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Holt die Schoppen raus, es gibt wieder drei Sonntagsthemen, feline Irritationen inbegriffen. Sebastian sucht das Haar in der Suppe des technischen Fortschritts. Hörer David versetzt uns in Arbeiterbewegung. Simon hinterfragt die Schizophrenie seiner jugendlichen Dunstkreise.
Eine schöne Folge, hat mir mal wieder gefallen!
Eine Anmerkung noch zu ‚Filme streamen oder Filme kaufen‘ – ich nutze noch eine dritte Variante, mit der ich sehr glücklich bin. Früher war ich bei Lovefilm und jetzt bin ich bei Videobuster. Da habe ich eine Wunschliste und dann werden mir immer wieder DVDs von der Liste zugeschickt. Vor allem bei Filmen der 1980er und 1990er Jahre gibt es da ein großen Teil an Filmen, die – auch nicht zum kaufen – auf irgendwelchen Streaming-Portalen zu finden sind. Manchmal kaufe ich mir dann auch einen Film (das geht direkt – aber in dem Fall habe ich mir eine brandneue Blu-Ray-Box von ‚Blue Jean Cop‘ geholt). Das nur als Tipp an euch oder an interessierte Hörer*innen.
Hallo ihr Beiden!
Hab grade das erste Drittel gehört und wollte schnell meine Gedanken festhalten. Meine erste Reaktion war ja ein dickes HÄ? Die Auflösung hat es nicht viel klarer gemacht. Bei Zeitungen und Nachrichtensendungen geht es um Nachrichten, Meinungen, Hintergründe. Bei Netflix & Co einfach um Unterhaltung. Insofern ist das wie Äpfel und Birnen zu vergleichen.
Verstehen kann ich das Problem aber schon. Ich zahle eh schon Zwangsgebühren für etwas, das ich nicht bestellt habe. Wenn ich jetzt einen bestimmten Film sehen möchte, oder eine Serie, dann kann ich mir eine DVD kaufen, warten, bis er im „Free“TV läuft – oder einen Streamingdienst abonnieren. Der mir vielleicht nur den einen Film anbieten kann den ich möchte, und sonst nur Zeugs, das ich nicht mit der Kneifzange anfassen würde. Und für zwei Filme dann zwei verschiedene Dienste, und so weiter. Ihr sagt ja selbst, dass die Auswahl eher begrenzt ist. Nein Danke!
Allerdings glaube ich, dass sich das Problem irgendwann von selbst erledigen wird. Das Unterhaltungsbudget der Leute ist begrenzt. Wahrscheinlich wird früher oder später eine Konzentration stattfinden. Sinnvoller fände ich allerdings ein Angebot ohne Abo, wo jeder Film für einen moderaten Preis verfügbar wäre. Immerhin fällt der Aufwand für die DVD Herstellung und den Vertrieb weg.
Dystopisch finde ich da noch gar nichts. Bequem werden die Leute sowieso (heute Abend lief „Surrogates“, mit Bruce Willis. Da gingen die Menschen nicht mal mehr selber vor die Tür). Datenschutz vielleicht, immerhin besteht die Möglichkeit, dass der Staat deren Datensammlungen anzapfen könnte. Und Kunden schlecht zu behandeln und abzuwimmeln ist einfach nur schlechte Unternehmenskultur. Was ich befürchte ist, dass billige Pornos immer noch das beste Geschäft sind. Das ist für mich die wahre Dystopie.
So, und jetzt bin ich auf den nächsten Teil gespannt.
Mahlzeit kleiner Bruder,
„Bei Zeitungen und Nachrichtensendungen geht es um Nachrichten, Meinungen, Hintergründe. Bei Netflix & Co einfach um Unterhaltung. Insofern ist das wie Äpfel und Birnen zu vergleichen.“
Ich erhebe Einspruch, euer Ehren.
Star Trek, eine Unterhaltungssendung, hat überall auf der Welt zahllose Menschen geprägt. Deren Wertesystem. Deren Berufswahl – Physiker, Lehrer, Astronauten. Wenn das kein starker, positiver Einfluss auf die Zuschauer ist, weiß ich auch nicht.
Die unschöne Seite: Auch Adolf Hitler bediente sich des Unterhaltungsfilms als Propagandamedium, versprühte mit Filmen wie „Jud Süß“ sein antisemitisches Gift.
