#28: The City on the Edge of Forever (TOS 1.28)

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6. April 1967:
Am Anfang, Ende und in der Mitte der Zeit steht ein Portal, dass die Vergangenheit aufschließt und die Zukunft ungewiss macht. Also nehmen auch wir uns besonders viel Zeit, um über diese Episode zu sprechen, die klassisches Star Trek auf das Niveau großer Science-Fiction-Literatur hob.

In Deutschland: Griff in die Geschichte, ausgestrahlt am 18. Januar 1988.

Dieser Beitrag hat 34 Kommentare

  1. Bridge66

    Hallo, Jungs,

    Vielen Dank für die neue Ladung „Trek am Dienstag“. Die „Überlänge“ war genau richtig für diesen wettermäßig eher trüben Feiertag.
    Seltsam, das ist nun schon das zweite Mal, dass die DSC-Folge vom Montag und die aktuelle TAD-Folge thematisch zusammenhängen. 🙂
    „Griff in die Geschichte“ ist ein würdiger Preisträger des DeForest Kelly Award. Auch bei mir rangiert sie ziemlich weit oben, besonders wegen des so gelungenen dramatischen Endes.
    Das einzige Problem, das ich mit der Story habe, liegt wieder an meinem Faible für Geschichte. Ich glaube nämlich nicht, dass Keelers Friedensbewegung den Angriff auf Pearl Harbor überlebt hätte. Tatsächlich gab es zu der Zeit in den USA so eine Art pazifistische bzw. isolationistische Haltung. Roosevelt gewann seinen Wahlkampf 1940 u.a. mit dem Versprechen, keine US-Soldaten nach Europa zu schicken. Aber nach dem als heimtückisch empfundenen Angriff der Japaner schlug die öffentliche Meinung um. Demnach wäre Ediths Tod also ziemlich sinnlos gewesen.
    Während des Hörens habe ich schon an meinem Kommentar gebastelt und ich habe überlegt, ob ich die Buchempfehlung mit hineinbringen soll, aber da kam sie dann doch noch in buchstäblich letzter Minute. Ich bin allerdings nicht so begeistert wie du, Sebastian, ich fand den Roman ziemlich langatmig, was vielleicht auch an der Verknüpfung der beiden Zeitebenen lag. Leider weiss ich nicht mehr, wie der Autor das „Pearl Harbor Problem“ gelöst hat.
    Es gibt jedoch eine hübsche Kurzgeschichte in „Strange News Worlds“ Band II mit dem Titel „Triptych“, in der erzählt wird, was die anderen taten als Kirk und Spock scheiterten.

    Jetzt seid Ihr also mit der ersten Staffel schon auf der Zielgeraden Toll! Weiter so, nicht schlapp machen!!! :-):-):-)
    Schüchterne Frage: Können wir vielleicht zwischen den Staffeln mit einer Sonderfolge rechnen, die wir schon so sehnsüchtig erwarten?
    Wenn nicht, ist auch gut. Nur kein Druck, ganz locker bleiben:-)

    LL&P
    Eure Bridge

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    1. Sebastian

      Mahlzeit Bridge,

      ein bisschen musste ich mir die Ohren zuhalten, während ich Deinen Beitrag las, weil ich die aktuelle Discovery-Episode noch nicht sah. (Eine Handvoll Trek-Freunde rudeln sich alle zwei Wochen dienstags in meinem Wohnzimmer – Stichwort Pizza und Doppelfolge. Ich warte also noch sechs Tage.) Aber alles gut, ist ja kein fieser Spoiler.

      Dein Hinweis auf Pearl Harbor ist sehr treffend. Die Wirkkraft dieses Ereignisses war zu groß, als dass die USA, die ja auch ohne Keeler von Kopf bis Fuß auf Frieden eingestellt waren, nicht Japan den Krieg erklärt hätten. Das lässt sich höchstens mit dem Schmetterlingseffekt wegerklären, also dass sich Pearl Harbor im Überlebensfall Keeler gar nicht ereignet hätte, warum auch immer. Spannend.

