne Star Trek Filme und Serien – wie überhaupt viele moderne Filme und Serien – mögen gut oder schlecht sein, aber in erster Linie sind sie alle nachgebaute Marvel-Produkte.“
Wer nur diesen einen Satz liest und mitnimmt und versteht, der hat im Grunde inhaltlich nichts verpasst.
Und trotzdem möchte ich von diesen zwei Stunden keine einzige Sekunde missen. Bitte, bitte bleibt exakt so.
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Diese Erkenntnis finde ich übrigens so plausibel wie unangenehm. Story time: Ich war nach den (persönliche Wertung) unfassbar beschissenen letzten Folgen der ersten Staffel von Picard eigentlich soweit, die zweite nicht mehr zu gucken (ohne Wut, kann halt nur auch andere Dinge tun). Nach der Veröffentlichung von S02E01 schlugen bei mir aber so viele begeisterte Meinungen auf, dass ich sie mir doch noch angeschaut habe. Und naja, ich fand sie tatsächlich ziemlich gut. _Aber_ ich habe die ganze Zeit bemerkt, dass ich eigentlich eine Marvel-Serie mit Picard in einem Star-Trek-Marvel-Universum gucke. Und das nur, weil ich den Fehler gemacht habe, mir diese Folge TaF anzuhören. Menno. 🙂
(fällt mir gerade wieder ein, weil ich jetzt den tab wechsel und mir dort die zweite Folge angucke)
Nach Anschauen der neuen vielen Teaser für Star Trek Strange New Worlds und der ersten Folgen von ST Picard Staffel 2 musste ich dann doch wieder intensiv über New Trek grübeln. Vieles wurde schon gesagt (schlechte Drehbücher, zu viel Action, etc.).
Was mir zumindest in den letzten Tag neu aufgefallen ist: Ich baue eigentlich zu keiner der Figuren irgendeine Art von Beziehung auf, da passiert bei mir keine empathische Bindung (auch nicht mehr zu „unserem“ Jean-Luc).
Ich schaue recht viele Serien, und egal ob The Mandalorian, Expanse, The Boyz, Reacher, etc. … da fühle ich dann doch mit den Figuren mit und es baut sich eine Nähe auf.
So eine Distanz aber wie bei New Trek fühle ich sonst v.a. bei Marvel-Sachen, wobei es da auch Ausnahmen gibt (Spiderman zum Beispiel, und unterhaltsamer als New Trek sind sie inzwischen allemal).
Ich kann es nicht genau greifen, wieso das so ist. Irgendwie sind die Figuren zu unecht, zu plakativ. Oftmals gehen die Figuren auch nicht durch wirklich glaubhafte Prüfungen und Dramen, einfach eine falsche oder geringe Fallhöhe. Andererseits werden die Figuren auch erdrückt durch Effekte, Sound, Musik, etc. und haben zu wenig Zeit, sich zu entfalten. Aber so richtig greifen kann ich es nicht.
Ich weiß nicht, ob jemand das nachvollziehen kann, würde mich auf Feedback freuen.
Hi Duke, ich kann das sehr gut nachvollziehen und auch nicht an die Charaktere andocken, insbesondere ist mir das bei der aktuellen Picard-Staffel aufgefallen. Jetzt hier meine Gründe dafür zu erläutern und beispielhaft zu untermauern, würde vermutlich (wieder) in einem 5.000-Zeichen-Aufsatz enden. Der sicherlich nochmal in irgendeiner Form kommen wird, dann aber in Audioform. Im Ergebnis nimmst Du mir aber bereits die Worte aus dem Mund: Zu plakativ, zu klischeehaft angelegt, nie zu Ruhe kommend, immer die Handlung vorantreibend. Das lässt alles konstruiert und unecht wirken, so intellektuell man die Sache im Autorenzimmer auch angehen mag. Und wenn die Charaktere, so sympathisch sie im Einzelfall sein mögen, unecht wirken, kann auch die Handlung nicht funktionieren.
Ausnahme: Kirk Thatcher als Punk im Bus. Der war glaubhaft. Leider ging die Szene nur 33 Sekunden.
Danke für die Antwort. Ich hatte ja diese Folge Eures Podcasts wegen „Unstrukturiertheit“ kritisiert, was aber eigentlich daran lag, dass mich dieses Thema durchaus auch schon länger umtreibt, und ich mir Antworten erhofft habe, die aber aufgrund der Komplexität dieser Sache nicht so einfach zu bekommen sind.
Würde mich trotzdem freuen, wenn Ihr dieses Thema irgendwann wieder aufnimmt.