Entertainment matters. A lot. Es wirkt auf den Zuschauer sogar viel subversiver als Nachrichten, bei denen man immerhin den Wahrheitsgehalt überprüfen kann.
In diesem Sinne,
Sebastian
Ich möchte mich Sebastian vollumfänglich anschließen. Dei Welt wäre auch ziemlich langweilig und Kunst würde an Bedeutung verlieren, wenn Meinungen und Hintergründe nur noch trocken in direkter Form runtergerasselt würden.
Nichts für ungut, Kleiner Bruder, aber ich bin auch über den Satz gestolpert, bei dem Du von „Zwangsgebühren“ redest. Den öffentlich-rechtliche Rundfunk mit Netflix & Co. zu vergleichen, das ist meiner Meinung nach Äpfel und Birnen.
Oha, das ist ja eine steife Brise, die mir da entgegenweht! Aber gut, ohne Kunst fehlt dem Leben was, das gebe ich zu. Nur: ohne Nachrichten, ohne das Tagesgeschehen zu kennen, ohne Hintergründe, da käme ich mir schon etwas doof vor. Ohne Unterhaltung dagegen und besonders ohne Fernsehen würde mir nicht viel fehlen, gerade in Zeiten des Internets. Unterhaltung kann ich mir überall suchen, ob in der Bücherhalle oder beim Waldspaziergang oder auf der Kirmes oder oder. Und, ehrlich, nicht alles was als Unterhaltung angeboten wird, ist Star Trek… Tatsächlich – und da sind wir bei der Gebührenfrage – hätte ich nicht einmal einen Fernseher, wenn ich nicht sowieso dafür bezahlen müsste.
Rundfunk und Netflix wollte ich nicht vergleichen, das war vielleicht etwas missverständlich. Mir ging es um den finanziellen Spielraum für den Unterhaltungsbereich. Da geht einfach schon ein gewisser Teil des Budgets drauf, der für anderes eben nicht mehr zur Verfügung steht. Wobei mich schon stört, dass ich nur für die Möglichkeit bezahlen muss eine Leistung zu nutzen, die ich nicht bestellt habe. Aber wenn es denn der Meinungsbildung dient…
Okay…
Gewerkschaften? Wahrscheinlich ein notwendiges Übel in dieser Welt. Immerhin gab es schon Gewerkschaften und Betriebsräte, die ihre Macht missbraucht oder sich auf ihren Privilegien ausgeruht haben. Der Witz ist, auch wer nicht in einer Gewerkschaft ist und keinen Betriebsrat hat, profitiert davon, dass es sie gibt. Manchmal denke ich, wir leben, global gesehen, auf einer Insel der Seligen…
Freunde? Als Nerd / Langweiler / Bücherwurm ist es echt schwierig, Gleichgesinnte zu finden. Und heute gibt es noch viel mehr Ablenkungen als früher. Computerspiele sind eine hervorragende Möglichkeit, den Rest der Welt auszublenden. Da lob ich mir Bücher. Die kosten zwar auch Zeit, aber man kann einfach ein Lesezeichen hineinlegen und Pause machen. Und sie sind geduldig.
Hallo, auch der Senf von mir: Was mir bei der Streaming-Dienst-Diskussion gefehlt hat, ist, dass es vielleicht in den Anfangstagen von Netflix und Consorten die Hoffnung gab, wie im Musikbereich irgendwann einfach alles (weitestgehend) verfügbar zu haben. Und wenn alles da wäre, wäre die Frage der „Indizierung“ nicht so hoch gekocht, zumal ja keine Nachrichten-, Diskussionsformate, etc. gestreamt werden aktuell.
Aber klar: Vielfalt ist schön und ich habe mir über die Jahre wahnhaft halt z.B. alle klassischen Dr. Who DVD importieren „müsssen“ (nachdem aber New Who aus Amazon und Netflix raus war, warte ich doch lieber ,dass sie wieder kommen, da mir hier 35€ o.ä. doch zu teuer sind). Gerade „Old Who“ wird wahrscheinlich (zumindest komplett) so bei uns nicht kommen. Aus demselben Grund habe ich mir jetzt günstig die ersten Staffeln „Lass es, Larry“ gekauft auf DVD (wie es im Deutschen heißt).