      Eine Sonderfolge zwischen den Staffeln fänd ich auch toll, aber dafür gehen wir gerade zu sehr am Limit. Simon mehr noch als ich. Realistisch betrachtet sehe ich unsere nächste Spezialausgabe auf dem Gabentisch. Aber vielleicht gibt es ja noch vor nächstem Dienstag eine kleine Überraschung von uns. *mysteriös guck*

      Bis die Tage,
      Sebastian

      1. timemastertim

        Wirklich spannend…

        Ich bin wahrlich kein Historiker, vielleicht (wahrscheinlich) ist das jetzt totaler Bullshit. Aber vielleicht geht Nazi-Deutschland in dieser Zeitlinie angesichts des „pazifistischen“ Amerika keinen Pakt mit Japan ein und werkelt stattdessen an der Atombombe. Dieses Japan fühlt sich mangels Rückhalt der Achsenmächte nicht stark genug für den Angriff. Auch könnte sich die Vorgeschichte zu Pearl Harbour mit den alternativen USA als Verhandlungspartner der Japaner anders entwickelt haben.

        Oder auch: Der Angriff auf Pear Harbour findet statt wie in unserer realen Zeitlinie, aber Deutschland hat bereits die Bombe, der die Amerikaner dann nichts mehr entgegenzusetzen haben.

        Wahrscheinlich ist wohl, dass die Autoren sich das nicht so haarklein überlegt haben und tatsächlich auf etwas wie den „Schmetterlingseffekt“ zählten (wohl nicht unter dem Namen, die Idee kam erst in den 70ern auf).

        Tim

        1. Sebastian

          Danke Dir, Tim, das sind wirklich gute Überlegungen – wir haben aber auch einfach die fittesten Hörer.

          Gerade lese ich wieder den von mir erwähnten Roman und eventuell gibt es da eine zwar nicht kanonische, aber immerhin lizenzierte Erklärung. Es ist elf Jahre her, dass ich ihn las, seitdem habe ich vieles vergessen.

          1. Parlatio

            Was? Nur 13 Kommentare, und das bei der Folge? Wahrscheinlich will sich keiner die Finger verbrennen. Mache ich das halt. 😉

            Aber vorher noch was zum Pearl Harbour Problem:
            Japan hat ja Amerika auch nicht mal einfach so aus Jux und Dollerei angegriffen. Man hatte wahrscheinlich einfach „die Schnauze voll davon“, daß sich die Amerikaner in ihre Angelegenheiten eingemischt haben, oder so. Das konnten die nämlich schon immer gut. Die genauen Gründe lese man bitte in einem Geschichtsbuch nach. Transportiert wird ja immer nur die Sicht der Sieger. Wer von uns kann schon aus erster Hand sagen, was vorher wirklich alles zwischen den beiden Ländern vorgefallen ist? (Ich will hier sagen, daß es keine saubere Schwarz/Weiß-Trennung in Gut und Böse gibt. So einfach funktioniert die Welt nicht. Schade eigentlich.)

            Und wenn Edith Keeler hier den Präsidenten beeinflusst hätte, man hätte sich vielleicht aus dem aufkeimenden Konflikt herausgehalten, wegen dem Pazifismus.

            Klingt das schlüssig?

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    2. Nelson

      Hallo ihr Beiden. Ich habe nur eine Kleinigkeit. Ein oft gebrauchtes Motiv wird Topos genannt und nicht Tropos. 🙂
      Danke für eure tollen Folgen.

  2. Bridge66

    Hallo, Sebastian,

    Sorry für den „Spoiler“. Ich hab gedacht, das wäre gerade noch zu vertreten, sonst wäre ich geplatzt. 🙂

    Bin gespannt, aber wie gesagt, nur kein Druck, Hauptsache ihr bleibt am Ball.

    LL&P
    Bridge

  3. bjoernhh

    Ich habe diese tolle Episode an einem regnerischen Sonntag zusammen mit meiner Freundin geguckt, die nicht so sehr der Star-Trek-Fan ist (obwohl sie vor Jahren DS9 mit mir vollständig geguckt hat), da ich finde, dass sie die „Klassiker“ unter den Episoden ruhig mal mitgucken kann. Nach ca. 10 Minuten kam mit Blick auf die Classic-Uniformen von ihr der Kommentar: Irgendwie habe ich plötzlich Lust, schon meinen Pyjama anzuziehen. 🙂

    Und als McCoy in der Vergangenheit auf Rodent trifft und lustige Fragen stellt, fiel mir diese lustige Geschichte wieder ein, die mal als Mail oder so rumging: Unter dem Thema „10 Dinge, die Du tun kannst, um Deine Mitmenschen zu verunsichern“ war mal der Vorschlag: Stürze in einen Laden voller Menschen, rufe laut: „Welches Jahr haben wir?“ Nach der Antwort renne schreiend fort: „Es hat funktioniert!“ Die Idee fand ich immer super!