Hey Duke,
eigentlich möchte ich mich auf Sachen konzentrieren, mit denen ich mich auskenne. Seit zwei Jahren sah ich keine Folge neueres Star Trek, also ist darüber zu sprechen ein wenig so, als wenn ein Blinder über Farben spricht. Kann sehr gut sein, dass Simon, der noch am Ball bleibt, ein Feature dazu macht – aber eigentlich ist sehe ich darin weder unsere Kernkompetenz noch unsere Aufgabe. Niemandem ist mit einem Podcast geholfen, bei dem ich in schöner Regelmäßigkeit zu dem Fazit gelange: „Ich möchte mich mit anderen Dingen beschäftigen.“ Leute, die es mögen, fühlen sich vor den Kopf gestoßen – Leute, die es nicht mögen, fühlen sich bestätigt – und der Podcast dreht sich im Kreis, kommt thematisch nicht vom Fleck. Außerdem nimmt das in all seiner Müßigkeit zusätzlich Arbeitszeit und Platz im Sendeplan in Anspruch. Wir haben noch so geile Sachen vor, die sind es mir deutlich mehr wert.
Schönes Wochenende Dir,
Sebastian
Was Ihr da am Anfang über George Lucas‘ Star Wars gesagt habt, kann ich nur unterstreichen. Ich konzentriere mich ja primär auf seine Antikenrezeption, aber dabei komme ich natürlich immer wieder mit allen möglichen anderen Aspekten in Kontakt, die ihn beeinflusst haben. Wie Lucas all diese vielfälltigsten Dinge rezipiert, zitiert und zu einer eigenen Geschichte geformt hat, ist schon eine Form von höherer Kunst!
Serien, die genau auf mich zugeschnitten sind, wie z.B. Carnivàle, sind oft nicht für den Mainstream geeignet und werden daher leider regelmäßig eingestellt. Ich hoffe, dass das gewaltige Streaming-Angebot bald auch solchen Nischenprodukten mehr Möglichkeiten einräumt.
Gelegentlich kommen ja tolle Sachen dabei raus, wenn Netflix z.B. den Dark-Macher*innen mehr oder weniger freie Hand gibt, einfach, weil Netflix aus politisch-rechtlichen Gründen eine deutsche Produktion benötigt und nicht ganz so wichtig ist, was dabei rauskommt.
Mir gefallen europäische – besonders dänische – Produktionen häufig sehr gut, weil sie einfach anders sind als dieses 08/15.
Das mit den Abständen zwischen den Staffeln sehe ich auch so. Daher warte ich oft, bis die ganze Serie fertig ist, um sie in einem Rutsch gucken zu können.
Um 2010 gab es noch so eine Redensart, dass man Serien immer bis zur zweiten Staffel Zeit geben sollte sich zu entwickeln, weil die erste Staffel halt oft noch nicht das Gelbe vom Ei ist. Ich meine, „Die Sopranos“ wurden in dem Zusammenhang immer genannt. (Wobei mir ausgerechnet da die erste Staffel eigentlich besonders gut gefallen hat.) Ist schade, wenn da heutige Serien kaum noch die Gelegenheit zu haben. Irgendwie gibt es ja gerade gefühlt 1.000 Serien, aber viele davon taugen einfach gar nichts. Natürlich gibt es dafür auch ein paar, die sehr stark sind.
Sebastopols Pendeltheorie finde ich super spannend. Das ist ja bei vielen Dingen so, dass man von einem Extrem ins Nächste wechselt, bis sich das dann irgendwann in der Mitte einfindet. Eine ähnliche Beobachtung habe ich zu Tendenzen in der Forschung gemacht. Da gilt dann z.B. ein antiker Autor jahrelang als Flitzpiepe, der man kein Wort glauben sollte. Dann kommt plötzlich irgendwer, spricht sich für das Gegenteil aus und löst dann einen Hype aus, der zu einer völligen Überschätzung des betreffenden Autors führt. Wenn sich dann alle wieder beruhigt haben, hat man endlich ein halbwegs angemessenes Bild erreicht 😉
Interessant fand ich auch, dass Sebastian sagt, dass er bei der Rückspultaste von Anfang an auf Langfristigkeit gesetzt hat.
Obwohl ich vermutlich die einzige Person bin, die dafür ist, dass die Anzahl der TaD-Folgen überschaubar bleibt, – insofern man bei diesem Mammutprojekt von Überschaubarkeit sprechen kann 😉 – muss ich sagen, dass mir mehr Episoden zu derartigen Thematiken durchaus gefallen würden.