Kurz zu Doctor Who und „Old Who“, wie du sagst. Die Doktoren 6-8 gibt es ohne tief in die Tasche greifen zu müssen auf Deutsch. Der Rest, ja der Großteil, wird hoffentlich noch entstehen. Zumindest ernährt sich das Eichhörnchen gerade mühsam auf dem Weg dahin. 😀 Daher lohnt es sich das zu unterstützen, indem man die Mediabooks von Pandastorm und Polyband kauft, die die Synchronisation finanzieren. Dann kann es auch mal Staffelboxen oder mehr geben… irgendwann für unsere Kindeskinder… 😉
Ich war auch mal Mitglied einer Gewerkschaft (verdi). Ich bin dann nach dem Wechsel zu einem anderen Arbeitgeber wieder ausgetreten. Ich hatte für mich einfach keinen Mehrwert in der Mitgliedschaft gesehen. Mich hat der Austritt viel Überwindung gekostet, weil ich ja gerne solidarisch mit Menschen sein möchten, die auf eine Gewerkschaft angewiesen sind, aber ähnlich wie es in Euren Schilderungen anklingt, habe ich die Gewerkschaft als eine politische Organisation erlebt, in der einzelne Leute auf Kosten der Mitglieder ihr sozialistisches Weltbild ausleben. Das hat mich auch geärgert. Das ist wie wenn man Mitglied beim ADAC ist, weil man vielleicht mal einen gelben Engel braucht, aber mit seiner Mitgliedschaft die ganzen Autofetischisten und Lobbyisten gleich mit bezahlt – eigentlich will man doch nur einen Pannendienst haben, der im Notfall hilft.
Ohne Gewerkschaften wären der freie Samstag, der Jahresurlaub in der heutigen Form und die 40-Stunden-Woche heute nicht denkbar.
Sozialistisches Weltbild? Das klingt ja wie in den USA – alles was nach Solidarität klingt, ist Kommunismus.
Die historische Leistung der Gewerkschaften ist ja unbestritten. Ich habe auch gesagt, dass ich aus Solidarität mit anderen Arbeitnehmern lange in der Gewerkschaft geblieben bin. Mir ist klar, dass es Branchen und Arbeitgeber gibt, wo es Betriebsräte und Gewerkschaften dringend braucht. Vor allem bei Jobs, die mit der Stoppuhr gemessen werden können, zum Beispiel wie viele Päckchen packe ich bei amazon pro Stunde. Hier ist der Schutz der Arbeitnehmer sehr wichtig!
Ich selber habe aber die Gewerkschaft als einen erwigen Klassenkampf WIR gegen DIE erlebt und das passt für viele Arbeitnehmer nicht mehr in die Arbeitswelt. Ich maloche ja nicht für meinen Herrn Kapitalisten, sondern ich habe eine bestimmte Qualifikation, auf die mein Chef angewiesen ist. Man hat in einer spezialisierten arbeitsteiligen Welt als Arbeitnehmer einfach viel mehr Macht und ein kooperativeres Verhältnis zum Chef. Wenn dann der linke verdi-Onkel einem immer nur einreden will, dass man doch ausgebeutet wird, empfinde ich das als unzeitgemäß. Wie gesagt, das ist MEIN subjektiver Eindruck und ich wünsche allen Menschen, die darauf angewiesen sind, eine starke Gewerkschaft und einen engagierten Betriebsrat.
Übrigens vermischen wir hier immer Gewerkschaft und Betriebsrat. Formal gesehen haben die eigentlich nichts miteinander zu tun.
Moin zusammen,
was das Thema Streamingdienste angeht, muss ich zugeben, dass ich auch einer der Leute war, die am Anfang genervt waren, als Disney+ angekündigt wurde. Allerdings nicht, weil ich kein Freund von Diversität bin, sondern weil das Ganze mit dem Umstand einhergeht, dass Disney dann seine Marken aus anderen Portalen abzieht. Ein betriebswirtschaftlich völlig verständlicher und logischer Schritt, aber es stinkt mir trotzdem, dann für z.B. die zukünftigen Marvel-Filme oder Serien extra Geld berappen zu müssen.
Ebenso bin/war ich großer Fan der Marvel Serien auf Netflix, die ja nun auch alle erstmal Geschichte sind, zumindest auf Netflix. Wegen der Fsk 12 Beschränkung bei D+ landet alles drüber wenn dann wohl bei Hulu, was die Zerfaserung des Franchises noch weiter vorantreibt.
Wenn Warner mit HBO Max loslegt, geht das Geleiche mit DC-Serien und Filmen los.