  4. Volker

    Hast du an der Stelle, bevor Kirk und McCoy das Portal passieren gefragt: „Und wo gehen Riker und Chekow nun hin ?“

    Übrigens eine Strichliste mit den unbeholfenen Karate Handkanten Schläge von Kirk, wäre mal Interessant 🙂

    1. Sebastian

      Na klar hab ich das gesagt! Wenn wir schon ständig die Namen verheddern, dann richtig.

  5. Brigitte Heyer

    Nachtrag des A&A-Offiziers:

    Vor Kurzem (23. 07. 18) haben die Jungs vom „Discovery Panel“ diese Episode unter der Rubrik „Lieblingsfolgen“ (Ep. 4) besprochen. Sehr interessant.
    Im darauf folgenden Podcast haben sie dann einen Geschichtslehrer als Gast gehabt, der noch ein paar Hintergrundinformationen geliefert hat, die hier bisher noch nicht angesprochen wurden, vor allem zu der Frage, ob und wenn ja wie weit die Nazis mit ihren Forschungen an der Atombombe wirklich waren.

    LL&P
    Bridge

  6. Helmut

    Boaah, was für ein langer Cast. Aber das ist wohl wie wenn man schnell mal ein paar Zeilen schreiben soll über ein Thema für das man sich zufällig selbst interessiert. Plötzlich sind 20 Seiten voll bevor man es merkt.
    Auch diesmal habe ich wieder von euch gelernt. Runes oder Ruins? Witzig. So schreibt man TV-Geschichte. Auch der Hintergrund über das ursprüngliche Skript und seine Wandlung bis zur fertigen Folge war wirklich interessant.
    Warum durfte Uhura auf die Aussenmission? Völlig klar. Janice war nicht mehr da und wenn Scotty gesagt hätte „Captain ich habe Angst“ dann hätte das irgendwie doof ausgesehen. Nicht nur in den 60ern.
    Damit ist Scotty gleich mit erklärt. Die drei A-Jungs sind alle in der Vergangenheit, also muss ein B-Junge mit, um die Hand von Janice/Uhura zu halten. Sulu ist krank, bleibt nur Scotty.
    Die beiden Sicherheitsfuzzies als C-Jungs kann man vergessen, die landen früher oder später unter einer Säule oder erschiessen sich gegenseitig.
    Fragt sich nur wer jetzt auf der Enterprise die Stellung hält. Wahrscheinlich ein virtueller prä-Chekov, den es ja laut Khan doch schon heimlich in der ersten Staffel gegeben haben muss, auch wenn ihn außer Khan dort keiner gesehen hat.
    Alles so Dinge, über die ich eigentlich erst durch euren Podcast nachdenke.
    Dann aber doch mal zur eigentlichen Folge.
    „Die Stadt am Rande der Ewigkeit“, erster Band der Bastei Fotoromane, das war mein Einstieg in die Folge.
    Keine Blondine der Woche, nicht mal blond gefärbt. Zum Glück. Joan Collins als Edith Keeler. Das Biest mal völlig anders. Zwar lag Alexis Carrington noch in der Zukunft, aber schon vorher hat sie in diversen Rollen nicht gerade Sympathie verbreitet. Hier gibt sie überraschend die erste glaubwürdige positive Frauenrolle in Star Trek. Kein Dummchen, das die A-Jungs anhimmelt. Edith weiß was sie will, was sie nicht will und im Rahmen ihrer Möglichkeiten auch wie sie es erreichen kann. Aber das eben mit den anderen und nicht über sei hinweg.
    Für Kirk auch mal was Neues, aber er kann sich dann doch gut arrangieren. Schade dass nichts draus werden darf. Auf Dauer wäre das zu teuer, also muss der Gaststar unter die Räder und die Blondinen dürfen weiter schmachten. Noch nie kam Kirk so glaubwürdig als Mensch rüber anstelle als blosse Klischeefigur. Auch McCoy war besser als je zuvor. Nur Spock kommt diesmal etwas kurz, er muss sich auf einige ironische Einwürfe beschränken.
    Größter Kritikpunkt – wie ihr gut herausgestellt habt – ist das Timing der Folge. Das Ende ist zu eng und hektisch. Ein Zweiteiler wäre definitiv besser gewesen, wenn am Ende der Staffel kein Platz mehr war hätte man alles auch auf Staffel 2 schieben können. Aber wahrscheilich wäre Joan Collins für zwei Folgen zu teuer gewesen.
    Auf jeden Fall das Beste was Star Trek bisher zu bieten hatte und eine eurer besten Podcast-Folgen.
    Blöd ist nur, dass jetzt erst mal keine Steigerung mehr kommen kann, aber Staffel 2 ist nah.