Ich bin durchaus auch für Überschaubarkeit.
Großartige Analyse von euch beiden!
Auch ich habe meine Probleme mit den neuen Trek-Serien, wobei ich bei Discovery nach der zweiten Season mein (Arthur Dent´sches) Handtuch geworfen habe (es hätte auch ein Schuh sein können). Das ist kein Sci-Fi, das war Fantasy! Kein Teamwork auf der Brücke, sondern eine Mary Sue heulend im Quartier. Dennoch sehr teuer produziert, aufwendig im Design, was es jedoch umso trauriger macht.
„Discovery“ hat dabei ähnliche Probleme wie J.J. Abrams Star Wars-Verhunzungen (Ryan Reynolds hat ja noch mit Episode 8 etwas Originelles geschafft): EMO-Kids im Fokus, hochneurotische Charaktere und Continuity-Probleme in Hinblick auf Vorgänger (SW) und Nachfolger (DISCOVERY). Das passt alles nicht wirklich zum Franchise, wie ein Puzzlespiel, wo versehentlich mehrere Puzzles in den Beutel gelangt sind.
Teamwork und Wissenschaftsethos spielen bei „Burnhams Trek“ kaum eine Rolle: Das Universum wird dadurch gerettet, dass man einen emotionalen Zusammenbruch hat, über seine Gefühle spricht und beharrlich egozentrisch seinen Standpunkt (notfalls mit Gewalt) vertritt. Starke Frauenbilder? Eher ein Zerrbild des Feminismus, eine Weltsicht nach dem Motto: „Hey, ihr Frauen, ihr könnt alles erreichen – ihr müsst nur hart genug zuschlagen und zu euren Gefühlen stehen.“ Von Diplomatie der Picard-Ära weit und breit keine Spur. Statt einer Freud´schen Trinität aus „Ich/Es/Über-Ich“ bei Kirk/McCoy/Spock nur unaufgelöste Neurosen (und bezeichnenderweise ein Spock mit Lernbehinderung)! Statt interessanter wissenschaftlicher Spekulationen und Phänomenen nur abgedroschene Fantasy-Tropes und Irrationalitäten: Hier ist das Universum im wahrsten Sinne des Wortes total verschimmelt (Mycel-Network), rote Lichtsignale treten zeitgleich (!) an verschiedenen Sektoren der Galaxies auf, etc.
Bei Picard (Season 1) ist die Lage ähnlich, hier scheint der Nostalgiefaktor die treibende Kraft der Story gewesen zu sein. Nur, das BLADERUNNER nie eine TNG-Folge war! Spaß hat es Patrick Stewart sichtlich gemacht, aber wo war Jean-Luc. Es reicht einfach nicht, wenn der Patrick zum Stewart geht und dabei Hugh, Seven of Nine und Bill beim Grillen besucht. Da hätte man auch eine Convention als Dokuserie verfilmen können. Origineller wäre das auf jeden Fall geworden. Wie bei diesen traurig vergeigten Star Wars-Sequels war die Nostalgie, diverse Checklisten aus „Wie schreibe ich ein erfolgreiches Drehbuch“ und Campbells Heldenreise-Struktur der bestimmende Faktor. Schade, wenn man bedenkt, was hätte sein können. RIP Star-Franchises, bis wieder phantasiebegabtere Autoren mit neuen Ideen kommen. Bis dahin bleibt der Fan, wie einst Vincent Price, zwischen Grube und Pendel (der Pop-Kultur) gefangen.
🖖There is an old vulcan proverb: „Only Habeck could go to Qatar.“😉
Ich bin froh und dankbar, dass es euch beide gibt – und ihr diesen wunderbaren Podcast macht. Gemeinsam überstehen wir diese schwer erträglichen und weltpolitisch erschütternden Zeiten!
Korrektur zum Halbsatz über Star Wars Episode 8:
Hier ist natürlich Regisseur Rian Johnson gemeint! Das kommt davon, wenn man einen Ryan „Deadpool“ Reynolds-Fan zur Freundin hat ; )
Ich muss ein kleines Detail zu Schlefaz richtig stellen. Die Trennung zwischen ungewollt und gewollt schlecht gemacht ist da schon drin, die Asylum Filme entspringen halt den kommerziellen zwängen des Privatfernsehens. Die wirklich guten Schlefaze sind die unbeabsichtigt schlechten.
Aktuelles Beispiel „Yeti“, ein tragisch gemeinter Film von Leuten, die nur Komödie können.