Ich habe allerdings die Hoffnung, dass es bei einer zunehmenden Anzahl von Plattformen irgendwann einen „davorschaltbaren“ Providerdienst geben wird, bei dem man dann für eine gewisse Gebühr Zugriff auf Inhalte eines bestimmten Themengebiets quer durch alle Plattformen erwerben kann: alle Inhalte von Marvel oder von DC oder alle Filme mit oder von einer bestimmten Person oder alle Filme der 50er etc.
Mal sehen, wie sich das entwickelt. Bis dahin werd ich mir vermutlich D+ einmal im Jahr für einen Monat holen und alles weggucken, was mich interessiert.
Kurz zu dem Zitat, das Sebastian anführt: „Das gibt es kostenlos bei Netflix.“ Ich wette um ne Stiege Emmentaler, dass diese Aussage zumindest im gedanklichen Zusammenhang mit sowas wie Amazon Prime getroffen wurde. Dort zahlt man ja trotz Abo für besondere Inhalte auch noch extra, was bei Netflix ja nicht der Fall ist. Nur so ergibt die Aussage irgendwie Sinn.
Zum Thema Freundeskreise kann Simon ganz beruhigt sein. Er ist kein Einzelfall. Ich habe auch diverse Freundes- bzw. Bekanntenkreise, die je auf einem bestimmten Umstand oder Interesse fußen. Mein engster Freundeskreis ist gleichzeitig auch der, der am weitesten über Dtld verstreut lebt, aber wir kennen uns seit der Schulzeit und haben damals als „Siedler von Catan“ Runde angefangen. Mittlerweile geht auch zunehmend um Themen wie gemeinsame Urlaube oder Kindererziehung. Daneben gibt es einen Freundes/Bekanntenkreis, der in Verbindung mit einem bestimmten Club steht und für Konzerte, Festivals bzw. allgemein Musik bezogene Themen „herhalten“ muss. 😉 Weitere Dunstkreise gibt es für verschiedene Hobbys wie Pen&Paper oder Kraftsport. Natürlich gibt es zwischen den Kreisen auch mal Überschneidungen, aber im Großen und Ganzen habe ich auch keinen festen „Alltagsfreundeskreis“, der alles abdeckt. Gibt es sowas überhaupt?
@Sebastian: … meine Freundin bittet mich gerade noch, Dich nach einem Foto von deiner „Podkatze“ bei ihrer Aktivitäten auf deinem Schreibtisch zu fragen. 😀
Also was die jugendlichen Freundeskreise angeht.. ich habe das auch so empfunden, dass es 2 waren, vielleicht sogar 3. Die Fußballfans/Spieler, die „Coolen“/Party-Gänger (wobei ich hier nur 1-2 Leute hatte und nie mitwollte) und die Sci-Fi-Fans/PC-Spieler (war natürlich der sympathischste/größte Kreis). Irgendwie gab es in jedem Kreis jemand, mit dem ich gut konnte. Aber am aktivsten war ich bei den Gamern/Sci-Fi-Fans und Fußballfans. Meinen Musikgeschmack hat leider keiner geteilt, das fiel raus..
Vielleicht haben das die meisten, dass man halt mit mehreren aus verschiedenen Kreisen irgendwie kann, und wie man das dann trennt und einordnet ist die eigene Kategorisierung im Kopf, die gibt es vielleicht gar nicht wirklich. Fußballer hören auch mal Musik und Sc-Fi-Fans gehen ja auch mal auf Partys/spielen Fußball. Sehr viele Grautöne.. und gutes Thema auf jeden Fall!
Nachträglich herzlichen Glückwunsch zum Jahrestag! =) Habe an euch gedacht, auch wenn es diesmal nicht für pünktliche Grüße reichte. Eine verrückte Zeit momentan.
Vielen lieben Dank für den großartigen Podcast, die drei Jahre und die Aussicht auf viele künftige Stunden! 😀
@Simon, zu Deiner Überlegung und Frage, ja das kenne ich auch mit den unterschiedlichen Peergroups und Freundes-/Bekanntenkreisen in der Vergangenheit. Auch heute gibt es da keine generelle Durchmischung, aber eher aus den Gründen, die Sebastian sagte.
LG
TaoTao
Ich war auch mal Mitglied bei Verdi und habe da auch äußerst stark von profitiert, als mich ein Arbeitgeber über den Tisch ziehen wollte.