  7. Michael Kleu

    Der englische Titel „The City on the Edge of Tomorrow“ hat zwar nicht zwingend Sinn, klingt aber sehr poetisch. Der deutschte Titel „Griff in die Geschichte“ ist hingegen sachlich richtig, aber völlig unispiriert.

    Sehr spannende Folge mal wieder von Euch! Und cool, dass Ihr Riker und Chekov mit eingebaut habt 😉

  8. Parlatio

    Teil 2: (Liest wahrscheinlich eh keiner mehr.)

    Diese Stelle in der die Frage ist, ob Edith Keeler lebt oder stirbt, ist, meiner Meinung nach, *exakt* der Moment, in dem eine mögliche Parallelrealität entsteht (In Star Trek). Die Nazis gewinnen, und was daraus entsteht, lernen wir dann etwas später als das böse Mirror-Universum kennen. So führt eins zum anderen.

    Aber hätte Edith Keeler wirklich sterben müssen? Nein! Es wäre völlig ausreichend gewesen, sie von der Bildfläche verschwinden zu lassen. Zum Beispiel dadurch, daß man sie mit zurück durch das Zeittor nimmt. (Eine Lösung die Q in „Star Trek: Borg“ finden wird, anstatt einfach alle umzubringen.)

    Vielleicht später mehr, wenn mir eine einfache Art der Formulierung einfällt…

    1. Simon

      Keine Sorge – wir lesen auch „alte“ Kommentare. 😉

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  9. Mister Incredible

    Moin zusammen! Erst in meiner Beinfraktur-Corona-Pause ab 2020 bin ich im Zuge meiner Startrek-Nachhol-Arbeit auf die Folge gestoßen und sehr tief berührt von Story und schauspielerischer Leistung. Auch beim ersten Gucken hatte ich gedacht „wie, das kann man doch nicht in eine so kurze Episode pressen“. Aber man weiß es nicht, denn das Gute kommt ja sehr oft nur in kleinen Mengen und wenn es ein Zweiteiler geworden wäre (Cliffhangeroptionen gab es genügend), wer kann wissen, ob die Qualität gehalten worden wäre? Ich denke, dass alle Beteiligten damals keinen Schimmer davon hatten, dass sie dabei waren ein Universum für Generationen bis hin zu beruflicher Inspiration von Millionen zu erschaffen. Hätten sie es geahnt, was wäre das Resultat gewesen? Vielleicht macht genau das den Reiz aus, dass dieses langlebigste Unterhaltungsphänomen der Fernsehgeschichte quasi als „Betriebsunfall“ entstand, und die Fans ein entscheidender Schubfaktor waren.

    Das Einschleichen Kirks und Spocks in den Keller und die Entdeckung durch Edith… das kam mir aus einem Western so bekannt vor, den ich aber nicht durch Stichwortgoogeln finden kann. Hier versteckt sich der Held auch in fremdem Keller, futtert ein Weckglas Pfirsiche leer, lobt deren Qualität und bandelt in der Folge dann auch mit dieser schönen Lady of the House an. Ich komm nicht drauf. Hattet Ihr auch so ein Déja-Vu?

    Tolle Besprechung übrigens! Es tut gut zu hören, wie sehr echte Trekkies von Star Trek mitgerissen werden. Das hat mir damals, ab 1972, als ich augenblicklich Fan wurde bei der ZDF-Erstausstrahlung sehr gefehlt, mich austauschen zu können. Umso besser, dass es heute, im Endspurt zum Rentenalter, so schöne Möglichkeiten gibt.

