Star Trek und der Liberalismus – Diskussion im Video-Mitschnitt

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Star Trek und die Politik Titelbild
Am 14. Oktober 2021 stieg der Auftakt zur Video-Diskussionsreihe „Star Trek und die Politik“. Wir waren mit dabei und sprachen mit Dr. Luise Müller von der Uni Hamburg und Moderator Martin Thoma von der Veranstalterin, der Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit, über das Thema Star Trek und der Liberalismus. Solltet ihr die Live-Veranstaltung verpasst haben, könnt  ihr euch das Gespräch gern über den Link auf YouTube nochmal zu Gemüte führen.

Wir sind übrigens am 25. Januar 2022 wieder mit am Start, dann geht es gemeinsam mit Dr. Sebastian Stoppe von der Uni Leipzig um Star Trek und die Krisen unserer Zeit (Anmelde-Link). Alle Informationen zu den weiteren Diskussionen (unter anderem sind auch die Schriftsteller Christoph Humberg und Mike Hillenbrand mit an Bord) gibt es auf der Übersichtsseite zur Veranstaltungsreihe.

Dieser Beitrag hat 15 Kommentare

  1. Torq

    Hallo Jungs!

    Ich finde es sehr gut, dass Ihr an dieser Veranstaltung teil genommen habt. Das Streitgespräch empfand ich als überraschend gut und lehrreich. Es sind sehr bemerkenswerte und bedenkenswerte Argumente vorgebracht und erörtert worden.

    Ob und inwieweit ich mich selbst dazu positionieren möchte, muß ich noch durchdenken.

    Für Euch und Euer Abenteuer jedenfalls Daumen straight nach oben!

    Haut rein!

    Zehn unten!

    – Euer Torq

    1. Simon

      Hi Torq,

      vielen Dank, freut uns. Als Streitgespräch habe ich das übrigens gar nicht empfunden, eher als offenen Gedankenaustausch. Diese Art von Dialog liebe ich, weil sie – gefühlt – außerhalb des akademischen Diskurses (und diesem Blog hier :D) immer seltener zu werden scheint.
      Liebe Grüße
      Simon

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      1. sternburg

        Das war ja schon ein akademischer Diskurs. Und in diesem Kosmos ist nach meiner Beobachtung „Streitgespräch“ kein negativ konnotierter Begriff. Ganz und gar nicht.

        Dies gesagt zu haben habe ich auch kein Streitgespräch gesehen.

  2. Driver 8

    Simon und Sebastian auf Tanagra … hätten das nicht geschafft! 😉
    Ihr habt mir gefallen wie noch nie zuvor!
    Wenn ich nur ein klein wenig egozentrischer wäre, würde ich ausrufen: mein Werk ist getan. 😉
    Doch ich will euch nicht unterstellen, dass ihr nicht schon lang zuvor zu diesen Erkenntnissen gekommen seid. Erst dieser Auftritt ermöglichte euch über Folgen und Serien hinweg euren umfassenderen Eindruck von Star Trek zu liefern.
    Ihr hab es schön aufgeteilt: Simon hinterfragt freie Wirtschaft ohne Geld, Sebastian Menschsein ohne Menschlichkeit — meine Themen!!!
    Noch zwei Anmerkungen:
    Im „Finanzministerium“ der Ferengi muss man für den Aufzug zahlen und Trinkgeld für Sitze während der Wartezeit geben — Bestechung ist KEIN Liberalismus!
    Die Borg sind Individuen, aber sie entscheiden nicht selbst über ihren Einsatz — Zuweisung ist KEIN Liberalismus!

  3. Kleiner Bruder

    Hallo zusammen!

    Danke, das war ein sehr schönes Gespräch. Einige Anmerkungen hätte ich vielleicht.

    Wenn ich das recht verstanden habe, dann ist der Liberalismus, über den hier gesprochen wurde dasselbe, wie die Toleranz in Star Trek: ich finde nicht gut, was mein Gegenüber macht, aber ich ertrage es und lasse ihm seine Freiheit. Die hört natürlich da auf, wo die Freiheit der Anderen beginnt.

    Da ist auch der Spruch: „Das Wohl der Vielen wiegt mehr als das Wohl der Wenigen oder des Einzelnen“ im Prinzip richtig, nur, wenn das Wohl des Einzelnen gar nicht mehr zählt, dann hat die Gesellschaft ein Problem. So wie bei den Borg, die sind ja eine Diktatur par excellance, die totale Gleichschaltung. Das Dilemma mit den Borg ist dabei, dass sie als Gesamtheit eine Bedrohung darstellen, die nur bekämpft werden kann, aber der einzelne Borg selbst ein unschuldiges Opfer ist.