Als es mir dann mal finanziell nicht so gut ging, bat ich um eine vorübergehende Reduzierung des Mitgliedsbeitrages. Da dies nicht möglich war, musste ich leider austreten.
Moin,
ich bin selbst seit 2 Jahren Ersatzmitglied im Betriebsrat und habe mit einem anderen Kollegen der auch neu im Betriebsrat war erstmal alle Grundlagenseminare Betriebsverfassungsrecht und Arbeitsrecht besucht.Es gibt aber auch bei uns BR-Mitglieder die machen das seit 10 jahren oder länger und haben es in all der Zeit nicht geschafft sich in dieser Hinsicht weiterzubilden.
In deinem Fall mit der Kündigung,wäre meine Antwort gewesen,sofort Kündigungsschutzklage einzureichen,soweit du Rechtsschutzversichert bist oder dir einen Anwalt leisten kannst.Die Kündigungsschutzklage muß innerhalb von 2 Wochen beim Arbeitsgericht eingereicht werden und je nach Situation könnte dabei noch eine höhere oder überhaupt eine Abfindung rausspringen.
Desweitern finde ich es auch Bedenklich das bei so einer Massenentlassung der BR nicht aktiv wurde,um das zu verhindern oder abzumildern.
Moin zusammen,
Schon heute sehen wir, dass unzählige regionale Tageszeitungen zu großen Verlagsgruppen gehören, sie sind einem Redaktionsnetzwerk angeschlossen und beziehen Überregianales und Weltpolitisches nur noch aus einer bzw. wenigen Quellen. Ich habe das große Glück die DDR selbst kennen gelernt zu haben, wenn auch nur als „West-Besucher“ meiner Verwandten. Meinungsmonopolismus, nei danke! Vielfalt ist bei allem die beste aller Möglichkeiten, sogat die gedeihende Biologie beruht auf Vielfalt.
Wer mit dem breiten Angebot aus kostenpflichtigen Onlinediensten nicht zurecht kommt, der muss wohl mal seinen gesellschftspolitischen Kompass neu justierrn… wie kann man denn glauben, dass Monololismus gut für irgend jemanden sei? Wir sehen schon an Namen wir Amazon, Starbucks, Primark, Lieferando, booking.com, Uber, Zalando, Airbnb, McDonald’s, Microsoft, Google, Facebook, Nestlé, Kraft Food, dass der Einheitsbrei an Angebotenem immer mainstreamiger wird. Am Ende tragen alle dieselben Klamotten, fressen (sorry) dasselbe Junk Food, gucken denselben Onlinekram und hören dieselbe Lala und am Ende denken wir noch dasselbe. Ist das die Zukunft des Individualismus? Nee, sorry, brauche ich nicht, uhd wieder bin ich froh als Boomer andere Zeiten kennen gelernt zu haben und einigermaßen resistent gegen diese Gleichmacherei zu sein. Deswegen habr ich Facebookaccount gelöscht, Instagram, Tiktok und Konsorten kommen mir nicht in die Tüte.
Für mich ist die DVD immer noch das Medium der Wahl. Kurz nach Pandemiebeginn gab es mal den kostenlosen Lockmonat von Netflix, hab ich mal genutzt, mit ein bisschen umgeguckt, und nich kostenfplichtig verlängert. Die tollen Dokus auf Phoenix und arte reichen mir und notfalls bestelle ich mir eine DVD. Dafür stehe ich gern vom Sofa auf.
Leider haben offenbar doch zu viele nicht verstanden, dass alles „Kostenlose“ eben doch seinen Preis hat. Es baucht Medienkompetenz und auch politische Bildung, um über den Tellerrand des Hier & Jetzt zu schauen. Wir hören gerade in letzter Zeit, wie sehr Musiker darunter leiden, dass ihre Werke auf Streamingplattformen für Centbeträge herunterzuladen sind, ohne dass es für sie ein Einkommen generiert.
„Sich das kritische Denken nicht austreiben lassen“… da höre ich einen Optimismus, den ich kaum noch teilen mag. Jugendliche und junge Erwachsene halten inzwischen alles für echt, was sie auf Tiktok vorgesetzt bekommem.