  10. Silke Schulze

    Moin Moin,

    gerade zum zweiten Mal diese Woche Eure Besprechung zu „City on the edge of forever“ gehört, nachdem ich mir die Folge am letzten Wochenende nochmals angeschaut habe. Eigentlich sollte sie da nur ein kleines Betthupferl sein. Ich kam aber arg ins Grübeln. Diese Folge wurde im April 1967 ausgestrahlt. Zu dieser Zeit nahmen die Anti-Vietnam Demonstrationen in den USA Fahrt auf und die Friedensbewegung wuchs. Will mir die Episode vor diesem Hintergrund nicht sagen, dass der Einsatz der Truppen in Vietnam eine Notwendigkeit ist, dass Pazifismus keine Lösung sein kann gegen die Ausbreitung des Kommunismus, dass Amerika die Welt, auch durch perönliche Opfer, retten muss? Nehmen sie hier den 2. Weltkrieg, der, aus Produktionssicht, in der Vergangenheit liegt, nicht nur als Beispiel für eine (damals) aktuelle politische Situation? Ich hatte hier nicht das Gefühl, dass es explizit um den 2. Weltkrieg gehen sollte, er sollte nur warnendes Beispiel sein. So bekam die Folge auf einmal einen leichten Beigeschmack der Kriegswerbung für mich, den ich voher noch nie gesehen hatte. Sie werden später in der Serie andere Wege beschreiten, wie z.B. sehr deutlich mit „Let that be your last battlefield“, aber hier trübt es meinen Blick auf eine Folge die ich sehr liebe doch ein wenig. Auch deshalb weil TOS sehr mit ihrer Produktionszeit verbunden ist und politische Aussagen treffen will.

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    1. Kleiner Bruder

      Hi,

      Das finde ich eine bemerkenswerte Beobachtung. Mir war damals bei „The Savage Curtain“ (und anderen Episoden) ähnliches aufgefallen. Aber bei dieser Folge ist mir das bei der gezeigten Dramatik und Emotionalität nie aufgefallen.

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  11. Captain Benson

    Sodele, jetzt habe ich auch endlich mal diesen Klassiker bewusst gesehen und konnte auch Euren Podcast dazu hören und einschätzen.
    Sicher ist diese TOS Folge ein Highlight der ersten Staffel und der Serie. Ich muss jedoch sagen, dass die Folge ihrem Leuchtturm-Ruf für mich nicht gerecht wird.
    Die Folge braucht sehr lange, um ihren Erzählrhythmus zu finden. Am Anfang vertrödelt die Story viel Zeit, die ihr später fehlt, um ihrem Thema gerecht zu werden. Die Suche nach McCoy auf der Enterprise und dem Planeten wird unnötig in die Länge gezogen – Uhura und Scotty werden mit auf den Planeten genommen, spielen dann aber überhaupt keine Rolle.
    Dafür hetzt die Story dann durch das Mysterium nach Edith Keelers Rolle in der Geschichte und die persönliche Betroffenheit von Kirk. Muss sie sterben, muss sie am Leben bleiben, wird Kirk seine Liebe ggf. sterben lassen oder nicht…. Die Story nimmt sich viel zu wenig Zeit, sich diesen Fragen zu widmen und sie ausreichend zu diskutieren. Was hätte uns TNG bei einer vergleichbaren Ausgangslage für tiefgründige Diskussionen beschert und moralische und ethische Fragen durchgespielt. Wahrscheinlich wäre es sogar dazu gekommen, dass Edith Keeler von der Frage erfährt und aktiv in die Diskussionen mit einbezogen worden wäre. Hier entscheiden aber Männer über das Schicksal von Edith – sie hat kein Mitspracherecht und kann für sich keine Entscheidung treffen.
    Auch der Humor ist für mich in der Folge unpassend. Das Schau- und Zusammenspiel von Shattner und Nimoy und die musikalische Untermalung erwecken immer wieder den Eindruck, als hätte Edith Jack Klugmann und Tony Rendall aus der Männerwirtschaft im Keller entdeckt. Natürlich kann man Humor mit ernsthaften Themen verbinden – dafür muss der Humor aber intelligent entwickelt und nicht so Sitcom-esk albern sein.
    In dieser Folge steckt das Potential für großartiges Star Trek, aber leider wurde es verstolpert. Aber die Zeit wird kommen.