    Dann war da noch die Frage, ob Star Trek oder die Föderation eine sozialistische Utopie wäre. Für mich ist das ein klares Nein. Star Trek ist eine technische Utopie. Die Menschen / Mitglieder der Föderation müssen nicht „sozial“ sein, sie müssen nicht teilen, weil für alle genug da ist. Und dass der Mensch an sich nicht besser ist, das beweisen zahlreiche „Badmirals“ und andere Nebenfiguren. Dass die „Werte der Föderation“ beim Kontakt mit anderen Spezies wichtig werden ist klar, denn zu unterschiedliche Werte würden der Organisation gefährlich werden. Auch zu den Klingonen wird ja offenbar eine gewisse Distanz gehalten.

    Allenfalls würde ich die Vulkanier als sozialistisch bezeichnen. Sie haben persönliche Gefühle hintenan gestellt, um eine friedliche Gesellschaft, ein „soziales Miteinander“ zu gewährleisten. Nun wird aber nicht nur diese Gesellschaft als nicht besonders erstrebenswert dargestellt, eher als freudlos, steif und statisch. Auch kann diese Gesellschaft offenbar nur überleben, indem sie sich von den anderen Zivilisationen weitgehend abschottet.

    Dieses „die andere Wange hinzuhalten“ bezieht sich übrigens nicht auf tätliche Angriffe, ein Schlag auf die Wange ist erst einmal eine Beleidigung.

    Diese ganze Ambivalenz in Bezug auf moralische Entscheidungen illustriert nur einmal mehr, das der Mensch nicht in der Lage ist, zweifelsfrei zwischen Gut und Böse zu unterscheiden.

    Vielen Dank für diese interessanten Einblicke

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    1. Sören

      Ich bin mir unsicher ob die Borg eine totale Diktatur sind – eine Diktatur zeichnet sich dadurch aus, dass eine einzelne regierende Person / Gruppe mit weitreichender bis unbeschränkter politischer Macht an der Spitze steht. In dieser Rolle habe ich aber die Borgkönigin nicht verstanden, sondern eher als beliebig reproduzierbarer Teil des Kollektivs, das ein Individuum für bestimmte Fälle ausprägt. (In meinen Augen auch einer der größten Schandtaten, die die Autoren den Borg angetan haben).
      Man könnte es auch umdrehen und sagen, die Borg sind eine radikale Demokratie, in der immer die Mehrheit des Kollektivs entscheidet und auf Individuen keine Rücksicht nimmt. Die Aufnahme ins Kollektiv erfolgt unter Zwang, jedoch ist es auch keine Sklaverei, da der Assimilierte wiederum gleichberechtigter Teil des Kollektivs wird, wenn auch der Ausübung seiner individuellen Rechte beraubt.

      1. Kleiner Bruder

        Genau das meinte ich: „der Ausübung seiner individuellen Rechte beraubt“. Da fällt es schwer, von „Gleichberechtigung“ zu sprechen. Was „das Kollektiv“ vom Individuum fordert, das wird widerspruchslos, ohne zu hinterfragen und ohne Rücksicht auf moralische Werte ausgeführt. Stichwort „Gehirnwäsche“. Und die ist offenbar so total, dass es eine Person oder Gruppe an der Spitze nicht mehr braucht, die individuellen Zwang ausüben würden oder müssten.

        Es gab ja schon diverse Spekulationen zur Entstehung der Borg. Möglicherweise hat sich der ursprüngliche Impuls, sich im Kollektiv zu vereinen um ein Problem zu überwinden, oder eben eine „Zwangskollektivierung“ sozusagen verselbständigt. So wäre die Borgkönigin mehr eine Art Koordinator als eine Führerfigur und damit genauso austauschbar wie alle anderen.

        1. sternburg

          Das ist nicht mein Verständnis der Borg.

          Nach meinem Verständnis kommt das Kollektiv bei jeder Fragestellung zu einem Entschluss, in den die Meinung (oder besser: der Eindruck) jedes Mitglieds des Kollektivs einfließt. Wobei der Eindruck jedes einzelnen Mitglieds von den Grundprämissen des Kollektivs (diese ganze Bienenschwarm-Metapher) sehr eng eingeschränkt ist. Und dieses Ergebnis wird dann ohne jedes Hinterfragen von jedem Borg ausgeführt.

          Also ja, Individualismus ist da nicht existent. Aber Gleichberechtigung sehr wohl. Sogar auf die maximale Spitze getrieben.