Seit ich in großen Unternehmen tätig bin, seit 1986 Einzelhandel, ab 1997 Luftfahrtkonzern, bin ich Gewerkschaftsmitglied. Ich habe jedoch zu Gewerkschaften und Betriebräten ein gespaltenes Verhältnis. Wie immer muss genau hingesehen werden. Ja, Gewerkschaften haben die Arbeit menschlicher und gesünder gemacht, für gewissen Wohlstand unter abhängig Beschäftigten gesorgt, Arbeitsplatzsicherheit gestärkt. Einzelhandel und Cabin Crews, beides hat extrem hohe Anteile weiblicher Mitarbeiter: Organisationsgrad in beiden Fällen grottig. Airline Cockpit, Metallverarbeitung? Fast nur Männer: fast alle Gewerkschaftsmitglieder.
Wenn ich Frauen sagen höre „Och, ich bin ja nur Zuverdienerin“, dann geht mir der Hut hoch. Dasselbe in der Pflege. Nicht erst seit Corona wissen wir, dass dort die Hütte brennt und wie weit hinter Länder wie Schweiz, Schweden und Norwegen zurückfallen. Ich sehe bei Ländervergleichen einen Hang zur einer Art schizophrenem Masochismus, selbst bei Menschen mit geringem Lohn. „Ach, das kann man nicht vergleichen, sind viel weniger Menschen, sind auch reiche Länder.“ Wie bitte? Was ist denn Deutschland? Ein armes Land? Wer seinen Allerwertesten nicht hoch kriegt, um Gewerkschaftsmitglied zu werden, der darf sich nicht beklagen: aus lauter sozialem Altruismus tut wohl kein Arbeitgeber was Gutes.
Ja, Ihr sprecht das typische Funktionärsgehabe an. Auch das kenne ich. Die faulsten, lahmärschigsten, bräsigten, unfähigsten und übergewichtigsten (keine Klischees natürlich) Azibis hatten kaum ihre Ausbildung begonnen, schwupps, waren sie in der Jugendvertretung und begannen sich auf eine lebenslange Betriebratskarriere vorzubereiten. Mitten im Weihnacbtsgeschäft, sorry, Sitzung, Weiterbildung, Ausschuss, sonstwas – alles wichtiger. Mein Einkommen können gern andere erwirtschaften. Dasselbe im Airlinebusiness. Einige sitzen da ja sogar im Aufsichtsrat und kassieren Wahnsinnsgehälter. Das ist der Betriebrat quasi Reichtumsgarant, und hey, man schlägt nicht die Hand die einen füttert. Da weiß man sich zu organisieren…
Unter dem Strich ist es zweifelsohne essenziell, dass es Gewerkschaften und Arbeitnehmervertretungen gibt, denn das große Kapital in seiner Macht muss eingehegt werden. Was passiert mit Arbeitnehmerrechten, wenn all das nicht existiert, sieht man am „Hire & Fire“ in den USA. Als vor einigen Jahren ein offenbar homophober und auch sonst merkwürdiger Vorgesetzer meinte eine Mobbingkampagne gegen mich los zu lassen, brauchte ich meinen Betriebsrat. Natürlich waren die Aktionen dieses Teamleiters aberwitzig und er ist krachend gescheitert, zumal alle unverzichtbaren Kommunikationsrichtlinien verletzt worden waren. Mein BR-Mitglied brachte den Fall bis zum Vorstand. Dann gab es eine organisatoriache Umstrukturierung. Die Frage an alle lautete „Sind sie bereit für eine neue Führungsbeziehung?“ Ratet mal wie meine Antwort lautete. Den alten Teamleiter habe ich bis heute nie wieder gesehen.
Diese Zerfaserung mehrer zuständiger Gewerkschaften wir bei uns ver.di, UFO und noch eine neue dritte, halte ich auch für kontraproduktiv.
Das mit den verschiedenen, teils überlappenden oder auch getrennten Freundeskreisen oder sozialen Umfeldern, das halte ich für völlig normal. Als Kind ist alles eines, verwirrend und unübersichtlich genug, aber je mehr man sich im Lebensverlauf ausdifferenziert, gestalten sich auch die sozialen Umfelder, finde ich. Da ist die Schulzeit, vielleicht Studium, Ausbildung, Beruf, Familie und vieles mehr. Da mag es Übereinstimmungen geben, aber auch nicht. Und man muss nicht mit allen alles veranstalten können. Der eine ist toll für philosophisches Gespräch, der andere für den Zug um die Häuser, ein dritter für eine Reisebegleitung. Darf alles sein und hier ist sie wieder: die Vielfalt im Menschsein.