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  12. Hannah

    Ich habe vor einigen Jahren viele Star Trek Bücher (Romane) gelesen, weil sie mir immer wieder interessante Hintergründe vermittelten. Leider komme ich seit einiger Zeit nicht mehr dazu, da ich viel Fachliteratur für meinen Beruf und die Uni lesen muss. Ich kann mich aber noch gut daran erinnern, die drei Bücher „Feuertaufe“ gelesen zu haben, die mir alle drei ausgesprochen gut gefallen hatten und die eine alternative Zeitlinie beschreiben, die entstanden wäre, wäre Edith Keeler gerettet worden. Diese drei Bücher werden jeweils aus verschiedenen Perspektiven geschrieben und zwar aus jenen von Dirk, Spock und McCoy. Es ist interessant die Leben der drei Protagonisten zu verfolgen, bis zu ihrem Tod, lange nach ihrem Dienst in der Sternenflotte. Besonders gefallen hat mir die Beschreibung der Freundschaft Spocks und McCoys am Ende ihrer Lebens. Wem City on the Edge Forever gefallen hat, könnte durchaus in Betracht ziehen diese drei Bücher (alle erhältlich als E-Books) zu lesen. Ich hatte viel Freude dabei.

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  13. Tomatohead

    Liebe alle,

    ich habe gerade zum zweiten Mal diese Podcast-Folge gehört und bin in die Kommentare gekommen, um zu sehen, wer vielleicht schon zum Thema „Edith hätte ja sowieso sterben mussen“ und „Warum wäre sie ohne Zeitreise überhaupt über die Straße gegangen“ kommentiert hat.
    Siehe da, super spannende Diskussionen und Einblicke in die politischen Umstände in der Entstehungszeit der Geschichte (vielen Dank an die Kommentierenden dafür! ) aber zu dieser Zeitreise- Logik noch nichts.

    Meiner Meinungs nach ist genau diese Frage eben ein sehr schönes Beispiel für folgende Auslegung von Zeitreisen: In Welten, in denen Zeitreisen existieren, werden diese Teil dieses Zeitstrahls. Edith wäre ohne die Zeitreise eben nicht (zu diesem Zeitpunkt und auf diese Art und Weise) gestorben. In der Welt, in der unsere Protagonisten leben, WAREN Kirk, Spock und McCoy eben in den 30er Jahren. Sie wussten das bis zum Zeitpunkt, in dem sie ihre Zeit verlassen, nicht. Aber alles, was zwischen Edith und den dreien passiert ist, ist schon lange vor der Geburt der drei passiert. Wäre das nicht so passiert, würden wir uns in einem anderen Zeitstrahl befinden.

    Es ist die alte Geschichte von „Du kannst dein Schicksal nicht ändern. Wenn du es kennst und versuchst es zu ändern, führt genau dieser Versuch dazu.“ Dazu gibt’s doch auch griechische Mythen, oder? Bin da nicht sattelfest und habe gerade keine Lust zu suchen. 🙈

    Und noch ein Gedanke zu eurer Diskussion darüber, ob jeder Mensch in der Geschichte wichtig sei, oder ob alles zufällig sei: Das widerspricht sich doch beides gar nicht. Selbst wenn ein Mensch keine „Aufgabe“ hat, kann das Fehlen dieses Menschen die Geschichte verändern. Dinge können zufällig sein UND Konsequenzen haben.

    Danke für eure tolle Besprechung, Simon und Sebastian und nochmal ein großes Danke an die vorherigen Kommentierenden für die interessante historische Perspektive.

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    1. Parlatio

      Geschichten über selbsterfüllendes Schicksal gibt es wirklich noch und nöcher. Nicht nur bei den ollen Griechen.

      Zu der Frage die „unwichtigen“ Menschen (wie sich dort Donna offenbar oft fühlt) betreffend – und auch Zeitreisedilemma – kann ich dir die Folge „Turn Left“ von Doctor Who empfehlen. Den deutschen Titel habe ich allerdings gerade nicht im Kopf.