          Ist halt scheiße mit der Gleichberechtigung, wenn die Leute, die gleiche Rechte haben, keine Rechte haben.

  4. Michael Kleu

    Ich fand sehr gut, dass Louise Müller wiederholt darauf hingewiesen hat, dass Liberalismus eigentlich wesentlich mehr bedeutet als das, was man heute so spontan mit dem Begriff verbindet.

    Das war ein sehr schönes und spannendes Gespräch mit drei starken Gäst*innen.

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  5. Sören

    Ich finde, dass man dem Format anmerkte, dass es die erste Veranstaltung war, der Moderator wird sich noch was eingrooven müssen, aber das finde ich nur nachvollziehbar und gar nicht schlimm.

    Laut Wikipedia verfolgt der Liberalismus das Leitziel der Freiheit des Individuums vornehmlich gegenüber staatlicher Regierungsgewalt. Er richtet sich daher gegen Staatsgläubigkeit, Kollektivismus, Willkür und den Missbrauch von Macht bzw. Herrschaft.

    Wie von Euch in der Diskussion herausgearbeitet ist das Bild, was uns Star Trek vom 24. Jahrhundert zeichnet im Bezug auf liberale Werte reichlich diffus und voller Widersprüche. Je länger ich darüber nachdenke komme ich zu dem Schluss, dass die Gesellschaft die Star Trek für die Föderation postuliert gar nicht dauerhaft funktionieren würde – bzw. nur auf der Grundlage funktioniert, dass Ressourcen unendlich zur Verfügung stehen.

    1. sternburg

      bzw. nur auf der Grundlage funktioniert, dass Ressourcen unendlich zur Verfügung stehen.

      Ja gut, aber das tun sie ja?

      Die Föderation hat unendliche, kostenlose Energie. Aus der man wiederum alles andere bauen kann.

      Gut, es gibt hier und da ein Mangel an Delizium, aber so richtig ein Problem scheint das ja nicht zu sein – sonst würde man nicht aus Energie Eisbecher erschaffen (wie ineffizient ist das bitte?).

      Das ist schon der Hintergrund, auf dem diese Utopie fußt. Die kann man bei allen Analogien zur Jetzt-Zeit nicht wegreden.

  6. Nippel

    Da ich mir Euren Podcast meistens unter freiem Himmel anhöre (meistens dort, wo die letzten Dinosaurier leben und WLAN aus Rauchzeichen bestehen), habe ich mir diese Diskussion erst jetzt angehört und angesehen… Hoch spannend!!!

    Am Ende der Veranstaltung denke ich, dass dies auch unheimlich interessant ist für „Außenstehende“, die sich mit Star Trek noch nie auseinandergesetzt haben. -Ihnen wird hierdurch gezeigt, wie vielschichtig Star Trek sein kann, trotz Wiedersprüche die ab und an passieren.

    Bis die Tage!

  7. Don

    Wäre Luise K. Müller nicht vielleicht auch mal was für die „Trek Nights“?

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  8. sternburg

    Grüße Euch beiden (und den beiden anderen). Keine Ahnung, ob das jetzt hier noch jemand sieht. Aber ich habe gerade dieses Video als 703. Aufruf auf Youtube gesehen und ich finde, das hätte mehr Publikum verdient.

    Gerade Euren Diskurs über das Spannungsverhältnis zwischen Toleranz, Akzeptanz und dem Toleranz-Paradoxon in Star Trek fand ich spannend und ich würde das gerne weiter ausformuliert sehen. Wobei ich zugeben muss, das mich das als Neuköllner schon sehr lange selber beschäftigt. Und so findet wahrscheinlich jeder sein eigenes Thema in so einem kurzen Gespräch, das formatbedingt natürlich nur an der Oberfläche kratzen konnte, das ist halt so.

    Ich weiß, das meine ~spitze Bemerkung~ anlässlich Eurer Ankündigung dieses Auftritts, die Ferengi mögen doch bitte erstmal klären, welche Freiheit dort gemeint ist, ziemlich übergriffig war. Umso begeisterter war ich von Frau Müller, deren einordnende und den Diskurs leitende Definitionsleistungen geradezu lächerlich meinen Wünschen entsprach. Wird sie nicht für mich getan haben, fand ich aber sehr angenehm.

    Herr Thoma hat Euch am Ende im Scherze angeboten, die im Chat aufgelaufenen Fragen für eine Sendung außer der Reihe mitzunehmen. Diesen Vorschlag unterstütze ich ernsthaft. Ich glaube, das wäre ein wirklich interessantes Gespräch.

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