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      1. Hannah

        Diese Doctor Who-Folge ist eine meiner Liebsten. Als Donna mit ihrer Mutter im Auto an der Kreuzung steht und sich entscheiden muss, hat das eine richtige Gedankenkaskade in meinem Kopf ausgelöst

    2. Don

      Es ist die alte Geschichte von „Du kannst dein Schicksal nicht ändern. Wenn du es kennst und versuchst es zu ändern, führt genau dieser Versuch dazu.“
      Wobei hier ja genau das Gegenteil passiert. Das Schicksal und die Zeitlinie wurde bereits geändert, wie am Anfang der Folge durch einen wunderschönen Schwenk in den Nachthimmel verdeutlicht wird. Und Kirk und Spock sind nun bestrebt, genau dies rückgängig zu machen.
      Man könnte natürlich argumentieren, McCoy ist schon immer in der Zeitlinie zurückgesprungen und hat die Zeitlinie verändert, sodass sie wieder geheilt werden musste. Aber dieses „musste“ ist überhaupt nicht vorgegeben, Kirk und Spock hätten sich auch dagegen entscheiden, in ihnen genehme Zeiten springen und ihr Leben leben können, wie sie es ja auch den anderen im Team empfahlen. Diese Entscheidung zum Heilen trafen Kirk und Spock freimütig! Sie hatten dafür aber auch eine starke Motivation, weil sie sonst nie wieder vom Planeten weggekommen wären.
      Bei „Yesteryear“ war das dagegen nicht ganz so klar, denn man hätte zur Not mit der geänderten Zeitlinie, die ja auch überhaupt nur von den beiden Zeitreisenden wahrgenommen wurde (auch dies eine klare Umdrehung zur TCOTEOF-Folge), leben können. Dass man seinem Schicksal nicht entrinnen kann bzw. was überhaupt sein Schicksal ist, ist hier also gar nicht so eindeutig!

      Das Thema wird ja in Kürze sehr spannend auch in „Past Tense“ aufgegriffen werden.

      Selbst wenn ein Mensch keine „Aufgabe“ hat, kann das Fehlen dieses Menschen die Geschichte verändern. Dinge können zufällig sein UND Konsequenzen haben.
      Das sehen wir ja auch in der „Year of Hell“-Episode von Voyager, in der selbst kleinste Änderungen größtmögliche Auswirkungen haben können.

      1. Parlatio

        Ein Butterfly-Effekt? Wenn ich nur einen aus der Gleichung nehme…
        Natürlich könnte man auch einfach sagen, daß das „Drehbuch“ des Universums bereits geschrieben ist, und man gar keine abweichende Entscheidungen treffen kann. Oder wenigstens wie bei einem Storyboard, wo bestimmte Schlüsselszenen vorgegeben sind, und es egal ist, womit die Szenen dazwischen gefüllt werden. Hauptsache das Ergebnis stimmt.

        Wenn ich mich recht erinnere, wurde in TNG irgendwann implementiert, daß die Q auf so etwas acht geben. Auch wenn Q in „Das Herz eines Captains“ meint, Picard wäre völlig unwichtig. Wenn das so wäre, würde er sich nicht immer wieder einmischen, so wie in der Finalfolge.

  14. Hannah

    Es gibt eine ähnliche Folge bei DS9 in welcher Seven immer wieder, mit Zeitagenten der Sternenflotte aus der Zukunft, zurückspringt – aber um das zu korrigieren was zuvor durch einen anderen Sternenflottenmitarbeiter verändert wurde. Diese Folge fand ich auch ganz nett.

  15. Ohrwell

    Es tut mir leid, wenn ich bei der allgemeinen Begeisterung für diese Kult-Folge querschießen muss; aber ganz kann ich den Rummel um ‚The City on the Edge of Forever‘ nicht nachvollziehen. Die Episode ist nicht schlecht, aber einige Dinge haben bei mir doch Stirnrunzeln ausgelöst: am bedenklichsten finde ich die Art und Weise, wie unser Schiffsarzt den Verstand verliert, arg konstruiert: er fällt wie ein Tolpatsch a la Jerry Lewis in seine eigene Spritze hinein! Kirk und Spock müssen sich mal wieder in der Vergangenheit zurechtfinden, was nicht nur auf Kalauer ausgelegt ist, das finde ich positiv, da hat man sich zur Abwechslung ernsthaft damit beschäftigt. Die Romanze zwischen Kirk und Edith, das Zaudern, sich nicht in den Verlauf der Geschichte einzumischen, das wird schon ziemlich in die Länge gezogen. Das dramatische Ende und dass es diesmal kein heiter erleichtertes Aufatmen gibt, macht dann doch vieles wieder wett.

    Wie gesagt, keine schlechte Folge, aber auch keine, die jetzt diese ganze Aufmerksamkeit notwendig hätte.

    1. Parlatio

      Bitte, bitte. Hätte jeder die selbe Meinung wäre eine Diskussion ja überflüssig.
      Zum Beispiel sind mir normalerweise die lustigen Folgen lieber als die tragischen.
      Ich bin gar nicht mal sicher, wie viele Folgen übrig bleiben würden, sollte man nur die herausfiltern, welche in allen Belangen top sind.

      Wahrscheinlich ist Star Trek etwas, das man besser nicht als einzelne Folgen betrachtet oder liebt, sondern als Gesamterlebnis. So im Sinne von „das Mosaik ist nur als Ganzes schön, nicht als Ansammlung von bunten Steinchen“?

      1. Hannah

        Genau so sehe ich es auch. Den Vergleich mit dem Mosaik finde ich sehr schön

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  16. Ohrwell

    Vielleicht noch ein kurzer Nachtrag: mir ist in anderen Folgen nie aufgefallen, dass Leonard Nimoy geschminkt ist, damit seine Haut einen grünlichen Teint besitzt. Hat man da in der Remastered-Version irgendwie getrickst?

    1. Parlatio

      War Spock nicht ursprünglich mal leicht grün geplant? So in den Pilotfolgen wo es Kirk noch nicht gab? Tausend mal gehört, und tausend mal wieder vergessen. Sorry

  17. Ohrwell

    @Parlatio: Wenn man bedenkt, dass an den Episoden immer wieder verschiedene Autoren geschrieben haben, ist es eigentlich erstaunlich, dass sich doch so etwas wie ein roter Faden bildete.

    Stichwort Spocks Makeup: Ich war bis dato eigentlich immer der Meinung, dass aufgrund seines ’natürlichen‘ Aussehens, bis auf die Ohren und den Haarschnitt, an Nimoy nur sehr wenig verändert werden musste. Aber in dieser Folge sieht man deutlich, dass sie ihm einen grünlichen Teint verpasst haben.

    1. Parlatio

      Drr rote Faden kommt vielleicht teilweise von dieser „Star Trek Writers Bible“, in der die Grundlagen des Universums und der Charaktere festgelegt waren. Außerdem war da ja auch noch Gene Roddenberry persönlich, um mit Adleraugen über „sein Baby“ zu wachen, anders als heute. Dazu gab es vor gar nicht sooo langer Zeit mal eine interessante Doku-Reihe im Free-TV. (Inside Star Trek)

      Makeup: Ist natürlich eine Zeit- und Kostenfrage. Deshalb sehen in ToS die Klingonen noch eher wie Mongolen, oder so, aus. Und deswegen sind fast alle Aliens humanoid. Für die Filme hat man sich dann noch etwas mehr ins Zeug gelegt. Aber so was wie Yaphit aus „The Orville“ wäre wahrscheinlich unmöglich (oder lächerlich) gewesen. Jetzt kann man alles mal schnell durch den Computer jagen – damals mußten die Leute stundenlang still sitzen um geschminkt zu werden, und dann den ganzen Tag in der Hitze der Scheinwerfer mit diesem „Gummizeug“ rumlaufen. Denk mal an die Risa-Folge von DS9, wo Dax im Badeanzug unterwegs war. Das Kopf-bis-Fuß Punktemuster mußte ja auch täglich neu (und möglichst gleich) gemacht werden. Puh!
      Trotzdem irgendwie schade. Die ganze Mühe, die man sich früher gemacht wurde, fehlt schon irgendwie. Gerade bei Kostümen und Modellen. (Deswegen sieht die Orville auch so gut aus. Da wurde auch ein Modell gebaut.)

      Die Grünfärbung bei Spock, als vulkanisches Erbe (Vulkanisches Blut ist ja grün.), stelle ich mir noch relativ einfach vor. Aber wie hätte das bloß bei Tuvok ausgesehen?

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